Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.Faun nach einem Modell von Drake; in Guericke, dem Lustschlosse des Prinzen 42"
Faun nach einem Modell von Drake; in Guericke, dem Lustschlosse des Prinzen 42"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0341" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93706"/> <p xml:id="ID_909" prev="#ID_908" next="#ID_910"> Faun nach einem Modell von Drake; in Guericke, dem Lustschlosse des Prinzen<lb/> Karl, vier kvllossale Hirsche, viele Vasen und Statuen. Kurz wohin man nur<lb/> blickt, und sich an schöner Architektur und Plastik aus den letzten Jahrzehenden<lb/> erfreut, da hat der Zinkguß sich bethätigt. Ich kann unmöglich Alles aufzählen,<lb/> was nur hier und in Potsdam an Arbeiten aus der Geiß'scheu Fabrik aufgestellt<lb/> wurde. Nur einiges Bedeutende sei noch erwähnt, was in der neuesten Zeit<lb/> entstand. Dazu gehören im neuen Museum die Treppengeländer und vergoldeten<lb/> Säulen, in der Schloßkuppel eine durchbrochene Galerie und der ganze tempel¬<lb/> artige Aufsatz der Laterne, die Verzierungen des weißen Saales und des davor<lb/> liegenden Treppenraums mit seinen Candelabern. Auch das Relief im Fronton<lb/> der neuen Wache zwischen Universität und Zeughaus wurde nach einem Modell<lb/> von Kiß (die Siegesgöttin stürzt sich Frieden gebietend in das Schlachtgewühl)<lb/> im Ziukguß erneuert. Für den Schloßbau zu Christiania wurden 48 reiche Ca¬<lb/> pitale und 24 Kandelaber geliefert; zum Schloßbau in Braunschweig zehn große<lb/> Candelaber; zum Schauspielhaus in Gotha Akroterien und Fenstcrverdachungen;<lb/> nach Dresden Statuen und Ornamente; nach Paris, London, Edinburg, Holland,<lb/> Se. Petersburg und Philadelphia Statuen und Gruppen; nach Moskau ein<lb/> Monument von dreizehn Fuß Höhe; nach Weimar, München, Hamburg, Warschau<lb/> sind Arbeiten der Fabrik versendet worden, nach Hamburg namentlich die beiden<lb/> kolossalen Gruppen, welche das neue Börsengebände krönen. Die eine der¬<lb/> selben zeigt die Stadt Hamburg in symbolischer Darstellung als Herrscher<lb/> im Handel, die andere als städtische Republik mit der Mauerkrone. Ganz<lb/> neuerdings goß Herr Geiß für die Universität in Christiania nach Schinkel'-<lb/> schen Plänen einige dreißig Säulen, darunter mehrere von 24 Fuß Höhe und<lb/> drei Fuß Durchmesser; für Landsberg a. W. das dort aufgestellte Denkmal Schleier-<lb/> macher's, einen vollständigen dorischen Tempel mit dreizehn Fuß hohen Säulen;<lb/> für Frankfurt a. O. einen reichverzierten gothischen Erker; für die Weltausstellung<lb/> in London die Kiß'sche Amazone in der kolossalen Größe des Originals. Für<lb/> dieses Werk erhielt der Bildhauer die Council-Medaille, Herr Geiß die kleinere<lb/> Medaille und außerdem rühmliche Erwähnung. Dieser seltene Verein von<lb/> Auszeichnung ist um so bemerkenswerther, als die bronzirte Amazone dicht neben<lb/> dem von Miller in München in echter Bronze gegossenen Löwen von Schwan¬<lb/> thaler stand, und dadurch im Eindruck ihrer Farbe nicht das Geringste verlor.<lb/> Im dreifach verkleinerten Maßstab hat Geiß die Kiß'sche Amazone ebenfalls schon<lb/> mehrfach gegossen. Bei meinem letzten Besuch in seiner Werkstatt endlich hatte er<lb/> den Guß der Statue des heiligen Michael von Kiß vollendet, und auch bereits mit<lb/> goldig schimmernder Bronze überzogen. Zugleich ist er im Begriff, ein eigenes<lb/> Heft mit Kirchengeräth herauszugeben, Crucifixen altdeutschen, byzantinischen, go¬<lb/> thischen Styls, Altären und Altarleuchtern, Taufbecken, Rahmen zu Altarbildern,<lb/> die für verschiedene Kirchen schon ausgeführt wurden. Dem Cultnrzweck einer</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 42"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0341]
