Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.den keuchenden Thieren hiuausschleppen. Sie sollten aber bald ihre gerechte 8aeristi l wetterte der Conducteur, während der alte Baßbuffo, der eben den keuchenden Thieren hiuausschleppen. Sie sollten aber bald ihre gerechte 8aeristi l wetterte der Conducteur, während der alte Baßbuffo, der eben <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94781"/> <p xml:id="ID_1014" prev="#ID_1013"> den keuchenden Thieren hiuausschleppen. Sie sollten aber bald ihre gerechte<lb/> Strafe finden. Es ging einen steilen und anbei sehr ungebahnten Berg hinunter,<lb/> der Postillon wollte das Rollen des Wagens durch Schrägefahren vermeiden,<lb/> paßte dabei uicht gehörig auf, die Räder der schweren, hoch bepackten<lb/> Maschine geriethen in ein tiefes, ausgefahreues Geleis, und krachend stürzte<lb/> dieselbe auf die scire. Im ersten Augenblick, als ich den Wagen zusammenstür¬<lb/> zen sah, glaubte ich, daß auch kein Einziger der darin Sitzenden mit heilen Gliedern<lb/> davon kommen würde. ,Ma soöur,-ma pauvre soeur" schrie weinend die arme<lb/> Kleine, die SO Schritt zurück an meiner Seite ging, und stürzte nach dem an¬<lb/> geworfener Wagen hin.</p><lb/> <p xml:id="ID_1015" next="#ID_1016"> 8aeristi l wetterte der Conducteur, während der alte Baßbuffo, der eben<lb/> meine Feldflasche, die ich in Hamma aufs Neue hatte wieder füllen lassen, mit<lb/> großer, aber nicht uneigennütziger Bereitwilligkeit trug, Geistesgegenwart genng<lb/> behielt, diese Flasche schnell an den Mund zu setzen, und ohne Pause bis auf<lb/> den letzten Tropfen zu leeren, worauf er ebenfalls hilfreich und wehklagend zu<lb/> dem Wagen hinlief. Eine furchtbare Confusion, die genau zu schildern meine Feder<lb/> leider zu schwach ist, herrschte im Innern des auf der breiten Seite daliegenden Wagens;<lb/> das schrie und fluchte und jammerte und schalt darin in allen möglichen Tonarten,<lb/> und krabbelte umher, um den Ausgang zu finden, der durch den dicken Körper<lb/> von „N-iÄamö 1a äireotrioc!", die der Thür zunächst saß , völlig verstopft war.<lb/> Endlich nach nicht geringem Zerren glückte es meinen und des Conducteurs ver¬<lb/> einten Anstrengungen, die Masse der ehrenwerthen Dame an den Beinen aus<lb/> der engen Thür nicht ohne Aechzen der Thür und der Dame hinauszuziehen.<lb/> Einige Quetschungen hatte dieselbe zwar bekommen, doch war es sonst gut mit<lb/> ihr abgegangen. Nachdem erst dieses gewaltige Hinderniß entfernt war, erhielten<lb/> die Anderen auch mehr Luft, und nach vielem Zanken und Keifen um deu Vor¬<lb/> rang kam eine Person nach der andern, oft freilich nicht ans allzumalerische Weise,<lb/> aus der Thür herausgekrochen. Arg geschunden und gequetscht, und mit blauen<lb/> und rothen Flecken und dicken Beulen im Gesicht reichlich marmorirt, erschienen<lb/> Alle; bedeutendem Schaden hatte glücklicher Weise Niemand genommen. Nur<lb/> die „prima äonna," hatte einen ihrer Zähne bei dem Sturze eingebüßt, und<lb/> behauptete im höchsten Zorn, ihre Rivalin, die zweite Sängerin habe ihr densel¬<lb/> ben bei de.in allgemeinen Durcheinander wahrscheinlich absichtlich mit dem Fuße<lb/> eingetreten. In einem Strome der wüthendsten französischen und italienischen<lb/> Schimpfnamen machten beide Gegnerinnen dem Unmuth ihres Herzens Luft. Es<lb/> hätte nicht viel gefehlt, so würde ein heftiger Faustkampf zwischen den beiden gegen<lb/> einander Wüthenden entstanden sein. Einen überaus komischen Anblick gewährte<lb/> anch unser Gensdarm. Der Mann hatte von seinem hohen Sitze herab einen<lb/> weiten Salto mortale gemacht, und war dabei zwischen die Blätter von Stachel¬<lb/> feigen gefallen. Die tausend kleinen, feinen Dornen derselben hielten ihn in seinen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0340]
