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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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dem Bilde. Durch Beobachtung der Gesetze der Perspektive bemühte er sich,
seinen Garten ein Ansehen von Größe zu geben, welche sie nicht hatten, und
dies ist ihm hier und da besser gelungen als seinen Nachfolgern. Das erste be¬
deutende Werk Kent's war der herrliche Part von Ciaremvnt, welchen er
vermuthlich zwischen 172ö--1730 anlegte, worauf bis -I73L die Anlegung von
Esser und Nousham folgte.

Der neue Geschmack fand in England um so schneller Eingang, als schon
eine Menge von Thiergärten (Parks) vorhanden waren, welche durch geringe Ver¬
änderungen in Landschaftsgärten verwandelt werden konnten. Als die ersten
Beförderer des neuen Sthls verdienen außer Kent genannt zu werden: Pope,
Joseph Addison, Lord Burlington, Lord Cobham, Souliote, Lord
Littleton, Shenstone, Hamilton-, Pitt Draf Chatam), Lord Baring-
ton n. a. in., indem sie ihre Landgüter in dem neuern Styl einrichteten und ihn
durch Schriften und Empfehlungen befestigten.

Nach Kent wurde der Gärtner Brown durch Anlegung eines ansehnlichen
See's in W a kefiel dio dge für den Herzog von Grafton berühmt, mehr aber
"och.durch die Anlage des famose" Parks von Blenheim, welches die Nation
ihrem Helden Marlborough zum Geschenk gemacht hatte. Auch hier war der
dnrch eine großartige Thalerhöhung und Dämmung gebildete See ein Meister¬
werk der nachahmenden Kunst. Einmal dnrch diese Anlagen bekannt, wurde er
fast überall zu Rathe gezogen, wo man Neues anlegen oder alte regelmäßige
Bärten verändern wollte. Leider wurde diese Bevorzugung eines einzigen Mannes
dem kaum dnrch seine Vorgänger einigermaßen ausgebildeten Geschmack äußerst
"achtseitig, denn Brown.war kein seiner Kenner der landschaftlichen Schönheit
'"it ihrer Wirkung aus das Gemüth; er besaß große technische Geschicklichkeit,
"ber nun geringen malerischen Sinn und wenig Talent. Deshalb sind seine
Anlagen sämmtlich wie über einem Leisten gearbeitet. Sie sollten die Natur
idealisiren, waren aber im Grunde eben so einförmig und langweilig, als die
früheren regelmäßigen Gärten, denn sie bestanden a"S einer fast regelmäßigen Auf¬
einanderfolge von unregelmäßigen Scenen, welche die größte Aehnlichkeit mit ein¬
ander hatten, und denen jeder malerische Werth abging. Um seine Anlagen
^ef ein einförmiger Saum von Gehölz, dessen Biegungen ein rings um den
Zarten führender, von einer Art unregelmäßiger Allee begleiteter Weg folgt,
^^ser Hauptweq berührte ein- oder zweimal einen knnstltchen See oder einen
^genannten stillen Fluß (eine Erfindung Brown'ö), d. h. ein stehendes Wasser,
welches die Form und die parallelen Ufer eines Stromes hat, -- und verzweigte sich
^den, um einen natürlich gruppirten Wald zu durchschneiden. Von allen Punk¬
tn sah man dasselbe, nämlich eine Menge von runden Baumgruppen oder ein¬
zelnen Bäumen und, als den Glanzpunkt der Anlage, das künstliche Wasserstral.
dagegen hatte er eine merkwürdige Fertigkeit in der Gevplastik, d. h. der in's


dem Bilde. Durch Beobachtung der Gesetze der Perspektive bemühte er sich,
seinen Garten ein Ansehen von Größe zu geben, welche sie nicht hatten, und
dies ist ihm hier und da besser gelungen als seinen Nachfolgern. Das erste be¬
deutende Werk Kent's war der herrliche Part von Ciaremvnt, welchen er
vermuthlich zwischen 172ö—1730 anlegte, worauf bis -I73L die Anlegung von
Esser und Nousham folgte.

Der neue Geschmack fand in England um so schneller Eingang, als schon
eine Menge von Thiergärten (Parks) vorhanden waren, welche durch geringe Ver¬
änderungen in Landschaftsgärten verwandelt werden konnten. Als die ersten
Beförderer des neuen Sthls verdienen außer Kent genannt zu werden: Pope,
Joseph Addison, Lord Burlington, Lord Cobham, Souliote, Lord
Littleton, Shenstone, Hamilton-, Pitt Draf Chatam), Lord Baring-
ton n. a. in., indem sie ihre Landgüter in dem neuern Styl einrichteten und ihn
durch Schriften und Empfehlungen befestigten.

Nach Kent wurde der Gärtner Brown durch Anlegung eines ansehnlichen
See's in W a kefiel dio dge für den Herzog von Grafton berühmt, mehr aber
"och.durch die Anlage des famose» Parks von Blenheim, welches die Nation
ihrem Helden Marlborough zum Geschenk gemacht hatte. Auch hier war der
dnrch eine großartige Thalerhöhung und Dämmung gebildete See ein Meister¬
werk der nachahmenden Kunst. Einmal dnrch diese Anlagen bekannt, wurde er
fast überall zu Rathe gezogen, wo man Neues anlegen oder alte regelmäßige
Bärten verändern wollte. Leider wurde diese Bevorzugung eines einzigen Mannes
dem kaum dnrch seine Vorgänger einigermaßen ausgebildeten Geschmack äußerst
"achtseitig, denn Brown.war kein seiner Kenner der landschaftlichen Schönheit
'"it ihrer Wirkung aus das Gemüth; er besaß große technische Geschicklichkeit,
"ber nun geringen malerischen Sinn und wenig Talent. Deshalb sind seine
Anlagen sämmtlich wie über einem Leisten gearbeitet. Sie sollten die Natur
idealisiren, waren aber im Grunde eben so einförmig und langweilig, als die
früheren regelmäßigen Gärten, denn sie bestanden a»S einer fast regelmäßigen Auf¬
einanderfolge von unregelmäßigen Scenen, welche die größte Aehnlichkeit mit ein¬
ander hatten, und denen jeder malerische Werth abging. Um seine Anlagen
^ef ein einförmiger Saum von Gehölz, dessen Biegungen ein rings um den
Zarten führender, von einer Art unregelmäßiger Allee begleiteter Weg folgt,
^^ser Hauptweq berührte ein- oder zweimal einen knnstltchen See oder einen
^genannten stillen Fluß (eine Erfindung Brown'ö), d. h. ein stehendes Wasser,
welches die Form und die parallelen Ufer eines Stromes hat, — und verzweigte sich
^den, um einen natürlich gruppirten Wald zu durchschneiden. Von allen Punk¬
tn sah man dasselbe, nämlich eine Menge von runden Baumgruppen oder ein¬
zelnen Bäumen und, als den Glanzpunkt der Anlage, das künstliche Wasserstral.
dagegen hatte er eine merkwürdige Fertigkeit in der Gevplastik, d. h. der in's


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/335>, abgerufen am 23.07.2024.