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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band.

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Vergebens sucht Venus durch Drohungen und weiche Schmeichelworte seinen
Entschluß zu ändern. Sie gestattet ihm endlich fortzuziehen zu den kalten Men¬
schen, überzeugt, er werde sie wieder aufsuchen, und um die Zauber ihrer Macht
flehen, weil er nie die Vergebung erlangen könne, nach der er sich sehne.
Tau n Häuser: Mein Heil ruht in Maria!

Venus sinkt mit einem Schrei zusammen. Mit Blitzesschnelle verwandelt sich
die Bühne, Tannhäuser, der seine Stellung nicht verlassen , findet sich plötzlich in
das Thal der Wartburg versetzt. Ein Hirtenknabe singt das Lied von der
Fran Holda ans dem Berge; seinem Gesänge vermischt sich später der Choral
der ältern Pilger, die an der Wartburg auf ihrem Wege nach Rom vorüber¬
ziehen. Tannhäuser, durch die frommen Klänge gestärkt, entschließt sich, mit ihnen
die Wallfahrt uach Rom anzutreten. Da ertönen plötzlich Hörnerklänge, der
Landgraf und die Sänger treten in Jägertracht einzeln ans, sie nähern sich Tann¬
häuser und erkennen ihn, der früher in ihrem Kreise verweilte. Er soll ihnen
Kunde geben, wo er geweilt, nachdem er sie verlassen, doch verweigert er diese,
und bittet, sie sollten ihn weiter ziehen lassen. Er widerstrebt ihren vereinten
Aufforderungen zu bleiben; da spricht Wolfram von Eschenbach das Wort: "Bleib'
bei Elisabeth!" Wie ein Zauber wirkt dieser Name aus Tannhäuser. Die Tochter
des Landgrafen liebt ihn; als er die Wartburg verlassen, erblaßte die Wange
der Jungfrau, ihr Herz verschloß sich dem Liede der Sänger. Nun widersteht
er uicht länger mehr, er kehrt mit dem Landgrafen und den Sängern in die
Burg zurück.

Zu Anfang des zweiten Acts führt Wolfram deu Tannhäuser zu Elisabeth;
lange Scene zwischen Beiden, Austausch gegenseitiger Entzückungen über das
endliche Wiederfinden. Der hinzukommende Landgraf tritt den Gefühlen seiner
Tochter nicht hemmend entgegen.

Fest auf der Wartburg, die Edeln des Landes versammeln sich, um dem
vom Landgrafen ausgeschriebenen Sängerfeste beizuwohnen. Großer, prachtvoller
Aufzug. Die Sänger treten ein, begrüßen die Versammlung, und werden von
den Edelknaben nach ihren Sitzen geleitet. Der Landgraf fordert die Sänger
auf, sich über das Wesen der Liebe auszusprechen. Elisabeth werde dem Sieger
den Preis reichen. Das Loos zuerst aufzutreten trifft Wolfram von
Eschenbach, ihm folgt Walter von der Vogelweide, zuletzt Biterols,
alle drei die Liebe des Mittelalters besingend in dem Sinne der christlich-
romantischen Minne. Tannhäuser, den Venus die Liebe gelehrt, bekämpft
jeden Sänger, nachdem er sein Lied geendet; er schildert die Liebe in einer
sinnlichen Weise, welche den Anschauungen des Christenthums entgegenläuft.
Die Versammlung geräth in Entsetzen, und als der grimme Biterols
mit heftigen Worten ihm seine Sünden vorwirft, singt Tannhäuser das Liebes¬
lied aus dem ersten Acte in höchster Exaltation. Allgemeines Entsetzen


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Vergebens sucht Venus durch Drohungen und weiche Schmeichelworte seinen
Entschluß zu ändern. Sie gestattet ihm endlich fortzuziehen zu den kalten Men¬
schen, überzeugt, er werde sie wieder aufsuchen, und um die Zauber ihrer Macht
flehen, weil er nie die Vergebung erlangen könne, nach der er sich sehne.
Tau n Häuser: Mein Heil ruht in Maria!

Venus sinkt mit einem Schrei zusammen. Mit Blitzesschnelle verwandelt sich
die Bühne, Tannhäuser, der seine Stellung nicht verlassen , findet sich plötzlich in
das Thal der Wartburg versetzt. Ein Hirtenknabe singt das Lied von der
Fran Holda ans dem Berge; seinem Gesänge vermischt sich später der Choral
der ältern Pilger, die an der Wartburg auf ihrem Wege nach Rom vorüber¬
ziehen. Tannhäuser, durch die frommen Klänge gestärkt, entschließt sich, mit ihnen
die Wallfahrt uach Rom anzutreten. Da ertönen plötzlich Hörnerklänge, der
Landgraf und die Sänger treten in Jägertracht einzeln ans, sie nähern sich Tann¬
häuser und erkennen ihn, der früher in ihrem Kreise verweilte. Er soll ihnen
Kunde geben, wo er geweilt, nachdem er sie verlassen, doch verweigert er diese,
und bittet, sie sollten ihn weiter ziehen lassen. Er widerstrebt ihren vereinten
Aufforderungen zu bleiben; da spricht Wolfram von Eschenbach das Wort: „Bleib'
bei Elisabeth!" Wie ein Zauber wirkt dieser Name aus Tannhäuser. Die Tochter
des Landgrafen liebt ihn; als er die Wartburg verlassen, erblaßte die Wange
der Jungfrau, ihr Herz verschloß sich dem Liede der Sänger. Nun widersteht
er uicht länger mehr, er kehrt mit dem Landgrafen und den Sängern in die
Burg zurück.

