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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Provinzen von Bern. Beim Annähern der beiden Französischen Armeecorps
unter de Brune und Schaueubvurg (so theilen nun die verschiedenen Nachrichten
über die Berner Schätzeberanbuug durch die Franzosen mit) habe der damalige
"Geheime Nath" zu Bern am 2. März -1798, drei Tage vor dem Einmärsche
der Franzosen, dem Mitgliede der Regierung Jenner (de Porrentruy) den Auf¬
trag ertheilt, Kauonen n. s. w., werthvolle Gegenstände und namentlich auch
eine beträchtliche Summe Geldes ins Berner Oberland zu schassen und bezüglich
dort zu verbergen. Jenner habe diesen Austrag mit dem Commissair des Ober¬
länder Bezirks, Staatsrath Zeerlcdcr, vollzogen, und Letzterer am 3. März
ans den Schatzkellern Beruf (dem große" und kleinen Keller) eine eiserne Kiste
und 18 Fässer, angefüllt mit Geld, nach Juterlakei^ ans Bern fortgeschafft. Wie
dies Alles zugegangen, die diesfallsigeu Verhandlungen im Rathe n. s. w., in-
gleichen über die in jenen Kisten nud Fässern enthaltenen Summen Geldes, über
alles Dies seien keine Actenstücke des betreffenden Rathes und der Betheiligten
aufzufinden, und das gesammte Staatsarchiv in dieser Beziehung fehlt von der
Zeit vom -17. Januar an bis zum -i. März, an welchem Tage das bisherige
Gouvernement in Bern abtrat, und seine Geschäfte einer provisorischen Regierung
überließ. Erst im Jahre 1820 habe man einen hierauf bezüglichen Bericht der
geheimen Finanzcommissivn an die Regierung vorgefunden, aus welchem hervor¬
gehe, Vaß diese Maßregeln ergriffen worden, und worin ausgesprochen sei, daß
in der eisernen Kiste -100,000 Goldstücke (verschieden) enthalten gewesen'seien;
wozu eine Angabe Jenner'S hinzukommt, daß jene Fässer mit großen Silber-
münzen angefüllt gewesen seien, das eine davon aber 300 Louisd'or enthalten
habe. Am 3. März seien die Franzosen in Bern eingerückt, und zwar unter dein
General de Brune. Da sei, wie gesagt, die ehemalige Regierung einer provi¬
sorischen gewichen, und die 7 Inhaber der Schatzschlüssel hätten diese der neuen
Negierung übergeben, so wie der Kasscnführcr beauftragt worden sei, das vor¬
handene baare Geld abzuliefern. Von der provisorischen Negierung zum Krieg's-
commissair ernannt, habe Jenner die gesammte Verpflegung der Französische"
Armee zu besorgen gehabt, und Alles, was er hergegeben, gegen Empfangs¬
bekenntnisse des Französischen Befehlshabers abgeliefert. ' Dem schon am 6. März
ertheilten Befehle, Geld und sonstigen Bedarf zu schaffen, sei man erst am
8. März gehorsam nachgekommen, habe an diesem Tage das Arsenal für die
Franzosen geöffnet, und am -10. sämmtliches Silbergeräth dem General zur Ver¬
fügung gestellt. An demselben Tage sei auch auf Requisition der Franzosen die
erste Geldzahlung an Diese erfolgt, und Jenner habe der Negierung mitgetheilt,
daß er diesfalls 300,000 Franken ausgezahlt habe. Tags darauf habe Derselbe
den Befehl erhalten, das vorhandene baare Geld, das noch nicht in den Händen
der Regierung sei, dieser zur Bestreitung des Erforderlichen auszuliefern; -- wie.
hoch dieses Geld sich belaufen, sei nicht'angegeben, doch sei die ttnterverschlnß-


Provinzen von Bern. Beim Annähern der beiden Französischen Armeecorps
unter de Brune und Schaueubvurg (so theilen nun die verschiedenen Nachrichten
über die Berner Schätzeberanbuug durch die Franzosen mit) habe der damalige
„Geheime Nath" zu Bern am 2. März -1798, drei Tage vor dem Einmärsche
der Franzosen, dem Mitgliede der Regierung Jenner (de Porrentruy) den Auf¬
trag ertheilt, Kauonen n. s. w., werthvolle Gegenstände und namentlich auch
eine beträchtliche Summe Geldes ins Berner Oberland zu schassen und bezüglich
dort zu verbergen. Jenner habe diesen Austrag mit dem Commissair des Ober¬
länder Bezirks, Staatsrath Zeerlcdcr, vollzogen, und Letzterer am 3. März
ans den Schatzkellern Beruf (dem große» und kleinen Keller) eine eiserne Kiste
und 18 Fässer, angefüllt mit Geld, nach Juterlakei^ ans Bern fortgeschafft. Wie
dies Alles zugegangen, die diesfallsigeu Verhandlungen im Rathe n. s. w., in-
gleichen über die in jenen Kisten nud Fässern enthaltenen Summen Geldes, über
alles Dies seien keine Actenstücke des betreffenden Rathes und der Betheiligten
aufzufinden, und das gesammte Staatsarchiv in dieser Beziehung fehlt von der
Zeit vom -17. Januar an bis zum -i. März, an welchem Tage das bisherige
Gouvernement in Bern abtrat, und seine Geschäfte einer provisorischen Regierung
überließ. Erst im Jahre 1820 habe man einen hierauf bezüglichen Bericht der
geheimen Finanzcommissivn an die Regierung vorgefunden, aus welchem hervor¬
gehe, Vaß diese Maßregeln ergriffen worden, und worin ausgesprochen sei, daß
