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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band.

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entgegen und es gelang nach höchst ärgerlichen Debatten, die Sache niederzu¬
schlagen. Selbst die Rückkehr Espartero's ward nach einigem Zögern bewilligt,
und der ehemalige Regent und Narvaez stierten im Senat eine, wenn auch nnr
formelle, Versöhnung. Das lobenswerthe Streben der Regierung ging offenbar
dahin, den erbitterten Parteikampf in Grenzen einzudämmen, welche der Mitoction
Englands und Frankreichs keinen, oder mindestens doch-nur einen unschädlichen
Spielraum überließen. Eine Aera des Friedens und des Gesetzes schien über
der hartgeprüsten spanischen Nation heraufzudämmern -- da veränderte ein furcht¬
barer Schlag auf einmal diese hoffnungsreiche Lage, und beschwor die wildesten
Parteikämpfe von Neuem herauf.

(Fortsetzung folgt.) ,




Die großen Revuen in Warschau.

Wir erfahren gewöhnlich so wenig von dem vielen Wichtigen, was jenseits
der russischen Grenze vorgeht, und was wir erfahren, wird "us meistens in so
vagen Umrissen und parteiisch getrübter Färbung vorgetragen, daß der vom rein
militairischen Standpunkte ausgehende Bericht eines Sachverständigen über die
letzten Revuen in Warschau unseren Lesern gewiß von Interesse sein wird. Unser
Berichterstatter ist ein Officier der ostindischen Armee, und sein ganzer Ton zeigt,
daß er ein unparteiischer Zuschauer des glänzenden militairischen Schauspiels war.

Der englisch-ostindische Officier, mit Ausnahme.eines schottischen Ueomanry
Osiiciers der einzige Engländer in der glänzenden Suite von fremden, haupt¬
sächlich preußischen und östreichischen- Ofstcieren, traf noch zur rechten Zeit in
Warschau ein, um dem Beginne des Schauspiels beizuwohnen. Wir lassen ihn
nun selbst sprechen.

Am 1. Juiü hielt der Kaiser Heerschau über das ganze zweite Armeecorps,
bestehend aus 48 Bataillonen Infanterie, 1 Bataillon Jäger, jedes zu
1000 Mann; 2 Regimentern Uhlanen, und 2 Regimentern Husaren, jedes
1200 Pferde.; 4 Pult Kosacken, Tscherkessen und anderer irregulairer Cavalerie,
jeder 400 Pferde; 188 Geschütze und einem Train. Das Corps stand unter
dem Befehl des Generallieutenants Paniutin, der sich im ungarischen Kriege so
sehr ausgezeichnet hat.

Die Armee war in fünf Linien auf der Ebene von Powousky, etwa eine
halbe Meile von Warschau aufgestellt.
'

Feldmarschall Fürst Paskiewitsch mit seinem Stäbe erschien wenige Minuten
vor 10 Uhr; kurz darauf kam der Kaiser, begleitet von dem Prinzen Friedrich
Karl von Preußen in einer Droschke angefahren, und setzte sich sogleich zu


entgegen und es gelang nach höchst ärgerlichen Debatten, die Sache niederzu¬
schlagen. Selbst die Rückkehr Espartero's ward nach einigem Zögern bewilligt,
und der ehemalige Regent und Narvaez stierten im Senat eine, wenn auch nnr
formelle, Versöhnung. Das lobenswerthe Streben der Regierung ging offenbar
dahin, den erbitterten Parteikampf in Grenzen einzudämmen, welche der Mitoction
Englands und Frankreichs keinen, oder mindestens doch-nur einen unschädlichen
Spielraum überließen. Eine Aera des Friedens und des Gesetzes schien über
der hartgeprüsten spanischen Nation heraufzudämmern — da veränderte ein furcht¬
barer Schlag auf einmal diese hoffnungsreiche Lage, und beschwor die wildesten
Parteikämpfe von Neuem herauf.

(Fortsetzung folgt.) ,




Die großen Revuen in Warschau.

Wir erfahren gewöhnlich so wenig von dem vielen Wichtigen, was jenseits
der russischen Grenze vorgeht, und was wir erfahren, wird »us meistens in so
vagen Umrissen und parteiisch getrübter Färbung vorgetragen, daß der vom rein
militairischen Standpunkte ausgehende Bericht eines Sachverständigen über die
letzten Revuen in Warschau unseren Lesern gewiß von Interesse sein wird. Unser
Berichterstatter ist ein Officier der ostindischen Armee, und sein ganzer Ton zeigt,
daß er ein unparteiischer Zuschauer des glänzenden militairischen Schauspiels war.

