Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Sing's, des Herrn der Sheiks.--In Damaskus und Persien legen die Frauen
oft eine Schnur um den Kopf, von welcher Tropfen von bunten Steinen
und Perlen auf die Stirn herabhängen. Ihre Halszierde besteht zumeist aus
Bernstein, Korallen und edlem Metall mit echten Perlen, bei den Türkinnen aus
goldenen Plättchen, die auf einem Golddraht an einander gereiht werden. Die
indischen Fürsten tragen Halsbänder von Gold mit reichem Brillantschloß. Die
Ohrringe der orientalischen Frauen sind stets aus edlem Metall, die Ohren der
Araberinnen mit so vielen Löchern durchbohrt, als sich anbringen lassen, um Ringe
von Silber und Gold und gefaßte Edelsteine aufzunehmen. Mitunter stecken
funfzehn Ringe in jedem Ohr, und gleiche Verschwendung zeigen Kopf, Brust,
Arme und Knöchel. Die arabischen Männer, welche sich in ihrer eigenen Kleidung
der höchsten Einfachheit befleißigen, lieben diesen Aufwand bei den Weibern.
Nur aus dem Gürtel, den alle orientalischen Frauen mit Goldplatten, Gold¬
knöpfen und edlen Steinen auf das Reichste verzieren, machen auch die männ¬
lichen Beduinen das einzige Schmuckstück ihres Umzugs. Fingerringe aus Gold
und Silber tragen alle Asiatinnen in großer Zahl, einen einzelnen Siegelring
auch die türkischen Männer, doch nur von Silber, da der Koran dem Manne
das Tragen kostbarer Metalle als Schmuck verbietet. Strenggläubige Personen
führen deshalb sogar den Siegelring nicht am Finger, sondern in der Tasche mit sich.

Das griechische Alterthum zeigt im Verhältniß zur asiatischen Pracht große
Einfachheit des Schmucks. Der Ring der alten Griechen, welcher den Männern
als Petschaft diente, war in der Regel von Gold, massiv oder hohl; die meisten
mit einem Steine, Achat oder Karneol versehen, die häufig die herrlichsten ge¬
schnittenen Gemmen und Cameen trugen. Ringe von Gold und Bernstein fand
man bei den Frauen. Die Armbänder der Griechinnen bestanden aus Gold oder
Bronze, und waren theils glatte oder nach außen halbrunde Ringe, theils ge¬
kettelte oder geflochtene Gewinde, die doppelt oder mehrfach den Arm umgaben.
Häusig stellten sie zusammengeringelte Schlangen dar, denen man als Augen wol
Rubinen einsetzte. Die Ohrringe bildeten Goldreife mit gefaßten Gemmen, in
die man zuweilen tropfenförmige Edelsteine oder Perlen hing. Eine Hauptzierde
war- der kunstreich geordnete Halsschmuck, in den meisten Fällen eine lose Schnur,
die den untern Theil des Halses frei umgab, und auf der Perlen und Edelsteine
in Cylindern und Tropfen so aufgereiht waren, daß sie sich auf deu obern Theil
der Brust fächerartig ausbreiteten. Zu anderen Zeiten schlang man wol auch
Bänder, ans Golddraht gewirkt und ohne herabhangende Zierrathen, um den
Hals. Haarnadeln aus Gold oder Bronze mit verziertem Knopf hielten den
Knäuel des Haares; die Stirn vornehmer Frauen krönte ein flach geschwungenes
Diadem. Als kostbare" Schmuck betrachteten und behandelten sie den Kamm.
