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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Ueber allen diesen Kämpfen und Wandlungen der Staaten und Pfeifen aber
erhob sich eine neue Gewalt, die Cigarren, die Vertreter der gemeinsamen Interessen
der Menschheit, das Resultat eines großartigen Verkehrs der Völker unter einan-
der, eine Macht, die sich alles Lebende, die Könige, Banquiers, Fabrikanten und
Journalisten unterwirft, und welche sich dem Denker darstellt als der Anfang einer
neuen Aexa in der Geschichte der Menschheit. Die Periode der Dampfschiffe,
der Industrieausstellungen ist für "us das Zeitalter der importirten Cigarren.

Schone, friedliche Herrschaft der zartgewickelten, duftreicheu, civilistreuden
Havanncser. Die ganze Erde huldigt deiner sriedebringenden Gewalt. Der bor¬
stige Wallfischfänger, welcher mit seiner Harpune die Eisberge aus dem Wege seines
Schiffes stößt, bläst seineu Rauch triumphirend dem Eisbären in die Nase,
der Pflanzer liegt in seiner Hängematte und raucht, der Deutsche Gelehrte erfin¬
det rauchend ein neues philosophisches System, der Engländer raucht, der Russe raucht,
jedes neu entdeckte Laud wird rauchend in Besitz genommen, jedes Stück Baumwollen-
"eng wird mit Rauch verkauft, und die Isothermen und die Sternschnuppen werden
>uit Hilft der Cigarren gemessen und gezählt.

Wo der Mensch hinkommt, dahin versucht er auch die Tabakstaude zu pflan¬
zn, und zahlreich sind die Stellen aus unsrem Planeten, welche einen achtungs-
werthen Tabak hervorbringen. Ueber Allem steht freilich majestätisch, in stolzer
Höhe das Blatt der Havanna!), welchem die folgenden Zeilen gewidmet sind.
Aber auch die übrigen Theile von Cuba, namentlich die Umgegend von Cien
suegos und San Jago de Cuba sind berühmte Fundorte eines edlen Krautes,
^'es ist das Blatt dunkler, gesättigter und viel narkotischer; es ist eine tüchtige
Race darin, aber die Hoheit fehlt. Der Tabak von Domingo hat die umge¬
kehrten Eigenschaften, er ist leichter, nicht so brenzlich, von gutem, seinem Geruch,
"ber zuweilen anch fade und nichtssagend. Der schwere, edle Porto rico, der
betäubende, gewürzreiche Columbia, dessen Cigarren seit einigen Jahren auch
"> Deutschland bekannt wurden, der milde Varinas, zu weichlich für Cigarren,
aber der König der Pfeifenköpfe, der durch das Alter immer edler wird; und seine
Nachbarn, die duftigen Lagnayra, Cumana und Cura^av, sie Alle, ange-
I.ebene Häuptlinge des großen Stammes, verehren die Staude der Havanna!) als
ehre Herrscherin. Auch die mittleren und südlichen Staaten der Union erzeugen große
lassen wohlbekannter Tabake. Das ölige und wohlriechende Blatt von Kentucky,
Elches viele Stränge des Kautabaks liefert, Verfette Virginier, der goldgelbe
gliche Maryland, der großblätterige Ohio, der Schnupftabak von Alabama,"°uisiana und die Sumpfstande von Florida haben die Cigarrensabrikation
d°n Bremen in Flor gebracht, und in der Schweiz große Fabriken verursacht, in
welche" z. B. die langen, schwarzen Spulwürmer der Oestreichischen Regie nach¬
gemacht und massenhaft in Italien eingeführt werden. Diese Amerikanischen Blät-
^ lassen sich zum Cigarrentabak nicht gilt allein verarbeiten, die dunklen sind zu


Ueber allen diesen Kämpfen und Wandlungen der Staaten und Pfeifen aber
erhob sich eine neue Gewalt, die Cigarren, die Vertreter der gemeinsamen Interessen
der Menschheit, das Resultat eines großartigen Verkehrs der Völker unter einan-
der, eine Macht, die sich alles Lebende, die Könige, Banquiers, Fabrikanten und
Journalisten unterwirft, und welche sich dem Denker darstellt als der Anfang einer
neuen Aexa in der Geschichte der Menschheit. Die Periode der Dampfschiffe,
der Industrieausstellungen ist für »us das Zeitalter der importirten Cigarren.

Schone, friedliche Herrschaft der zartgewickelten, duftreicheu, civilistreuden
Havanncser. Die ganze Erde huldigt deiner sriedebringenden Gewalt. Der bor¬
stige Wallfischfänger, welcher mit seiner Harpune die Eisberge aus dem Wege seines
Schiffes stößt, bläst seineu Rauch triumphirend dem Eisbären in die Nase,
der Pflanzer liegt in seiner Hängematte und raucht, der Deutsche Gelehrte erfin¬
det rauchend ein neues philosophisches System, der Engländer raucht, der Russe raucht,
jedes neu entdeckte Laud wird rauchend in Besitz genommen, jedes Stück Baumwollen-
»eng wird mit Rauch verkauft, und die Isothermen und die Sternschnuppen werden
>uit Hilft der Cigarren gemessen und gezählt.

Wo der Mensch hinkommt, dahin versucht er auch die Tabakstaude zu pflan¬
zn, und zahlreich sind die Stellen aus unsrem Planeten, welche einen achtungs-
werthen Tabak hervorbringen. Ueber Allem steht freilich majestätisch, in stolzer
Höhe das Blatt der Havanna!), welchem die folgenden Zeilen gewidmet sind.
Aber auch die übrigen Theile von Cuba, namentlich die Umgegend von Cien
suegos und San Jago de Cuba sind berühmte Fundorte eines edlen Krautes,
^'es ist das Blatt dunkler, gesättigter und viel narkotischer; es ist eine tüchtige
Race darin, aber die Hoheit fehlt. Der Tabak von Domingo hat die umge¬
kehrten Eigenschaften, er ist leichter, nicht so brenzlich, von gutem, seinem Geruch,
"ber zuweilen anch fade und nichtssagend. Der schwere, edle Porto rico, der
betäubende, gewürzreiche Columbia, dessen Cigarren seit einigen Jahren auch
»> Deutschland bekannt wurden, der milde Varinas, zu weichlich für Cigarren,
aber der König der Pfeifenköpfe, der durch das Alter immer edler wird; und seine
Nachbarn, die duftigen Lagnayra, Cumana und Cura^av, sie Alle, ange-
I.ebene Häuptlinge des großen Stammes, verehren die Staude der Havanna!) als
ehre Herrscherin. Auch die mittleren und südlichen Staaten der Union erzeugen große
lassen wohlbekannter Tabake. Das ölige und wohlriechende Blatt von Kentucky,
Elches viele Stränge des Kautabaks liefert, Verfette Virginier, der goldgelbe
gliche Maryland, der großblätterige Ohio, der Schnupftabak von Alabama,"°uisiana und die Sumpfstande von Florida haben die Cigarrensabrikation
d°n Bremen in Flor gebracht, und in der Schweiz große Fabriken verursacht, in
welche» z. B. die langen, schwarzen Spulwürmer der Oestreichischen Regie nach¬
gemacht und massenhaft in Italien eingeführt werden. Diese Amerikanischen Blät-
^ lassen sich zum Cigarrentabak nicht gilt allein verarbeiten, die dunklen sind zu


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/87>, abgerufen am 23.07.2024.