Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Ein sehr empfehlenswcrthes Buch sind die "Mikroskopischen Blicke in den Wir gehen auf das Gebiet der Poesie über. Zunächst haben wir über einen SS *
Ein sehr empfehlenswcrthes Buch sind die „Mikroskopischen Blicke in den Wir gehen auf das Gebiet der Poesie über. Zunächst haben wir über einen SS *
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Ein sehr empfehlenswcrthes Buch sind die „Mikroskopischen Blicke in den
innern Bau und das Leben der Gewächse, von Roßmäßler. (Leipzig, Co-
stenoble,) Es sind stenographirtc Vorlesungen, und tragen die Uebelstände an sich, die von
jeder geschriebenen Vorlesung unzertrennlich sind. Der Verfasser hätte sich wol die
Mühe gehen können, die rhetorischen Bemerke, die sür ein Buch nicht gehören, auszu¬
merzen. Aber der Inhalt ist vortrefflich, und man wird aus eine geistvolle, gründliche
und doch populaire Weise über Gegenstände belehrt, die doch jeden Gebildeten interessiren
müssen. Zahlreiche Illustrationen verdeutlichen den Vortrag. — Das Buch ist bestimmt,
den ersten Band einer Reihe populairer Vorlesungen aus dem Gebiet der Natur zu bil¬
den; ein Unternehmen, das wir anir billigen können.
Wir gehen auf das Gebiet der Poesie über. Zunächst haben wir über einen
fremden Dichter zu berichten: Johann Ludwi g Nürnberg, dessen gesammelte Werke,
übersetzt von Wachenhusen, in Leipzig bei Lorck erschienen und vorläufig den 13. und
14. Band der skandinavischen Bibliothek ausfüllen. Runeberg ist ein schwedischer Dichter/
der jetzt etwa SO Jahre alt sein mag,' und der der Provinz Finnland angehört. Sein
Talent erinnert in vieler Beziehung an Tegnör. Das eine der beiden Gedichte, die
uns vorliegen, Nadeschda, zeichnet sich durch etwas aus, was den eigentlichen Reiz sol¬
cher poetischen Erzählungen ausmacht, durch den sinnigen Ton, der in Farbe und Stim¬
mung festgehalten wird. Es ist damit gerade wie mit einem landschaftlichen oder histo¬
rischen Gemälde. Es kommt nicht blos darauf an, die einzelnen Züge der Realität
gemäß lebendig darzustellen, sondern eben so sehr darauf, das Ganze in einen einheit¬
lichen poetischen Ton zu verschmelzen. Das ist dem Dichter hier im höchsten Grade
gelungen; nur einmal fällt er heraus, als er mitten in dem idyllischen Leben im Innern
Rußlands die moderne Hofhaltung der Kaiserin Katharina und des Fürsten Potemkin
darstellt, was gar nicht nöthig wäre, — Gegen den etwas düstern Ton dieses Bildes
sticht die leichte, lebhafte Farbe des zweiten ab: „Die Sagen vom Fähndrich Stahl,"
eine patriotische Darstellung aus dem finnischen Feldzug von 1808. Als Ganzes nicht
bedeutend, aber in den einzelnen Romanzen mit einem frischen, lebhaften Soldatcnton
durchgeführt. — Ein empfehlenswerthes Buch ist ferner: „Gedichte Walters von der
Vogelweide, nach Lachmann's Ausgabe übersetzt von Weiske" (Halle, Pfeffer). —
Die Uebersetzung zeichnet sich vor der sonst sehr vortrefflichen Simrock'schen d'urch eine
größere Vollständigkeit und durch größere Worttreue aus. Auch hat der Verfasser bio¬
graphische Notizen hinzugefügt. Der Geschmack unserer Lyrik weicht zwar sehr wesentlich
von diesen alten Weisen ab,' aber es wird auch sür manchen Gebildeten, der sich nicht
gerade literar-historisch mit dem Gegenstand beschäftigt, von Interesse sein, diese naive,
'n ihrem Ausdruck anmuthige und verständige Sinnlichkeit gegen die Convenienz unsrer
tragischen Sentimentalität in Gegensatz zu stellen. — Von neueren Dichtungen führen
Mir ein: „Aus der Blumenwelt. Ein Märchcnepos." (Dresden, Robert Schäfer.)
Der Versasser hat seine Dichtungen der Herzogin von Gotha gewidmet. Wir haben
das Gedicht zwar nicht ganz durchgelesen, denn von dem beliebten Modegenre der be¬
lebten Blumen haben wir in neuester Zeit gar zu viel erhalten, aber wir haben beim
Durchblättern manche recht niedliche Stelle darin gefunden. — Nacht und Sterne.
Von Emil Althaus. (Leipzig, Thomas.) Ist im .Genre von Lamennais. ' Gedichte
SS *
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