Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

wohnte. -- Es hatte sich also eine Gesellschaft von sieben Jägern zusammen¬
gefunden, um in einem kleinen Flusse, Namens Tiesic, eine am vorigen Abend
durch den Sauire selbst aufgefundene Otterfährte zu verfolgen und wo möglich den
schlauen Fischdieb zu erlegen.

Der Tiesie läuft eine lange Strecke durch flaches, etwas sumpfiges Laud,
dort aber, wo er zuerst seinen Lauf in wenn auch niedere, aber dennoch seine
Ufer steil begrenzende Hügel lenkte, dort hatte Mr. Halway die Spuren entdeckt,
und als am nächsten Morgen die Gesellschaft mit ihren Speeren und einer tüch¬
tigen Meute Hunde den Platz erreichte, bezeugten mehrere frische Gräten, die
an der linken Userbank unter einer kleinen Lindengruppe lagen, ihre Nähe.

Die Hunde wurden, kaum an dem Platz angelangt, schon unruhig, und nett
und Boney, ein Paar ausgezeichnete Otterfänger, schienen es besonders auf ein
kleines Schilfdickicht abgesehen zu haben, das sich der Lindengrnppe gegenüber befand.

Halway stimmte dafür, daß ein Theil der Jäger hinüber an's andere Ufer
waten,, und dort die Hunde unterstützen solle, es war aber noch beim Beginn der
Jagd und Alles--trocken, und da mo-indem denn Mehrere: "die Otter sei wahr¬
scheinlich an dieser Seite", wo ja auch die Gräten alle lagen und die meisten
Spuren waren; der gegenüberliegende Platz blieb also von den Jägern unbesetzt,
und am hohen Flußrande hingehend munterten sie durch Zurufe und den fröh¬
lichen Jagdschrei die immer hitziger und eifriger werdenden Hunde auf, den Feind
zu finden, damit sie ihn mit ihren Speeren verfolgen und erlegen könnten.

"S'ist nur ein Glück," meinte Dicksvn, einer von Halway's Nachbarn, "daß
sich die Otter nicht ein Paar hundert Schritte weiter'oben aufhält, der kleine
See dort würde alle unsre weiteren Versuche, ihrer habhaft zu werden, unnütz
gemacht haben, denn der Grund ist so schlammig, daß es wahrhaftig mit Lebens¬
gefahr verknüpft ist, sich nur bis an die Knie hineinzuwagen."

"Hahaha" lachte Merville, "davon weiß Dickson eine Geschichte zu erzählen.
Als wir das letzte Mal hier waren, stak er in dem Sumpfe drinnen und unsrer
Sechse haben mit Stricken und Seilen wol eine Viertelstunde lang gezogen, bis
wir ihn wieder heraus und aufs Trockene brachten."

"Ha -- was hat nett dort?" rief Blower -- ein anderer Gutsbesitzer aus
der Gegend -- "Wahrhaftig, Halway, ich glaube, Ihr habt Recht, die Otter sitzt
da drüben, ich werde hinüber waten."

Er war im Begriff, seinen Entschluß augenblicklich in's Werk zu setzen^ aber
zu spät. Die Otter hatte wirklich in jenem Schilfdickicht gelegen und wahrschein¬
lich die um sie herumsuchenden Hunde vorbeilassen, und dann zurück zu dem schützenden
See schwimmen wollen, wo jede weitere Verfolgung vergeblich gewesen wäre, das
wurde aber durch die Aufmerksamkeit Boney's, der durch derartige Kunstgriffe schon
mehrere Male getäuscht worden und nicht gesonnen schien, sich auf's Neue anführen
zu lassen, vereitelt, denn er und nett hielten sich fortwährend ziemlich hoch im


wohnte. — Es hatte sich also eine Gesellschaft von sieben Jägern zusammen¬
gefunden, um in einem kleinen Flusse, Namens Tiesic, eine am vorigen Abend
durch den Sauire selbst aufgefundene Otterfährte zu verfolgen und wo möglich den
schlauen Fischdieb zu erlegen.

