Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.Pavillons, kleineren Gärten mit vergoldetem Gitterwerk, Kanäle, Teiche und Wasser¬ So waren der Hauptsache nach die Gärten beschaffen, welche ein ganzes Pavillons, kleineren Gärten mit vergoldetem Gitterwerk, Kanäle, Teiche und Wasser¬ So waren der Hauptsache nach die Gärten beschaffen, welche ein ganzes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0331" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280948"/> <p xml:id="ID_996" prev="#ID_995"> Pavillons, kleineren Gärten mit vergoldetem Gitterwerk, Kanäle, Teiche und Wasser¬<lb/> künste unterbrochen. Die Alleen und Wege liefen oft sternförmig auf einem dnrch<lb/> Gebäude, Kunstwerke oder Springbrunnen ausgezeichneten Punkte zusammen. Blu¬<lb/> men waren in den besten Anlagen dieses Styls nicht zu sehen, und wurden erst später<lb/> durch die Holländer eingeführt. Das Parterre bestand meistens aus arabesken-<lb/> artigen oder kaleidoskopischen Figuren, von Buchsbaum eingefaßt und mit far¬<lb/> bigem Saud bedeckt, so daß sie einen Teppich vorstellten. Die ausgedehnten Nasen-<lb/> Plätze (Boulingrinö) waren meistens längliche Vierecke, oft vertieft, wie die Grund¬<lb/> fläche eines Teiches, und zuweilen durch Wege in verschiedene geometrische Felder<lb/> getheilt. An Abhängen wurden häufig schiefe Ebenen gebildet, und dies war<lb/> eine Haupteigenthümlichkcit dieser Gärten, da in den italienischen die Terrassen<lb/> ^herrschten. Wo Wasser vorhanden war, wechselten die Bonlingrins mit regel-<lb/> Maßigeu Teichen ab. Ein unentbehrliches Beiwerk waren die Wasserkünste; jedoch<lb/> blieben die Grotten, Felsen und elenden Spielereien der früheren Gärten daraus<lb/> ^rbaunt. Kunstwerke von Stein und Metall, besonders Statuen und Basen,<lb/> wurden aber aus den italienischen Gärten mit herübergenommen. In den<lb/> besten Mustern dieses großartigen, prächtigen Styls durfte eine schöne Oran¬<lb/> gerie nicht fehlen. Eine der besten Schönheiten waren aber die großartigen<lb/> kennen oder Auffahrten zu den Schlössern, aus vielreihigen Alleen bestehend<lb/> "ut oft von Kanälen begleitet.</p><lb/> <p xml:id="ID_997" next="#ID_998"> So waren der Hauptsache nach die Gärten beschaffen, welche ein ganzes<lb/> Aührhundert lang die Freude der Großen waren, und sich gleichsam stereotyp<lb/> 'Acht allein über Europa, sondern überall verbreiteten, wo europäische Cultur ein-<lb/> b^"g. Die Schüler und Nachahmer Le Notre's betrieben sehr bald die An¬<lb/> fertigung von Gartcnpläncn fabrikmäßig, denn für den Architekten war es ein<lb/> dichtes, die nöthigen mathematischen Figuren zu entwerfen. So entstanden<lb/> fortlebe Musterkarten, die für alle Fälle passen mußten, und die neu geschaffenen<lb/> Bärten glichen sich wie ein El dem andern. Minder vornehme und reiche Leute<lb/> ^'lugten sich mit einem Stück von Versailles, nahmen aus den durch Le Blond's<lb/> Kupferwerk zahlreich verbreiteten Plänen irgend ein kleines Stück heraus, und<lb/> Ehrten es kleinlich aus. Um aber dennoch zu glänzen, wurden wieder die alten<lb/> Ueberladungen angebracht, besonders elende Statuen und Vasen. Unter den<lb/> Künstlern, welche Le Notre am nächsten kamen und sich am meisten auszeichneten,<lb/> ^dienen besonders genannt zu werden- Le Blond (d'Argenville), Druf^,<lb/> Perault, Desgodez, Mousart, Chapelle de l'Isle in Frankreich, und<lb/> ^"se, London, Wise und Cooke in England. In Deutschland waren<lb/> ^rzüglich Holländer thätig, eben so in Rußland und Dänemark. Le No-<lb/> !^'s zwar gekünsteltem, aber doch prächtiger Styl erhielt sich nicht lange<lb/> ^ seiner Reinheit. Gegen Ende des Jahrhunderts fing man das Be¬<lb/> neiden der Bäume zu' künstlichen Figuren wieder an, und diese reno-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0331]
