Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.Es scheint unpraktisch, daß die angegriffene Partei bisher für gut befunden, we- Deshalb stelle ich hier zum Verständniß für Ihre Leser die einzelnen Thatsachen, Bekanntlich gehörten früherhin zu dem Canton Bern auch noch der Aargau und Es scheint unpraktisch, daß die angegriffene Partei bisher für gut befunden, we- Deshalb stelle ich hier zum Verständniß für Ihre Leser die einzelnen Thatsachen, Bekanntlich gehörten früherhin zu dem Canton Bern auch noch der Aargau und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0105" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280722"/> <p xml:id="ID_328" prev="#ID_327"> Es scheint unpraktisch, daß die angegriffene Partei bisher für gut befunden, we-<lb/> niger auf Thatsachen einzugehen, sondern sich damit begnügt hat, das Ganze in<lb/> Abrede zu stellen, und namentlich darauf hinzudeuten, daß die angreifende Partei<lb/> (Stämpfli und Meinungsgenossen), sollte an der Sache selbst Etwas gewesen<lb/> sein, jedenfalls zur Zeit, wo sie die Zügel der Negierung in Händen gehabt,<lb/> diese angewendet haben würden, das Fall gehörig zu ergründen; wahrend die<lb/> Sache jetzt Nichts als ein mit Scheingründen unterstütztes Agitationsmittel gegen<lb/> das jetzige Gouvernement sei! Wenn aber einige Deutsche Blätter mit der kurzen<lb/> Bemerkung über die Sache hiuweggeschlüpft siud, daß die anfängliche Theil¬<lb/> nahme an dem Streit so ziemlich erloschen sei, so ist dies sehr unbegründet.<lb/> Denn es handelt sich hier um das Ansehen einer ganzen Partei von alten Fa¬<lb/> milien, um die Stellung einer Regierung, abgesehen ganz von der Summe<lb/> Geldes. Dazu kommt, daß die Angelegenheit selbst nicht blos die Berner als<lb/> solche, sondern nebenbei anch den Canton Aargau und das Waadtlaud direct<lb/> mit berührt!</p><lb/> <p xml:id="ID_329"> Deshalb stelle ich hier zum Verständniß für Ihre Leser die einzelnen Thatsachen,<lb/> wie sie in der Schweizerischen Presse aufgezählt worden siud, zusammen, und gebe<lb/> sie der eigenen Beurtheilung im Zusammenhange anheim. Die „Tribune Suisse"<lb/> und uach ihr audere Zeitungen haben neuerdings derartige kurze Zusammen-<lb/> stellungen geliefert, worunter jedenfalls Thatsachen befindlich, die Einem oder dem<lb/> Andern bisher noch entgangen sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_330" next="#ID_331"> Bekanntlich gehörten früherhin zu dem Canton Bern auch noch der Aargau und<lb/> das Waadtland. Diese beiden Provinzen, die durch Berner Amtleute verwaltet<lb/> wurden, waren von jeher die Quelle reicher Einnahmen sür die Negierung der Berner<lb/> Republik, und da die damalige Art der Landesverwaltung überhaupt nicht so<lb/> I^stspielig war, so war es nicht zu verwundern, daß die Republik im Stande<lb/> war, bedeutende Schätze in den Kellern von Bern zu bewahren. Die Beamten,<lb/> "usWießlich aus der Mitte der reichen Patricier, denen es weniger um die<lb/> Einnahme, als um die Macht zu thun war, bezogen verhältnißmäßig nur nnbe-<lb/> U-'utende Gehalte, die Wegebauten wurden den Gemeinden überlassen, oder dnrch<lb/> Mohndienste hergestellt, die Schulen hatten ebenfalls die Gemeinden oder eili¬<lb/> ge Personen auf ihre Kosten zu unterhalten, und die Milizen schafften sich ihre<lb/> äffen ?c. ans eigene Kosten an. Was ja etwa gebraucht wurde, kam nebenbei<lb/> schlich d»res indirecte Steuern, namentlich das Ohmgeld und Neallasien, wie<lb/> ^ in jener Zeit in der Schweiz vielfach noch vorkamen, namentlich aber auch<lb/> urch.das Salzregal u. s. w. ein; im äußersten Falle ergriff man aber das<lb/> kekek, vom Vermögen einige Procente zu erheben. So füllten sich die Keller<lb/> crus uach und nach an, die Republik galt für eine der reichsten und hatte zu-<lb/> ^ "es un Auslande vieles Geld in Banken u. tgi. stehen. Die Französische Ne-<lb/> °"ton gab dein Allen eine andere Wendung, und trennte namentlich die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0105]
