Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

umgebene, in seinem massiven Theil jedoch vollendete gothische Thurm der von
Strack erbauten Petrikirche, welcher mit der noch fehlenden Spitze den Marien¬
thurm an Höhe übertreffen wird, über die benachbarten Gebände nach allen Seiten
den Wanderer begrüßend, empor. Links vom Schlosse, dem Lustgarten gegenüber,
sind die Mauern des Friedhofs zu dem neuen Dome Merkzeichen eines bevor¬
stehenden gewaltigen Baues, für dessen Grund der Spreefluß eiuen Theil seiner
Breite hergeben mußte; und gehen wir um das Schink'el'sche Museum herum,
so winkt uns wieder ein mächtiges Gebände, das kleine Halboval der ehemaligen
Gcsundheits-Geschirr-Niederlage zu seinen Füßen lassend, entgegen. Es ist das
von dem Geheimen Oberbanrath Slüter im Plan entworfene, von ihm und uuter
seiner Leitung vou den Baumeistern Krehe, Waesemanu und vorzugsweise
C. W. Hoffmann im Bau beaufsichtigte neue Museum. Alles Andere, was
ich soeben übersichtlich im Fluge berührte, einer künftigen Betrachtung vorbehaltend,
wende ich zunächst die Aufmerksamkeit Ihrer Leser diesem letztgenannten Bauwerk
zu, dessen Grundstein am 6. April 1843 gelegt wurde, und das jetzt in seiner
äußeren Gesammtheit beinahe vollendet dasteht. Im Innern sind bis jetzt die
nach Norden zu liegeudeu Hälften des erfreu (Uuter-) Geschosses und des dritten
(Ober-) Geschosses vollständig mit der Ausstattung des Inhalts versehen, dort
mit dem ägyptischen Museum, hier mit dem Knpferstichcabinet.

Wenn ich es unternehme, eine Schilderung des ganzen Bauwerks nach dem
Eindruck, den ich davon erhielt, in Worten zu geben, so muß ich daran erinnern,
daß die Fa<?abe desselben noch immer großenteils durch die erwähnte ehemalige
Geschirrniederlage, sowie durch Privathäuser verdeckt ist, und man daher den An¬
blick nnr stückweise in sich aufnehmen kann; daß ferner das schnelle Dnrchpilgern
der zahlreichen Räume im Karavanenzuge Mittags zwischen zwölf und zwei Uhr
ohne längeres Verweilen mehr ein schnelles Auffassen, zu welchem der deu Zug
anführende Diener ans dem Gedächtnis; einige kurze Andeutungen liefert, als ein
strenges Studium bedingt. So viel möglich, habe ich diesen Mangel dnrch oft
wiederholten Besuch zu ersetzen mich bemüht.

Das neue Museum bildet dem Projecte nach uur den südwestlichen Theil
einer viel umfassenderen Bananlage, welche mit dem Neubau des Domes und seiner
Friedhofshalle in Verbindung treten sollte. Wenn es gleich sehr fraglich sein
dürfte, ob dieses Project jemals zur Ausführung kommen wird, so ist es doch
an sich und als Charakteristieum der Berliner Architettnrpläne der Beachtung werth.
Hinter dem Schinkel'sehen Museum wurde durch den Ankauf einer Reihe von
Häusern ein ausgedehnter Bauplatz gewonnen; seine unregelmäßige Form sowohl
als seine "mehrseitige Bestimmung" (wie der Herr Geheime Oberbaurath Slüter
in dem Texte zum ersten Hefte seiner soeben in prachtvoller Ausstattung erschie¬
nenen "Sammlung architektonischer Entwürfe" sich ausdrückt) führten ans die Anlage
von drei mit Gebäuden umgebenen Höfen. Als Mittelpunkt der ganzen Anlage


