Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.siegen den König ihren Ursprung hatte. Der Haß des Leitern gegen Narvaez Nach Außen hin war das Cabinet von Madrid in die intimsten Beziehun¬ siegen den König ihren Ursprung hatte. Der Haß des Leitern gegen Narvaez Nach Außen hin war das Cabinet von Madrid in die intimsten Beziehun¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0353" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94794"/> <p xml:id="ID_1073" prev="#ID_1072"> siegen den König ihren Ursprung hatte. Der Haß des Leitern gegen Narvaez<lb/> ruhte nicht und der stolze Minister vergalt ihn mit einer Behandlung, die bewies,<lb/> daß er seinen Gegner, trotz seiner hohen Stellung, weder fürchtete «noch achtete.<lb/> Einige Zeit nach Vertagung der Cortes (im April) wagte der König'einen äußer¬<lb/> sten Schritt zum Sturz des Herzogs v> Valencia. Er erklärte der Königin,<lb/> daß, wenn sie ihre Minister nicht entließe, er sich nach Aranjuez begeben und<lb/> dort getrennt von ihr seine Residenz aufschlagen würde. Jsabella befand sich in<lb/> der schwierigsten Lage. Persönlich wollte sie Narvaez wohl — sie hatte ihm<lb/> davon Beweise mit einer wahrhaft königlichen. Freigebigkeit gegeben-—, sie besaß<lb/> so viel Einsicht, um seinen Werth als Leiter der Staatsgeschäfte zu erkennen,<lb/> sie fühlte sich ihm verpflichtet für die außerordentlichen Dienste, die er ihrer<lb/> Krone geleistet, sie war endlich belehrt worden durch den schlechten Ausgang der<lb/> Octvberintrigue, andererseits bedrohte sie der Schritt des Königs nach Allem,<lb/> was früher geschehen war und was das Gerücht verbreitet hatte, mit einer Comprv-<lb/> mittirung vor Spanien und Europa, ja er verdächtigte die Legitimität 'des zu<lb/> hoffenden Thronerben. Die Königin ließ den Ministerpräsidenten rufen, theilte<lb/> ihm das Vorgefallene mit, erklärte ihm ihren Entschluß, sich von ihm und sei¬<lb/> nen Kollegen nicht zu trennen nud gab ihm die weiter zu ergreifenden Maßre¬<lb/> geln anheim. Narvaez versammelte sofort den Ministerrath und schritt, nach er-<lb/> folgter Verständigung mit demselben, mit gewohnter Energie gegen die Pläne<lb/> des Königs ein. Die Appartements desselben wurden noch in der Nacht durch<lb/> die Hellebardiere des Palastes besetzt, und, als Don Francisco am andern Mor¬<lb/> gen erwachte, befand sich die Wache vor der Thüre seines Schlafzimmers. Se."<lb/> Majestät sah sich in Haft in seiner eigenen Wohnung. Die Königin - Mutter<lb/> Machte nunmehr die Vermittlerin; der König stand von seinen Prätensionen ab,<lb/> versprach bei seiner Gemahlin zu bleiben und umarmte, wie er es gewöhnlich<lb/> nach derartig gescheiterten Anläufen zu thun pflegte, den Herzog von Valencia<lb/> mit den Versicherungen des aufrichtigsten Wohlwollens. Was nach den erzählten<lb/> Vorgängen solche Freundschaftsbeweise zu sagen hatten, leuchtet von selber ein.<lb/> Sie flößten dem Ministerpräsidenten kein Vertrauen ein, noch weniger verbes¬<lb/> serten sie seine Meinung über seinen erlauchten Antagonisten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1074" next="#ID_1075"> Nach Außen hin war das Cabinet von Madrid in die intimsten Beziehun¬<lb/> gen zu der Regierung Louis Napoleon's getreten. Die Nothwendigkeit führte<lb/> beide darauf hin, und mehrere geringere Umstände trugen dazu bei, die Verbin¬<lb/> dung enger zu machen. Louis Napoleon wünschte vor Allem die Aufrechthaltung<lb/> der Ruhe in Spanien; diese garantirte ihm die erprobte, Entschlossenheit des<lb/> Narvaez. Er wollte ferner für die immerhin möglichen Eventualitäten eines Con¬<lb/> flicts mit den östlichen Mächten — möglich mehr für die Zukunft seiner hoch-<lb/> fliegenden Pläne, als für die Gegenwart—nach dieser Seite hin vor jeder Di¬<lb/> version sicher zu sein. > Das persönliche Verhältniß des Präsidenten zu Narvaez,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0353]
siegen den König ihren Ursprung hatte. Der Haß des Leitern gegen Narvaez
ruhte nicht und der stolze Minister vergalt ihn mit einer Behandlung, die bewies,
daß er seinen Gegner, trotz seiner hohen Stellung, weder fürchtete «noch achtete.