in der eisernen Kiste -100,000 Goldstücke (verschieden) enthalten gewesen'seien;
wozu eine Angabe Jenner'S hinzukommt, daß jene Fässer mit großen Silber-
münzen angefüllt gewesen seien, das eine davon aber 300 Louisd'or enthalten
habe. Am 3. März seien die Franzosen in Bern eingerückt, und zwar unter dein
General de Brune. Da sei, wie gesagt, die ehemalige Regierung einer provi¬
sorischen gewichen, und die 7 Inhaber der Schatzschlüssel hätten diese der neuen
Negierung übergeben, so wie der Kasscnführcr beauftragt worden sei, das vor¬
handene baare Geld abzuliefern. Von der provisorischen Negierung zum Krieg's-
commissair ernannt, habe Jenner die gesammte Verpflegung der Französische"
Armee zu besorgen gehabt, und Alles, was er hergegeben, gegen Empfangs¬
bekenntnisse des Französischen Befehlshabers abgeliefert. ' Dem schon am 6. März
ertheilten Befehle, Geld und sonstigen Bedarf zu schaffen, sei man erst am
8. März gehorsam nachgekommen, habe an diesem Tage das Arsenal für die
Franzosen geöffnet, und am -10. sämmtliches Silbergeräth dem General zur Ver¬
fügung gestellt. An demselben Tage sei auch auf Requisition der Franzosen die
erste Geldzahlung an Diese erfolgt, und Jenner habe der Negierung mitgetheilt,
daß er diesfalls 300,000 Franken ausgezahlt habe. Tags darauf habe Derselbe
den Befehl erhalten, das vorhandene baare Geld, das noch nicht in den Händen
der Regierung sei, dieser zur Bestreitung des Erforderlichen auszuliefern; — wie.
hoch dieses Geld sich belaufen, sei nicht'angegeben, doch sei die ttnterverschlnß-


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[0106] Provinzen von Bern. Beim Annähern der beiden Französischen Armeecorps unter de Brune und Schaueubvurg (so theilen nun die verschiedenen Nachrichten über die Berner Schätzeberanbuug durch die Franzosen mit) habe der damalige „Geheime Nath" zu Bern am 2. März -1798, drei Tage vor dem Einmärsche der Franzosen, dem Mitgliede der Regierung Jenner (de Porrentruy) den Auf¬ trag ertheilt, Kauonen n. s. w., werthvolle Gegenstände und namentlich auch eine beträchtliche Summe Geldes ins Berner Oberland zu schassen und bezüglich dort zu verbergen. Jenner habe diesen Austrag mit dem Commissair des Ober¬ länder Bezirks, Staatsrath Zeerlcdcr, vollzogen, und Letzterer am 3. März ans den Schatzkellern Beruf (dem große» und kleinen Keller) eine eiserne Kiste und 18 Fässer, angefüllt mit Geld, nach Juterlakei^ ans Bern fortgeschafft. Wie dies Alles zugegangen, die diesfallsigeu Verhandlungen im Rathe n. s. w., in- gleichen über die in jenen Kisten nud Fässern enthaltenen Summen Geldes, über alles Dies seien keine Actenstücke des betreffenden Rathes und der Betheiligten aufzufinden, und das gesammte Staatsarchiv in dieser Beziehung fehlt von der Zeit vom -17. Januar an bis zum -i. März, an welchem Tage das bisherige Gouvernement in Bern abtrat, und seine Geschäfte einer provisorischen Regierung überließ. Erst im Jahre 1820 habe man einen hierauf bezüglichen Bericht der geheimen Finanzcommissivn an die Regierung vorgefunden, aus welchem hervor¬ gehe, Vaß diese Maßregeln ergriffen worden, und worin ausgesprochen sei, daß in der eisernen Kiste -100,000 Goldstücke (verschieden) enthalten gewesen'seien; wozu eine Angabe Jenner'S hinzukommt, daß jene Fässer mit großen Silber- münzen angefüllt gewesen seien, das eine davon aber 300 Louisd'or enthalten habe. Am 3. März seien die Franzosen in Bern eingerückt, und zwar unter dein General de Brune. Da sei, wie gesagt, die ehemalige Regierung einer provi¬ sorischen gewichen, und die 7 Inhaber der Schatzschlüssel hätten diese der neuen Negierung übergeben, so wie der Kasscnführcr beauftragt worden sei, das vor¬ handene baare Geld abzuliefern. Von der provisorischen Negierung zum Krieg's- commissair ernannt, habe Jenner die gesammte Verpflegung der Französische" Armee zu besorgen gehabt, und Alles, was er hergegeben, gegen Empfangs¬ bekenntnisse des Französischen Befehlshabers abgeliefert. ' Dem schon am 6. März ertheilten Befehle, Geld und sonstigen Bedarf zu schaffen, sei man erst am 8. März gehorsam nachgekommen, habe an diesem Tage das Arsenal für die Franzosen geöffnet, und am -10. sämmtliches Silbergeräth dem General zur Ver¬ fügung gestellt. An demselben Tage sei auch auf Requisition der Franzosen die erste Geldzahlung an Diese erfolgt, und Jenner habe der Negierung mitgetheilt, daß er diesfalls 300,000 Franken ausgezahlt habe. Tags darauf habe Derselbe den Befehl erhalten, das vorhandene baare Geld, das noch nicht in den Händen der Regierung sei, dieser zur Bestreitung des Erforderlichen auszuliefern; — wie. hoch dieses Geld sich belaufen, sei nicht'angegeben, doch sei die ttnterverschlnß-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/106>, abgerufen am 23.07.2024.