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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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schnng zu unterhalten, daß eine heitere landschaftliche Natur das Hans in wei¬
terem Raume umgebe. Ju solchem Garten werden schon Laubengänge von Wein
und Schlingpflanzen am Hause oder in dessen Nähe einen schattigen Spazier-
gang gestatten, und den Mangel großer Banmpartien zu ersetzen suchen, und
die Verbindung von Gebüsch, Blumen und Rasenteppich wird zu einer Fülle
von reizenden Bildern Gelegenheit geben, bei denen nicht mehr die Architettnr-
linicn des Gebäudes maßgebend sind, sondern die runderen Formen der üppigen
Pflauzenkörper. Der Garten wird selbstständiger, aber uoch sucht das Auge
darin Vieles von dem Schmuck und Zierath. der nahen menschlichen- Wohnung.
Der ganze Raum wird sehr sorgfältig rein gehalten, blank und geschmückt er¬
scheinen wie ein Besuchzimmer, die seltensten Blüthen und Sträucher werden in
der größten Vollkommenheit gezogen und in den Blumengrnppeu die buntesten
Farbencontraste gesucht, welche Convenienz und das gebrochene Licht unsrer Zim¬
mer von deu Decorationen innerhalb des Hauses fern halten.

Und wird der Garten noch wenig großer, so gewinnt er die Ausdehnung,
welche erlaubt, die Landschaft künstlerisch nachzuahmen und dnrch ihre lieblichsten
Formen und Gegensätze das Wohnhaus des Menschen als erbaut in schöner Ge¬
gend darzustellen. Schon bei einer Ausdehnung des Gartens, die nicht größer
ist als etwa ein Morgen, läßt sich ein Theil dieser Wirkungen erzielen, und bei
eiuer Fläche vou wenigen Morgen ist schon eine große Abwechselung möglich.
Der Baum fängt an zu herrschen und die Hanptcontonren zu geben. In Grup¬
pen, verbunden mit Stranchholz, erscheinen die Bäume als Begrenzung oder Be-
krönung grüner Rasenplätze, bald ein dichtes Laubdach über den Boden wölbend,
bald mit ihren zarten flatternden Zweigen den Sonnenstrahlen eine Brücke auf den
Rasen bildend. Der verschiedene Charakter ihres Laubes und Wuchses, die
Farbe ihrer Blätter und Stämme, die Lilüen, in welchen sie gegen den Hori¬
zont oder ihren Laubhintcrgrnnd abschneiden, der reizende Wechsel von Licht
und Schatten in ihrer Gruppirung, das ist es, was einem solchen Garten seine
größte Schönheit giebt. Durch die Rasenplätze schlingen sich bequeme Wege,
vor denen sich lockende Ansichten öffnen und die beengende Greuze des Garten¬
raumes sich versteckt. Noch ist in einem solchen Garten die Erinnerung an daS
Haus nicht vergessen, die einzelnen Theile oder Partien müssen immer noch eine
Zierlichkeit und Sauberkeit haben, welche an die Zimmer erinnert; in den Rasen¬
plätzen blühen noch seltene Blumen, an den Rändern der Gehölze prangen noch
die gefüllten Blüthen kunstvoll gezogener Sträucher, an allen passenden Orten ist
für Sitze des Menschen gesorgt, welche durch Schlingpflanzen und Baumschlag
im Charakter der einzelnen Partien geschmückt werden; überall muß man heraus-
empfinden, daß eine glückliche Familie in den geschmückten Räumen wohne und
sich heimisch fühle.

Betrachten wir mit technischem Ange der Reihe nach die einzelnen Theile


schnng zu unterhalten, daß eine heitere landschaftliche Natur das Hans in wei¬
terem Raume umgebe. Ju solchem Garten werden schon Laubengänge von Wein
und Schlingpflanzen am Hause oder in dessen Nähe einen schattigen Spazier-
gang gestatten, und den Mangel großer Banmpartien zu ersetzen suchen, und
die Verbindung von Gebüsch, Blumen und Rasenteppich wird zu einer Fülle
von reizenden Bildern Gelegenheit geben, bei denen nicht mehr die Architettnr-
linicn des Gebäudes maßgebend sind, sondern die runderen Formen der üppigen
Pflauzenkörper. Der Garten wird selbstständiger, aber uoch sucht das Auge
darin Vieles von dem Schmuck und Zierath. der nahen menschlichen- Wohnung.
Der ganze Raum wird sehr sorgfältig rein gehalten, blank und geschmückt er¬
scheinen wie ein Besuchzimmer, die seltensten Blüthen und Sträucher werden in
der größten Vollkommenheit gezogen und in den Blumengrnppeu die buntesten
Farbencontraste gesucht, welche Convenienz und das gebrochene Licht unsrer Zim¬
mer von deu Decorationen innerhalb des Hauses fern halten.

