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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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Lage der einzelnen Gemeinden sehr verbessert habe. Dieses Zugeständniß wurde mit
lauten und wiederholten ChecrS von Seiten der Opposition begrüßt, schien aber auf
den ministeriellen Bänken einige Überraschung hervorzubringen.
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Der erste Eindruck von Herrn Disraelis Finanzplan war ein ziemlich günstiger,
aber der Rückschlag trat sehr bald ein. Man bezweifelt mit Recht, daß die Herab¬
setzung der Malz- und Hopsensteuer dem Consumenten einen erheblichen Vortheil bringen
werde, und hebt dagegen hervor, daß der Pächter nicht durch die Verminderung beider
Steuern um die Hälfte, sondern nur durch die gänzliche Abschaffung der einen oder der
andern die ihm sehr dringend zu wünschende Erleichterung finden könne/ Denn bei dem
Fortbestehen der, wenn auch verminderten Steuern, bliebe die ganze lästige Acciscmaschinerie
bestehen, welche ihnen nicht einmal erlaubt, Hopfen zu bauen, oder zum Privatgebrauch
zu malzen, ohne sich der Aufsicht eines Accisebeamter zu unterwerfen. Am meisten
wird die Haussteuer angegriffen, denn man findet in ihr eine Begünstigung des Landes
gegen die Stadt, indem der Satz von 10 Pfd. alle Häuser in der Stadt einschließe,
aber sämmtliche Cottages, -- das Eigenthum der Grundherren und Farmer -- unbe-
stcuert lassen werde. Dazu kommt noch, daß derselbe Hauspächter, den die neue Haus¬
steuer trifft, zum ersten Mal auch mit der Einkommensteuer belastet wird, von der er
bisher befreit war. Die Verminderungen treffen alle indirecten Abgaben, während die
Erhöhungen in baarem Gelde aus der Tasche gezahlt werden müsse" -- ein Unterschied,
der keineswegs geeignet ist, eine Steuerreform pvpulair zu machen. Es haben auch bereits
in den Städten zahlreiche Volksversammlungen stattgefunden, die sich aus das Ent¬
schiedenste gegen die Hausstcuer in dieser Gestalt erklären, und bei dem großen Einfluß
der 10 Pfd. Hausbesitzer auf die städtischen Wählerschaften können ihre Vertreter im
Parlament nicht taub gegen ihre Vorstellungen bleiben. Die Opposition, die von dieser
Seite zu erwarten steht, ist so stark, daß mau sich schon aus eine Niederlage des
Ministeriums gefaßt macht, und daß selbst die Times, die seit Disraeli's Bekehrung zum
Freihandel diesem nicht ungünstig gesinnt ist, Speculation über die Zusammensetzung
eines neuen Ministeriums Russell anstellt. Sie hält eine Combination der Whigs unter
Russell mit Hinweglassung der durch Alter oder Temperament untauglich gewordenen
Mitglieder seines frühern Ministeriums, der Pcelitcn und einiger Mauchestcrleute, wie^
Cobden und Vright, für möglich, scheint übrigens über diese Aussicht nicht sehr begeistert
zu sein. Morning Chronicle dagegen nennt die Vermuthung der Times, daß Cobden
und Bright eine Stelle in dem neuen Cabinet bekommen würden, einen perfiden Schreck¬
schuß dieses Blattes, um Schwankende, die sich vor dem Gespenste der Manchester-
dcmokratie fürchten, in das ministerielle Lager hinüberzuscheuchen. Sie glaubt unter den
rüstigem Whigs und unter den Peeliten Elemente genug zu einem tüchtigen Ministerium
zu finden. Die Budgetdebatte hat bereits am 10. begonnen, aber noch keine ent¬
scheidende Wendung genommen.

Wenn das Ministerium! unbeschädigt aus der Budgetdebatte hervorgeht, so droht
ihm noch eine empfindliche Schlappe in der Untersuchung über die Rechtmäßigkeit der
Wahl des Mitgliedes für Derby, bei der sich der Kriegssecrctair des Ministeriums, Major
BcreSsord, allem Anschein nach der gröblichsten Bestechung schuldig gemacht hat. Schon
bei der vorigen Wahl 18i8 stand Major Bcresford in sehr verdächtiger Beziehung mit
einem Advocaten.Flewker in Derby, der für die conservative Partei in jener Stadt
Wahlangelegenhciten besorgte, und mit einem gewissen Fran, der Wähler sür die conserva-
tiven Kandidaten mit baarem Gelde -- zwei Guineen per Manu -- werben wollte, ver¬
handelte. Da Whigcandidaten gewählt wurden, scheint man ihn sür seine Bemühungen
nicht gehörig entschädigt zu haben; jedenfalls finden wir den ehemaligen Wahlagenten
der conservativen Partei die Hauptrolle bei der Verhaftung des conservativen Agenten
bei der diesmaligen Wahl spielen. Dieser heißt Morgan und hatte sein Hauptquartier
in einem Hinterstübchen der County Tavern in Derby ausgeschlagen, wo abermals Wäh¬
ler zu zwei Guineen per Kops geworben worden. Von Mr. Flewker angeführt, über-


