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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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boten brachten unlängst die Besprechung einer französischen und einer englischen Bear¬
beitung Philipp Augusts und seiner Agnes von Meran, wir knüpfen die Anzeige einer
deutschen daran, der wir das Lob ertheilen müssen, daß sie sich neben ihren Mitbewerbern
manches Vorzugs erfreut. Sie rührt aus der Feder einer Dame her, die in der höhern
Berliner Gesellschaft lebt, es ist ein Erstlingswerk, aber mit Ernst und Fleiß gearbeitet.
Die Verfasserin scheint zu den Frauen von gediegener Kraft zu gehören, welche das
Schwerste am meisten lockt. Da sie selbst ihre Arbeit nur als Studie dem Publicum
übergeben hat, so ist die Kritik in der glücklichen Lage, freundlich und aufmunternd
sprechen zu können. Zur Beurtheilung dieses Talentes werden die nächsten Dichtungen,
welche die Verlagshandlung in Kurzem verheißt, Veranlassung geben. Zur Vergleichung
mit der französischen und englischen Bearbeitung möge hier ein flüchtiger Abriß von
dem Drama der deutschen Verfasserin Platz finden. Die glänzende Hochzeitsfeier Philipp
Augusts mit Agnes von Meran eröffnet das Stück, alle Barone und Großen des Reichs
umgeben ihn, und nehmen Theil an den Turnieren und Festtafeln, während sie eine Ver¬
schwörung zu seinem Sturze vorbereiten. Der Graf von Flandern, sein Jugendfreund
und Vetter seiner ersten Gemahlin, wird durch den unzusriednen Adel ebenfalls zum
Abfall überredet und gibt der Verschwörung gegen den König dadurch eine entscheidende
Wendung. Agnes von Meran (historisch die dritte Gemahlin Philipp Augusts) wird
als die Jugendgeliebte des Grafen von Flandern dargestellt, er glaubt sie treulos und
den König, seinen Jugendfreund, hält er gleichfalls für einen Verräther an Liebe und
Freundschaft, der sich hinterlistig das Herz der Geliebten seines Freundes gewonnen.
Das sich schwärmerisch liebende Ehepaar, der König und Agnes ahnt nichts von diesem
Mißverständniß und ist sich keiner Schuld bewußt gegen den Grafen von Flandern,
dessen Abfall den König tief schmerzt. Die Lage des Letztern wird gefährlicher, nicht
nur seine aufständischen Vasallen trachten darnach die wachsende Macht seiner Monarchie
und die Unterordnung des Adels zu hemmen, auch der Papst bedroht ihn mit dem
Bannfluch, weil er seine (zweite) Gemahlin, die dänische Prinzessin Jngeberg verstoßen
und sich ohne Dispens mit Agnes von Meran vermählt hat. Philipp August trotzt
kühn den Gefahren und den Drohungen des Papstes, er will mit einem schwachen Heere
der Kriegsmacht seiner Vasallen begegnen. Seine Agnes glaubt, er müsse im ungleichen
Kampfe unterliegen, sie hat durch ihre alte Amme erfahren, welcher Groll und ungerechte
Verdacht den Grafen von Flandern zum Gegner des Königs macht, sie faßt den Ent¬
schluß ius Lager zu gehen und selbst dem Jugendfreunde die Wahrheit zu hinterbringen.
Der Graf von Flandern ist tief gerührt von diesem Schritt, ihre Schönheit übt die
alte Macht über ihn, er sinkt vor ihr nieder und geht zum Heere Philipp Augusts über.
Dadurch entscheidet sich die Schlacht zu dessen Gunsten. In der Sorge um den Gemahl
ist Agnes mittlerweile den Einflüssen des Cardinal-Legat zugänglicher geworden, er schlägt
ihr vor, das einzige Mittel, des Himmels und des Papstes Segen zu ihrer unkirchlichen
Verbindung zu erlangen, sei eine kurze Trennung und ein Aufenthalt im Kloster. Er
verspricht ihr für diesen Gehorsam den Dispens und die Gültigkeit ihrer Ehe. Agnes
willigt ein, betritt aber mit trüber Ahnung das düstre Kloster. Die Äbtissin desselben
hat früher ein Sündenleben geführt und ist aus Neue fanatisch fromm und momentan
wahnsinnig geworden. Sie erhält ans Rom die geheime Weisung um vollen Ablaß zu
erreichen, müsse sie Agnes von Meran aus dem Wege schaffen. In einem Anfall von
Wahnsinn mischt sie für dieselbe Gift in den Morgcntrank und nachdem ihr Opfer
getrunken, überläßt sie sich den Ausbrüchen wilder Verzweiflung und eines doppelt ge-
ängstigten Gewissens. Philipp August und der Graf von Flandern kommen als frohe
Sieger in dem Kloster an, als Agnes den Geist aufgibt.




Verlag von F. L. Hevbig. -- Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Druck por C. E. Elbert.