Und wird der Garten noch wenig großer, so gewinnt er die Ausdehnung,
welche erlaubt, die Landschaft künstlerisch nachzuahmen und dnrch ihre lieblichsten
Formen und Gegensätze das Wohnhaus des Menschen als erbaut in schöner Ge¬
gend darzustellen. Schon bei einer Ausdehnung des Gartens, die nicht größer
ist als etwa ein Morgen, läßt sich ein Theil dieser Wirkungen erzielen, und bei
eiuer Fläche vou wenigen Morgen ist schon eine große Abwechselung möglich.
Der Baum fängt an zu herrschen und die Hanptcontonren zu geben. In Grup¬
pen, verbunden mit Stranchholz, erscheinen die Bäume als Begrenzung oder Be-
krönung grüner Rasenplätze, bald ein dichtes Laubdach über den Boden wölbend,
bald mit ihren zarten flatternden Zweigen den Sonnenstrahlen eine Brücke auf den
Rasen bildend. Der verschiedene Charakter ihres Laubes und Wuchses, die
Farbe ihrer Blätter und Stämme, die Lilüen, in welchen sie gegen den Hori¬
zont oder ihren Laubhintcrgrnnd abschneiden, der reizende Wechsel von Licht
und Schatten in ihrer Gruppirung, das ist es, was einem solchen Garten seine
größte Schönheit giebt. Durch die Rasenplätze schlingen sich bequeme Wege,
vor denen sich lockende Ansichten öffnen und die beengende Greuze des Garten¬
raumes sich versteckt. Noch ist in einem solchen Garten die Erinnerung an daS
Haus nicht vergessen, die einzelnen Theile oder Partien müssen immer noch eine
Zierlichkeit und Sauberkeit haben, welche an die Zimmer erinnert; in den Rasen¬
plätzen blühen noch seltene Blumen, an den Rändern der Gehölze prangen noch
die gefüllten Blüthen kunstvoll gezogener Sträucher, an allen passenden Orten ist
für Sitze des Menschen gesorgt, welche durch Schlingpflanzen und Baumschlag
im Charakter der einzelnen Partien geschmückt werden; überall muß man heraus-
empfinden, daß eine glückliche Familie in den geschmückten Räumen wohne und
sich heimisch fühle.

Betrachten wir mit technischem Ange der Reihe nach die einzelnen Theile


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[0136] schnng zu unterhalten, daß eine heitere landschaftliche Natur das Hans in wei¬ terem Raume umgebe. Ju solchem Garten werden schon Laubengänge von Wein und Schlingpflanzen am Hause oder in dessen Nähe einen schattigen Spazier- gang gestatten, und den Mangel großer Banmpartien zu ersetzen suchen, und die Verbindung von Gebüsch, Blumen und Rasenteppich wird zu einer Fülle von reizenden Bildern Gelegenheit geben, bei denen nicht mehr die Architettnr- linicn des Gebäudes maßgebend sind, sondern die runderen Formen der üppigen Pflauzenkörper. Der Garten wird selbstständiger, aber uoch sucht das Auge darin Vieles von dem Schmuck und Zierath. der nahen menschlichen- Wohnung. Der ganze Raum wird sehr sorgfältig rein gehalten, blank und geschmückt er¬ scheinen wie ein Besuchzimmer, die seltensten Blüthen und Sträucher werden in der größten Vollkommenheit gezogen und in den Blumengrnppeu die buntesten Farbencontraste gesucht, welche Convenienz und das gebrochene Licht unsrer Zim¬ mer von deu Decorationen innerhalb des Hauses fern halten. Und wird der Garten noch wenig großer, so gewinnt er die Ausdehnung, welche erlaubt, die Landschaft künstlerisch nachzuahmen und dnrch ihre lieblichsten Formen und Gegensätze das Wohnhaus des Menschen als erbaut in schöner Ge¬ gend darzustellen. Schon bei einer Ausdehnung des Gartens, die nicht größer ist als etwa ein Morgen, läßt sich ein Theil dieser Wirkungen erzielen, und bei eiuer Fläche vou wenigen Morgen ist schon eine große Abwechselung möglich. Der Baum fängt an zu herrschen und die Hanptcontonren zu geben. In Grup¬ pen, verbunden mit Stranchholz, erscheinen die Bäume als Begrenzung oder Be- krönung grüner Rasenplätze, bald ein dichtes Laubdach über den Boden wölbend, bald mit ihren zarten flatternden Zweigen den Sonnenstrahlen eine Brücke auf den Rasen bildend. Der verschiedene Charakter ihres Laubes und Wuchses, die Farbe ihrer Blätter und Stämme, die Lilüen, in welchen sie gegen den Hori¬ zont oder ihren Laubhintcrgrnnd abschneiden, der reizende Wechsel von Licht und Schatten in ihrer Gruppirung, das ist es, was einem solchen Garten seine größte Schönheit giebt. Durch die Rasenplätze schlingen sich bequeme Wege, vor denen sich lockende Ansichten öffnen und die beengende Greuze des Garten¬ raumes sich versteckt. Noch ist in einem solchen Garten die Erinnerung an daS Haus nicht vergessen, die einzelnen Theile oder Partien müssen immer noch eine Zierlichkeit und Sauberkeit haben, welche an die Zimmer erinnert; in den Rasen¬ plätzen blühen noch seltene Blumen, an den Rändern der Gehölze prangen noch die gefüllten Blüthen kunstvoll gezogener Sträucher, an allen passenden Orten ist für Sitze des Menschen gesorgt, welche durch Schlingpflanzen und Baumschlag im Charakter der einzelnen Partien geschmückt werden; überall muß man heraus- empfinden, daß eine glückliche Familie in den geschmückten Räumen wohne und sich heimisch fühle. Betrachten wir mit technischem Ange der Reihe nach die einzelnen Theile

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/136>, abgerufen am 23.07.2024.