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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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er,istiren unter dem Namen Pflanz ercigarren noch zusammengedrehte Tabaks-
blättcr in der verschiedensten Länge und Dicke. Gewöhnlich ist ein schweres öliges
Blatt mit starken Nippen in ihnen verarbeitet, welches selbst durch hohes Alter
nicht genießbar wird, weil es wegen der schlechten Wickelung zerbröckelt, bevor
seine Untugenden vermindert sind. Sie waren vor einigen Jahren sehr in Mode,
was glücklicher Weise wieder aufgehört hat. Endlich seien noch erwähnt die Cigarren
der Havanneser, die einzigen, welche dort so genannt werden, denn alle bis jetzt
erwähnten Formell heißen dort 'I'adire:"". Dies sind die Papiercigarren. Der beste
ganz klein geschnittene Tabak, oft aus der VaeU-r et'^dajo, wird in kleine Rollen
von seinein nugcleimtem Papier oder feinem Stroh gefüllt. Unter dem Namen
(üx-rritu" oder Damencigarren werden sie als Spielerei muthiger Damen oder
kleiner Herren auch bei uns verbraucht.

Die Fabrikanten bezeichnen ihr Fabrikat etweder mit ihrem Namen, z. B.
Cabannas, Cabargaö, Agnes, Upmann, Manuel Amores, Manuel Ortega,
Martinez y Nunez, Rencnrrel, oder sie schmücken ihre .Kisten mit einem erfundenen
Namen, aus welchem der Gang ihrer Phantasie und ihre Persönlichkeit von einem
Deutschen Raucher mit Erfolg errathen werden können. Solche Namen werden
von dem Fabrikanten als Bezeichnung seines Fabrikats oft viele Jahre lang
beibehalten, bis ihn irgend ein Zufall, etwa daß seine Cigarren von undank¬
baren Käufern unter dem alten Namen uicht nichr gekauft werden, zur An¬
nahme eines neuen Namens bestimmt; so haben die bekannten latvssM^ ihren
Namen vor Kurzem in Intiniicl-ni verwandelt. Die Benennungen >a ro?.it,a, das
Röschen, KM" Iluwrx-rü, die schöne Havanneserin, W puiMo.1iäa6, die Acn-
ratesse, >.n^ om'part, drei Kronen, und daneben Fanny Elster, General Leon,
Ceres, Britannia, Flor Cobden cvmuwrllio Miro (Freihandel), lassen einen
sehr verschiedenen Witz der Fabrikanten ahnen. Unter allen Firmen der Havanna!)
ist am Berühmtesten die Fabrik der Cabannas, deren vollständiger Name
gegenwärtig UM av 0irl>lriia,s > (^rvaM, und deren Geschäftsführer Herr
Manuel Carvayal ist. Sicherlich ist es kein Zufall, daß die Sterblichen, welche
in Cigarren und Champagner das Hohepriestcramt versehen, beide Frauen sind;
Va-nov CliMot und IM ">"z (Ab-rllirs haben, wie einst die Seherin Veleda und
andere'hochbegabte Jungfrauen des Alterthums, das Recht erhalten, über Wohl
und Wehe fremder Völker zu verfügen, und sie üben diese furchtbare Begabung
mit aller Tyrannei und Caprice, deren solche Heroinen fähig sind. Wie die
Wittwe Cliquvt ihren Champagner, so verkauft auch die Tochter der Cahaunas
ihre Cigarren u"r an ihre Günstlinge, bevorzugte Geschöpfe, zu denen wir
Deutschen nicht gehören. Die besseren Sorten der Cabannas sind in der Regel auf
Jahre voraus bestellt, und stehn am Höchsten im Preise. ES ist ein Zufall, wenn
uns Deutschen eine bessere Nummer, als dritte -oder vierte, zukommt, und bei den
schlechteren hat der Käufer Nichts davon, daß er den Ruhm der Firma mit


er,istiren unter dem Namen Pflanz ercigarren noch zusammengedrehte Tabaks-
blättcr in der verschiedensten Länge und Dicke. Gewöhnlich ist ein schweres öliges
Blatt mit starken Nippen in ihnen verarbeitet, welches selbst durch hohes Alter
nicht genießbar wird, weil es wegen der schlechten Wickelung zerbröckelt, bevor
seine Untugenden vermindert sind. Sie waren vor einigen Jahren sehr in Mode,
was glücklicher Weise wieder aufgehört hat. Endlich seien noch erwähnt die Cigarren
der Havanneser, die einzigen, welche dort so genannt werden, denn alle bis jetzt
erwähnten Formell heißen dort 'I'adire:»». Dies sind die Papiercigarren. Der beste
ganz klein geschnittene Tabak, oft aus der VaeU-r et'^dajo, wird in kleine Rollen
von seinein nugcleimtem Papier oder feinem Stroh gefüllt. Unter dem Namen
(üx-rritu» oder Damencigarren werden sie als Spielerei muthiger Damen oder
kleiner Herren auch bei uns verbraucht.

Die Fabrikanten bezeichnen ihr Fabrikat etweder mit ihrem Namen, z. B.
Cabannas, Cabargaö, Agnes, Upmann, Manuel Amores, Manuel Ortega,
Martinez y Nunez, Rencnrrel, oder sie schmücken ihre .Kisten mit einem erfundenen
Namen, aus welchem der Gang ihrer Phantasie und ihre Persönlichkeit von einem
Deutschen Raucher mit Erfolg errathen werden können. Solche Namen werden
von dem Fabrikanten als Bezeichnung seines Fabrikats oft viele Jahre lang
beibehalten, bis ihn irgend ein Zufall, etwa daß seine Cigarren von undank¬
baren Käufern unter dem alten Namen uicht nichr gekauft werden, zur An¬
nahme eines neuen Namens bestimmt; so haben die bekannten latvssM^ ihren
Namen vor Kurzem in Intiniicl-ni verwandelt. Die Benennungen >a ro?.it,a, das
Röschen, KM» Iluwrx-rü, die schöne Havanneserin, W puiMo.1iäa6, die Acn-
ratesse, >.n^ om'part, drei Kronen, und daneben Fanny Elster, General Leon,
Ceres, Britannia, Flor Cobden cvmuwrllio Miro (Freihandel), lassen einen
sehr verschiedenen Witz der Fabrikanten ahnen. Unter allen Firmen der Havanna!)
ist am Berühmtesten die Fabrik der Cabannas, deren vollständiger Name
gegenwärtig UM av 0irl>lriia,s > (^rvaM, und deren Geschäftsführer Herr
Manuel Carvayal ist. Sicherlich ist es kein Zufall, daß die Sterblichen, welche
in Cigarren und Champagner das Hohepriestcramt versehen, beide Frauen sind;
Va-nov CliMot und IM «>«z (Ab-rllirs haben, wie einst die Seherin Veleda und
andere'hochbegabte Jungfrauen des Alterthums, das Recht erhalten, über Wohl
und Wehe fremder Völker zu verfügen, und sie üben diese furchtbare Begabung
mit aller Tyrannei und Caprice, deren solche Heroinen fähig sind. Wie die
Wittwe Cliquvt ihren Champagner, so verkauft auch die Tochter der Cahaunas
ihre Cigarren u»r an ihre Günstlinge, bevorzugte Geschöpfe, zu denen wir
Deutschen nicht gehören. Die besseren Sorten der Cabannas sind in der Regel auf
Jahre voraus bestellt, und stehn am Höchsten im Preise. ES ist ein Zufall, wenn
uns Deutschen eine bessere Nummer, als dritte -oder vierte, zukommt, und bei den
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/96>, abgerufen am 23.07.2024.