boten brachten unlängst die Besprechung einer französischen und einer englischen Bear¬
beitung Philipp Augusts und seiner Agnes von Meran, wir knüpfen die Anzeige einer
deutschen daran, der wir das Lob ertheilen müssen, daß sie sich neben ihren Mitbewerbern
manches Vorzugs erfreut. Sie rührt aus der Feder einer Dame her, die in der höhern
Berliner Gesellschaft lebt, es ist ein Erstlingswerk, aber mit Ernst und Fleiß gearbeitet.
Die Verfasserin scheint zu den Frauen von gediegener Kraft zu gehören, welche das
Schwerste am meisten lockt. Da sie selbst ihre Arbeit nur als Studie dem Publicum
übergeben hat, so ist die Kritik in der glücklichen Lage, freundlich und aufmunternd
sprechen zu können. Zur Beurtheilung dieses Talentes werden die nächsten Dichtungen,
welche die Verlagshandlung in Kurzem verheißt, Veranlassung geben. Zur Vergleichung
mit der französischen und englischen Bearbeitung möge hier ein flüchtiger Abriß von
dem Drama der deutschen Verfasserin Platz finden. Die glänzende Hochzeitsfeier Philipp
Augusts mit Agnes von Meran eröffnet das Stück, alle Barone und Großen des Reichs
umgeben ihn, und nehmen Theil an den Turnieren und Festtafeln, während sie eine Ver¬
schwörung zu seinem Sturze vorbereiten. Der Graf von Flandern, sein Jugendfreund
und Vetter seiner ersten Gemahlin, wird durch den unzusriednen Adel ebenfalls zum
Abfall überredet und gibt der Verschwörung gegen den König dadurch eine entscheidende
Wendung. Agnes von Meran (historisch die dritte Gemahlin Philipp Augusts) wird
als die Jugendgeliebte des Grafen von Flandern dargestellt, er glaubt sie treulos und
den König, seinen Jugendfreund, hält er gleichfalls für einen Verräther an Liebe und
Freundschaft, der sich hinterlistig das Herz der Geliebten seines Freundes gewonnen.
Das sich schwärmerisch liebende Ehepaar, der König und Agnes ahnt nichts von diesem
Mißverständniß und ist sich keiner Schuld bewußt gegen den Grafen von Flandern,
dessen Abfall den König tief schmerzt. Die Lage des Letztern wird gefährlicher, nicht
nur seine aufständischen Vasallen trachten darnach die wachsende Macht seiner Monarchie
und die Unterordnung des Adels zu hemmen, auch der Papst bedroht ihn mit dem
Bannfluch, weil er seine (zweite) Gemahlin, die dänische Prinzessin Jngeberg verstoßen
und sich ohne Dispens mit Agnes von Meran vermählt hat. Philipp August trotzt
kühn den Gefahren und den Drohungen des Papstes, er will mit einem schwachen Heere
der Kriegsmacht seiner Vasallen begegnen. Seine Agnes glaubt, er müsse im ungleichen
Kampfe unterliegen, sie hat durch ihre alte Amme erfahren, welcher Groll und ungerechte
Verdacht den Grafen von Flandern zum Gegner des Königs macht, sie faßt den Ent¬
schluß ius Lager zu gehen und selbst dem Jugendfreunde die Wahrheit zu hinterbringen.
Der Graf von Flandern ist tief gerührt von diesem Schritt, ihre Schönheit übt die
alte Macht über ihn, er sinkt vor ihr nieder und geht zum Heere Philipp Augusts über.
Dadurch entscheidet sich die Schlacht zu dessen Gunsten. In der Sorge um den Gemahl
ist Agnes mittlerweile den Einflüssen des Cardinal-Legat zugänglicher geworden, er schlägt
ihr vor, das einzige Mittel, des Himmels und des Papstes Segen zu ihrer unkirchlichen
Verbindung zu erlangen, sei eine kurze Trennung und ein Aufenthalt im Kloster. Er
verspricht ihr für diesen Gehorsam den Dispens und die Gültigkeit ihrer Ehe. Agnes
willigt ein, betritt aber mit trüber Ahnung das düstre Kloster. Die Äbtissin desselben
hat früher ein Sündenleben geführt und ist aus Neue fanatisch fromm und momentan
wahnsinnig geworden. Sie erhält ans Rom die geheime Weisung um vollen Ablaß zu
erreichen, müsse sie Agnes von Meran aus dem Wege schaffen. In einem Anfall von
Wahnsinn mischt sie für dieselbe Gift in den Morgcntrank und nachdem ihr Opfer
getrunken, überläßt sie sich den Ausbrüchen wilder Verzweiflung und eines doppelt ge-
ängstigten Gewissens. Philipp August und der Graf von Flandern kommen als frohe
Sieger in dem Kloster an, als Agnes den Geist aufgibt.




Verlag von F. L. Hevbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Druck por C. E. Elbert.
