Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Spanien herrschende Ordnung der Dinge an und kehrten in ihr Vaterland zurück. In Madrid war der Eindruck, der Amuestie ein außerordentlicher. Am Einige Wochen nach Erlaß der Amnestie ward die Session der Cortes Spanien herrschende Ordnung der Dinge an und kehrten in ihr Vaterland zurück. In Madrid war der Eindruck, der Amuestie ein außerordentlicher. Am Einige Wochen nach Erlaß der Amnestie ward die Session der Cortes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0283" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/94724"/> <p xml:id="ID_884" prev="#ID_883"> Spanien herrschende Ordnung der Dinge an und kehrten in ihr Vaterland zurück.<lb/> Die Montemolinistische Sache erfuhr durch diesen Act der -Gnade seitens der Re¬<lb/> gierung einen noch härtern Schlag, als ihr die Erfolge Concha's in Katalonien<lb/> beigebracht hatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_885"> In Madrid war der Eindruck, der Amuestie ein außerordentlicher. Am<lb/> 9°. Juni des Morgens erschien dieselbe in der officiellen „Gaceta", von einem<lb/> Bericht des Ministeriums ' an die Königin eingeleitet, in welchem gesagt<lb/> wurde, „daß in einer Zeit, wo in den meisten Staaten des Continent's wilde<lb/> Revolte, Bürgerkrieg oder Ausnahmezustände vorherrschten, die Königin von Spa¬<lb/> nien Europa zeigen könne, daß ihr Thron fest begründet sei in der Anhänglich¬<lb/> keit der Nation, daß es keinem ihrer Unterthanen aus irgend einem politischen<lb/> Grunde verwehrt sei, nach Spanien zurückzukehren und frei am heimathlichen<lb/> Herde sich niederzulassen." An demselben Tage noch erhob sich in der Sitzung<lb/> des Congresses Cortina und stellte an den Ministerpräsidenten die Frage, „ob er<lb/> .richtig den Text des Decretes dahin 'verstanden habe, daß alle Spanier darin<lb/> einbegriffen seien, daß jedem, ob verbannt, flüchtig, deportirt oder eingekerkert<lb/> wegen politischer Ereignisse, die> volle Wohlthat der Amuestie zu gute komme."<lb/> Aus die feierliche und unzweideutige Zusicherung des Herzogs von Valencia, daß<lb/> dem so sei, und nachdem der stürmische Beifall der ganzen Versammlung und der<lb/> gefüllten Tribunen verhallt war, erklärte der Führer der Progressisten, gehoben von<lb/> der Größe des Augenblicks: „Nun wohlan, so mag denn von jetzt an nur die<lb/> Parlamentarische Discussion über die politischen Streitigkeiten in Spanien ent¬<lb/> scheiden." Es war dies kein trügerischer Lamouretteknß unversöhnlicher Parteien,<lb/> erzeugt vom momentanen Rausche; es war vielmehr die Erkenntniß, theuer er¬<lb/> kauft durch die blutigen Erschütterungen langer Jahre,, daß, salls die Nation<lb/> nicht zu Grunde gehen solle, über dem Parteikampf etwas Gemeinsames, von<lb/> Allen Anerkanntes stehen müsse, das b eschworcne, öffentliche Recht. Wenn der<lb/> Horizont Spaniens von Neuem mit den drohenden Wolken, politischer Umwäl-<lb/> zungen umzogen ist, so ist es wenigstens nicht die Schuld derer, die an jenem denk¬<lb/> würdigen Tage dem Lande eine Zukunft der Gesetzlichkeit und des Friedens<lb/> verhießen.</p><lb/> <p xml:id="ID_886" next="#ID_887"> Einige Wochen nach Erlaß der Amnestie ward die Session der Cortes<lb/> geschlossen, jedoch nicht ohne eine Reform angebahnt zu haben, die für Spa¬<lb/> nien die nothwendige Bedingung einer aufblühenden, materiellen Entwickelung ist.<lb/> Eine der Hauptursachen, welche seit Jahrhunderten den tiefen Verfall seines na¬<lb/> tionalen Wohlstandes herbeigeführt haben, ist das übermäßige Prohibitivsystem,<lb/> welches, früher noch mit Monopolen der mannichfachsten Art zu Gunsten des<lb/> Staates und einzelner Korporationen ausgestattet, nicht nur die commerzielle<lb/> Thätigkeit und den Ackerbau lähmte, sondern auch die besten Hilfsquellen des<lb/> öffentlichen Schatzes versiegen machte. In neuerer Zeit wurde es, außer durch</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0283]
Spanien herrschende Ordnung der Dinge an und kehrten in ihr Vaterland zurück.
