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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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Wir müßten den uns hier vergönnten Raum weit überschreiten, wollten wir
in das Detail der Organisation der Grenzregimenter wie in die Geschichte ihrer
Entstehung näher eingehen. Die erste Errichtung von besonderen Grenztruppen,
die bestimmt waren, die räuberischen Einfälle der Türken zu verhindern, ist schon
sehr alt und fällt theilweise noch in die Zeiten der früheren ungarischen Könige,
die im Wesentlichen noch jetzt bestehende Organisation der Militärgrenze datirr
größtentheils ans der Zeit des Kaiser Joseph II., dessen verdienstvoller Feld-
zeugmeister Lasch, bei Errichtung der Grenzregünenter besonders thätig mit¬
wirkte. Schon damals faßte mau deu Entschluß, diese militärische, stets
uuter Kriegsgesetzen lebende Bevölkerung nicht allein zum Schutze gegen die
Türken und zur Bildung des Pestcordons zu benutzen, sondern sich zugleich in
derselben auch ein kräftiges Gegengewicht gegen die nationalen Bestrebungen der
Ungarn, die schon unter Kaiser Joseph einen sehr bedenklichen Charakter annah¬
men, heranzubilden.

Im Jahre 1809 wurde ebenfalls viel bei der Organisation der Grenzregi¬
menter geändert.

Die sämmtlichen Grenztruppen werden eingetheilt in

I.
Das Generalcommando in Agram, nnter dem stehen:
1) Karlsstädter Grenze mit den Regimentern Licanner, Ottochaner, Ogeliner und
Szluiner;
2) Warasdiner Grenze, mit den Regimentern Warasdiner Kreutzer und Waras-
diner Se. Georges;
3) Banatgrenze mit dein 1. und 2. Banatregiment. Alle diese Regimenter sind
die eigentlichen Croaten.
II.
Die slavonisch'-syrmische Grenze mit dem Generalcommando zu Peterwardein:
1) die slavonische Grenze, mit den Regimentern Brooder und Gradiskaner;
2) die syrmische Grenze mit dem Petcrwardeiner Regiment. Diese drei Regi¬
menter enthalten viele Serben oder Naizen.
III.

Die banater Grenze, nnter dem Generalcommando zu Temeswar mit dem deutsch-
banater Regiment, dem Wallachen-banater Regiment und dem illyrisch-banater
Regiment.

IV.

Die siebenbürgische Grenze mit dem Generalcommando zu Hermannstadt, mit dem
1. und 2. Szeklerregiment und dem 1. und 2. Wallachenregiment.

Die Mannschaft der Grenztruppen kann im höchsten Nothfall, wenn Alles


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Wir müßten den uns hier vergönnten Raum weit überschreiten, wollten wir
in das Detail der Organisation der Grenzregimenter wie in die Geschichte ihrer
Entstehung näher eingehen. Die erste Errichtung von besonderen Grenztruppen,
die bestimmt waren, die räuberischen Einfälle der Türken zu verhindern, ist schon
sehr alt und fällt theilweise noch in die Zeiten der früheren ungarischen Könige,
die im Wesentlichen noch jetzt bestehende Organisation der Militärgrenze datirr
größtentheils ans der Zeit des Kaiser Joseph II., dessen verdienstvoller Feld-
zeugmeister Lasch, bei Errichtung der Grenzregünenter besonders thätig mit¬
wirkte. Schon damals faßte mau deu Entschluß, diese militärische, stets
uuter Kriegsgesetzen lebende Bevölkerung nicht allein zum Schutze gegen die
Türken und zur Bildung des Pestcordons zu benutzen, sondern sich zugleich in
derselben auch ein kräftiges Gegengewicht gegen die nationalen Bestrebungen der
Ungarn, die schon unter Kaiser Joseph einen sehr bedenklichen Charakter annah¬
men, heranzubilden.

Im Jahre 1809 wurde ebenfalls viel bei der Organisation der Grenzregi¬
menter geändert.