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[0412] boten brachten unlängst die Besprechung einer französischen und einer englischen Bear¬ beitung Philipp Augusts und seiner Agnes von Meran, wir knüpfen die Anzeige einer deutschen daran, der wir das Lob ertheilen müssen, daß sie sich neben ihren Mitbewerbern manches Vorzugs erfreut. Sie rührt aus der Feder einer Dame her, die in der höhern Berliner Gesellschaft lebt, es ist ein Erstlingswerk, aber mit Ernst und Fleiß gearbeitet. Die Verfasserin scheint zu den Frauen von gediegener Kraft zu gehören, welche das Schwerste am meisten lockt. Da sie selbst ihre Arbeit nur als Studie dem Publicum übergeben hat, so ist die Kritik in der glücklichen Lage, freundlich und aufmunternd sprechen zu können. Zur Beurtheilung dieses Talentes werden die nächsten Dichtungen, welche die Verlagshandlung in Kurzem verheißt, Veranlassung geben. Zur Vergleichung mit der französischen und englischen Bearbeitung möge hier ein flüchtiger Abriß von dem Drama der deutschen Verfasserin Platz finden. Die glänzende Hochzeitsfeier Philipp Augusts mit Agnes von Meran eröffnet das Stück, alle Barone und Großen des Reichs umgeben ihn, und nehmen Theil an den Turnieren und Festtafeln, während sie eine Ver¬ schwörung zu seinem Sturze vorbereiten. Der Graf von Flandern, sein Jugendfreund und Vetter seiner ersten Gemahlin, wird durch den unzusriednen Adel ebenfalls zum Abfall überredet und gibt der Verschwörung gegen den König dadurch eine entscheidende Wendung. Agnes von Meran (historisch die dritte Gemahlin Philipp Augusts) wird als die Jugendgeliebte des Grafen von Flandern dargestellt, er glaubt sie treulos und den König, seinen Jugendfreund, hält er gleichfalls für einen Verräther an Liebe und Freundschaft, der sich hinterlistig das Herz der Geliebten seines Freundes gewonnen. Das sich schwärmerisch liebende Ehepaar, der König und Agnes ahnt nichts von diesem Mißverständniß und ist sich keiner Schuld bewußt gegen den Grafen von Flandern, dessen Abfall den König tief schmerzt. Die Lage des Letztern wird gefährlicher, nicht nur seine aufständischen Vasallen trachten darnach die wachsende Macht seiner Monarchie und die Unterordnung des Adels zu hemmen, auch der Papst bedroht ihn mit dem Bannfluch, weil er seine (zweite) Gemahlin, die dänische Prinzessin Jngeberg verstoßen und sich ohne Dispens mit Agnes von Meran vermählt hat. Philipp August trotzt kühn den Gefahren und den Drohungen des Papstes, er will mit einem schwachen Heere der Kriegsmacht seiner Vasallen begegnen. Seine Agnes glaubt, er müsse im ungleichen Kampfe unterliegen, sie hat durch ihre alte Amme erfahren, welcher Groll und ungerechte Verdacht den Grafen von Flandern zum Gegner des Königs macht, sie faßt den Ent¬ schluß ius Lager zu gehen und selbst dem Jugendfreunde die Wahrheit zu hinterbringen. Der Graf von Flandern ist tief gerührt von diesem Schritt, ihre Schönheit übt die alte Macht über ihn, er sinkt vor ihr nieder und geht zum Heere Philipp Augusts über. Dadurch entscheidet sich die Schlacht zu dessen Gunsten. In der Sorge um den Gemahl ist Agnes mittlerweile den Einflüssen des Cardinal-Legat zugänglicher geworden, er schlägt ihr vor, das einzige Mittel, des Himmels und des Papstes Segen zu ihrer unkirchlichen Verbindung zu erlangen, sei eine kurze Trennung und ein Aufenthalt im Kloster. Er verspricht ihr für diesen Gehorsam den Dispens und die Gültigkeit ihrer Ehe. Agnes willigt ein, betritt aber mit trüber Ahnung das düstre Kloster. Die Äbtissin desselben hat früher ein Sündenleben geführt und ist aus Neue fanatisch fromm und momentan wahnsinnig geworden. Sie erhält ans Rom die geheime Weisung um vollen Ablaß zu erreichen, müsse sie Agnes von Meran aus dem Wege schaffen. In einem Anfall von Wahnsinn mischt sie für dieselbe Gift in den Morgcntrank und nachdem ihr Opfer getrunken, überläßt sie sich den Ausbrüchen wilder Verzweiflung und eines doppelt ge- ängstigten Gewissens. Philipp August und der Graf von Flandern kommen als frohe Sieger in dem Kloster an, als Agnes den Geist aufgibt. Verlag von F. L. Hevbig. — Redacteure: Gustav Freytag und Julian Schmidt. Druck por C. E. Elbert.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/412>, abgerufen am 24.07.2024.