Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.baut des Unterhauses, gehörte einer Whigfamilie an. Aber so stark anch das In einem Lande wie England, wo die öffentliche Meinung einen so gewal¬ 6 4*
baut des Unterhauses, gehörte einer Whigfamilie an. Aber so stark anch das In einem Lande wie England, wo die öffentliche Meinung einen so gewal¬ 6 4*
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baut des Unterhauses, gehörte einer Whigfamilie an. Aber so stark anch das
whiggistische Element in Pitt's Partei vertreten war, so mußte doch das Bünd-
niß derselbe» mit dem König, von dessen Unterstützung sie wegen der Stärke der
Opposition im Unterhause in nicht geringem Grade abhängig war, die Ge¬
wohnheit erzeuge», sich in ihrer Sprache dem Geschmack des Hoses anzu¬
passen. Hatten sie Anfangs blos wie Hofleute gesprochen, so lernten sie bald
auch wie Hofleute fühlen. Die leidenschaftlichen und blendenden Reden und Schriften
Burke's umkleideten den servilen Geist, der auf diese Weise uuter thuen allmählich
herrschend geworden war, mit einem romantischen Zauber, welcher die Geister
gefangen nahm, die durch die Furcht vor der revolutionären Propaganda und
den vor ihren Augen vor sich gehenden Zusammensturz einer mächtigen und glanz¬
vollen Monarchie einem neuen Hyperroyalismus zugänglich geworden waren. So trug
Alles dazu bei, die Principien von 1688 in ihrem Herzen in den Hintergrund zu
drängen. Die unwissende und brutale Masse — deren Geist sich durch Zerstörung
des Hauses des berühmten Priestley wegen seiner deistischen Meinungen zeigte —
schloß sich nnn dieser Partei an, eben so der bigotte Theil der Geistlichkeit der
Staatskirche, die sich auf der einen Seite von den Nonconformisten, auf der
andern von den Römischkatholischen bedroht sah, und die gesinnungslosen Stellen¬
jäger, welche den Troß jeder im Besitz der Macht befindlichen Partei bilden. Die
Einsicht und der Patriotismus der Führer trat vor dem, durch den Krieg gegen
Frankreich noch gesteigerten Fanatismus der Masse der Partei immer mehr zurück,
die mit jedem Jahre unduldsamer, despotischer und gewaltsamer wurde, bis um
1819 die unwissenden und servilen Elemente ganz die Oberhand erlangt hatten.
Canning und seine persönlichen Freunde — eine kleine Minorität — waren die
einzigen, welche, von politischem Fanatismus uicht verblendet, noch an einer einiger¬
maßen liberalen und verständigen Politik festhielten. In dem Blutbad von Peter-
loo, dem Spionir- und Denunciationsweseu, den Zwangsgesetzen, und zuletzt
in dem berüchtigten Proceß gegen die Königin prägte sich der bigotte Charakter der
Partei und der vornehmsten Führer am deutlichsten aus.
In einem Lande wie England, wo die öffentliche Meinung einen so gewal¬
tigen Einfluß auf die Regierungsmaßregeln ausübt, kann eine Partei nicht lange
an so extremen Grundsätzen festhalten, wenn sie am Ruder bleiben will. Die
Tories sahen sich allmählich genöthigt, von ihrer Strenge nachzulassen und etwas
mehr Rücksicht ans den aufgeklärten Theil des Publicums zu nehmen. Der ge¬
mäßigte Liberalismus der Whigs und die radicaleren Ansichten Hume's und der
wenigen Personen, die sich ihm im Unterhause anschlössen, gewannen einen mäch¬
tigen Einfluß auf das Volk, und wirkten auf das Parlament zurück. Canning,
Huskisson und selbst Peel benutzten dies, um der ministeriellen Politik eine etwas
liberalere Richtung zu geben. Im Innern der Torypartei wurde dadurch eine große
Veränderung bewirkt. Ihre aufgeklärteren Führer entsagten'den extremservilen und
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