Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Hügels, wo man das erste Gold entdeckte, steht diese Quarzschicht zu Tage, an In der ersten Zeit nach der Entdeckung des Goldfeldes war beständiger Noch lebendiger sieht es unten am Bache ans. Beide Ufer sind auf eine Einige Meilen nördlich liegt Mount Alexander, wo sich das Goldfeld zwölf Merkwürdig ist die viel größere Ordnung, die in den australischen Gold- Grenzboten. UI, 1832, ' Z7
Hügels, wo man das erste Gold entdeckte, steht diese Quarzschicht zu Tage, an In der ersten Zeit nach der Entdeckung des Goldfeldes war beständiger Noch lebendiger sieht es unten am Bache ans. Beide Ufer sind auf eine Einige Meilen nördlich liegt Mount Alexander, wo sich das Goldfeld zwölf Merkwürdig ist die viel größere Ordnung, die in den australischen Gold- Grenzboten. UI, 1832, ' Z7
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Hügels, wo man das erste Gold entdeckte, steht diese Quarzschicht zu Tage, an
anderen Orten liegt sie von fünf bis dreißig Fuß tief.
In der ersten Zeit nach der Entdeckung des Goldfeldes war beständiger
Streit darüber, wie viel jeder Goldgräber Platz beanspruchen könnte. Zuletzt
mischte sich die Regierung hinein, und setzte gewisse Bestimmungen fest, die nur zum
Vortheil der Goldgräber ausgeschlagen sind. Die beiden hauptsächlichsten Bestim¬
mungen sind, daß Jeder dreißig Schilling monatlich für einen Erlaubnißschein Gold
ZU suchen und fortzuschaffen bezahlen muß, und daß Keiner mehr als eine Fläche
von 8 Quadratfuß auf einmal bearbeiten kann. In Folge letzterer Bestimmung
waren die Gruben alle auf einer nicht umfangreichen Stelle des Hügels concentrirt,
wo der Boden am reichsten war. Diese Stelle war ganz mit tiefen Löchern von
8—-16 Fuß im Quadrat, uur .durch schmale Pfade von einander geschieden, aus
denen man zu dem Bache gelangen konnte, angefüllt. Hier herrscht eine Rüh¬
rigkeit, wie in einem Ameisenhaufen; Einige arbeiten in deu Gruben, Andere
schassen die goldhaltige Erde zum Waschen an den'Bach hinab: in Schubkarren,
in Säcken, in zinnernen Schüsseln auf dem Kopfe. Hie und da sieht man sogar
Einen das Gold mir dem Tischmesser aus dem Gestein bohren.
Noch lebendiger sieht es unten am Bache ans. Beide Ufer sind auf eine
Länge von einer halben Stunde mit Männern besetzt, die angestrengt an ihren
Wiegen arbeiten. An jeder Wiege sind drei Personen beschäftigt, und die Wiegen
stehen'alle dicht neben einander, manchmal kaum 3 Fuß von einander entfernt.
Der von dem beständigen Hin- und Herwiegeu verursachte Lärm gleicht dem
einer großen Spinnerei. Dies — nebst dem beständigen Hämmern von tausend
Spitzhacken, und dem gelegentlichen Niederkrachcn riesiger Bäume, deren Wurzeln
Goldgräber unterwühlt hat — bringt ein Gemisch von Tönen hervor, von
man sich nur schwer einen Begriff machen kann.
Einige Meilen nördlich liegt Mount Alexander, wo sich das Goldfeld zwölf
Meilen weit an einem Bach hin erstreckt. Hier wird das meiste Gold in einer
Schicht »vn blauem Thon in einer Tiefe von 2—9 Fuß gesunden.
Merkwürdig ist die viel größere Ordnung, die in den australischen Gold-
districten in Vergleich' mit Californien herrscht. Der Sonntag wird überall streng
durch Einstellung der Arbeit und oft zweimaligen Gottesdienst gefeiert, und durch
das Verbot Branntwein zu verkaufe» ist eine große Ursache von Unordnungen
weggeräumt. Dieses Verbot ist von den Goldgräbern selbst ausgegangen, und
nnr seine Ausführung wird von der Regierung unterstützt; dem ersten Brannt¬
weinfaß, das in den Golddistrikt kam, wurde von den Arbeitern selbst der Boden
eingeschlagen. Jetzt verschenkt man keine schwerern Getränke als Wein oder
Bier. Wo jedes Glied der Gemeinde mehr oder weniger von dem allgemein
ersehnten Gegenstand besitzt; wo gestohlenes Gold nie identificirt werden kann:
wo es durchaus nicht leicht ist, den Dieb nnter den vielen fremden, beständig mit
Grenzboten. UI, 1832, ' Z7
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