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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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den Vorzug hat, sehr billig zu sein und über alle wichtigeren Erzeugnisse der
Literatur in seinen kurzen Kritiken ein gutes Urtheil abzugeben. Unter der Lei¬
tung eines solchen Blattes wird es ihm leicht werden, eine passende Auswahl
nach seinen Kräften und Interessen zu treffen, indem er das Wichtigste von poli¬
tischen Brochüren, von populairen geschichtlichen, naturwissenschaftlichen und ästhe¬
tischen Werken und das Beste, was von Poesie und von Kupferwerken im Buch¬
handel erscheint, auswählt. Nimmt er dazu noch für den bereits vorhandenen
Literatnrschatz das vortreffliche Buch: Wegweiser durch die Literatur der Deutschen
von Schwab und Klüpfel, ferner einige gute Chartensammlungen (außer den
bekannten guten Atlanten der Erdgeographie von Stieler, Sydow, Stein,
Ziegler, dein historischen Atlas von Spruner etwa, noch den großen oder
auch den kleinen physikalischen Atlas von Berghaus; einen Erd- und einen
Himmelsglobus und ein gutes Conversatiouslexicon (das von Brockhaus,
von welchem jetzt eine neue Ausgabe erscheint, ist immer noch als das beste zu
empfehlen), so wird der Hilfsapparat seiner Bibliothek schnell vollständig werden.
Hat er ein Interesse an Kupferstichen und anderen Werken der bildenden Kunst, so
wird er durch das Kunstblatt von Eggers auch über die neuen Erscheinungen
des Kunsthandels unterrichtet werden.

Wer eine Bibliothek anlegt, sorge auch sür einen einfachen und geschmack¬
vollen Einband seiner Bücher. Erst in den letzten Jahren sind in Deutschland
geschmackvolle Einbände allgemeiner geworden, noch jetzt ist es aber nöthig, dem
Buchbinder auf die Finger zu sehen; kein unnützes Ueberladen mit goldnen Zier¬
rathen, aber eine genaue Angabe des Titels ans der Rückseite in deutlichen
Lettern, die Bücher bei kleinen Bibliotheken möglichst gleichförmig eingebunden,
bei großen vielleicht je nach Schränken und Fächern verschieden gekleidet. Immer
ein genaues VerzeichniH der vorhandenen Bücher, bei größeren Sammlungen
die einzelnen Bände mit laufenden Nummern und der Nummer des Schrankes
bezeichnet. Bei kleineren Bibliotheken sei ein Mitglied der Familie der Biblio¬
thekar; gern wird eine der Damen des Hauses diesen Posten übernehmen, und
die Ordnung und Sauberkeit uuter den Büchern mütterlich zu erhalten wissen.

Aber die Bibliothek verlangt auch eine zweckmäßige Aufstellung. Und hier
ist der Ort, wo die Deutschen sich die Engländer einmal ohne Rückhalt zum
Muster nehmen sollten. In Englaud ist das Bibliothekzimmer ein unentbehrlicher
Theil des Familieucomfortö, eine Bibliothek halten, ist für. jeden Gentleman noth¬
wendig. Die literarische Bildung der Engländer ist oft einseitiger, als die unsere,
aber ein gewisses Interesse für Literatur ist viel allgemeiner verbreitet, als bei
uus. Lord und Gentleman auf dem Lande, Kaufmann und Fabrikherr in der
Stadt, halten ihre periodischen Literaturblätter und arrangiren nach diesen ihre
Bibliotheken; weder im normännischen Schloß, noch in der niedlichen Cottage,
noch im geräumigen Hause der Stadt fehlt das Bibliothekzimmer. Es ist der


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den Vorzug hat, sehr billig zu sein und über alle wichtigeren Erzeugnisse der
Literatur in seinen kurzen Kritiken ein gutes Urtheil abzugeben. Unter der Lei¬
tung eines solchen Blattes wird es ihm leicht werden, eine passende Auswahl
nach seinen Kräften und Interessen zu treffen, indem er das Wichtigste von poli¬
tischen Brochüren, von populairen geschichtlichen, naturwissenschaftlichen und ästhe¬
tischen Werken und das Beste, was von Poesie und von Kupferwerken im Buch¬
handel erscheint, auswählt. Nimmt er dazu noch für den bereits vorhandenen
Literatnrschatz das vortreffliche Buch: Wegweiser durch die Literatur der Deutschen
von Schwab und Klüpfel, ferner einige gute Chartensammlungen (außer den
bekannten guten Atlanten der Erdgeographie von Stieler, Sydow, Stein,
Ziegler, dein historischen Atlas von Spruner etwa, noch den großen oder
auch den kleinen physikalischen Atlas von Berghaus; einen Erd- und einen
Himmelsglobus und ein gutes Conversatiouslexicon (das von Brockhaus,
von welchem jetzt eine neue Ausgabe erscheint, ist immer noch als das beste zu
empfehlen), so wird der Hilfsapparat seiner Bibliothek schnell vollständig werden.
Hat er ein Interesse an Kupferstichen und anderen Werken der bildenden Kunst, so
wird er durch das Kunstblatt von Eggers auch über die neuen Erscheinungen
des Kunsthandels unterrichtet werden.

Wer eine Bibliothek anlegt, sorge auch sür einen einfachen und geschmack¬
vollen Einband seiner Bücher. Erst in den letzten Jahren sind in Deutschland
geschmackvolle Einbände allgemeiner geworden, noch jetzt ist es aber nöthig, dem
Buchbinder auf die Finger zu sehen; kein unnützes Ueberladen mit goldnen Zier¬
rathen, aber eine genaue Angabe des Titels ans der Rückseite in deutlichen
Lettern, die Bücher bei kleinen Bibliotheken möglichst gleichförmig eingebunden,
bei großen vielleicht je nach Schränken und Fächern verschieden gekleidet. Immer
ein genaues VerzeichniH der vorhandenen Bücher, bei größeren Sammlungen
die einzelnen Bände mit laufenden Nummern und der Nummer des Schrankes
bezeichnet. Bei kleineren Bibliotheken sei ein Mitglied der Familie der Biblio¬
thekar; gern wird eine der Damen des Hauses diesen Posten übernehmen, und
die Ordnung und Sauberkeit uuter den Büchern mütterlich zu erhalten wissen.

Aber die Bibliothek verlangt auch eine zweckmäßige Aufstellung. Und hier
ist der Ort, wo die Deutschen sich die Engländer einmal ohne Rückhalt zum
Muster nehmen sollten. In Englaud ist das Bibliothekzimmer ein unentbehrlicher
Theil des Familieucomfortö, eine Bibliothek halten, ist für. jeden Gentleman noth¬
wendig. Die literarische Bildung der Engländer ist oft einseitiger, als die unsere,
aber ein gewisses Interesse für Literatur ist viel allgemeiner verbreitet, als bei
uus. Lord und Gentleman auf dem Lande, Kaufmann und Fabrikherr in der
Stadt, halten ihre periodischen Literaturblätter und arrangiren nach diesen ihre
Bibliotheken; weder im normännischen Schloß, noch in der niedlichen Cottage,
noch im geräumigen Hause der Stadt fehlt das Bibliothekzimmer. Es ist der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/117>, abgerufen am 24.07.2024.