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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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Verschieden, völlig unähnlich waren die Empfindungen, welche in den Ge¬
sichtern und in dem Benehmen der verschiedenen Passagiere sich ausprägten, als
das Windentau unsres Schiffes sich vom europäischen Festlande loslöste, als unter
dem OK-oK-lo-vo-oK der Matrosen die Segel zu flattern begannen, und das wäs¬
serige Element scheidend sich zwischen unsrer neuen, schwankenden Wohnung und
, unsrem alten, festen, deutschen Vaterland" ausbreitete. In den. Augen der meisten
Frauen standen Thränen, und auch mancher von den Männern konnte nur mit
Anstrengung die Zeichen der schmerzhaften Empfindungen unterdrücken, welche
jetzt auf ihn eindrangen. War es Schmerz, der dnrch einen Verlust herbeigeführt
wurde? waren es Thränen der Freude, veranlaßt dnrch den Beginn der lang-
- ersehnten neuen Laufbahn? Es war beides: es waren die Thränen der Braut,
welche die väterliche Wohnung verläßt, um sie mit einer neuen, heißersehnten
zu vertauschen; es waren Thränen über einen Verlust, den man durch einen
größern Gewinn zu ersetzen hofft, verwandt mit dem Gefühle des Hasardspielers,
welcher seine letzte Baarschaft daran setzt, um sich entweder zum Bettler zu machen,
oder mit vollen Händen wegzugehn.

Zwei hundert Passagiere aus den verschiedensten Ständen, von dem ver¬
schiedensten Alter, von der verschiedensten Sinnesweise! An dem vordem Rande
der obern Cajüte nachlässig, graziös, statnenähnlich hingestreckt, nach seinen Mienen
der erste Stoiker, nach seiner Gesichtsfarbe der erste Epiknreer, jedenfalls aber
der charakterfesteste Mann seiner Zeit, lag ein Student. "Charles, bringen Sie
mir eine Flasche Wein!" rief er dem zweiten Steward, einem naseweisen deut¬
schen Kellnerjungen zu. Charles brachte Flasche und Glas. In dem erheben¬
den Gefühle schwelgend, die bedeutendste Persönlichkeit unter der Bevölkerung
des Schiffs und der zuschauenden Bremerhavener Volksmenge zu sein, füllte er
das Glas, streckte es dem scheidenden Vaterlande entgegen, und sprach, ohne daß
er es selbst, noch sonst Jemand hörte (aber sicherlich sprach er es): "Mein liebes
Deutschland, Sie verdienen es nicht, aber ich lasse mich, durch mein gutes Ge¬
müth getrieben, herab, Ihnen ein Lebewohl zuzurufen; Sie werden es jedenfalls


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Verschieden, völlig unähnlich waren die Empfindungen, welche in den Ge¬
sichtern und in dem Benehmen der verschiedenen Passagiere sich ausprägten, als
das Windentau unsres Schiffes sich vom europäischen Festlande loslöste, als unter
dem OK-oK-lo-vo-oK der Matrosen die Segel zu flattern begannen, und das wäs¬
serige Element scheidend sich zwischen unsrer neuen, schwankenden Wohnung und
, unsrem alten, festen, deutschen Vaterland« ausbreitete. In den. Augen der meisten
Frauen standen Thränen, und auch mancher von den Männern konnte nur mit
Anstrengung die Zeichen der schmerzhaften Empfindungen unterdrücken, welche
jetzt auf ihn eindrangen. War es Schmerz, der dnrch einen Verlust herbeigeführt
wurde? waren es Thränen der Freude, veranlaßt dnrch den Beginn der lang-
- ersehnten neuen Laufbahn? Es war beides: es waren die Thränen der Braut,
welche die väterliche Wohnung verläßt, um sie mit einer neuen, heißersehnten
zu vertauschen; es waren Thränen über einen Verlust, den man durch einen
größern Gewinn zu ersetzen hofft, verwandt mit dem Gefühle des Hasardspielers,
welcher seine letzte Baarschaft daran setzt, um sich entweder zum Bettler zu machen,
oder mit vollen Händen wegzugehn.

