Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Von den Getränkverkäufern ist vor Allem der Kaffeefleder hervorzuheben. Sehr bedeutend ist der Straßenhandel mit leichten, moussireuden Getränken, Der Fliederweiuhäudler ist leicht an seiner Urne von Messing oder Kupfer Von den Getränkverkäufern ist vor Allem der Kaffeefleder hervorzuheben. Sehr bedeutend ist der Straßenhandel mit leichten, moussireuden Getränken, Der Fliederweiuhäudler ist leicht an seiner Urne von Messing oder Kupfer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0473" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94914"/> <p xml:id="ID_1406"> Von den Getränkverkäufern ist vor Allem der Kaffeefleder hervorzuheben.<lb/> Er verknust außer Kaffee auch noch Thee und zuweilen Kakao, Brod und Butter,<lb/> Sandwiches (Butterschnitte mit Schinken dazwischen gelegt), Kresse und Eier. Meistens<lb/> halben sie ihren Stand an einer Straßenecke, und aus den Obst- und Gcmüsemärt'ten<lb/> send stets zwei oder drei. Der Kaffeestaud besteht aus einem Karren mit zwei oder<lb/> vier Rädern, ans welchem sich 2 — 3, und manchmal vier große Kannen von<lb/> Weißblech, jede etwa S Gallonen haltend, befinden. Unter jeder dieser Kannen ist<lb/> eine durchlöcherte Kohlenpfanne angebracht, um den Kaffee immer warm zu er¬<lb/> halte». Abtheilungen sür Brod und Butter, Sandwiches und für die Tassen sind<lb/> ebenfalls vorhanden, und meistens auch unter dem Karren ein Faß, um die Tassen aus¬<lb/> zuspülen. Der ansehnlichste dieser Kaffeestände befindet sich an der Ecke von<lb/> Dukcstreet, Oxfordstreet. Es ist ein großer vierräderiger Karren, hellgrün<lb/> angestrichen, mit vier Kannen von hellpolirtem Weißblech mit Messing beschlagen.<lb/> Vier Laternen von polirtem Messingblech erleuchten ihn, und als Decke dient ein<lb/> Ms vier Säulen ausgespanntes Wachstuch. Einige von den Kassecsiedern sangen<lb/> ihr Geschäft erst um Mitternacht an, und bleiben bis drei und vier Uhr früh.<lb/> Ihre Hauptkunden sind Nachtschwärmer, Freudenmädchen u. s. w. Der Umsatz<lb/> von Kaffee ist sehr bedeutend; man hat ihn auf SSO,000 Gallonen jährlich<lb/> berechnet. Der wöchentliche Verdienst jedes Kaffesieders beträgt im Durchschnitt ein<lb/> Pfund. Es siud ihrer etwa S00.</p><lb/> <p xml:id="ID_1407"> Sehr bedeutend ist der Straßenhandel mit leichten, moussireuden Getränken,<lb/> wie Jngwerbier, Champagnerlimonade, Sodawasser :c., aber nur während des<lb/> Sommers. Neuerdings sind zur Bereitung desselben sogenannte Brunnen Mode<lb/> geworden, Mahagonykasten wie ein aufrechtstehendes Pianoforte, in denen sich<lb/> der Apparat befindet. Zwei Pumpen sind darin angebracht, und das Messing<lb/> der Pumpenschwengel und die gläsernen Recipienten locken stets dnrch ihren Glanz<lb/> an. Das Ganze steht aus einem Karren und wird von einem "oder zwei Ponies<lb/> gezogen. Der weniger aristokratische Theil der Jngwerbierverkäufer bietet das<lb/> Vier in Flaschen ans, und ihre Stände sind oft mit gemalten Schildern verziert, auf<lb/> denen ein Herr im allerblauesteu Rocke, in den weißesten Hosen, in der gelbsten<lb/> Weste, und mit der schwersten Uhrkette oder Lorgnette einer Dame im wallenden<lb/> weißen Kleide, oder glänzend in Purpur oder Orange angethan, einen großen<lb/> Krug überschäumendes Jngwerbier überreicht. In diesem Handel sind etwa<lb/> 1300 Personen beschäftigt, und der Umsatz ist ans 1i,660 Pfund jährlich<lb/> anzuschlagen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1408" next="#ID_1409"> Der Fliederweiuhäudler ist leicht an seiner Urne von Messing oder Kupfer<lb/> M erkennen, die auf einer Unterlage mit Füßen steht. Aus drei Hähnen, die<lb/> stets von anderem Metall als die Urne sind, wird der Wein abgezapft. Die Urne<lb/> enthält i — S Quart Fliederweiu, umgeben von kochendem Wasser, und beide<lb/> Flüssigkeiten werden von einer Kohlenpfanne unter der Urne in Siedhitze erhalten.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0473]
Von den Getränkverkäufern ist vor Allem der Kaffeefleder hervorzuheben.