Pavillons, kleineren Gärten mit vergoldetem Gitterwerk, Kanäle, Teiche und Wasser¬
künste unterbrochen. Die Alleen und Wege liefen oft sternförmig auf einem dnrch
Gebäude, Kunstwerke oder Springbrunnen ausgezeichneten Punkte zusammen. Blu¬
men waren in den besten Anlagen dieses Styls nicht zu sehen, und wurden erst später
durch die Holländer eingeführt. Das Parterre bestand meistens aus arabesken-
artigen oder kaleidoskopischen Figuren, von Buchsbaum eingefaßt und mit far¬
bigem Saud bedeckt, so daß sie einen Teppich vorstellten. Die ausgedehnten Nasen-
Plätze (Boulingrinö) waren meistens längliche Vierecke, oft vertieft, wie die Grund¬
fläche eines Teiches, und zuweilen durch Wege in verschiedene geometrische Felder
getheilt. An Abhängen wurden häufig schiefe Ebenen gebildet, und dies war
eine Haupteigenthümlichkcit dieser Gärten, da in den italienischen die Terrassen
^herrschten. Wo Wasser vorhanden war, wechselten die Bonlingrins mit regel-
Maßigeu Teichen ab. Ein unentbehrliches Beiwerk waren die Wasserkünste; jedoch
blieben die Grotten, Felsen und elenden Spielereien der früheren Gärten daraus
^rbaunt. Kunstwerke von Stein und Metall, besonders Statuen und Basen,
wurden aber aus den italienischen Gärten mit herübergenommen. In den
besten Mustern dieses großartigen, prächtigen Styls durfte eine schöne Oran¬
gerie nicht fehlen. Eine der besten Schönheiten waren aber die großartigen
kennen oder Auffahrten zu den Schlössern, aus vielreihigen Alleen bestehend
"ut oft von Kanälen begleitet.
So waren der Hauptsache nach die Gärten beschaffen, welche ein ganzes
Aührhundert lang die Freude der Großen waren, und sich gleichsam stereotyp
'Acht allein über Europa, sondern überall verbreiteten, wo europäische Cultur ein-
b^"g. Die Schüler und Nachahmer Le Notre's betrieben sehr bald die An¬
fertigung von Gartcnpläncn fabrikmäßig, denn für den Architekten war es ein
dichtes, die nöthigen mathematischen Figuren zu entwerfen. So entstanden
fortlebe Musterkarten, die für alle Fälle passen mußten, und die neu geschaffenen
Bärten glichen sich wie ein El dem andern. Minder vornehme und reiche Leute
^'lugten sich mit einem Stück von Versailles, nahmen aus den durch Le Blond's
Kupferwerk zahlreich verbreiteten Plänen irgend ein kleines Stück heraus, und
Ehrten es kleinlich aus. Um aber dennoch zu glänzen, wurden wieder die alten
Ueberladungen angebracht, besonders elende Statuen und Vasen. Unter den
Künstlern, welche Le Notre am nächsten kamen und sich am meisten auszeichneten,
^dienen besonders genannt zu werden- Le Blond (d'Argenville), Druf^,
Perault, Desgodez, Mousart, Chapelle de l'Isle in Frankreich, und
^"se, London, Wise und Cooke in England. In Deutschland waren
^rzüglich Holländer thätig, eben so in Rußland und Dänemark. Le No-
!^'s zwar gekünsteltem, aber doch prächtiger Styl erhielt sich nicht lange
^ seiner Reinheit. Gegen Ende des Jahrhunderts fing man das Be¬
neiden der Bäume zu' künstlichen Figuren wieder an, und diese reno-
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