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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band.

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Manne der That steht in Douglas ein Träumer gegenüber. Um sein Wesen zu
charakteristren, wird eine episodische Figur, ein Mönch, eingeführt, der in dem
Schloß des Douglas gegen seine Verfolger Zuflucht sucht. Einer der Vasallen
fragt ihn, ob ihm in dieser kriegerischen Halle nicht wohler zu Muthe ist, als in
seiner einsamen Zelle. Statt zu antworten, verfällt der Mönch in Träumerei:
"Allerdings stechen diese Waffen, diese Mordwerkzeuge, für welche die Menschen
schwärmen, mit ihrem Glanz sehr gegen die trübe Dämmerung des Klosters ab;
aber doch ist Etwas in meinem Innern, dem all diese äußerliche Schau wie ein
bloßes Phantasiegebilde erscheint, wie eine Wolke, die sich langsam einem bleichen,
feststehenden Gedanken zu bewegt." Den Douglas überkommt das seltsame Ge¬
lüst, sich in der Mönchskutte zu betrachten; er bildet sich zuletzt ein, er wäre schon
ein Mönch, und phantasirt über die Verkehrtheiten des Mönchswesens, wo die
Gedanken eben so einförmig sich fortbewegen, wie der Sand im Stundenglase,
wo die Zeit ohne Inhalt vorwärts schreitet und das Leben sich mit kranker und
schwächlicher Bewegung in einem leeren Eirkel dreht. "Spotte nicht," ruft ihm
der Mönch zu, "es.kann die Zeit kommen, wo diese Maske dein wirkliches Ge¬
wand sein wird." Und so geschieht es in der That: Douglas endigt im Kloster.
-- Der Mönch selbst ist keineswegs ein Repräsentant des Glaubens, er ist im
Gegentheil als scharfer sreigeistischer Denker in seinem Phantasieleben eben so un¬
glücklich, wie der Träumer Douglas in dem wirklichen Leben. Er hält unter
andern einen Monolog"), der noch weit über Hamlet's "Sein oder Nichtsein"
hinausgeht: "Gedanken ohne Gegenstand, Gegenstand ohne Gedanken sind un¬
mögliche Begriffe. Das absolute Wesen muß also Beides sein, oder Nichts. Wie
kann ich diesem hoffnungslosen Räthsel entgehen, das ich nicht zu sassen vermag?
Es ist, als ob ein Gott im Traume liege, und als ob unser Leben sein Traum



IIwuAlU viidout odjoot -- ol^sol viMnit, tliouglit >--
Impossidio von<zsvtions. IKen tuo Ons,
lus ^osoluts, is nsitlior, or is botli.
^Vlien, ^olim siiiül 1 osoapo tus rovolution,
Ilopolvss ok 1>Ins intermwadls tlisnis,.
>VIuoIi still okttiss lui ssinurs! "lis as ik
Lome Ava lax llrellining', luci liis cirsiUN-dsliolä,
le is elf Ms of live, elf tkinzs ve fre;
^mal >of tus vvrzs sudstanoo ok M? <I^vÄM,
Ltrivo i.o sxpounä tuo xre-^ rsalitv
Ol Kliu tus cirsamor ....
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Is but elf boautv ok eilf spiiinx, tllÄ Smiths
Ils Srsilä eiuAma in tuo kaoo os mon.
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Manne der That steht in Douglas ein Träumer gegenüber. Um sein Wesen zu
charakteristren, wird eine episodische Figur, ein Mönch, eingeführt, der in dem
Schloß des Douglas gegen seine Verfolger Zuflucht sucht. Einer der Vasallen
fragt ihn, ob ihm in dieser kriegerischen Halle nicht wohler zu Muthe ist, als in
seiner einsamen Zelle. Statt zu antworten, verfällt der Mönch in Träumerei:
„Allerdings stechen diese Waffen, diese Mordwerkzeuge, für welche die Menschen
schwärmen, mit ihrem Glanz sehr gegen die trübe Dämmerung des Klosters ab;
aber doch ist Etwas in meinem Innern, dem all diese äußerliche Schau wie ein
bloßes Phantasiegebilde erscheint, wie eine Wolke, die sich langsam einem bleichen,
feststehenden Gedanken zu bewegt." Den Douglas überkommt das seltsame Ge¬
lüst, sich in der Mönchskutte zu betrachten; er bildet sich zuletzt ein, er wäre schon
ein Mönch, und phantasirt über die Verkehrtheiten des Mönchswesens, wo die
Gedanken eben so einförmig sich fortbewegen, wie der Sand im Stundenglase,
wo die Zeit ohne Inhalt vorwärts schreitet und das Leben sich mit kranker und
schwächlicher Bewegung in einem leeren Eirkel dreht. „Spotte nicht," ruft ihm
der Mönch zu, „es.kann die Zeit kommen, wo diese Maske dein wirkliches Ge¬
wand sein wird." Und so geschieht es in der That: Douglas endigt im Kloster.
— Der Mönch selbst ist keineswegs ein Repräsentant des Glaubens, er ist im
Gegentheil als scharfer sreigeistischer Denker in seinem Phantasieleben eben so un¬
glücklich, wie der Träumer Douglas in dem wirklichen Leben. Er hält unter
andern einen Monolog"), der noch weit über Hamlet's „Sein oder Nichtsein"
hinausgeht: „Gedanken ohne Gegenstand, Gegenstand ohne Gedanken sind un¬
mögliche Begriffe. Das absolute Wesen muß also Beides sein, oder Nichts. Wie
kann ich diesem hoffnungslosen Räthsel entgehen, das ich nicht zu sassen vermag?
Es ist, als ob ein Gott im Traume liege, und als ob unser Leben sein Traum



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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93902/101>, abgerufen am 24.07.2024.