Faun nach einem Modell von Drake; in Guericke, dem Lustschlosse des Prinzen
Karl, vier kvllossale Hirsche, viele Vasen und Statuen. Kurz wohin man nur
blickt, und sich an schöner Architektur und Plastik aus den letzten Jahrzehenden
erfreut, da hat der Zinkguß sich bethätigt. Ich kann unmöglich Alles aufzählen,
was nur hier und in Potsdam an Arbeiten aus der Geiß'scheu Fabrik aufgestellt
wurde. Nur einiges Bedeutende sei noch erwähnt, was in der neuesten Zeit
entstand. Dazu gehören im neuen Museum die Treppengeländer und vergoldeten
Säulen, in der Schloßkuppel eine durchbrochene Galerie und der ganze tempel¬
artige Aufsatz der Laterne, die Verzierungen des weißen Saales und des davor
liegenden Treppenraums mit seinen Candelabern. Auch das Relief im Fronton
der neuen Wache zwischen Universität und Zeughaus wurde nach einem Modell
von Kiß (die Siegesgöttin stürzt sich Frieden gebietend in das Schlachtgewühl)
im Ziukguß erneuert. Für den Schloßbau zu Christiania wurden 48 reiche Ca¬
pitale und 24 Kandelaber geliefert; zum Schloßbau in Braunschweig zehn große
Candelaber; zum Schauspielhaus in Gotha Akroterien und Fenstcrverdachungen;
nach Dresden Statuen und Ornamente; nach Paris, London, Edinburg, Holland,
Se. Petersburg und Philadelphia Statuen und Gruppen; nach Moskau ein
Monument von dreizehn Fuß Höhe; nach Weimar, München, Hamburg, Warschau
sind Arbeiten der Fabrik versendet worden, nach Hamburg namentlich die beiden
kolossalen Gruppen, welche das neue Börsengebände krönen. Die eine der¬
selben zeigt die Stadt Hamburg in symbolischer Darstellung als Herrscher
im Handel, die andere als städtische Republik mit der Mauerkrone. Ganz
neuerdings goß Herr Geiß für die Universität in Christiania nach Schinkel'-
schen Plänen einige dreißig Säulen, darunter mehrere von 24 Fuß Höhe und
drei Fuß Durchmesser; für Landsberg a. W. das dort aufgestellte Denkmal Schleier-
macher's, einen vollständigen dorischen Tempel mit dreizehn Fuß hohen Säulen;
für Frankfurt a. O. einen reichverzierten gothischen Erker; für die Weltausstellung
in London die Kiß'sche Amazone in der kolossalen Größe des Originals. Für
dieses Werk erhielt der Bildhauer die Council-Medaille, Herr Geiß die kleinere
Medaille und außerdem rühmliche Erwähnung. Dieser seltene Verein von
Auszeichnung ist um so bemerkenswerther, als die bronzirte Amazone dicht neben
dem von Miller in München in echter Bronze gegossenen Löwen von Schwan¬
thaler stand, und dadurch im Eindruck ihrer Farbe nicht das Geringste verlor.
Im dreifach verkleinerten Maßstab hat Geiß die Kiß'sche Amazone ebenfalls schon
mehrfach gegossen. Bei meinem letzten Besuch in seiner Werkstatt endlich hatte er
den Guß der Statue des heiligen Michael von Kiß vollendet, und auch bereits mit
goldig schimmernder Bronze überzogen. Zugleich ist er im Begriff, ein eigenes
Heft mit Kirchengeräth herauszugeben, Crucifixen altdeutschen, byzantinischen, go¬
thischen Styls, Altären und Altarleuchtern, Taufbecken, Rahmen zu Altarbildern,
die für verschiedene Kirchen schon ausgeführt wurden. Dem Cultnrzweck einer
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