Die Aeltern der jetzt so beliebten Broches sind die Haste der Griechen, welche
den Ueberwurf über der Brust oder der Schulter zusammenhielten. Sie wurden


Grenzboten. I. 49

Sing's, des Herrn der Sheiks.—In Damaskus und Persien legen die Frauen
oft eine Schnur um den Kopf, von welcher Tropfen von bunten Steinen
und Perlen auf die Stirn herabhängen. Ihre Halszierde besteht zumeist aus
Bernstein, Korallen und edlem Metall mit echten Perlen, bei den Türkinnen aus
goldenen Plättchen, die auf einem Golddraht an einander gereiht werden. Die
indischen Fürsten tragen Halsbänder von Gold mit reichem Brillantschloß. Die
Ohrringe der orientalischen Frauen sind stets aus edlem Metall, die Ohren der
Araberinnen mit so vielen Löchern durchbohrt, als sich anbringen lassen, um Ringe
von Silber und Gold und gefaßte Edelsteine aufzunehmen. Mitunter stecken
funfzehn Ringe in jedem Ohr, und gleiche Verschwendung zeigen Kopf, Brust,
Arme und Knöchel. Die arabischen Männer, welche sich in ihrer eigenen Kleidung
der höchsten Einfachheit befleißigen, lieben diesen Aufwand bei den Weibern.
Nur aus dem Gürtel, den alle orientalischen Frauen mit Goldplatten, Gold¬
knöpfen und edlen Steinen auf das Reichste verzieren, machen auch die männ¬
lichen Beduinen das einzige Schmuckstück ihres Umzugs. Fingerringe aus Gold
und Silber tragen alle Asiatinnen in großer Zahl, einen einzelnen Siegelring
auch die türkischen Männer, doch nur von Silber, da der Koran dem Manne
das Tragen kostbarer Metalle als Schmuck verbietet. Strenggläubige Personen
führen deshalb sogar den Siegelring nicht am Finger, sondern in der Tasche mit sich.

Das griechische Alterthum zeigt im Verhältniß zur asiatischen Pracht große
Einfachheit des Schmucks. Der Ring der alten Griechen, welcher den Männern
als Petschaft diente, war in der Regel von Gold, massiv oder hohl; die meisten
mit einem Steine, Achat oder Karneol versehen, die häufig die herrlichsten ge¬
schnittenen Gemmen und Cameen trugen. Ringe von Gold und Bernstein fand
man bei den Frauen. Die Armbänder der Griechinnen bestanden aus Gold oder
Bronze, und waren theils glatte oder nach außen halbrunde Ringe, theils ge¬
kettelte oder geflochtene Gewinde, die doppelt oder mehrfach den Arm umgaben.
Häusig stellten sie zusammengeringelte Schlangen dar, denen man als Augen wol
Rubinen einsetzte. Die Ohrringe bildeten Goldreife mit gefaßten Gemmen, in
die man zuweilen tropfenförmige Edelsteine oder Perlen hing. Eine Hauptzierde
war- der kunstreich geordnete Halsschmuck, in den meisten Fällen eine lose Schnur,
die den untern Theil des Halses frei umgab, und auf der Perlen und Edelsteine
in Cylindern und Tropfen so aufgereiht waren, daß sie sich auf deu obern Theil
der Brust fächerartig ausbreiteten. Zu anderen Zeiten schlang man wol auch
Bänder, ans Golddraht gewirkt und ohne herabhangende Zierrathen, um den
Hals. Haarnadeln aus Gold oder Bronze mit verziertem Knopf hielten den
Knäuel des Haares; die Stirn vornehmer Frauen krönte ein flach geschwungenes
Diadem. Als kostbare» Schmuck betrachteten und behandelten sie den Kamm.