Es scheint unpraktisch, daß die angegriffene Partei bisher für gut befunden, we-
niger auf Thatsachen einzugehen, sondern sich damit begnügt hat, das Ganze in
Abrede zu stellen, und namentlich darauf hinzudeuten, daß die angreifende Partei
(Stämpfli und Meinungsgenossen), sollte an der Sache selbst Etwas gewesen
sein, jedenfalls zur Zeit, wo sie die Zügel der Negierung in Händen gehabt,
diese angewendet haben würden, das Fall gehörig zu ergründen; wahrend die
Sache jetzt Nichts als ein mit Scheingründen unterstütztes Agitationsmittel gegen
das jetzige Gouvernement sei! Wenn aber einige Deutsche Blätter mit der kurzen
Bemerkung über die Sache hiuweggeschlüpft siud, daß die anfängliche Theil¬
nahme an dem Streit so ziemlich erloschen sei, so ist dies sehr unbegründet.
Denn es handelt sich hier um das Ansehen einer ganzen Partei von alten Fa¬
milien, um die Stellung einer Regierung, abgesehen ganz von der Summe
Geldes. Dazu kommt, daß die Angelegenheit selbst nicht blos die Berner als
solche, sondern nebenbei anch den Canton Aargau und das Waadtlaud direct
mit berührt!
Deshalb stelle ich hier zum Verständniß für Ihre Leser die einzelnen Thatsachen,
wie sie in der Schweizerischen Presse aufgezählt worden siud, zusammen, und gebe
sie der eigenen Beurtheilung im Zusammenhange anheim. Die „Tribune Suisse"
und uach ihr audere Zeitungen haben neuerdings derartige kurze Zusammen-
stellungen geliefert, worunter jedenfalls Thatsachen befindlich, die Einem oder dem
Andern bisher noch entgangen sind.
Bekanntlich gehörten früherhin zu dem Canton Bern auch noch der Aargau und
das Waadtland. Diese beiden Provinzen, die durch Berner Amtleute verwaltet
wurden, waren von jeher die Quelle reicher Einnahmen sür die Negierung der Berner
Republik, und da die damalige Art der Landesverwaltung überhaupt nicht so
I^stspielig war, so war es nicht zu verwundern, daß die Republik im Stande
war, bedeutende Schätze in den Kellern von Bern zu bewahren. Die Beamten,
"usWießlich aus der Mitte der reichen Patricier, denen es weniger um die
Einnahme, als um die Macht zu thun war, bezogen verhältnißmäßig nur nnbe-
U-'utende Gehalte, die Wegebauten wurden den Gemeinden überlassen, oder dnrch
Mohndienste hergestellt, die Schulen hatten ebenfalls die Gemeinden oder eili¬
ge Personen auf ihre Kosten zu unterhalten, und die Milizen schafften sich ihre
äffen ?c. ans eigene Kosten an. Was ja etwa gebraucht wurde, kam nebenbei
schlich d»res indirecte Steuern, namentlich das Ohmgeld und Neallasien, wie
^ in jener Zeit in der Schweiz vielfach noch vorkamen, namentlich aber auch
urch.das Salzregal u. s. w. ein; im äußersten Falle ergriff man aber das
kekek, vom Vermögen einige Procente zu erheben. So füllten sich die Keller
crus uach und nach an, die Republik galt für eine der reichsten und hatte zu-
^ "es un Auslande vieles Geld in Banken u. tgi. stehen. Die Französische Ne-
°"ton gab dein Allen eine andere Wendung, und trennte namentlich die
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