Der englisch-ostindische Officier, mit Ausnahme.eines schottischen Ueomanry
Osiiciers der einzige Engländer in der glänzenden Suite von fremden, haupt¬
sächlich preußischen und östreichischen- Ofstcieren, traf noch zur rechten Zeit in
Warschau ein, um dem Beginne des Schauspiels beizuwohnen. Wir lassen ihn
nun selbst sprechen.

Am 1. Juiü hielt der Kaiser Heerschau über das ganze zweite Armeecorps,
bestehend aus 48 Bataillonen Infanterie, 1 Bataillon Jäger, jedes zu
1000 Mann; 2 Regimentern Uhlanen, und 2 Regimentern Husaren, jedes
1200 Pferde.; 4 Pult Kosacken, Tscherkessen und anderer irregulairer Cavalerie,
jeder 400 Pferde; 188 Geschütze und einem Train. Das Corps stand unter
dem Befehl des Generallieutenants Paniutin, der sich im ungarischen Kriege so
sehr ausgezeichnet hat.

Die Armee war in fünf Linien auf der Ebene von Powousky, etwa eine
halbe Meile von Warschau aufgestellt.
'

Feldmarschall Fürst Paskiewitsch mit seinem Stäbe erschien wenige Minuten
vor 10 Uhr; kurz darauf kam der Kaiser, begleitet von dem Prinzen Friedrich
Karl von Preußen in einer Droschke angefahren, und setzte sich sogleich zu


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[0193] entgegen und es gelang nach höchst ärgerlichen Debatten, die Sache niederzu¬ schlagen. Selbst die Rückkehr Espartero's ward nach einigem Zögern bewilligt, und der ehemalige Regent und Narvaez stierten im Senat eine, wenn auch nnr formelle, Versöhnung. Das lobenswerthe Streben der Regierung ging offenbar dahin, den erbitterten Parteikampf in Grenzen einzudämmen, welche der Mitoction Englands und Frankreichs keinen, oder mindestens doch-nur einen unschädlichen Spielraum überließen. Eine Aera des Friedens und des Gesetzes schien über der hartgeprüsten spanischen Nation heraufzudämmern — da veränderte ein furcht¬ barer Schlag auf einmal diese hoffnungsreiche Lage, und beschwor die wildesten Parteikämpfe von Neuem herauf. (Fortsetzung folgt.) , Die großen Revuen in Warschau. Wir erfahren gewöhnlich so wenig von dem vielen Wichtigen, was jenseits der russischen Grenze vorgeht, und was wir erfahren, wird »us meistens in so vagen Umrissen und parteiisch getrübter Färbung vorgetragen, daß der vom rein militairischen Standpunkte ausgehende Bericht eines Sachverständigen über die letzten Revuen in Warschau unseren Lesern gewiß von Interesse sein wird. Unser Berichterstatter ist ein Officier der ostindischen Armee, und sein ganzer Ton zeigt, daß er ein unparteiischer Zuschauer des glänzenden militairischen Schauspiels war. Der englisch-ostindische Officier, mit Ausnahme.eines schottischen Ueomanry Osiiciers der einzige Engländer in der glänzenden Suite von fremden, haupt¬ sächlich preußischen und östreichischen- Ofstcieren, traf noch zur rechten Zeit in Warschau ein, um dem Beginne des Schauspiels beizuwohnen. Wir lassen ihn nun selbst sprechen. Am 1. Juiü hielt der Kaiser Heerschau über das ganze zweite Armeecorps, bestehend aus 48 Bataillonen Infanterie, 1 Bataillon Jäger, jedes zu 1000 Mann; 2 Regimentern Uhlanen, und 2 Regimentern Husaren, jedes 1200 Pferde.; 4 Pult Kosacken, Tscherkessen und anderer irregulairer Cavalerie, jeder 400 Pferde; 188 Geschütze und einem Train. Das Corps stand unter dem Befehl des Generallieutenants Paniutin, der sich im ungarischen Kriege so sehr ausgezeichnet hat. Die Armee war in fünf Linien auf der Ebene von Powousky, etwa eine halbe Meile von Warschau aufgestellt. ' Feldmarschall Fürst Paskiewitsch mit seinem Stäbe erschien wenige Minuten vor 10 Uhr; kurz darauf kam der Kaiser, begleitet von dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen in einer Droschke angefahren, und setzte sich sogleich zu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94440/193>, abgerufen am 22.12.2024.