umgebene, in seinem massiven Theil jedoch vollendete gothische Thurm der von
Strack erbauten Petrikirche, welcher mit der noch fehlenden Spitze den Marien¬
thurm an Höhe übertreffen wird, über die benachbarten Gebände nach allen Seiten
den Wanderer begrüßend, empor. Links vom Schlosse, dem Lustgarten gegenüber,
sind die Mauern des Friedhofs zu dem neuen Dome Merkzeichen eines bevor¬
stehenden gewaltigen Baues, für dessen Grund der Spreefluß eiuen Theil seiner
Breite hergeben mußte; und gehen wir um das Schink'el'sche Museum herum,
so winkt uns wieder ein mächtiges Gebände, das kleine Halboval der ehemaligen
Gcsundheits-Geschirr-Niederlage zu seinen Füßen lassend, entgegen. Es ist das
von dem Geheimen Oberbanrath Slüter im Plan entworfene, von ihm und uuter
seiner Leitung vou den Baumeistern Krehe, Waesemanu und vorzugsweise
C. W. Hoffmann im Bau beaufsichtigte neue Museum. Alles Andere, was
ich soeben übersichtlich im Fluge berührte, einer künftigen Betrachtung vorbehaltend,
wende ich zunächst die Aufmerksamkeit Ihrer Leser diesem letztgenannten Bauwerk
zu, dessen Grundstein am 6. April 1843 gelegt wurde, und das jetzt in seiner
äußeren Gesammtheit beinahe vollendet dasteht. Im Innern sind bis jetzt die
nach Norden zu liegeudeu Hälften des erfreu (Uuter-) Geschosses und des dritten
(Ober-) Geschosses vollständig mit der Ausstattung des Inhalts versehen, dort
mit dem ägyptischen Museum, hier mit dem Knpferstichcabinet.

Wenn ich es unternehme, eine Schilderung des ganzen Bauwerks nach dem
Eindruck, den ich davon erhielt, in Worten zu geben, so muß ich daran erinnern,
daß die Fa<?abe desselben noch immer großenteils durch die erwähnte ehemalige
Geschirrniederlage, sowie durch Privathäuser verdeckt ist, und man daher den An¬
blick nnr stückweise in sich aufnehmen kann; daß ferner das schnelle Dnrchpilgern
der zahlreichen Räume im Karavanenzuge Mittags zwischen zwölf und zwei Uhr
ohne längeres Verweilen mehr ein schnelles Auffassen, zu welchem der deu Zug
anführende Diener ans dem Gedächtnis; einige kurze Andeutungen liefert, als ein
strenges Studium bedingt. So viel möglich, habe ich diesen Mangel dnrch oft
wiederholten Besuch zu ersetzen mich bemüht.

Das neue Museum bildet dem Projecte nach uur den südwestlichen Theil
einer viel umfassenderen Bananlage, welche mit dem Neubau des Domes und seiner
Friedhofshalle in Verbindung treten sollte. Wenn es gleich sehr fraglich sein
dürfte, ob dieses Project jemals zur Ausführung kommen wird, so ist es doch
an sich und als Charakteristieum der Berliner Architettnrpläne der Beachtung werth.
Hinter dem Schinkel'sehen Museum wurde durch den Ankauf einer Reihe von
Häusern ein ausgedehnter Bauplatz gewonnen; seine unregelmäßige Form sowohl
als seine „mehrseitige Bestimmung" (wie der Herr Geheime Oberbaurath Slüter
in dem Texte zum ersten Hefte seiner soeben in prachtvoller Ausstattung erschie¬
nenen „Sammlung architektonischer Entwürfe" sich ausdrückt) führten ans die Anlage
von drei mit Gebäuden umgebenen Höfen. Als Mittelpunkt der ganzen Anlage