Die sämmtlichen Grenztruppen werden eingetheilt in

I.
Das Generalcommando in Agram, nnter dem stehen:
1) Karlsstädter Grenze mit den Regimentern Licanner, Ottochaner, Ogeliner und
Szluiner;
2) Warasdiner Grenze, mit den Regimentern Warasdiner Kreutzer und Waras-
diner Se. Georges;
3) Banatgrenze mit dein 1. und 2. Banatregiment. Alle diese Regimenter sind
die eigentlichen Croaten.
II.
Die slavonisch'-syrmische Grenze mit dem Generalcommando zu Peterwardein:
1) die slavonische Grenze, mit den Regimentern Brooder und Gradiskaner;
2) die syrmische Grenze mit dem Petcrwardeiner Regiment. Diese drei Regi¬
menter enthalten viele Serben oder Naizen.
III.

Die banater Grenze, nnter dem Generalcommando zu Temeswar mit dem deutsch-
banater Regiment, dem Wallachen-banater Regiment und dem illyrisch-banater
Regiment.

IV.

Die siebenbürgische Grenze mit dem Generalcommando zu Hermannstadt, mit dem
1. und 2. Szeklerregiment und dem 1. und 2. Wallachenregiment.

Die Mannschaft der Grenztruppen kann im höchsten Nothfall, wenn Alles


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[0199] Wir müßten den uns hier vergönnten Raum weit überschreiten, wollten wir in das Detail der Organisation der Grenzregimenter wie in die Geschichte ihrer Entstehung näher eingehen. Die erste Errichtung von besonderen Grenztruppen, die bestimmt waren, die räuberischen Einfälle der Türken zu verhindern, ist schon sehr alt und fällt theilweise noch in die Zeiten der früheren ungarischen Könige, die im Wesentlichen noch jetzt bestehende Organisation der Militärgrenze datirr größtentheils ans der Zeit des Kaiser Joseph II., dessen verdienstvoller Feld- zeugmeister Lasch, bei Errichtung der Grenzregünenter besonders thätig mit¬ wirkte. Schon damals faßte mau deu Entschluß, diese militärische, stets uuter Kriegsgesetzen lebende Bevölkerung nicht allein zum Schutze gegen die Türken und zur Bildung des Pestcordons zu benutzen, sondern sich zugleich in derselben auch ein kräftiges Gegengewicht gegen die nationalen Bestrebungen der Ungarn, die schon unter Kaiser Joseph einen sehr bedenklichen Charakter annah¬ men, heranzubilden. Im Jahre 1809 wurde ebenfalls viel bei der Organisation der Grenzregi¬ menter geändert. Die sämmtlichen Grenztruppen werden eingetheilt in I. Das Generalcommando in Agram, nnter dem stehen: 1) Karlsstädter Grenze mit den Regimentern Licanner, Ottochaner, Ogeliner und Szluiner; 2) Warasdiner Grenze, mit den Regimentern Warasdiner Kreutzer und Waras- diner Se. Georges; 3) Banatgrenze mit dein 1. und 2. Banatregiment. Alle diese Regimenter sind die eigentlichen Croaten. II. Die slavonisch'-syrmische Grenze mit dem Generalcommando zu Peterwardein: 1) die slavonische Grenze, mit den Regimentern Brooder und Gradiskaner; 2) die syrmische Grenze mit dem Petcrwardeiner Regiment. Diese drei Regi¬ menter enthalten viele Serben oder Naizen. III. Die banater Grenze, nnter dem Generalcommando zu Temeswar mit dem deutsch- banater Regiment, dem Wallachen-banater Regiment und dem illyrisch-banater Regiment. IV. Die siebenbürgische Grenze mit dem Generalcommando zu Hermannstadt, mit dem 1. und 2. Szeklerregiment und dem 1. und 2. Wallachenregiment. Die Mannschaft der Grenztruppen kann im höchsten Nothfall, wenn Alles 24"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/199>, abgerufen am 04.07.2024.