Einige Zeit nach Vertagung der Cortes (im April) wagte der König'einen äußer¬
sten Schritt zum Sturz des Herzogs v> Valencia. Er erklärte der Königin,
daß, wenn sie ihre Minister nicht entließe, er sich nach Aranjuez begeben und
dort getrennt von ihr seine Residenz aufschlagen würde. Jsabella befand sich in
der schwierigsten Lage. Persönlich wollte sie Narvaez wohl — sie hatte ihm
davon Beweise mit einer wahrhaft königlichen. Freigebigkeit gegeben-—, sie besaß
so viel Einsicht, um seinen Werth als Leiter der Staatsgeschäfte zu erkennen,
sie fühlte sich ihm verpflichtet für die außerordentlichen Dienste, die er ihrer
Krone geleistet, sie war endlich belehrt worden durch den schlechten Ausgang der
Octvberintrigue, andererseits bedrohte sie der Schritt des Königs nach Allem,
was früher geschehen war und was das Gerücht verbreitet hatte, mit einer Comprv-
mittirung vor Spanien und Europa, ja er verdächtigte die Legitimität 'des zu
hoffenden Thronerben. Die Königin ließ den Ministerpräsidenten rufen, theilte
ihm das Vorgefallene mit, erklärte ihm ihren Entschluß, sich von ihm und sei¬
nen Kollegen nicht zu trennen nud gab ihm die weiter zu ergreifenden Maßre¬
geln anheim. Narvaez versammelte sofort den Ministerrath und schritt, nach er-
folgter Verständigung mit demselben, mit gewohnter Energie gegen die Pläne
des Königs ein. Die Appartements desselben wurden noch in der Nacht durch
die Hellebardiere des Palastes besetzt, und, als Don Francisco am andern Mor¬
gen erwachte, befand sich die Wache vor der Thüre seines Schlafzimmers. Se."
Majestät sah sich in Haft in seiner eigenen Wohnung. Die Königin - Mutter
Machte nunmehr die Vermittlerin; der König stand von seinen Prätensionen ab,
versprach bei seiner Gemahlin zu bleiben und umarmte, wie er es gewöhnlich
nach derartig gescheiterten Anläufen zu thun pflegte, den Herzog von Valencia
mit den Versicherungen des aufrichtigsten Wohlwollens. Was nach den erzählten
Vorgängen solche Freundschaftsbeweise zu sagen hatten, leuchtet von selber ein.
Sie flößten dem Ministerpräsidenten kein Vertrauen ein, noch weniger verbes¬
serten sie seine Meinung über seinen erlauchten Antagonisten.
Nach Außen hin war das Cabinet von Madrid in die intimsten Beziehun¬
gen zu der Regierung Louis Napoleon's getreten. Die Nothwendigkeit führte
beide darauf hin, und mehrere geringere Umstände trugen dazu bei, die Verbin¬
dung enger zu machen. Louis Napoleon wünschte vor Allem die Aufrechthaltung
der Ruhe in Spanien; diese garantirte ihm die erprobte, Entschlossenheit des
Narvaez. Er wollte ferner für die immerhin möglichen Eventualitäten eines Con¬
flicts mit den östlichen Mächten — möglich mehr für die Zukunft seiner hoch-
fliegenden Pläne, als für die Gegenwart—nach dieser Seite hin vor jeder Di¬
version sicher zu sein. > Das persönliche Verhältniß des Präsidenten zu Narvaez,
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