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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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erhalte" hat. Als ausübende Künstler waren vorzüglich Morel, der Landschafts¬
maler Robert und Watetet thätig. Bemerkenswerth ist noch, daß der Archi¬
tekt und nachmalige berühmte General Kleber den Part des General Lomet
zu Ager anlegte. Im Vergleich zu Deutschland wurden in Frankreich nur sehr
wenig Gärten angelegt, und darunter kein königlicher und überhaupt, wenige von
Bedeutung. Der reiche Franzose liebt einen langen Anfenthalt auf dem Lande
nicht, und braucht daher uur ein Stück Garten, um zu glänzen. Vielleicht hätte
der neue Styl größere Fortschritte gemacht, wenn nicht die Stürme der Revo¬
lution hindernd entgegen getreten wären. In den königlichen Gärten wurden
blos versuchsweise einzelne Partien der großen Anlagen von Versailles und
Trianon landschaftlich verändert. Der Graf von Artois ließ durch den Eng-
länder Blaikin den Park des Lustschlosses Bagatelle im Boulogner Wald
anlegen, und derselbe Künstler legte für den Herzog von Orleans den klei¬
nen, wunderlichen Park von Morceau in Paris an. Die bedeutendsten Gär¬
ten im Naturstyl waren vor der Revolution Guiscard und Chateau Thierry,
beide von Morel augelegt. Napoleon und sein neugeschaffener Adel hatte keine
Zeit, um Gärten anzulegen, doch entstand unter dem Konsulat der Garten von
Malmaison von Blaikin angelegt.

In Italien fand der neue Geschmack wenig Anklang, und außerdem gro¬
ßen königlichen Garten zu Caserta bei Neapel, vou einem deutschen Gärtner
Namens Gräffer (1760---1770) angelegt, ist uur bekannt, daß Guiseppe
Massiui in Rom den ersten natürlichen Garten anlegte. -- In Schweden wurde
am Lustschlosse Haga ein großer anglo-chinesischer Park augelegt. Mehr geschah
in Dänemark, wo fast sämmtliche königliche Gärten nach dem neuen Geschmack
verändert und mehrere neue augelegt wurden. So die Gärten von Marie"-
lust bei Helstngör, Luise ulund, Fredensborg, Charlo tteuluud auf de" .
Inseln, und Augustenburg, Gravensteiu und der Aschberg in den He^
zvgihümern. -- In den Niederlanden wurde lauge Zeit nichts Besonderes
geleistet. Die bedeutendste Anlage ist bis jetzt noch Laeken bei Brüssel.
königlichen Gärten in Haag blieben unverändert. -- In Nuß land wurde der
natürliche Styl -I77K, also bald nach der Gründung der ersten französischen Gar¬
ten, durch Katharina >>., eingeführt. Der erste Garten war Zarst'oje-Scio,
welches der deutsche Gärtner Busch in einer anmuthigen Gegend in sehr große"'
Maßstabe ausführte. Pawlvwsk, wozu der berühmte Brown den Plan ent¬
worfen haben soll, wurde ebenfalls eine sehr großartige Anlage, und es ist noch jetzt der
vorzüglichste Landschastsgarten in Nußland. Unter den russischen Großen war beson¬
ders P öden lin ein Beförderer der Gartenkunst. Sein Wintergarten im Tanrischcu
Palaste war das großartigste Gewächshaus jener Zeit und in seiner Art ein Kunstwerr.
Seine Gärten in Petersburg, Moskau und auf der Halbinsel Krim waren wenig¬
stens prächtig, und er liebte die Decorationen der Gartenkunst so, daß se^


erhalte» hat. Als ausübende Künstler waren vorzüglich Morel, der Landschafts¬
maler Robert und Watetet thätig. Bemerkenswerth ist noch, daß der Archi¬
tekt und nachmalige berühmte General Kleber den Part des General Lomet
zu Ager anlegte. Im Vergleich zu Deutschland wurden in Frankreich nur sehr
wenig Gärten angelegt, und darunter kein königlicher und überhaupt, wenige von
Bedeutung. Der reiche Franzose liebt einen langen Anfenthalt auf dem Lande
nicht, und braucht daher uur ein Stück Garten, um zu glänzen. Vielleicht hätte
der neue Styl größere Fortschritte gemacht, wenn nicht die Stürme der Revo¬
lution hindernd entgegen getreten wären. In den königlichen Gärten wurden
blos versuchsweise einzelne Partien der großen Anlagen von Versailles und
Trianon landschaftlich verändert. Der Graf von Artois ließ durch den Eng-
länder Blaikin den Park des Lustschlosses Bagatelle im Boulogner Wald
anlegen, und derselbe Künstler legte für den Herzog von Orleans den klei¬
nen, wunderlichen Park von Morceau in Paris an. Die bedeutendsten Gär¬
ten im Naturstyl waren vor der Revolution Guiscard und Chateau Thierry,
beide von Morel augelegt. Napoleon und sein neugeschaffener Adel hatte keine
Zeit, um Gärten anzulegen, doch entstand unter dem Konsulat der Garten von
Malmaison von Blaikin angelegt.

In Italien fand der neue Geschmack wenig Anklang, und außerdem gro¬
ßen königlichen Garten zu Caserta bei Neapel, vou einem deutschen Gärtner
Namens Gräffer (1760—-1770) angelegt, ist uur bekannt, daß Guiseppe
Massiui in Rom den ersten natürlichen Garten anlegte. — In Schweden wurde
am Lustschlosse Haga ein großer anglo-chinesischer Park augelegt. Mehr geschah
in Dänemark, wo fast sämmtliche königliche Gärten nach dem neuen Geschmack
verändert und mehrere neue augelegt wurden. So die Gärten von Marie»-
lust bei Helstngör, Luise ulund, Fredensborg, Charlo tteuluud auf de» .
Inseln, und Augustenburg, Gravensteiu und der Aschberg in den He^
zvgihümern. — In den Niederlanden wurde lauge Zeit nichts Besonderes
geleistet. Die bedeutendste Anlage ist bis jetzt noch Laeken bei Brüssel.
königlichen Gärten in Haag blieben unverändert. — In Nuß land wurde der
natürliche Styl -I77K, also bald nach der Gründung der ersten französischen Gar¬
ten, durch Katharina >>., eingeführt. Der erste Garten war Zarst'oje-Scio,
welches der deutsche Gärtner Busch in einer anmuthigen Gegend in sehr große"'
Maßstabe ausführte. Pawlvwsk, wozu der berühmte Brown den Plan ent¬
worfen haben soll, wurde ebenfalls eine sehr großartige Anlage, und es ist noch jetzt der
vorzüglichste Landschastsgarten in Nußland. Unter den russischen Großen war beson¬
ders P öden lin ein Beförderer der Gartenkunst. Sein Wintergarten im Tanrischcu
Palaste war das großartigste Gewächshaus jener Zeit und in seiner Art ein Kunstwerr.
Seine Gärten in Petersburg, Moskau und auf der Halbinsel Krim waren wenig¬
stens prächtig, und er liebte die Decorationen der Gartenkunst so, daß se^


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/342>, abgerufen am 23.07.2024.