Grenzvoten. IV. 1LSZ. KS

Lage der einzelnen Gemeinden sehr verbessert habe. Dieses Zugeständniß wurde mit
lauten und wiederholten ChecrS von Seiten der Opposition begrüßt, schien aber auf
den ministeriellen Bänken einige Überraschung hervorzubringen.
'

Der erste Eindruck von Herrn Disraelis Finanzplan war ein ziemlich günstiger,
aber der Rückschlag trat sehr bald ein. Man bezweifelt mit Recht, daß die Herab¬
setzung der Malz- und Hopsensteuer dem Consumenten einen erheblichen Vortheil bringen
werde, und hebt dagegen hervor, daß der Pächter nicht durch die Verminderung beider
Steuern um die Hälfte, sondern nur durch die gänzliche Abschaffung der einen oder der
andern die ihm sehr dringend zu wünschende Erleichterung finden könne/ Denn bei dem
Fortbestehen der, wenn auch verminderten Steuern, bliebe die ganze lästige Acciscmaschinerie
bestehen, welche ihnen nicht einmal erlaubt, Hopfen zu bauen, oder zum Privatgebrauch
zu malzen, ohne sich der Aufsicht eines Accisebeamter zu unterwerfen. Am meisten
wird die Haussteuer angegriffen, denn man findet in ihr eine Begünstigung des Landes
gegen die Stadt, indem der Satz von 10 Pfd. alle Häuser in der Stadt einschließe,
aber sämmtliche Cottages, — das Eigenthum der Grundherren und Farmer — unbe-
stcuert lassen werde. Dazu kommt noch, daß derselbe Hauspächter, den die neue Haus¬
steuer trifft, zum ersten Mal auch mit der Einkommensteuer belastet wird, von der er
bisher befreit war. Die Verminderungen treffen alle indirecten Abgaben, während die
Erhöhungen in baarem Gelde aus der Tasche gezahlt werden müsse» — ein Unterschied,
der keineswegs geeignet ist, eine Steuerreform pvpulair zu machen. Es haben auch bereits
in den Städten zahlreiche Volksversammlungen stattgefunden, die sich aus das Ent¬
schiedenste gegen die Hausstcuer in dieser Gestalt erklären, und bei dem großen Einfluß
der 10 Pfd. Hausbesitzer auf die städtischen Wählerschaften können ihre Vertreter im
Parlament nicht taub gegen ihre Vorstellungen bleiben. Die Opposition, die von dieser
Seite zu erwarten steht, ist so stark, daß mau sich schon aus eine Niederlage des
Ministeriums gefaßt macht, und daß selbst die Times, die seit Disraeli's Bekehrung zum
Freihandel diesem nicht ungünstig gesinnt ist, Speculation über die Zusammensetzung
eines neuen Ministeriums Russell anstellt. Sie hält eine Combination der Whigs unter
Russell mit Hinweglassung der durch Alter oder Temperament untauglich gewordenen
Mitglieder seines frühern Ministeriums, der Pcelitcn und einiger Mauchestcrleute, wie^
Cobden und Vright, für möglich, scheint übrigens über diese Aussicht nicht sehr begeistert
zu sein. Morning Chronicle dagegen nennt die Vermuthung der Times, daß Cobden
und Bright eine Stelle in dem neuen Cabinet bekommen würden, einen perfiden Schreck¬
schuß dieses Blattes, um Schwankende, die sich vor dem Gespenste der Manchester-
dcmokratie fürchten, in das ministerielle Lager hinüberzuscheuchen. Sie glaubt unter den
rüstigem Whigs und unter den Peeliten Elemente genug zu einem tüchtigen Ministerium
zu finden. Die Budgetdebatte hat bereits am 10. begonnen, aber noch keine ent¬
scheidende Wendung genommen.

Wenn das Ministerium! unbeschädigt aus der Budgetdebatte hervorgeht, so droht
ihm noch eine empfindliche Schlappe in der Untersuchung über die Rechtmäßigkeit der
Wahl des Mitgliedes für Derby, bei der sich der Kriegssecrctair des Ministeriums, Major
BcreSsord, allem Anschein nach der gröblichsten Bestechung schuldig gemacht hat. Schon
bei der vorigen Wahl 18i8 stand Major Bcresford in sehr verdächtiger Beziehung mit
einem Advocaten.Flewker in Derby, der für die conservative Partei in jener Stadt
Wahlangelegenhciten besorgte, und mit einem gewissen Fran, der Wähler sür die conserva-
tiven Kandidaten mit baarem Gelde — zwei Guineen per Manu — werben wollte, ver¬
handelte. Da Whigcandidaten gewählt wurden, scheint man ihn sür seine Bemühungen
nicht gehörig entschädigt zu haben; jedenfalls finden wir den ehemaligen Wahlagenten
der conservativen Partei die Hauptrolle bei der Verhaftung des conservativen Agenten
bei der diesmaligen Wahl spielen. Dieser heißt Morgan und hatte sein Hauptquartier
in einem Hinterstübchen der County Tavern in Derby ausgeschlagen, wo abermals Wäh¬
ler zu zwei Guineen per Kops geworben worden. Von Mr. Flewker angeführt, über-


Grenzvoten. IV. 1LSZ. KS
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/523>, abgerufen am 20.10.2024.