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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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keins, war das einzige Anzeichen der nahenden Katastrophe, und ehe die Gold¬
gräber Zeit gehabt einen Entschluß zu fassen, wälzte sich die Fluth sera'n; die
Wiegen wurden fortgeschwemmt, die Löcher und Gruben ausgefüllt, die von den
Goldgräbern aufgeworfenen Halden dem Erdboden gleich gemacht, die Werkzeuge,
die nicht mitgenommen werden konnten, verschüttet, so daß der Creek wieder ziem¬
lich ebenso aussah, als wie ihn goldgierige Europäer noch nicht umgewühlt hatten.
Die, Goldgräber- kamen kaum mit dem Leben davon und einige ertranken sogar.
Nach der Überschwemmung, die eben so schnell abnahm als sie gekommen war,
fand man an den Ufern der Creeks, namentlich wo die höchste Wasserlinie gewesen
war, überall kleine Goldkörner zerstreut, welche die Goldgräber eifrig sammelten.
Man faud auch ein Stück von einer Unze (2 Loth) Schwere.

Die dem Turvn am nächsten kommenden Goldgruben in Neusüdwales find
die ^Zraidwood oder Aralvendiggings in der Grafschaft Se. Vincent. Das ganze
Flußbett ist' dort 20--23 Fuß tief aufgewühlt, und in jeder Grube waren sechs
bis zehn Männer mit dem Ausgraben der goldhaltigen Erde, und dem Hinunter¬
schaffen derselben nach dem Wasser, um es in den Wiegen zu waschen, beschäftigt.
Der Major Creek (die reichhaltigste Wäsche) ist eigentlich ein Sumpf, an den
meisten Stellen mit hohem weichem Gras in Büscheln bedeckt. Die oberste Schicht
bildet hier eine schwarze und sehr fruchtbare Erde, ausgezeichnet zum Gartenbau
geeignet. In einer Tiefe von S--8 Fuß folgt nun eine Schicht von verwittertem
Granit mit blauen und grünen goldhaltigen Adern, und dann kommt fester Fels¬
boden oder Rollsteine von ziemlich beträchtlicher Große; die benachbarten Hügel
bestehen aus Granit und sind mehr oder minder goldhaltig. Ungefähr dreißig
Meilen nördlich von Turon ist der Narucreek, ein in den Cudgegong fallendes
Mißchcn in der Grafschaft Wellington. Hier findet man das Gold schon in der
obern Erdschicht, die aus schwarzem und rothem Kies besteht, und unter dem
,Kies in blauem Thon, der für reichhaltiger gilt, da er das Gold nicht durchläßt.
Ueberhaupt kann man eigentlich im Kies nicht viel Gold erwarten; denn da er
so gut wie gar nicht zusammenhält, so wird er meistens das schwere Metall aus
den Boden des Baches durchfallen lassen; der Thon dagegen wirkt als eine Art
Bindemittel, ist aber auch deswegen schwer in der Wiege zu behandeln. Nicht
selten bilde" sich aus ihm beim Waschen Kügelchen von der Größe einer Pille,
die das Gold einwickeln und mit fortnehmen, da- es in den Spalten der größeren
Steine so zäh fest klebt, daß es sich durch zweifaches Wiegen gar nicht ausscheiden
läßt, und die Steine vielleicht weggeworfen werden, während noch ziemlich viel
Goldstaub an ihnen haftet. Das Waschen deö Thors in einem Troge, oder,
noch besser eine Art PuddliugSverfahreu, würde hier wol gewinnbringender sein.

Ungefähr sa englische Meilen von Bathurst befinden sich die Abercrombie-
diggings. Der Fluß ist der Turon in einem größern Maßstabe; die Berge sind
höher, die Creeks und Schluchten tiefer eingeschnitten, und der Fluß wasserreicher.


keins, war das einzige Anzeichen der nahenden Katastrophe, und ehe die Gold¬
gräber Zeit gehabt einen Entschluß zu fassen, wälzte sich die Fluth sera'n; die
Wiegen wurden fortgeschwemmt, die Löcher und Gruben ausgefüllt, die von den
Goldgräbern aufgeworfenen Halden dem Erdboden gleich gemacht, die Werkzeuge,
die nicht mitgenommen werden konnten, verschüttet, so daß der Creek wieder ziem¬
lich ebenso aussah, als wie ihn goldgierige Europäer noch nicht umgewühlt hatten.
Die, Goldgräber- kamen kaum mit dem Leben davon und einige ertranken sogar.
Nach der Überschwemmung, die eben so schnell abnahm als sie gekommen war,
fand man an den Ufern der Creeks, namentlich wo die höchste Wasserlinie gewesen
war, überall kleine Goldkörner zerstreut, welche die Goldgräber eifrig sammelten.
Man faud auch ein Stück von einer Unze (2 Loth) Schwere.