Der Tiesie läuft eine lange Strecke durch flaches, etwas sumpfiges Laud,
dort aber, wo er zuerst seinen Lauf in wenn auch niedere, aber dennoch seine
Ufer steil begrenzende Hügel lenkte, dort hatte Mr. Halway die Spuren entdeckt,
und als am nächsten Morgen die Gesellschaft mit ihren Speeren und einer tüch¬
tigen Meute Hunde den Platz erreichte, bezeugten mehrere frische Gräten, die
an der linken Userbank unter einer kleinen Lindengruppe lagen, ihre Nähe.

Die Hunde wurden, kaum an dem Platz angelangt, schon unruhig, und nett
und Boney, ein Paar ausgezeichnete Otterfänger, schienen es besonders auf ein
kleines Schilfdickicht abgesehen zu haben, das sich der Lindengrnppe gegenüber befand.

Halway stimmte dafür, daß ein Theil der Jäger hinüber an's andere Ufer
waten,, und dort die Hunde unterstützen solle, es war aber noch beim Beginn der
Jagd und Alles—trocken, und da mo-indem denn Mehrere: „die Otter sei wahr¬
scheinlich an dieser Seite", wo ja auch die Gräten alle lagen und die meisten
Spuren waren; der gegenüberliegende Platz blieb also von den Jägern unbesetzt,
und am hohen Flußrande hingehend munterten sie durch Zurufe und den fröh¬
lichen Jagdschrei die immer hitziger und eifriger werdenden Hunde auf, den Feind
zu finden, damit sie ihn mit ihren Speeren verfolgen und erlegen könnten.

„S'ist nur ein Glück," meinte Dicksvn, einer von Halway's Nachbarn, „daß
sich die Otter nicht ein Paar hundert Schritte weiter'oben aufhält, der kleine
See dort würde alle unsre weiteren Versuche, ihrer habhaft zu werden, unnütz
gemacht haben, denn der Grund ist so schlammig, daß es wahrhaftig mit Lebens¬
gefahr verknüpft ist, sich nur bis an die Knie hineinzuwagen."

„Hahaha" lachte Merville, „davon weiß Dickson eine Geschichte zu erzählen.
Als wir das letzte Mal hier waren, stak er in dem Sumpfe drinnen und unsrer
Sechse haben mit Stricken und Seilen wol eine Viertelstunde lang gezogen, bis
wir ihn wieder heraus und aufs Trockene brachten."

„Ha — was hat nett dort?" rief Blower — ein anderer Gutsbesitzer aus
der Gegend — „Wahrhaftig, Halway, ich glaube, Ihr habt Recht, die Otter sitzt
da drüben, ich werde hinüber waten."

Er war im Begriff, seinen Entschluß augenblicklich in's Werk zu setzen^ aber
zu spät. Die Otter hatte wirklich in jenem Schilfdickicht gelegen und wahrschein¬
lich die um sie herumsuchenden Hunde vorbeilassen, und dann zurück zu dem schützenden
See schwimmen wollen, wo jede weitere Verfolgung vergeblich gewesen wäre, das
wurde aber durch die Aufmerksamkeit Boney's, der durch derartige Kunstgriffe schon
mehrere Male getäuscht worden und nicht gesonnen schien, sich auf's Neue anführen
zu lassen, vereitelt, denn er und nett hielten sich fortwährend ziemlich hoch im