Er verknust außer Kaffee auch noch Thee und zuweilen Kakao, Brod und Butter,
Sandwiches (Butterschnitte mit Schinken dazwischen gelegt), Kresse und Eier. Meistens
halben sie ihren Stand an einer Straßenecke, und aus den Obst- und Gcmüsemärt'ten
send stets zwei oder drei. Der Kaffeestaud besteht aus einem Karren mit zwei oder
vier Rädern, ans welchem sich 2 — 3, und manchmal vier große Kannen von
Weißblech, jede etwa S Gallonen haltend, befinden. Unter jeder dieser Kannen ist
eine durchlöcherte Kohlenpfanne angebracht, um den Kaffee immer warm zu er¬
halte». Abtheilungen sür Brod und Butter, Sandwiches und für die Tassen sind
ebenfalls vorhanden, und meistens auch unter dem Karren ein Faß, um die Tassen aus¬
zuspülen. Der ansehnlichste dieser Kaffeestände befindet sich an der Ecke von
Dukcstreet, Oxfordstreet. Es ist ein großer vierräderiger Karren, hellgrün
angestrichen, mit vier Kannen von hellpolirtem Weißblech mit Messing beschlagen.
Vier Laternen von polirtem Messingblech erleuchten ihn, und als Decke dient ein
Ms vier Säulen ausgespanntes Wachstuch. Einige von den Kassecsiedern sangen
ihr Geschäft erst um Mitternacht an, und bleiben bis drei und vier Uhr früh.
Ihre Hauptkunden sind Nachtschwärmer, Freudenmädchen u. s. w. Der Umsatz
von Kaffee ist sehr bedeutend; man hat ihn auf SSO,000 Gallonen jährlich
berechnet. Der wöchentliche Verdienst jedes Kaffesieders beträgt im Durchschnitt ein
Pfund. Es siud ihrer etwa S00.
Sehr bedeutend ist der Straßenhandel mit leichten, moussireuden Getränken,
wie Jngwerbier, Champagnerlimonade, Sodawasser :c., aber nur während des
Sommers. Neuerdings sind zur Bereitung desselben sogenannte Brunnen Mode
geworden, Mahagonykasten wie ein aufrechtstehendes Pianoforte, in denen sich
der Apparat befindet. Zwei Pumpen sind darin angebracht, und das Messing
der Pumpenschwengel und die gläsernen Recipienten locken stets dnrch ihren Glanz
an. Das Ganze steht aus einem Karren und wird von einem "oder zwei Ponies
gezogen. Der weniger aristokratische Theil der Jngwerbierverkäufer bietet das
Vier in Flaschen ans, und ihre Stände sind oft mit gemalten Schildern verziert, auf
denen ein Herr im allerblauesteu Rocke, in den weißesten Hosen, in der gelbsten
Weste, und mit der schwersten Uhrkette oder Lorgnette einer Dame im wallenden
weißen Kleide, oder glänzend in Purpur oder Orange angethan, einen großen
Krug überschäumendes Jngwerbier überreicht. In diesem Handel sind etwa
1300 Personen beschäftigt, und der Umsatz ist ans 1i,660 Pfund jährlich
anzuschlagen.
Der Fliederweiuhäudler ist leicht an seiner Urne von Messing oder Kupfer
M erkennen, die auf einer Unterlage mit Füßen steht. Aus drei Hähnen, die
stets von anderem Metall als die Urne sind, wird der Wein abgezapft. Die Urne
enthält i — S Quart Fliederweiu, umgeben von kochendem Wasser, und beide
Flüssigkeiten werden von einer Kohlenpfanne unter der Urne in Siedhitze erhalten.
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