Zu Anfang des zweiten Acts führt Wolfram deu Tannhäuser zu Elisabeth;
lange Scene zwischen Beiden, Austausch gegenseitiger Entzückungen über das
endliche Wiederfinden. Der hinzukommende Landgraf tritt den Gefühlen seiner
Tochter nicht hemmend entgegen.

Fest auf der Wartburg, die Edeln des Landes versammeln sich, um dem
vom Landgrafen ausgeschriebenen Sängerfeste beizuwohnen. Großer, prachtvoller
Aufzug. Die Sänger treten ein, begrüßen die Versammlung, und werden von
den Edelknaben nach ihren Sitzen geleitet. Der Landgraf fordert die Sänger
auf, sich über das Wesen der Liebe auszusprechen. Elisabeth werde dem Sieger
den Preis reichen. Das Loos zuerst aufzutreten trifft Wolfram von
Eschenbach, ihm folgt Walter von der Vogelweide, zuletzt Biterols,
alle drei die Liebe des Mittelalters besingend in dem Sinne der christlich-
romantischen Minne. Tannhäuser, den Venus die Liebe gelehrt, bekämpft
jeden Sänger, nachdem er sein Lied geendet; er schildert die Liebe in einer
sinnlichen Weise, welche den Anschauungen des Christenthums entgegenläuft.
Die Versammlung geräth in Entsetzen, und als der grimme Biterols
mit heftigen Worten ihm seine Sünden vorwirft, singt Tannhäuser das Liebes¬
lied aus dem ersten Acte in höchster Exaltation. Allgemeines Entsetzen


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[0423] Vergebens sucht Venus durch Drohungen und weiche Schmeichelworte seinen Entschluß zu ändern. Sie gestattet ihm endlich fortzuziehen zu den kalten Men¬ schen, überzeugt, er werde sie wieder aufsuchen, und um die Zauber ihrer Macht flehen, weil er nie die Vergebung erlangen könne, nach der er sich sehne. Tau n Häuser: Mein Heil ruht in Maria! Venus sinkt mit einem Schrei zusammen. Mit Blitzesschnelle verwandelt sich die Bühne, Tannhäuser, der seine Stellung nicht verlassen , findet sich plötzlich in das Thal der Wartburg versetzt. Ein Hirtenknabe singt das Lied von der Fran Holda ans dem Berge; seinem Gesänge vermischt sich später der Choral der ältern Pilger, die an der Wartburg auf ihrem Wege nach Rom vorüber¬ ziehen. Tannhäuser, durch die frommen Klänge gestärkt, entschließt sich, mit ihnen die Wallfahrt uach Rom anzutreten. Da ertönen plötzlich Hörnerklänge, der Landgraf und die Sänger treten in Jägertracht einzeln ans, sie nähern sich Tann¬ häuser und erkennen ihn, der früher in ihrem Kreise verweilte. Er soll ihnen Kunde geben, wo er geweilt, nachdem er sie verlassen, doch verweigert er diese, und bittet, sie sollten ihn weiter ziehen lassen. Er widerstrebt ihren vereinten Aufforderungen zu bleiben; da spricht Wolfram von Eschenbach das Wort: „Bleib' bei Elisabeth!" Wie ein Zauber wirkt dieser Name aus Tannhäuser. Die Tochter des Landgrafen liebt ihn; als er die Wartburg verlassen, erblaßte die Wange der Jungfrau, ihr Herz verschloß sich dem Liede der Sänger. Nun widersteht er uicht länger mehr, er kehrt mit dem Landgrafen und den Sängern in die Burg zurück. Zu Anfang des zweiten Acts führt Wolfram deu Tannhäuser zu Elisabeth; lange Scene zwischen Beiden, Austausch gegenseitiger Entzückungen über das endliche Wiederfinden. Der hinzukommende Landgraf tritt den Gefühlen seiner Tochter nicht hemmend entgegen. Fest auf der Wartburg, die Edeln des Landes versammeln sich, um dem vom Landgrafen ausgeschriebenen Sängerfeste beizuwohnen. Großer, prachtvoller Aufzug. Die Sänger treten ein, begrüßen die Versammlung, und werden von den Edelknaben nach ihren Sitzen geleitet. Der Landgraf fordert die Sänger auf, sich über das Wesen der Liebe auszusprechen. Elisabeth werde dem Sieger den Preis reichen. Das Loos zuerst aufzutreten trifft Wolfram von Eschenbach, ihm folgt Walter von der Vogelweide, zuletzt Biterols, alle drei die Liebe des Mittelalters besingend in dem Sinne der christlich- romantischen Minne. Tannhäuser, den Venus die Liebe gelehrt, bekämpft jeden Sänger, nachdem er sein Lied geendet; er schildert die Liebe in einer sinnlichen Weise, welche den Anschauungen des Christenthums entgegenläuft. Die Versammlung geräth in Entsetzen, und als der grimme Biterols mit heftigen Worten ihm seine Sünden vorwirft, singt Tannhäuser das Liebes¬ lied aus dem ersten Acte in höchster Exaltation. Allgemeines Entsetzen 52*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345603/423>, abgerufen am 01.09.2024.