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0234" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/95215"/>
          <p xml:id="ID_618" prev="#ID_617"> wohnte. &#x2014; Es hatte sich also eine Gesellschaft von sieben Jägern zusammen¬<lb/>
gefunden, um in einem kleinen Flusse, Namens Tiesic, eine am vorigen Abend<lb/>
durch den Sauire selbst aufgefundene Otterfährte zu verfolgen und wo möglich den<lb/>
schlauen Fischdieb zu erlegen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_619"> Der Tiesie läuft eine lange Strecke durch flaches, etwas sumpfiges Laud,<lb/>
dort aber, wo er zuerst seinen Lauf in wenn auch niedere, aber dennoch seine<lb/>
Ufer steil begrenzende Hügel lenkte, dort hatte Mr. Halway die Spuren entdeckt,<lb/>
und als am nächsten Morgen die Gesellschaft mit ihren Speeren und einer tüch¬<lb/>
tigen Meute Hunde den Platz erreichte, bezeugten mehrere frische Gräten, die<lb/>
an der linken Userbank unter einer kleinen Lindengruppe lagen, ihre Nähe.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_620"> Die Hunde wurden, kaum an dem Platz angelangt, schon unruhig, und nett<lb/>
und Boney, ein Paar ausgezeichnete Otterfänger, schienen es besonders auf ein<lb/>
kleines Schilfdickicht abgesehen zu haben, das sich der Lindengrnppe gegenüber befand.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_621"> Halway stimmte dafür, daß ein Theil der Jäger hinüber an's andere Ufer<lb/>
waten,, und dort die Hunde unterstützen solle, es war aber noch beim Beginn der<lb/>
Jagd und Alles&#x2014;trocken, und da mo-indem denn Mehrere: &#x201E;die Otter sei wahr¬<lb/>
scheinlich an dieser Seite", wo ja auch die Gräten alle lagen und die meisten<lb/>
Spuren waren; der gegenüberliegende Platz blieb also von den Jägern unbesetzt,<lb/>
und am hohen Flußrande hingehend munterten sie durch Zurufe und den fröh¬<lb/>
lichen Jagdschrei die immer hitziger und eifriger werdenden Hunde auf, den Feind<lb/>
zu finden, damit sie ihn mit ihren Speeren verfolgen und erlegen könnten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_622"> &#x201E;S'ist nur ein Glück," meinte Dicksvn, einer von Halway's Nachbarn, &#x201E;daß<lb/>
sich die Otter nicht ein Paar hundert Schritte weiter'oben aufhält, der kleine<lb/>
See dort würde alle unsre weiteren Versuche, ihrer habhaft zu werden, unnütz<lb/>
gemacht haben, denn der Grund ist so schlammig, daß es wahrhaftig mit Lebens¬<lb/>
gefahr verknüpft ist, sich nur bis an die Knie hineinzuwagen."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_623"> &#x201E;Hahaha" lachte Merville, &#x201E;davon weiß Dickson eine Geschichte zu erzählen.<lb/>
Als wir das letzte Mal hier waren, stak er in dem Sumpfe drinnen und unsrer<lb/>
Sechse haben mit Stricken und Seilen wol eine Viertelstunde lang gezogen, bis<lb/>
wir ihn wieder heraus und aufs Trockene brachten."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_624"> &#x201E;Ha &#x2014; was hat nett dort?" rief Blower &#x2014; ein anderer Gutsbesitzer aus<lb/>
der Gegend &#x2014; &#x201E;Wahrhaftig, Halway, ich glaube, Ihr habt Recht, die Otter sitzt<lb/>
da drüben, ich werde hinüber waten."</p><lb/>
          <p xml:id="ID_625" next="#ID_626"> Er war im Begriff, seinen Entschluß augenblicklich in's Werk zu setzen^ aber<lb/>
zu spät. Die Otter hatte wirklich in jenem Schilfdickicht gelegen und wahrschein¬<lb/>
lich die um sie herumsuchenden Hunde vorbeilassen, und dann zurück zu dem schützenden<lb/>