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92032"/>
          <p xml:id="ID_920" prev="#ID_919"> umgebene, in seinem massiven Theil jedoch vollendete gothische Thurm der von<lb/>
Strack erbauten Petrikirche, welcher mit der noch fehlenden Spitze den Marien¬<lb/>
thurm an Höhe übertreffen wird, über die benachbarten Gebände nach allen Seiten<lb/>
den Wanderer begrüßend, empor. Links vom Schlosse, dem Lustgarten gegenüber,<lb/>
sind die Mauern des Friedhofs zu dem neuen Dome Merkzeichen eines bevor¬<lb/>
stehenden gewaltigen Baues, für dessen Grund der Spreefluß eiuen Theil seiner<lb/>
Breite hergeben mußte; und gehen wir um das Schink'el'sche Museum herum,<lb/>
so winkt uns wieder ein mächtiges Gebände, das kleine Halboval der ehemaligen<lb/>
Gcsundheits-Geschirr-Niederlage zu seinen Füßen lassend, entgegen. Es ist das<lb/>
von dem Geheimen Oberbanrath Slüter im Plan entworfene, von ihm und uuter<lb/>
seiner Leitung vou den Baumeistern Krehe, Waesemanu und vorzugsweise<lb/>
C. W. Hoffmann im Bau beaufsichtigte neue Museum. Alles Andere, was<lb/>
ich soeben übersichtlich im Fluge berührte, einer künftigen Betrachtung vorbehaltend,<lb/>
wende ich zunächst die Aufmerksamkeit Ihrer Leser diesem letztgenannten Bauwerk<lb/>
zu, dessen Grundstein am 6. April 1843 gelegt wurde, und das jetzt in seiner<lb/>
äußeren Gesammtheit beinahe vollendet dasteht. Im Innern sind bis jetzt die<lb/>
nach Norden zu liegeudeu Hälften des erfreu (Uuter-) Geschosses und des dritten<lb/>
(Ober-) Geschosses vollständig mit der Ausstattung des Inhalts versehen, dort<lb/>
mit dem ägyptischen Museum, hier mit dem Knpferstichcabinet.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_921"> Wenn ich es unternehme, eine Schilderung des ganzen Bauwerks nach dem<lb/>
Eindruck, den ich davon erhielt, in Worten zu geben, so muß ich daran erinnern,<lb/>
daß die Fa&lt;?abe desselben noch immer großenteils durch die erwähnte ehemalige<lb/>
Geschirrniederlage, sowie durch Privathäuser verdeckt ist, und man daher den An¬<lb/>
blick nnr stückweise in sich aufnehmen kann; daß ferner das schnelle Dnrchpilgern<lb/>
der zahlreichen Räume im Karavanenzuge Mittags zwischen zwölf und zwei Uhr<lb/>
ohne längeres Verweilen mehr ein schnelles Auffassen, zu welchem der deu Zug<lb/>
anführende Diener ans dem Gedächtnis; einige kurze Andeutungen liefert, als ein<lb/>
strenges Studium bedingt. So viel möglich, habe ich diesen Mangel dnrch oft<lb/>
wiederholten Besuch zu ersetzen mich bemüht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_922" next="#ID_923"> Das neue Museum bildet dem Projecte nach uur den südwestlichen Theil<lb/>
einer viel umfassenderen Bananlage, welche mit dem Neubau des Domes und seiner<lb/>
Friedhofshalle in Verbindung treten sollte. Wenn es gleich sehr fraglich sein<lb/>
dürfte, ob dieses Project jemals zur Ausführung kommen wird, so ist es doch<lb/>
an sich und als Charakteristieum der Berliner Architettnrpläne der Beachtung werth.<lb/>
Hinter dem Schinkel'sehen Museum wurde durch den Ankauf einer Reihe von<lb/>
Häusern ein ausgedehnter Bauplatz gewonnen; seine unregelmäßige Form sowohl<lb/>
als seine &#x201E;mehrseitige Bestimmung" (wie der Herr Geheime Oberbaurath Slüter<lb/>
in dem Texte zum ersten Hefte seiner soeben in prachtvoller Ausstattung erschie¬<lb/>
nenen &#x201E;Sammlung architektonischer Entwürfe" sich ausdrückt) führten ans die Anlage<lb/>
