Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Miniaturen, Farbendrucke von I. Ch. Leblond und andere Dinge, jetzt auch noch
mancher leere Nahmen, bedecke" die Wände. Gehen wir weiter in den dritten
Saal, so finden wir zuerst eine Fortsetzung von Oelbildern und Aquarellen;
unter jenen kleine hübsche Sachen von Hans Bol, z. B. ein mittelalterliches
Volksfest zierlich gemalt mit kaum zolllangen Figürchen; unter diesen das treff¬
liche Aquarell von Billoin nach de Biefye's Adelscompromiß von 1566, das
die historische Färbung des Originals ungleich treuer und edler wiedergiebt, als
die in der Galerie des Consuls Wagner befindliche Copie in Oel, von de Biesye
selbst gefertigt. Ein zweites, kaum weniger gelungenes Aquarell von Billoin
zeigt das Bildniß des Herzogs Alba nach einem Original desselben belgischen
Künstlers.

Der dritte Saal ist blau. Gleich dem ersten wird seine flachüberwolbte
Decke von vergoldeten Zinksäulen getragen. Die hohen Eichenschränke treten
von den Langwänden aus freistehend quer in den Saal, so daß zwischen ihren
beiden Reihen in der Mitte ein Gang frei bleibt, und zwischen je zwei Schränken
derselben Seite ein kleiner Zimmerausschuitt sich bildet, zum Theil mit Tischen
und Stühlen für die Besucher des Cabinets versehen. Die Aufbewahrung der
Blätter hat Herr Schorn, dem wol die ganze Anordnung großenteils zu
danken ist, sehr zweckmäßig so eingerichtet, daß die Werke der einzelnen Meister
nicht etwa, wie es an anderen Orten geschieht, zusammengebunden werden, son¬
dern frei in einzelnen Blättern auf starkem Carton in buchartigen Mappen sich
befinden, welche stets liegen. Einige davon sieht man auf deu Tischen der
kleinen Zimmerabschnitte.

Wandern wir an den Schränken rechts hinaus und links herunter, so erhal¬
ten wir an den Thürflügeln derselben unter Glas und Rahmen zuerst den Anblick
von Kupferstichen und Holzschnitten der deutschen Schule; dann folgen Nieder¬
länder, Spanier, Franzosen, Engländer, Italiener. Bei meinem letzten Besuche
befanden sich die Deutschen, Niederländer und Italiener bereits an den ihnen
zugewiesenen Stellen. Die Arbeiten des Aufziehens, Ordnens und Zusammen-
stellens können, da sie täglich von anderen Geschäften unterbrochen werden, nur all¬
mählich fortschreiten. Aus den deutschen Schulen sind vertreten die Meister
Dürer, Cranach, Altdorfer, E. S. (1466), M. Schon, Burgmaier, F. v. Bocholt,
I. v. Meter, Beham, Pers, Aldegrever, Leuczelburger, Springinsklee, Kaspar
Merian, Wenzel Hollar, H. Roos, Schlüter, Barth, Chodowiecki, Angelika Kauf¬
mann, Raphael Mengs, Banse, Bote, Dietrich Klein, Kobell, Wille, Schmidt
und Andere. Aus den niederländischen: Anton Wierx, Crispian >de Pass,
Rubens, Teniers, Jorge, Van Dyk, Rembrandt, Laer, Molenaer, Ossenbeck,
Van der Velde, Sweerts, Flamen, Van Merken und Andere. Aus den italie¬
nischen: I. A. da Brescia, Marco Antonio Raimondi, Mantegna, Balestra, Ram-
baldi, Annibale Caracci, Tizian, Nicolo Nelli u. s. w.


Miniaturen, Farbendrucke von I. Ch. Leblond und andere Dinge, jetzt auch noch
mancher leere Nahmen, bedecke» die Wände. Gehen wir weiter in den dritten
Saal, so finden wir zuerst eine Fortsetzung von Oelbildern und Aquarellen;
unter jenen kleine hübsche Sachen von Hans Bol, z. B. ein mittelalterliches
Volksfest zierlich gemalt mit kaum zolllangen Figürchen; unter diesen das treff¬
liche Aquarell von Billoin nach de Biefye's Adelscompromiß von 1566, das
die historische Färbung des Originals ungleich treuer und edler wiedergiebt, als
die in der Galerie des Consuls Wagner befindliche Copie in Oel, von de Biesye
selbst gefertigt. Ein zweites, kaum weniger gelungenes Aquarell von Billoin
zeigt das Bildniß des Herzogs Alba nach einem Original desselben belgischen
Künstlers.