Die dem Turvn am nächsten kommenden Goldgruben in Neusüdwales find
die ^Zraidwood oder Aralvendiggings in der Grafschaft Se. Vincent. Das ganze
Flußbett ist' dort 20—23 Fuß tief aufgewühlt, und in jeder Grube waren sechs
bis zehn Männer mit dem Ausgraben der goldhaltigen Erde, und dem Hinunter¬
schaffen derselben nach dem Wasser, um es in den Wiegen zu waschen, beschäftigt.
Der Major Creek (die reichhaltigste Wäsche) ist eigentlich ein Sumpf, an den
meisten Stellen mit hohem weichem Gras in Büscheln bedeckt. Die oberste Schicht
bildet hier eine schwarze und sehr fruchtbare Erde, ausgezeichnet zum Gartenbau
geeignet. In einer Tiefe von S—8 Fuß folgt nun eine Schicht von verwittertem
Granit mit blauen und grünen goldhaltigen Adern, und dann kommt fester Fels¬
boden oder Rollsteine von ziemlich beträchtlicher Große; die benachbarten Hügel
bestehen aus Granit und sind mehr oder minder goldhaltig. Ungefähr dreißig
Meilen nördlich von Turon ist der Narucreek, ein in den Cudgegong fallendes
Mißchcn in der Grafschaft Wellington. Hier findet man das Gold schon in der
obern Erdschicht, die aus schwarzem und rothem Kies besteht, und unter dem
,Kies in blauem Thon, der für reichhaltiger gilt, da er das Gold nicht durchläßt.
Ueberhaupt kann man eigentlich im Kies nicht viel Gold erwarten; denn da er
so gut wie gar nicht zusammenhält, so wird er meistens das schwere Metall aus
den Boden des Baches durchfallen lassen; der Thon dagegen wirkt als eine Art
Bindemittel, ist aber auch deswegen schwer in der Wiege zu behandeln. Nicht
selten bilde« sich aus ihm beim Waschen Kügelchen von der Größe einer Pille,
die das Gold einwickeln und mit fortnehmen, da- es in den Spalten der größeren
Steine so zäh fest klebt, daß es sich durch zweifaches Wiegen gar nicht ausscheiden
läßt, und die Steine vielleicht weggeworfen werden, während noch ziemlich viel
Goldstaub an ihnen haftet. Das Waschen deö Thors in einem Troge, oder,
noch besser eine Art PuddliugSverfahreu, würde hier wol gewinnbringender sein.

Ungefähr sa englische Meilen von Bathurst befinden sich die Abercrombie-
diggings. Der Fluß ist der Turon in einem größern Maßstabe; die Berge sind
höher, die Creeks und Schluchten tiefer eingeschnitten, und der Fluß wasserreicher.


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[0299] keins, war das einzige Anzeichen der nahenden Katastrophe, und ehe die Gold¬ gräber Zeit gehabt einen Entschluß zu fassen, wälzte sich die Fluth sera'n; die Wiegen wurden fortgeschwemmt, die Löcher und Gruben ausgefüllt, die von den Goldgräbern aufgeworfenen Halden dem Erdboden gleich gemacht, die Werkzeuge, die nicht mitgenommen werden konnten, verschüttet, so daß der Creek wieder ziem¬ lich ebenso aussah, als wie ihn goldgierige Europäer noch nicht umgewühlt hatten. Die, Goldgräber- kamen kaum mit dem Leben davon und einige ertranken sogar. Nach der Überschwemmung, die eben so schnell abnahm als sie gekommen war, fand man an den Ufern der Creeks, namentlich wo die höchste Wasserlinie gewesen war, überall kleine Goldkörner zerstreut, welche die Goldgräber eifrig sammelten. Man faud auch ein Stück von einer Unze (2 Loth) Schwere. Die dem Turvn am nächsten kommenden Goldgruben in Neusüdwales find die ^Zraidwood oder Aralvendiggings in der Grafschaft Se. Vincent. Das ganze Flußbett ist' dort 20—23 Fuß tief aufgewühlt, und in jeder Grube waren sechs bis zehn Männer mit dem Ausgraben der goldhaltigen Erde, und dem Hinunter¬ schaffen derselben nach dem Wasser, um es in den Wiegen zu waschen, beschäftigt. Der Major Creek (die reichhaltigste Wäsche) ist eigentlich ein Sumpf, an den meisten Stellen mit hohem weichem Gras in Büscheln bedeckt. Die oberste Schicht bildet hier eine schwarze und sehr fruchtbare Erde, ausgezeichnet zum Gartenbau geeignet. In einer Tiefe von S—8 Fuß folgt nun eine Schicht von verwittertem Granit mit blauen und grünen goldhaltigen Adern, und dann kommt fester Fels¬ boden oder Rollsteine von ziemlich beträchtlicher Große; die benachbarten Hügel bestehen aus Granit und sind mehr oder minder goldhaltig. Ungefähr dreißig Meilen nördlich von Turon ist der Narucreek, ein in den Cudgegong fallendes Mißchcn in der Grafschaft Wellington. Hier findet man das Gold schon in der obern Erdschicht, die aus schwarzem und rothem Kies besteht, und unter dem ,Kies in blauem Thon, der für reichhaltiger gilt, da er das Gold nicht durchläßt. Ueberhaupt kann man eigentlich im Kies nicht viel Gold erwarten; denn da er so gut wie gar nicht zusammenhält, so wird er meistens das schwere Metall aus den Boden des Baches durchfallen lassen; der Thon dagegen wirkt als eine Art Bindemittel, ist aber auch deswegen schwer in der Wiege zu behandeln. Nicht selten bilde« sich aus ihm beim Waschen Kügelchen von der Größe einer Pille, die das Gold einwickeln und mit fortnehmen, da- es in den Spalten der größeren Steine so zäh fest klebt, daß es sich durch zweifaches Wiegen gar nicht ausscheiden läßt, und die Steine vielleicht weggeworfen werden, während noch ziemlich viel Goldstaub an ihnen haftet. Das Waschen deö Thors in einem Troge, oder, noch besser eine Art PuddliugSverfahreu, würde hier wol gewinnbringender sein. Ungefähr sa englische Meilen von Bathurst befinden sich die Abercrombie- diggings. Der Fluß ist der Turon in einem größern Maßstabe; die Berge sind höher, die Creeks und Schluchten tiefer eingeschnitten, und der Fluß wasserreicher.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/299>, abgerufen am 22.12.2024.