von drei mit Gebäuden umgebenen Höfen. Als Mittelpunkt der ganzen Anlage</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0294] umgebene, in seinem massiven Theil jedoch vollendete gothische Thurm der von Strack erbauten Petrikirche, welcher mit der noch fehlenden Spitze den Marien¬ thurm an Höhe übertreffen wird, über die benachbarten Gebände nach allen Seiten den Wanderer begrüßend, empor. Links vom Schlosse, dem Lustgarten gegenüber, sind die Mauern des Friedhofs zu dem neuen Dome Merkzeichen eines bevor¬ stehenden gewaltigen Baues, für dessen Grund der Spreefluß eiuen Theil seiner Breite hergeben mußte; und gehen wir um das Schink'el'sche Museum herum, so winkt uns wieder ein mächtiges Gebände, das kleine Halboval der ehemaligen Gcsundheits-Geschirr-Niederlage zu seinen Füßen lassend, entgegen. Es ist das von dem Geheimen Oberbanrath Slüter im Plan entworfene, von ihm und uuter seiner Leitung vou den Baumeistern Krehe, Waesemanu und vorzugsweise C. W. Hoffmann im Bau beaufsichtigte neue Museum. Alles Andere, was ich soeben übersichtlich im Fluge berührte, einer künftigen Betrachtung vorbehaltend, wende ich zunächst die Aufmerksamkeit Ihrer Leser diesem letztgenannten Bauwerk zu, dessen Grundstein am 6. April 1843 gelegt wurde, und das jetzt in seiner äußeren Gesammtheit beinahe vollendet dasteht. Im Innern sind bis jetzt die nach Norden zu liegeudeu Hälften des erfreu (Uuter-) Geschosses und des dritten (Ober-) Geschosses vollständig mit der Ausstattung des Inhalts versehen, dort mit dem ägyptischen Museum, hier mit dem Knpferstichcabinet. Wenn ich es unternehme, eine Schilderung des ganzen Bauwerks nach dem Eindruck, den ich davon erhielt, in Worten zu geben, so muß ich daran erinnern, daß die Fa<?abe desselben noch immer großenteils durch die erwähnte ehemalige Geschirrniederlage, sowie durch Privathäuser verdeckt ist, und man daher den An¬ blick nnr stückweise in sich aufnehmen kann; daß ferner das schnelle Dnrchpilgern der zahlreichen Räume im Karavanenzuge Mittags zwischen zwölf und zwei Uhr ohne längeres Verweilen mehr ein schnelles Auffassen, zu welchem der deu Zug anführende Diener ans dem Gedächtnis; einige kurze Andeutungen liefert, als ein strenges Studium bedingt. So viel möglich, habe ich diesen Mangel dnrch oft wiederholten Besuch zu ersetzen mich bemüht. Das neue Museum bildet dem Projecte nach uur den südwestlichen Theil einer viel umfassenderen Bananlage, welche mit dem Neubau des Domes und seiner Friedhofshalle in Verbindung treten sollte. Wenn es gleich sehr fraglich sein dürfte, ob dieses Project jemals zur Ausführung kommen wird, so ist es doch an sich und als Charakteristieum der Berliner Architettnrpläne der Beachtung werth. Hinter dem Schinkel'sehen Museum wurde durch den Ankauf einer Reihe von Häusern ein ausgedehnter Bauplatz gewonnen; seine unregelmäßige Form sowohl als seine „mehrseitige Bestimmung" (wie der Herr Geheime Oberbaurath Slüter in dem Texte zum ersten Hefte seiner soeben in prachtvoller Ausstattung erschie¬ nenen „Sammlung architektonischer Entwürfe" sich ausdrückt) führten ans die Anlage von drei mit Gebäuden umgebenen Höfen. Als Mittelpunkt der ganzen Anlage

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/294
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/294>, abgerufen am 23.06.2024.