Die Montemolinistische Sache erfuhr durch diesen Act der -Gnade seitens der Re¬
gierung einen noch härtern Schlag, als ihr die Erfolge Concha's in Katalonien
beigebracht hatten.
In Madrid war der Eindruck, der Amuestie ein außerordentlicher. Am
9°. Juni des Morgens erschien dieselbe in der officiellen „Gaceta", von einem
Bericht des Ministeriums ' an die Königin eingeleitet, in welchem gesagt
wurde, „daß in einer Zeit, wo in den meisten Staaten des Continent's wilde
Revolte, Bürgerkrieg oder Ausnahmezustände vorherrschten, die Königin von Spa¬
nien Europa zeigen könne, daß ihr Thron fest begründet sei in der Anhänglich¬
keit der Nation, daß es keinem ihrer Unterthanen aus irgend einem politischen
Grunde verwehrt sei, nach Spanien zurückzukehren und frei am heimathlichen
Herde sich niederzulassen." An demselben Tage noch erhob sich in der Sitzung
des Congresses Cortina und stellte an den Ministerpräsidenten die Frage, „ob er
.richtig den Text des Decretes dahin 'verstanden habe, daß alle Spanier darin
einbegriffen seien, daß jedem, ob verbannt, flüchtig, deportirt oder eingekerkert
wegen politischer Ereignisse, die> volle Wohlthat der Amuestie zu gute komme."
Aus die feierliche und unzweideutige Zusicherung des Herzogs von Valencia, daß
dem so sei, und nachdem der stürmische Beifall der ganzen Versammlung und der
gefüllten Tribunen verhallt war, erklärte der Führer der Progressisten, gehoben von
der Größe des Augenblicks: „Nun wohlan, so mag denn von jetzt an nur die
Parlamentarische Discussion über die politischen Streitigkeiten in Spanien ent¬
scheiden." Es war dies kein trügerischer Lamouretteknß unversöhnlicher Parteien,
erzeugt vom momentanen Rausche; es war vielmehr die Erkenntniß, theuer er¬
kauft durch die blutigen Erschütterungen langer Jahre,, daß, salls die Nation
nicht zu Grunde gehen solle, über dem Parteikampf etwas Gemeinsames, von
Allen Anerkanntes stehen müsse, das b eschworcne, öffentliche Recht. Wenn der
Horizont Spaniens von Neuem mit den drohenden Wolken, politischer Umwäl-
zungen umzogen ist, so ist es wenigstens nicht die Schuld derer, die an jenem denk¬
würdigen Tage dem Lande eine Zukunft der Gesetzlichkeit und des Friedens
verhießen.
Einige Wochen nach Erlaß der Amnestie ward die Session der Cortes
geschlossen, jedoch nicht ohne eine Reform angebahnt zu haben, die für Spa¬
nien die nothwendige Bedingung einer aufblühenden, materiellen Entwickelung ist.
Eine der Hauptursachen, welche seit Jahrhunderten den tiefen Verfall seines na¬
tionalen Wohlstandes herbeigeführt haben, ist das übermäßige Prohibitivsystem,
welches, früher noch mit Monopolen der mannichfachsten Art zu Gunsten des
Staates und einzelner Korporationen ausgestattet, nicht nur die commerzielle
Thätigkeit und den Ackerbau lähmte, sondern auch die besten Hilfsquellen des
öffentlichen Schatzes versiegen machte. In neuerer Zeit wurde es, außer durch
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