See schwimmen wollen, wo jede weitere Verfolgung vergeblich gewesen wäre, das<lb/>
wurde aber durch die Aufmerksamkeit Boney's, der durch derartige Kunstgriffe schon<lb/>
mehrere Male getäuscht worden und nicht gesonnen schien, sich auf's Neue anführen<lb/>
zu lassen, vereitelt, denn er und nett hielten sich fortwährend ziemlich hoch im</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0234] wohnte. — Es hatte sich also eine Gesellschaft von sieben Jägern zusammen¬ gefunden, um in einem kleinen Flusse, Namens Tiesic, eine am vorigen Abend durch den Sauire selbst aufgefundene Otterfährte zu verfolgen und wo möglich den schlauen Fischdieb zu erlegen. Der Tiesie läuft eine lange Strecke durch flaches, etwas sumpfiges Laud, dort aber, wo er zuerst seinen Lauf in wenn auch niedere, aber dennoch seine Ufer steil begrenzende Hügel lenkte, dort hatte Mr. Halway die Spuren entdeckt, und als am nächsten Morgen die Gesellschaft mit ihren Speeren und einer tüch¬ tigen Meute Hunde den Platz erreichte, bezeugten mehrere frische Gräten, die an der linken Userbank unter einer kleinen Lindengruppe lagen, ihre Nähe. Die Hunde wurden, kaum an dem Platz angelangt, schon unruhig, und nett und Boney, ein Paar ausgezeichnete Otterfänger, schienen es besonders auf ein kleines Schilfdickicht abgesehen zu haben, das sich der Lindengrnppe gegenüber befand. Halway stimmte dafür, daß ein Theil der Jäger hinüber an's andere Ufer waten,, und dort die Hunde unterstützen solle, es war aber noch beim Beginn der Jagd und Alles—trocken, und da mo-indem denn Mehrere: „die Otter sei wahr¬ scheinlich an dieser Seite", wo ja auch die Gräten alle lagen und die meisten Spuren waren; der gegenüberliegende Platz blieb also von den Jägern unbesetzt, und am hohen Flußrande hingehend munterten sie durch Zurufe und den fröh¬ lichen Jagdschrei die immer hitziger und eifriger werdenden Hunde auf, den Feind zu finden, damit sie ihn mit ihren Speeren verfolgen und erlegen könnten. „S'ist nur ein Glück," meinte Dicksvn, einer von Halway's Nachbarn, „daß sich die Otter nicht ein Paar hundert Schritte weiter'oben aufhält, der kleine See dort würde alle unsre weiteren Versuche, ihrer habhaft zu werden, unnütz gemacht haben, denn der Grund ist so schlammig, daß es wahrhaftig mit Lebens¬ gefahr verknüpft ist, sich nur bis an die Knie hineinzuwagen." „Hahaha" lachte Merville, „davon weiß Dickson eine Geschichte zu erzählen. Als wir das letzte Mal hier waren, stak er in dem Sumpfe drinnen und unsrer Sechse haben mit Stricken und Seilen wol eine Viertelstunde lang gezogen, bis wir ihn wieder heraus und aufs Trockene brachten." „Ha — was hat nett dort?" rief Blower — ein anderer Gutsbesitzer aus der Gegend — „Wahrhaftig, Halway, ich glaube, Ihr habt Recht, die Otter sitzt da drüben, ich werde hinüber waten." Er war im Begriff, seinen Entschluß augenblicklich in's Werk zu setzen^ aber zu spät. Die Otter hatte wirklich in jenem Schilfdickicht gelegen und wahrschein¬ lich die um sie herumsuchenden Hunde vorbeilassen, und dann zurück zu dem schützenden See schwimmen wollen, wo jede weitere Verfolgung vergeblich gewesen wäre, das wurde aber durch die Aufmerksamkeit Boney's, der durch derartige Kunstgriffe schon mehrere Male getäuscht worden und nicht gesonnen schien, sich auf's Neue anführen zu lassen, vereitelt, denn er und nett hielten sich fortwährend ziemlich hoch im

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/234
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/234>, abgerufen am 20.10.2024.