den keuchenden Thieren hiuausschleppen. Sie sollten aber bald ihre gerechte
Strafe finden. Es ging einen steilen und anbei sehr ungebahnten Berg hinunter,
der Postillon wollte das Rollen des Wagens durch Schrägefahren vermeiden,
paßte dabei uicht gehörig auf, die Räder der schweren, hoch bepackten
Maschine geriethen in ein tiefes, ausgefahreues Geleis, und krachend stürzte
dieselbe auf die scire. Im ersten Augenblick, als ich den Wagen zusammenstür¬
zen sah, glaubte ich, daß auch kein Einziger der darin Sitzenden mit heilen Gliedern
davon kommen würde. ,Ma soöur,-ma pauvre soeur" schrie weinend die arme
Kleine, die SO Schritt zurück an meiner Seite ging, und stürzte nach dem an¬
geworfener Wagen hin.
8aeristi l wetterte der Conducteur, während der alte Baßbuffo, der eben
meine Feldflasche, die ich in Hamma aufs Neue hatte wieder füllen lassen, mit
großer, aber nicht uneigennütziger Bereitwilligkeit trug, Geistesgegenwart genng
behielt, diese Flasche schnell an den Mund zu setzen, und ohne Pause bis auf
den letzten Tropfen zu leeren, worauf er ebenfalls hilfreich und wehklagend zu
dem Wagen hinlief. Eine furchtbare Confusion, die genau zu schildern meine Feder
leider zu schwach ist, herrschte im Innern des auf der breiten Seite daliegenden Wagens;
das schrie und fluchte und jammerte und schalt darin in allen möglichen Tonarten,
und krabbelte umher, um den Ausgang zu finden, der durch den dicken Körper
von „N-iÄamö 1a äireotrioc!", die der Thür zunächst saß , völlig verstopft war.
Endlich nach nicht geringem Zerren glückte es meinen und des Conducteurs ver¬
einten Anstrengungen, die Masse der ehrenwerthen Dame an den Beinen aus
der engen Thür nicht ohne Aechzen der Thür und der Dame hinauszuziehen.
Einige Quetschungen hatte dieselbe zwar bekommen, doch war es sonst gut mit
ihr abgegangen. Nachdem erst dieses gewaltige Hinderniß entfernt war, erhielten
die Anderen auch mehr Luft, und nach vielem Zanken und Keifen um deu Vor¬
rang kam eine Person nach der andern, oft freilich nicht ans allzumalerische Weise,
aus der Thür herausgekrochen. Arg geschunden und gequetscht, und mit blauen
und rothen Flecken und dicken Beulen im Gesicht reichlich marmorirt, erschienen
Alle; bedeutendem Schaden hatte glücklicher Weise Niemand genommen. Nur
die „prima äonna," hatte einen ihrer Zähne bei dem Sturze eingebüßt, und
behauptete im höchsten Zorn, ihre Rivalin, die zweite Sängerin habe ihr densel¬
ben bei de.in allgemeinen Durcheinander wahrscheinlich absichtlich mit dem Fuße
eingetreten. In einem Strome der wüthendsten französischen und italienischen
Schimpfnamen machten beide Gegnerinnen dem Unmuth ihres Herzens Luft. Es
hätte nicht viel gefehlt, so würde ein heftiger Faustkampf zwischen den beiden gegen
einander Wüthenden entstanden sein. Einen überaus komischen Anblick gewährte
anch unser Gensdarm. Der Mann hatte von seinem hohen Sitze herab einen
weiten Salto mortale gemacht, und war dabei zwischen die Blätter von Stachel¬
feigen gefallen. Die tausend kleinen, feinen Dornen derselben hielten ihn in seinen
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