Der dritte Saal ist blau. Gleich dem ersten wird seine flachüberwolbte
Decke von vergoldeten Zinksäulen getragen. Die hohen Eichenschränke treten
von den Langwänden aus freistehend quer in den Saal, so daß zwischen ihren
beiden Reihen in der Mitte ein Gang frei bleibt, und zwischen je zwei Schränken
derselben Seite ein kleiner Zimmerausschuitt sich bildet, zum Theil mit Tischen
und Stühlen für die Besucher des Cabinets versehen. Die Aufbewahrung der
Blätter hat Herr Schorn, dem wol die ganze Anordnung großenteils zu
danken ist, sehr zweckmäßig so eingerichtet, daß die Werke der einzelnen Meister
nicht etwa, wie es an anderen Orten geschieht, zusammengebunden werden, son¬
dern frei in einzelnen Blättern auf starkem Carton in buchartigen Mappen sich
befinden, welche stets liegen. Einige davon sieht man auf deu Tischen der
kleinen Zimmerabschnitte.

Wandern wir an den Schränken rechts hinaus und links herunter, so erhal¬
ten wir an den Thürflügeln derselben unter Glas und Rahmen zuerst den Anblick
von Kupferstichen und Holzschnitten der deutschen Schule; dann folgen Nieder¬
länder, Spanier, Franzosen, Engländer, Italiener. Bei meinem letzten Besuche
befanden sich die Deutschen, Niederländer und Italiener bereits an den ihnen
zugewiesenen Stellen. Die Arbeiten des Aufziehens, Ordnens und Zusammen-
stellens können, da sie täglich von anderen Geschäften unterbrochen werden, nur all¬
mählich fortschreiten. Aus den deutschen Schulen sind vertreten die Meister
Dürer, Cranach, Altdorfer, E. S. (1466), M. Schon, Burgmaier, F. v. Bocholt,
I. v. Meter, Beham, Pers, Aldegrever, Leuczelburger, Springinsklee, Kaspar
Merian, Wenzel Hollar, H. Roos, Schlüter, Barth, Chodowiecki, Angelika Kauf¬
mann, Raphael Mengs, Banse, Bote, Dietrich Klein, Kobell, Wille, Schmidt
und Andere. Aus den niederländischen: Anton Wierx, Crispian >de Pass,
Rubens, Teniers, Jorge, Van Dyk, Rembrandt, Laer, Molenaer, Ossenbeck,
Van der Velde, Sweerts, Flamen, Van Merken und Andere. Aus den italie¬
nischen: I. A. da Brescia, Marco Antonio Raimondi, Mantegna, Balestra, Ram-
baldi, Annibale Caracci, Tizian, Nicolo Nelli u. s. w.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93663"/>
          <p xml:id="ID_795" prev="#ID_794"> Miniaturen, Farbendrucke von I. Ch. Leblond und andere Dinge, jetzt auch noch<lb/>
mancher leere Nahmen, bedecke» die Wände. Gehen wir weiter in den dritten<lb/>
Saal, so finden wir zuerst eine Fortsetzung von Oelbildern und Aquarellen;<lb/>
unter jenen kleine hübsche Sachen von Hans Bol, z. B. ein mittelalterliches<lb/>
Volksfest zierlich gemalt mit kaum zolllangen Figürchen; unter diesen das treff¬<lb/>
liche Aquarell von Billoin nach de Biefye's Adelscompromiß von 1566, das<lb/>
die historische Färbung des Originals ungleich treuer und edler wiedergiebt, als<lb/>
die in der Galerie des Consuls Wagner befindliche Copie in Oel, von de Biesye<lb/>
selbst gefertigt. Ein zweites, kaum weniger gelungenes Aquarell von Billoin<lb/>
zeigt das Bildniß des Herzogs Alba nach einem Original desselben belgischen<lb/>
Künstlers.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_796"> Der dritte Saal ist blau. Gleich dem ersten wird seine flachüberwolbte<lb/>
Decke von vergoldeten Zinksäulen getragen. Die hohen Eichenschränke treten<lb/>
von den Langwänden aus freistehend quer in den Saal, so daß zwischen ihren<lb/>
beiden Reihen in der Mitte ein Gang frei bleibt, und zwischen je zwei Schränken<lb/>
derselben Seite ein kleiner Zimmerausschuitt sich bildet, zum Theil mit Tischen<lb/>
und Stühlen für die Besucher des Cabinets versehen. Die Aufbewahrung der<lb/>
Blätter hat Herr Schorn, dem wol die ganze Anordnung großenteils zu<lb/>
danken ist, sehr zweckmäßig so eingerichtet, daß die Werke der einzelnen Meister<lb/>
nicht etwa, wie es an anderen Orten geschieht, zusammengebunden werden, son¬<lb/>
dern frei in einzelnen Blättern auf starkem Carton in buchartigen Mappen sich<lb/>
befinden, welche stets liegen. Einige davon sieht man auf deu Tischen der<lb/>
kleinen Zimmerabschnitte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_797"> Wandern wir an den Schränken rechts hinaus und links herunter, so erhal¬<lb/>
ten wir an den Thürflügeln derselben unter Glas und Rahmen zuerst den Anblick<lb/>