Zwei hundert Passagiere aus den verschiedensten Ständen, von dem ver¬
schiedensten Alter, von der verschiedensten Sinnesweise! An dem vordem Rande
der obern Cajüte nachlässig, graziös, statnenähnlich hingestreckt, nach seinen Mienen
der erste Stoiker, nach seiner Gesichtsfarbe der erste Epiknreer, jedenfalls aber
der charakterfesteste Mann seiner Zeit, lag ein Student. „Charles, bringen Sie
mir eine Flasche Wein!" rief er dem zweiten Steward, einem naseweisen deut¬
schen Kellnerjungen zu. Charles brachte Flasche und Glas. In dem erheben¬
den Gefühle schwelgend, die bedeutendste Persönlichkeit unter der Bevölkerung
des Schiffs und der zuschauenden Bremerhavener Volksmenge zu sein, füllte er
das Glas, streckte es dem scheidenden Vaterlande entgegen, und sprach, ohne daß
er es selbst, noch sonst Jemand hörte (aber sicherlich sprach er es): „Mein liebes
Deutschland, Sie verdienen es nicht, aber ich lasse mich, durch mein gutes Ge¬
müth getrieben, herab, Ihnen ein Lebewohl zuzurufen; Sie werden es jedenfalls


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[0374] Ille stip is donna lor kilevv Orleans 6owl>, KI,.: OK! — ^es! — ad! — IKe Sulp is bonnet lor I^co Orleans down, Kb.: Kunclreä ^ears ago. Keneral til^Jor came that of^, eil.: OK! — ^es! — ok! — lie came U^al wa^ l'ran I^ovo Orleans ba^> L Ir.: bunclrecl ^ears ago. ^ Imnclrecl ^eurs are pasl auel Zone, (^>>.: 0I>! — ^es! — ol,! — ^ Kunclreil xsars uro evening an, LK.: Iniiulreä ^ears ago. Verschieden, völlig unähnlich waren die Empfindungen, welche in den Ge¬ sichtern und in dem Benehmen der verschiedenen Passagiere sich ausprägten, als das Windentau unsres Schiffes sich vom europäischen Festlande loslöste, als unter dem OK-oK-lo-vo-oK der Matrosen die Segel zu flattern begannen, und das wäs¬ serige Element scheidend sich zwischen unsrer neuen, schwankenden Wohnung und , unsrem alten, festen, deutschen Vaterland« ausbreitete. In den. Augen der meisten Frauen standen Thränen, und auch mancher von den Männern konnte nur mit Anstrengung die Zeichen der schmerzhaften Empfindungen unterdrücken, welche jetzt auf ihn eindrangen. War es Schmerz, der dnrch einen Verlust herbeigeführt wurde? waren es Thränen der Freude, veranlaßt dnrch den Beginn der lang- - ersehnten neuen Laufbahn? Es war beides: es waren die Thränen der Braut, welche die väterliche Wohnung verläßt, um sie mit einer neuen, heißersehnten zu vertauschen; es waren Thränen über einen Verlust, den man durch einen größern Gewinn zu ersetzen hofft, verwandt mit dem Gefühle des Hasardspielers, welcher seine letzte Baarschaft daran setzt, um sich entweder zum Bettler zu machen, oder mit vollen Händen wegzugehn. Zwei hundert Passagiere aus den verschiedensten Ständen, von dem ver¬ schiedensten Alter, von der verschiedensten Sinnesweise! An dem vordem Rande der obern Cajüte nachlässig, graziös, statnenähnlich hingestreckt, nach seinen Mienen der erste Stoiker, nach seiner Gesichtsfarbe der erste Epiknreer, jedenfalls aber der charakterfesteste Mann seiner Zeit, lag ein Student. „Charles, bringen Sie mir eine Flasche Wein!" rief er dem zweiten Steward, einem naseweisen deut¬ schen Kellnerjungen zu. Charles brachte Flasche und Glas. In dem erheben¬ den Gefühle schwelgend, die bedeutendste Persönlichkeit unter der Bevölkerung des Schiffs und der zuschauenden Bremerhavener Volksmenge zu sein, füllte er das Glas, streckte es dem scheidenden Vaterlande entgegen, und sprach, ohne daß er es selbst, noch sonst Jemand hörte (aber sicherlich sprach er es): „Mein liebes Deutschland, Sie verdienen es nicht, aber ich lasse mich, durch mein gutes Ge¬ müth getrieben, herab, Ihnen ein Lebewohl zuzurufen; Sie werden es jedenfalls

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/374>, abgerufen am 04.07.2024.