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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Er schrieb verschiedene Abhandlungen kritischer Natur, in denen sehr viel gesunder
Verstand und ein unbefangenes Urtheil herrschend ist; die wichtigste davon,
welche sich mit der Betrachtung einer seiner Besitzungen und einer kritischen
Rundschau verschiedener Gärten Europa's befaßt, ist unter dem Titel: "L"up
ü'oeil sur NÄooil oU.." aus seinen Werken besonders abgedruckt. Von den
ausführenden Künstlern jener Zeit sind wenig Namen zu uns gekommen, und es
scheint, daß sie es auch nicht verdient haben. Einer der bedeutendsten war B ernhard
Petri ans der Rheinpfalz, später in Oestreich und Ungarn, wo er viele Anlagen
"nssührtc, z.B. Vedröd bei Thyrnan, Ortzy bei Pesth, Loosdvrf in Mähren
u. a. in. -- Bis zum Schlüsse des Jahrhunderts entstanden in Deutschland die
'"eisten namhaften Anlagen, die zum Theil noch jetzt im blühenden Zustande sind.

In Frankreich wurde der neue Styl uach Beendigung des siebenjäh¬
rigen Kriegs 1763 eingeführt, und Anfangs mit Begeisterung aufgenommen, und
^var die phantastische Weise der Chinesen. Dem Nationalcharakter sagte die
seltsame Pracht der Chinesen besser zu, als die Einfachheit der Engländer. In
diesem Sinn schrieb schon <7S7 Morel seine "l^reck! Äistrilmvr los .l-u'ain" "uivaut
I'usaxv noth vluuvis", und Laugier 1733 .Mön "ur Der
^ste große Garten im landschaftlichen Style war Ermenonville, der Landsitz
^s Marquis von Girardin, 18 Stunden von Paris. Den Plan dazu
entwarf Girardin selbst, Morel führte ihn ans, und I. I. Rousseau, der
Freund Girardin's und Bewohner des Parkes (in welchem er auch begraben
"egt), suchte darin manche seiner Ideen zu verwirklichen. I. I. Rousseau
beschäftigte sich um diese Zeit (1773-^-1776) sehr mit der Gartenkunst, und
schrieb sogar zu einem 1776 erschienenen Werke Morel's si'lworiv äos .Im'äing,
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hervorhebende Vorrede. Als eine Frucht der Anlage von Ermenonville ist Gi-
rardin's Werk: "vo la evmpvsMon ach ode." zu betrachten, welches
^77 erschien und großes Aussehen erregte und anch mit Recht verdiente. Er
^wirft die überladene chinesische Manier völlig, und stimmt in seinen Ansichten
"Ut Kent, Shenstone, Price, Hirschfeld und deu Neueren überein. Das Gegen¬
teil von ihm war Watetet, der eine Menge von lächerlichen, mit kleinen
helfen und Gebäuden überfüllten Gärten in Paris anlegte, und auch 177/l ein Werk
diesem Sinne schrieb, welches viel mehr Anklang in Frankreich fand, als das
bessere von Girardin. Großen Einfluß auf die Reinigung des Geschmacks und
^e Verbreitung des natürlichen Styls hatten die Werke Beruhardin's de
Eaint Pierre, seine ,MuäW alö la matin'v" und reizenden Naturgemälde in
"Paul und Birginie". Unter den Schriftstellern ist noch der Abb<> De Lille
6" erwähnen, dessen herrliches Lehrgedicht "die Gärten" einen europäischen Ruf



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Er schrieb verschiedene Abhandlungen kritischer Natur, in denen sehr viel gesunder
Verstand und ein unbefangenes Urtheil herrschend ist; die wichtigste davon,
welche sich mit der Betrachtung einer seiner Besitzungen und einer kritischen
Rundschau verschiedener Gärten Europa's befaßt, ist unter dem Titel: „L»up
ü'oeil sur NÄooil oU.." aus seinen Werken besonders abgedruckt. Von den
ausführenden Künstlern jener Zeit sind wenig Namen zu uns gekommen, und es
scheint, daß sie es auch nicht verdient haben. Einer der bedeutendsten war B ernhard
Petri ans der Rheinpfalz, später in Oestreich und Ungarn, wo er viele Anlagen
«nssührtc, z.B. Vedröd bei Thyrnan, Ortzy bei Pesth, Loosdvrf in Mähren
u. a. in. — Bis zum Schlüsse des Jahrhunderts entstanden in Deutschland die
'»eisten namhaften Anlagen, die zum Theil noch jetzt im blühenden Zustande sind.

In Frankreich wurde der neue Styl uach Beendigung des siebenjäh¬
rigen Kriegs 1763 eingeführt, und Anfangs mit Begeisterung aufgenommen, und
^var die phantastische Weise der Chinesen. Dem Nationalcharakter sagte die
seltsame Pracht der Chinesen besser zu, als die Einfachheit der Engländer. In
diesem Sinn schrieb schon <7S7 Morel seine „l^reck! Äistrilmvr los .l-u'ain» «uivaut
I'usaxv noth vluuvis", und Laugier 1733 .Mön »ur Der
^ste große Garten im landschaftlichen Style war Ermenonville, der Landsitz
^s Marquis von Girardin, 18 Stunden von Paris. Den Plan dazu
entwarf Girardin selbst, Morel führte ihn ans, und I. I. Rousseau, der
Freund Girardin's und Bewohner des Parkes (in welchem er auch begraben
"egt), suchte darin manche seiner Ideen zu verwirklichen. I. I. Rousseau
beschäftigte sich um diese Zeit (1773-^-1776) sehr mit der Gartenkunst, und
schrieb sogar zu einem 1776 erschienenen Werke Morel's si'lworiv äos .Im'äing,
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hervorhebende Vorrede. Als eine Frucht der Anlage von Ermenonville ist Gi-
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teil von ihm war Watetet, der eine Menge von lächerlichen, mit kleinen
helfen und Gebäuden überfüllten Gärten in Paris anlegte, und auch 177/l ein Werk
diesem Sinne schrieb, welches viel mehr Anklang in Frankreich fand, als das
bessere von Girardin. Großen Einfluß auf die Reinigung des Geschmacks und
^e Verbreitung des natürlichen Styls hatten die Werke Beruhardin's de
Eaint Pierre, seine ,MuäW alö la matin'v" und reizenden Naturgemälde in
"Paul und Birginie". Unter den Schriftstellern ist noch der Abb<> De Lille
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/341>, abgerufen am 23.07.2024.