Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.Präsident zur Königin, um diese über den Vorfall zu benachrichtigen. Als er Die Jnsurrection hatte die bedenkliche Seite, daß eS den Aufrührern.ge¬ Die Ahndung gegen die Empörer war diesmal rasch und schrecklich. Das Bald zeigte es sich, daß der Aufstand in Madrid die Verzweigung eines Grenzboten. III. -I8!52> 28
Präsident zur Königin, um diese über den Vorfall zu benachrichtigen. Als er Die Jnsurrection hatte die bedenkliche Seite, daß eS den Aufrührern.ge¬ Die Ahndung gegen die Empörer war diesmal rasch und schrecklich. Das Bald zeigte es sich, daß der Aufstand in Madrid die Verzweigung eines Grenzboten. III. -I8!52> 28
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Präsident zur Königin, um diese über den Vorfall zu benachrichtigen. Als er
den Palast verließ, um sich nach dem Schauplatz des Kampfes zu begeben, be¬
gegneten ihm die Herzöge von Ofsuna und Alba. Auf die hochfahrende Frage,
welche Absicht sie herführe, entgegneten dieselben, sie kämen, um sich in dieser
Stunde der Gefahr an die Seite Ihrer Majestät zu stellen. „Der Platz der
Gefahr ist jetzt nicht in dem Palast, sondern auf.der Straße", war die barsche
Antwort, mit welcher Narvaez die beiden Granden nöthigte, ihn zu begleiten.
Die Jnsurrection hatte die bedenkliche Seite, daß eS den Aufrührern.ge¬
lungen war, 80 Mann von dem Regiments Baza zu verführen. Der Kampf
war kurz, aber blutig. Die Truppen, unbeirrt durch diesen Abfall, schlugen sich
mit wetteifernden Muthe. Narvaez ließ,, um den verzweifelten Widerstand der
Insurgenten in mehreren stark verschanzten Häusern zu brechen, schweres Geschütz
dagegen auffahren, und um 8 Uhr Morgens war die Empörung völlig besiegt.
Bei dieser Gelegenheit vollendete ein tragisches Geschick den Untergang einer
Familie, die bestimmt schien, die Sage der Niobe in modernen Zeiten zu wie¬
derholen. Der Generalcapitain von Neucastilien, Fulgosio, der letzte einer Reihe von
Brüdern, welche der Bürgerkrieg nud die blutigen Wechselfälle der Revolutionen
hinweggerafft hatten, wurde im Laufe des Gefechtes tödtlich verwundet. Auf seinem
kurzen Sterbelager empfing er von der Königin noch die Ernennung zum General¬
lieutenant, eine Ehre, die das großmüthige Herz Jsabella's der unglücklichen Mutter
erwies, der es auferlegt war, so viel tapfere und hochherzige Söhne zu überleben.
Die Ahndung gegen die Empörer war diesmal rasch und schrecklich. Das
sofort mit dem wieder verhängten Belagerungszustand eingesetzte Kriegsgericht
verurtheilte^die 80 aufrührerischen Soldaten zur Decimirung, fünf der Haupt¬
schuldigen von den anderen Aufständischen zum Tode. Schon um i> Uhr Nach¬
mittags fand im Prado die düstere und blutige Execution statt. Der größere
Theil der Garnison von Madrid, sämmtliche Regimenter durch Abtheilungen dabei
vertreten, wohnte der Hinrichtung bei. Ein Detachement vom Regiment Baza
vollzog die Erschießung, welcher diejenigen, die dem Todesloose entronnen waren,
zur Seite standen, nachdem ihnen von der Hand des Henkers die Uniform ab¬
gerissen war. Nach der Beendigung dieses erschütternden Schauspiels wurden
die Letzteren durch die Straßen Madrids geführt, um darauf nach den afrika¬
nischen Presidio's geschickt zu werden. Das Regiment Baza wurde aufgelöst, die
Soldaten unter andere Truppentheile gemischt, die Fahnen im Artilleriemnseum
niedergelegt. Narvaez bewies, daß er die Regel des Macchiavell zu übe» ver¬
stand, der für Fälle dieser Art den weisen Rath ertheilt: „Strafe blutig,
aber Strafe schnell,", eine.Regel, der man später anderer Orten unkluger und
inhumaner Weise leider nur zu sehr entgegen gehandelt hat.
Bald zeigte es sich, daß der Aufstand in Madrid die Verzweigung eines
weitern Komplotts war. Wenige Tage darauf brach eine noch ernsthaftere Mi-
Grenzboten. III. -I8!52> 28
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