von Kupferstichen und Holzschnitten der deutschen Schule; dann folgen Nieder¬<lb/>
länder, Spanier, Franzosen, Engländer, Italiener. Bei meinem letzten Besuche<lb/>
befanden sich die Deutschen, Niederländer und Italiener bereits an den ihnen<lb/>
zugewiesenen Stellen. Die Arbeiten des Aufziehens, Ordnens und Zusammen-<lb/>
stellens können, da sie täglich von anderen Geschäften unterbrochen werden, nur all¬<lb/>
mählich fortschreiten. Aus den deutschen Schulen sind vertreten die Meister<lb/>
Dürer, Cranach, Altdorfer, E. S. (1466), M. Schon, Burgmaier, F. v. Bocholt,<lb/>
I. v. Meter, Beham, Pers, Aldegrever, Leuczelburger, Springinsklee, Kaspar<lb/>
Merian, Wenzel Hollar, H. Roos, Schlüter, Barth, Chodowiecki, Angelika Kauf¬<lb/>
mann, Raphael Mengs, Banse, Bote, Dietrich Klein, Kobell, Wille, Schmidt<lb/>
und Andere. Aus den niederländischen: Anton Wierx, Crispian &gt;de Pass,<lb/>
Rubens, Teniers, Jorge, Van Dyk, Rembrandt, Laer, Molenaer, Ossenbeck,<lb/>
Van der Velde, Sweerts, Flamen, Van Merken und Andere. Aus den italie¬<lb/>
nischen: I. A. da Brescia, Marco Antonio Raimondi, Mantegna, Balestra, Ram-<lb/>
baldi, Annibale Caracci, Tizian, Nicolo Nelli u. s. w.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0298] Miniaturen, Farbendrucke von I. Ch. Leblond und andere Dinge, jetzt auch noch mancher leere Nahmen, bedecke» die Wände. Gehen wir weiter in den dritten Saal, so finden wir zuerst eine Fortsetzung von Oelbildern und Aquarellen; unter jenen kleine hübsche Sachen von Hans Bol, z. B. ein mittelalterliches Volksfest zierlich gemalt mit kaum zolllangen Figürchen; unter diesen das treff¬ liche Aquarell von Billoin nach de Biefye's Adelscompromiß von 1566, das die historische Färbung des Originals ungleich treuer und edler wiedergiebt, als die in der Galerie des Consuls Wagner befindliche Copie in Oel, von de Biesye selbst gefertigt. Ein zweites, kaum weniger gelungenes Aquarell von Billoin zeigt das Bildniß des Herzogs Alba nach einem Original desselben belgischen Künstlers. Der dritte Saal ist blau. Gleich dem ersten wird seine flachüberwolbte Decke von vergoldeten Zinksäulen getragen. Die hohen Eichenschränke treten von den Langwänden aus freistehend quer in den Saal, so daß zwischen ihren beiden Reihen in der Mitte ein Gang frei bleibt, und zwischen je zwei Schränken derselben Seite ein kleiner Zimmerausschuitt sich bildet, zum Theil mit Tischen und Stühlen für die Besucher des Cabinets versehen. Die Aufbewahrung der Blätter hat Herr Schorn, dem wol die ganze Anordnung großenteils zu danken ist, sehr zweckmäßig so eingerichtet, daß die Werke der einzelnen Meister nicht etwa, wie es an anderen Orten geschieht, zusammengebunden werden, son¬ dern frei in einzelnen Blättern auf starkem Carton in buchartigen Mappen sich befinden, welche stets liegen. Einige davon sieht man auf deu Tischen der kleinen Zimmerabschnitte. Wandern wir an den Schränken rechts hinaus und links herunter, so erhal¬ ten wir an den Thürflügeln derselben unter Glas und Rahmen zuerst den Anblick von Kupferstichen und Holzschnitten der deutschen Schule; dann folgen Nieder¬ länder, Spanier, Franzosen, Engländer, Italiener. Bei meinem letzten Besuche befanden sich die Deutschen, Niederländer und Italiener bereits an den ihnen zugewiesenen Stellen. Die Arbeiten des Aufziehens, Ordnens und Zusammen- stellens können, da sie täglich von anderen Geschäften unterbrochen werden, nur all¬ mählich fortschreiten. Aus den deutschen Schulen sind vertreten die Meister Dürer, Cranach, Altdorfer, E. S. (1466), M. Schon, Burgmaier, F. v. Bocholt, I. v. Meter, Beham, Pers, Aldegrever, Leuczelburger, Springinsklee, Kaspar Merian, Wenzel Hollar, H. Roos, Schlüter, Barth, Chodowiecki, Angelika Kauf¬ mann, Raphael Mengs, Banse, Bote, Dietrich Klein, Kobell, Wille, Schmidt und Andere. Aus den niederländischen: Anton Wierx, Crispian >de Pass, Rubens, Teniers, Jorge, Van Dyk, Rembrandt, Laer, Molenaer, Ossenbeck, Van der Velde, Sweerts, Flamen, Van Merken und Andere. Aus den italie¬ nischen: I. A. da Brescia, Marco Antonio Raimondi, Mantegna, Balestra, Ram- baldi, Annibale Caracci, Tizian, Nicolo Nelli u. s. w.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/298
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/298>, abgerufen am 22.07.2024.