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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Delicatessen, welche fast gar nicht in den Welthandel kommen, so früher die Regalia
Byron von den Plantagen des Grafen Tcrnandina, die Regalia bei Duque und
die berühmten Vcgucros, das aristokratische Product eines Kant xcml, der Havan-
neser, welches aber bereits wieder ans der Mode kommt. Die Vcgueros werden
in der Regel ans einem einzigen Blatte gerollt, das nur eben an der Luft ge¬
trocknet, vom Morgenthau erweicht ist, seinen Pflanzengnmmi und den natürlichen
Geschmack der Staude fast unverändert hat. Die Gährung dieser Blätter ist un¬
vollkommen, und das Aroma d'er frischen Cigarren erhält dadurch etwas Pikantes,
das sich mit dem moussirenden Champagner vergleichen läßt. Natürlich sind die Ve-
gneros nur aus den edelsten Blättern zu machen, sie müssen schnell verraucht
werden, und sind für den Export wenig geeignet.

Eine andere Art corpulenter Cigarren ist die Trabuco, dick gebaucht, mit
schöner Spitze und am Brennende geschickt zulaufend, nicht viel über drei Zoll
lang, aber wenigstens so dick als die Regalia. Auch sie wird von feinen Blät¬
tern bereitet, welche zu größeren Cigarren sich nicht eignen, weil sie zufällig schad¬
haft geworden sind. Die Form ist gerade jetzt nicht modern, wird aber im
Allgemeinen sehr geschätzt, und hoher als die der Reguläres bezahlt. Ihrer
Dicke wegen sind sie einem kleinen Munde unbequem. Niedliche, dickbäuchige
Abkömmlinge der Trabucos sind die Trabucillos, von derselben Form in ver¬
kürzten Maßstabe.

Gegenüber dieser starken Familie steht eine schlanke, welche, höchstens den
Umfang der Reguläres, aber größere Länge hat. Dahin gehören die Caballe¬
ros, etwa -I Zoll länger, als die gewöhnlichen Cigarren, jetzt ganz ans der
Mode, und die Panetelas, einen halben Zoll länger und dünner als die Regn-
i"res; sie müssen von sehr feinem Blatt und sorgfältig gearbeitet sein, weil die
dünne Form das Lüften erschwert. Deshalb sind sie in der Regel leicht, und
Zarten Konstitutionen willkommen; sie werden theurer bezahlt als die gewöhnliche
Fa?on. Eine neue Erfindung sind die Prenzados, gepreßte Cigarren von der'
Größe der gewöhnlichen, ebenfalls sorgfältig gearbeitet und von auserlesenen Blät-
gemacht. Die Cigarre wird, wenn die Blätter noch feucht sind, verarbeitet,
gleich p^et gepaßt und fest verpackt. Dadurch entsteht ein stärkeres Arbeiten
der Tabaksgeister in den Kisten, Feuer und Wohlgeruch werden größer. -- Die
Fa?on der gewöhnlichen Cigarren erfährt noch einige modische Verkleinerungen:
Die Londres, etwas kleiner als die Reguläres, haben dieselbe Größe, welche
^e Cabannas ihren gewöhnlichen Cigarren geben, es waren ursprünglich die für
Export nach England bestimmten Millarcö; die Mediano ist Zoll
^mer als die gewöhnliche; noch kleiner sind die Damas, Damencigarren. Diese
drei Sorten pflegen in zwei Nummern und aus gutem Tabak gemacht zu werden,
sind, trotz ihrer Kleinheit, nicht billiger als die regelmäßigen.

Außer diesen Cigarren, welche alle mit Geschick und Sorgfalt gearbeitet sind,


Delicatessen, welche fast gar nicht in den Welthandel kommen, so früher die Regalia
Byron von den Plantagen des Grafen Tcrnandina, die Regalia bei Duque und
die berühmten Vcgucros, das aristokratische Product eines Kant xcml, der Havan-
neser, welches aber bereits wieder ans der Mode kommt. Die Vcgueros werden
in der Regel ans einem einzigen Blatte gerollt, das nur eben an der Luft ge¬
trocknet, vom Morgenthau erweicht ist, seinen Pflanzengnmmi und den natürlichen
Geschmack der Staude fast unverändert hat. Die Gährung dieser Blätter ist un¬
vollkommen, und das Aroma d'er frischen Cigarren erhält dadurch etwas Pikantes,
das sich mit dem moussirenden Champagner vergleichen läßt. Natürlich sind die Ve-
gneros nur aus den edelsten Blättern zu machen, sie müssen schnell verraucht
werden, und sind für den Export wenig geeignet.

Eine andere Art corpulenter Cigarren ist die Trabuco, dick gebaucht, mit
schöner Spitze und am Brennende geschickt zulaufend, nicht viel über drei Zoll
lang, aber wenigstens so dick als die Regalia. Auch sie wird von feinen Blät¬
tern bereitet, welche zu größeren Cigarren sich nicht eignen, weil sie zufällig schad¬
haft geworden sind. Die Form ist gerade jetzt nicht modern, wird aber im
Allgemeinen sehr geschätzt, und hoher als die der Reguläres bezahlt. Ihrer
Dicke wegen sind sie einem kleinen Munde unbequem. Niedliche, dickbäuchige
Abkömmlinge der Trabucos sind die Trabucillos, von derselben Form in ver¬
kürzten Maßstabe.

Gegenüber dieser starken Familie steht eine schlanke, welche, höchstens den
Umfang der Reguläres, aber größere Länge hat. Dahin gehören die Caballe¬
ros, etwa -I Zoll länger, als die gewöhnlichen Cigarren, jetzt ganz ans der
Mode, und die Panetelas, einen halben Zoll länger und dünner als die Regn-
i"res; sie müssen von sehr feinem Blatt und sorgfältig gearbeitet sein, weil die
dünne Form das Lüften erschwert. Deshalb sind sie in der Regel leicht, und
Zarten Konstitutionen willkommen; sie werden theurer bezahlt als die gewöhnliche
Fa?on. Eine neue Erfindung sind die Prenzados, gepreßte Cigarren von der'
Größe der gewöhnlichen, ebenfalls sorgfältig gearbeitet und von auserlesenen Blät-
gemacht. Die Cigarre wird, wenn die Blätter noch feucht sind, verarbeitet,
gleich p^et gepaßt und fest verpackt. Dadurch entsteht ein stärkeres Arbeiten
der Tabaksgeister in den Kisten, Feuer und Wohlgeruch werden größer. — Die
Fa?on der gewöhnlichen Cigarren erfährt noch einige modische Verkleinerungen:
Die Londres, etwas kleiner als die Reguläres, haben dieselbe Größe, welche
^e Cabannas ihren gewöhnlichen Cigarren geben, es waren ursprünglich die für
Export nach England bestimmten Millarcö; die Mediano ist Zoll
^mer als die gewöhnliche; noch kleiner sind die Damas, Damencigarren. Diese
drei Sorten pflegen in zwei Nummern und aus gutem Tabak gemacht zu werden,
sind, trotz ihrer Kleinheit, nicht billiger als die regelmäßigen.

Außer diesen Cigarren, welche alle mit Geschick und Sorgfalt gearbeitet sind,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/95>, abgerufen am 23.07.2024.