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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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den Gliedern. Mit kräftigen Fluchen und Schelten und Drohen, und oft auch mit
flachen Klingenhieben, die er rücksichtslos, wohin sie gerade fielen, in den dicksten
Hansen austheilte, trieb der Hauptmann die Säumigen zusammen. Die alt¬
gewohnte Disciplin trat bald wieder in ihr Recht, die Compagnie war geordnet,
die Todten und Verwundeten erhielten Platz ans einem Compagniewagcn, die
Tamboure schlugen den Marsch an, und nnter dem lauten Gesang der verschieden¬
artigsten, oft sehr schmuzigen Lieder ward der Marsch wieder fortgesetzt. -- Dies
war das erste Bild, welches eine Grenadiercompagnic des 2. Regiments der
Fremdenlegion in Klein-Kabylien mir zeigte. Einige Tage daraus faud ich noch
mehr Gelegenheit, die Legion näher kennen zu lernen, und mich von ihren
Eigenthümlichkeiten, so viel wie möglich war, zu unterrichten. Es ist ein
seltsames Corps, diese so oft genannte, so viel geschmähte, aber anch wieder hoch¬
gelobte Fremdenlegion, die in militairischer Beziehung großes Interesse gewährt.
Einzig in ihrer Art steht sie jetzt da, denn anch die Schweizer-Regimenter in
Neapel und Rom kommen ihr nnr theilweise nahe.

Die eigentliche Fremdenlegion, denn die Reiterregimenter der Spahis und
der Chasseurs d'Afrique, die ebenfalls viel Nichtfranzosen in ihren.Reihen zählen,
werden nicht zu derselben gerechnet, besteht jetzt ans zwei Regimentern Linien-
infanterie. In gleicher Formation, wie jedes andere Französische Regiment, hat
ein Regiment der Fremdenlegion drei Bataillone, jedes Bataillon -I Grenadier-,
^ Voltigeurcompagnie und 4 Compagnien dn Centre.' Jedes Bataillon soll
1000 Mann stark sein, wonach die Stärke der gesammten Legion K000 Mann
betragen würde; bei dein vielen Abgang,an Todten und Kranken dürften aber
uicht viel mehr als 5000 Mann für gewöhnlich unter den Waffen stehen. Die
Uniformirung und Bewaffnung der Fremdenlegion ist ganz die eines Französischen
Linienregimentö, und unterscheidet sich nnr dadurch, daß die Soldaten derselben
keine Negimcntsnummern ans den Knöpfen der Tuniken und den Schildern der
Käppis tragen. Pantalons von der bekannten krapprvthen Farbe, dunkelblaue
Waffenröcke, Tunika genannt, ein langer, weiter Mantel von eisengrauem Tuch
und ein Käppis von pulverblanem Tuch mit breiter, rother Borde und blankem
Schild vorn, bilden den zweckmäßigen und bequemen Anzug des Soldaten. Wie
bei allen Französischen Regimentern, tragen die Grenadiere rothe, die Voltigeure
gelbwvllene Epauletts mit gleichfarbigen Kaudillen, die Soldaten der Centrnms-
eompagnien aber nur Epauletts vou blauem Tuch ohne Kandillen, Patrontasche,
^ayonnetscheide; bei den Grenadieren und Voltigeuren wird das gerade breite
Seitengewehr an einem breiten, schwarzen Ledergurt um den Leib getragen, eben
auch der kleine Tornister auf leichte und möglichst bequeme Weise.

Wie die Uuiformirilng und Ausrüstung ist auch die Bezahlung und Ver¬
pflegung der Fremdenlegion ganz der eines jeden andern Französischen Linien-
Regiments, das in Algerien steht, gleich. Auch das Dienst- und Exercir-


den Gliedern. Mit kräftigen Fluchen und Schelten und Drohen, und oft auch mit
flachen Klingenhieben, die er rücksichtslos, wohin sie gerade fielen, in den dicksten
Hansen austheilte, trieb der Hauptmann die Säumigen zusammen. Die alt¬
gewohnte Disciplin trat bald wieder in ihr Recht, die Compagnie war geordnet,
die Todten und Verwundeten erhielten Platz ans einem Compagniewagcn, die
Tamboure schlugen den Marsch an, und nnter dem lauten Gesang der verschieden¬
artigsten, oft sehr schmuzigen Lieder ward der Marsch wieder fortgesetzt. — Dies
war das erste Bild, welches eine Grenadiercompagnic des 2. Regiments der
Fremdenlegion in Klein-Kabylien mir zeigte. Einige Tage daraus faud ich noch
mehr Gelegenheit, die Legion näher kennen zu lernen, und mich von ihren
Eigenthümlichkeiten, so viel wie möglich war, zu unterrichten. Es ist ein
seltsames Corps, diese so oft genannte, so viel geschmähte, aber anch wieder hoch¬
gelobte Fremdenlegion, die in militairischer Beziehung großes Interesse gewährt.
Einzig in ihrer Art steht sie jetzt da, denn anch die Schweizer-Regimenter in
Neapel und Rom kommen ihr nnr theilweise nahe.

Die eigentliche Fremdenlegion, denn die Reiterregimenter der Spahis und
der Chasseurs d'Afrique, die ebenfalls viel Nichtfranzosen in ihren.Reihen zählen,
werden nicht zu derselben gerechnet, besteht jetzt ans zwei Regimentern Linien-
infanterie. In gleicher Formation, wie jedes andere Französische Regiment, hat
ein Regiment der Fremdenlegion drei Bataillone, jedes Bataillon -I Grenadier-,
^ Voltigeurcompagnie und 4 Compagnien dn Centre.' Jedes Bataillon soll
1000 Mann stark sein, wonach die Stärke der gesammten Legion K000 Mann
betragen würde; bei dein vielen Abgang,an Todten und Kranken dürften aber
uicht viel mehr als 5000 Mann für gewöhnlich unter den Waffen stehen. Die
Uniformirung und Bewaffnung der Fremdenlegion ist ganz die eines Französischen
Linienregimentö, und unterscheidet sich nnr dadurch, daß die Soldaten derselben
keine Negimcntsnummern ans den Knöpfen der Tuniken und den Schildern der
Käppis tragen. Pantalons von der bekannten krapprvthen Farbe, dunkelblaue
Waffenröcke, Tunika genannt, ein langer, weiter Mantel von eisengrauem Tuch
und ein Käppis von pulverblanem Tuch mit breiter, rother Borde und blankem
Schild vorn, bilden den zweckmäßigen und bequemen Anzug des Soldaten. Wie
bei allen Französischen Regimentern, tragen die Grenadiere rothe, die Voltigeure
gelbwvllene Epauletts mit gleichfarbigen Kaudillen, die Soldaten der Centrnms-
eompagnien aber nur Epauletts vou blauem Tuch ohne Kandillen, Patrontasche,
^ayonnetscheide; bei den Grenadieren und Voltigeuren wird das gerade breite
Seitengewehr an einem breiten, schwarzen Ledergurt um den Leib getragen, eben
auch der kleine Tornister auf leichte und möglichst bequeme Weise.

Wie die Uuiformirilng und Ausrüstung ist auch die Bezahlung und Ver¬
pflegung der Fremdenlegion ganz der eines jeden andern Französischen Linien-
Regiments, das in Algerien steht, gleich. Auch das Dienst- und Exercir-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/115>, abgerufen am 01.07.2024.