Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.Doch gelang es noch am nämlichen Abende etlichen besonnenen Männern, Wie es mit dem Sandwirth weiter ging, ist bekannt. Speckbacher erhielt erst am V. November eine Fricdensnachricht, der er Er selbst, der Vater, war von dem General auch zu einer Unterredung ein¬ In dieser Wüstenei fand er einmal im Schneegestöber auch feine Frau mit Grenzboten. IV. -lLlll. ^?
Doch gelang es noch am nämlichen Abende etlichen besonnenen Männern, Wie es mit dem Sandwirth weiter ging, ist bekannt. Speckbacher erhielt erst am V. November eine Fricdensnachricht, der er Er selbst, der Vater, war von dem General auch zu einer Unterredung ein¬ In dieser Wüstenei fand er einmal im Schneegestöber auch feine Frau mit Grenzboten. IV. -lLlll. ^?
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Doch gelang es noch am nämlichen Abende etlichen besonnenen Männern,
den Sandwirth von der Wahrheit jener Nachricht zu überzeugen; er stellte
alle seine Schreiber an, und ließ allen Häuptlingen den Frieden verkünden.
Hofer nahm sich selber vor, andern Tags den Kronprinzen von Bayern, der ihn
schon einmal hatte einladen lassen, in Hall zu besuchen. Schon waren vor dem
Wirthshause am Schönberg die bekannten vier Schimmel angespannt, eine .Kriegs¬
beute der Tyroler, die sie dem bayerischen Obersten von Epplen abgenommen, da¬
mals Hofer's Leibgespann — als der Capuciner Haspinger wüthend daher eilte,
und den Entschluß des Sandwirths zu Boden predigte.
Wie es mit dem Sandwirth weiter ging, ist bekannt.
Speckbacher erhielt erst am V. November eine Fricdensnachricht, der er
glauben mochte. Er entließ seine Mannschaft, und stieg als Flüchtling ins
Gebirge, um seine Familie auszusuchen, die schon früher den Hof zu Nimm ver¬
lassen hatte. In eiuer eingefahrenen Alpenhütte, hoch obenan Gebirge, fand er
sein Weib und seine Kinder. Hier übergab ihm jene ein Schreiben des Generals
Duroy, welches die angenehme Nachricht enthielt, daß Ändert, sein Sohn, nach
München gebracht, dort vom König herzlich ausgenommen worden sei, und jetzt
in einer Erziehungsanstalt Lateinisch lerne.
Er selbst, der Vater, war von dem General auch zu einer Unterredung ein¬
geladen, allein ans Mißtrauen wagte er nicht zu folgen. Kurze Zeit darauf
empfing er in seiner Bergeswüste anch ein Schreiben Hofer'S, in dem ihn der
von allen Seiten betrogene Unglücksmann abermals zum .Kampf ausbot. —
Speckbacher ließ sich nochmals hinreißen, und schrieb wieder Briefe an seine Ver¬
trauten, bis er schon nach wenigen Tagen einsah, daß Alles rettungslos verloren
sei. Aber von da an war ein Preis auf seinen Kops gesetzt, und er durfte sich
keiner Gnade mehr getrosten. Er eilte wieder, getrennt von seiner Familie,
hoher hinauf, lebte allein in Sennhütten, die der Schnee vergraben hatte, in
Felsenhöhlen, die vor und nachher Niemand erklommen hat. Hin und wieder
wagte er sich auch in ein Bauernhaus, wenn ihn der Hunger nicht mehr rasten
ließ. Nebenbei hatte er an dem Mclleckcrstoß zu leiden, und an etlichen anderen
Wunden. Wo er seinen Fuß hinsetzte, waren ihm die Bayern auf der Ferse.
„Ohne Obdach, leicht gekleidet, ganz allein in der schaurigen Schneewuste, wo
überall Erstarrung und der Tod herrschte, wo die Sonne, um jene Zeit nnr selten
durch dichte Nebel und knisterndes Tannengestrüpp dringend, einen leichten Hauch
von Wärme verbreitete, was der Verlassene nicht einmal durch Feuer ersetzen
konnte, weil auch der verräterische Rauch auf seine Spur hätte führen können,
so von eisigen Winden und schauervollen Schneestürmen durchschauert, irrte er
wie ein wildes Thier siebzehn Tage herum. Vier Tage blieb er auf jenen er¬
starrten, mit des Winters Leichentuch bedeckten Höhen ganz ohne Nahrung!"
In dieser Wüstenei fand er einmal im Schneegestöber auch feine Frau mit
Grenzboten. IV. -lLlll. ^?
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