Die Aeltern der jetzt so beliebten Broches sind die Haste der Griechen, welche
den Ueberwurf über der Brust oder der Schulter zusammenhielten. Sie wurden


Grenzboten. I. 49
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0395" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93760"/>
          <p xml:id="ID_1086" prev="#ID_1085"> Sing's, des Herrn der Sheiks.&#x2014;In Damaskus und Persien legen die Frauen<lb/>
oft eine Schnur um den Kopf, von welcher Tropfen von bunten Steinen<lb/>
und Perlen auf die Stirn herabhängen. Ihre Halszierde besteht zumeist aus<lb/>
Bernstein, Korallen und edlem Metall mit echten Perlen, bei den Türkinnen aus<lb/>
goldenen Plättchen, die auf einem Golddraht an einander gereiht werden. Die<lb/>
indischen Fürsten tragen Halsbänder von Gold mit reichem Brillantschloß. Die<lb/>
Ohrringe der orientalischen Frauen sind stets aus edlem Metall, die Ohren der<lb/>
Araberinnen mit so vielen Löchern durchbohrt, als sich anbringen lassen, um Ringe<lb/>
von Silber und Gold und gefaßte Edelsteine aufzunehmen. Mitunter stecken<lb/>
funfzehn Ringe in jedem Ohr, und gleiche Verschwendung zeigen Kopf, Brust,<lb/>
Arme und Knöchel. Die arabischen Männer, welche sich in ihrer eigenen Kleidung<lb/>
der höchsten Einfachheit befleißigen, lieben diesen Aufwand bei den Weibern.<lb/>
Nur aus dem Gürtel, den alle orientalischen Frauen mit Goldplatten, Gold¬<lb/>
knöpfen und edlen Steinen auf das Reichste verzieren, machen auch die männ¬<lb/>
lichen Beduinen das einzige Schmuckstück ihres Umzugs. Fingerringe aus Gold<lb/>
und Silber tragen alle Asiatinnen in großer Zahl, einen einzelnen Siegelring<lb/>
auch die türkischen Männer, doch nur von Silber, da der Koran dem Manne<lb/>
das Tragen kostbarer Metalle als Schmuck verbietet. Strenggläubige Personen<lb/>
führen deshalb sogar den Siegelring nicht am Finger, sondern in der Tasche mit sich.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1087" next="#ID_1088"> Das griechische Alterthum zeigt im Verhältniß zur asiatischen Pracht große<lb/>
Einfachheit des Schmucks. Der Ring der alten Griechen, welcher den Männern<lb/>
als Petschaft diente, war in der Regel von Gold, massiv oder hohl; die meisten<lb/>
mit einem Steine, Achat oder Karneol versehen, die häufig die herrlichsten ge¬<lb/>
schnittenen Gemmen und Cameen trugen. Ringe von Gold und Bernstein fand<lb/>
man bei den Frauen. Die Armbänder der Griechinnen bestanden aus Gold oder<lb/>
Bronze, und waren theils glatte oder nach außen halbrunde Ringe, theils ge¬<lb/>
kettelte oder geflochtene Gewinde, die doppelt oder mehrfach den Arm umgaben.<lb/>
Häusig stellten sie zusammengeringelte Schlangen dar, denen man als Augen wol<lb/>
Rubinen einsetzte. Die Ohrringe bildeten Goldreife mit gefaßten Gemmen, in<lb/>
die man zuweilen tropfenförmige Edelsteine oder Perlen hing. Eine Hauptzierde<lb/>
war- der kunstreich geordnete Halsschmuck, in den meisten Fällen eine lose Schnur,<lb/>
die den untern Theil des Halses frei umgab, und auf der Perlen und Edelsteine<lb/>
in Cylindern und Tropfen so aufgereiht waren, daß sie sich auf deu obern Theil<lb/>
der Brust fächerartig ausbreiteten. Zu anderen Zeiten schlang man wol auch<lb/>
Bänder, ans Golddraht gewirkt und ohne herabhangende Zierrathen, um den<lb/>
Hals. Haarnadeln aus Gold oder Bronze mit verziertem Knopf hielten den<lb/>
Knäuel des Haares; die Stirn vornehmer Frauen krönte ein flach geschwungenes<lb/>
Diadem. Als kostbare» Schmuck betrachteten und behandelten sie den Kamm.<lb/>
Die Aeltern der jetzt so beliebten Broches sind die Haste der Griechen, welche<lb/>
den Ueberwurf über der Brust oder der Schulter zusammenhielten. Sie wurden</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. I. 49</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0395] Sing's, des Herrn der Sheiks.—In Damaskus und Persien legen die Frauen oft eine Schnur um den Kopf, von welcher Tropfen von bunten Steinen und Perlen auf die Stirn herabhängen. Ihre Halszierde besteht zumeist aus Bernstein, Korallen und edlem Metall mit echten Perlen, bei den Türkinnen aus goldenen Plättchen, die auf einem Golddraht an einander gereiht werden. Die indischen Fürsten tragen Halsbänder von Gold mit reichem Brillantschloß. Die Ohrringe der orientalischen Frauen sind stets aus edlem Metall, die Ohren der Araberinnen mit so vielen Löchern durchbohrt, als sich anbringen lassen, um Ringe von Silber und Gold und gefaßte Edelsteine aufzunehmen. Mitunter stecken funfzehn Ringe in jedem Ohr, und gleiche Verschwendung zeigen Kopf, Brust, Arme und Knöchel. Die arabischen Männer, welche sich in ihrer eigenen Kleidung der höchsten Einfachheit befleißigen, lieben diesen Aufwand bei den Weibern. Nur aus dem Gürtel, den alle orientalischen Frauen mit Goldplatten, Gold¬ knöpfen und edlen Steinen auf das Reichste verzieren, machen auch die männ¬ lichen Beduinen das einzige Schmuckstück ihres Umzugs. Fingerringe aus Gold und Silber tragen alle Asiatinnen in großer Zahl, einen einzelnen Siegelring auch die türkischen Männer, doch nur von Silber, da der Koran dem Manne das Tragen kostbarer Metalle als Schmuck verbietet. Strenggläubige Personen führen deshalb sogar den Siegelring nicht am Finger, sondern in der Tasche mit sich. Das griechische Alterthum zeigt im Verhältniß zur asiatischen Pracht große Einfachheit des Schmucks. Der Ring der alten Griechen, welcher den Männern als Petschaft diente, war in der Regel von Gold, massiv oder hohl; die meisten mit einem Steine, Achat oder Karneol versehen, die häufig die herrlichsten ge¬ schnittenen Gemmen und Cameen trugen. Ringe von Gold und Bernstein fand man bei den Frauen. Die Armbänder der Griechinnen bestanden aus Gold oder Bronze, und waren theils glatte oder nach außen halbrunde Ringe, theils ge¬ kettelte oder geflochtene Gewinde, die doppelt oder mehrfach den Arm umgaben. Häusig stellten sie zusammengeringelte Schlangen dar, denen man als Augen wol Rubinen einsetzte. Die Ohrringe bildeten Goldreife mit gefaßten Gemmen, in die man zuweilen tropfenförmige Edelsteine oder Perlen hing. Eine Hauptzierde war- der kunstreich geordnete Halsschmuck, in den meisten Fällen eine lose Schnur, die den untern Theil des Halses frei umgab, und auf der Perlen und Edelsteine in Cylindern und Tropfen so aufgereiht waren, daß sie sich auf deu obern Theil der Brust fächerartig ausbreiteten. Zu anderen Zeiten schlang man wol auch Bänder, ans Golddraht gewirkt und ohne herabhangende Zierrathen, um den Hals. Haarnadeln aus Gold oder Bronze mit verziertem Knopf hielten den Knäuel des Haares; die Stirn vornehmer Frauen krönte ein flach geschwungenes Diadem. Als kostbare» Schmuck betrachteten und behandelten sie den Kamm. Die Aeltern der jetzt so beliebten Broches sind die Haste der Griechen, welche den Ueberwurf über der Brust oder der Schulter zusammenhielten. Sie wurden Grenzboten. I. 49

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/395
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/395>, abgerufen am 22.07.2024.