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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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riß des wirklichen Verhältnisses hervorgehende Bezeichnung, indeß sind Gneisenau,
Grollmann, Boyen, Clausewitz -- gemeint), volle Gerechtigkeit widerfahren." Nur
auf diesen Irrthum habe ich hinweisen wollen, damit mit dem Gegenstände Unbekannte,
aus die Autorität Ihres vielgelesenen und geachteten Journals hin, nicht die Urtheile
und versteckten Angriffe Müffling's für gemünztes Gold annehmen."


NeichslttMiittelbare Briefe.
"

I. -- "'s giebt nur ein' Kaiserstadt, 's
giebt nur ein Wien, diese Worte haben, seit der König von Preußen die ihm ange¬
tragene Deutsche Kaiserkrone ausgeschlagen hat, nach wie vor ihre Geltung behalten.
Insofern nun unsren sogenannten freien Reichsstädten das "Reich" in Verlust gerathen
ist, dürste es auch dem Schreiber dieser Zeilen erlaubt sein, zu sagen und zu singen:
"'s giebt mir eine Rcichsunmittelbarc, 's giebt nur ein Trieft!" Damit wissen jetzt
Ihre Leser, woher diese Briefe kommen, und wovon sie handeln werden.

Nun müssen Sie aber nicht erwarten, daß ich Sie gleichsam bei der Hand nehmen
und wie ein Cicerone planmäßige Wanderungen durch Stadt und Umgegend mit Ihnen
antreten werde; auch dem Reisenden, der in Person hier eintrifft (und zwar hab' ich
immer den Deutschen Reisenden im Auge), wird solche Gunst nicht zu Theil. Ver¬
geblich erkundigt er sich, touristisch verwöhnt, in den hiesigen Buchhandlungen nach einem
"Fremdenführer durch Trieft," oder nach einer Topographie unter dem beliebten Zich-
titel: "Ganz Trieft für so und so viel Kreuzer!" -- eben so vergeblich würde er wahr¬
scheinlich auch an einen ortskundigen Freund oder irgend Jemand, an den er empfohlen,
sich wenden; denn wie es Quellen giebt, die Alles versteinern, wenigstens inerustirc",
was darein getaucht wird, so wird Alles, was in Trieft ans einige Zeit sich ansässig
macht, sei es Handwerker, Künstler, Literat oder was immer, je länger je mehr, zuletzt
durch und durch verkausmannt, und hat daher keine Zeit zu solchen Wanderungen die
Kreuz und Quer -- denn tun" is moriex. Desto glücklicher ist der hier ankommende
Reisende, wenn er Italienisch versteht; alsdann kann er von schönen Lippen die Ge¬
schichte Triests sich erzählen, und von schöner Hand in Stadt und Umgegend sich um-
herführen lassen, denn er findet ans der vis api porilv i'ys80 im Schaufenster der Bnch-
hawdlung Colombo Coan ausgestellt: Nati/is slnrivlio <U Iriösw o ^uicia p^' Is Villa
i'goooUk (Is Kiovannin" KsnclMj, Irwslina." Dieses Werkchen, auch erst im Laufe
dieses Jahres aus der Presse hervorgegangen, und für Deutschland durch die Wiener
Buchhandlung Jaspcr, Hügel und Manz zu beziehen, hat wenigstens nach einer Seite
hin dem Mangel einer vollständigen Topographie von Trieft abgeholfen, und giebt in¬
teressante Aufsätze. So drängt sich z. B., um für jetzt nur Eines herauszuheben, dem
das Büchlein Durchblätternden als besonders in die Augen fallend ans: "Uovimönlo äöH"
popols/loue al Iriesto," und wir werden an den Aufschwung der Amerikanischen Städte
erinnert, ja, wir fühlen, mit einem befriedigten Seitenblicke über's Meer, gewissermaßen
unserm Europäischen Ehrgeiz geschmeichelt, wenn wir lesen, wie Trieft im Jahre -l70-i
ein Städtchen von 3000 Einwohnern war, genan 80 Jahre später es auch nur erst
aus 17,600 gebracht hatte, 178" aber schon 20,600, -1809 30,000, 1823 40,000,
,83ö 30.000, 18is -- 60,000, und im Jahre 1849 (die Campagnen "ut,
Militair und Fremde nicht mit eingerechnet) 82,200 Seelen zählte, eine Volksmenge,
die dermalen nach allgemeiner Versicherung auf eine an die 90,000 weit näher grenzende
Seelenzahl angewachsen sein dürste. ."
ie

Ob meine Seele bei der letzten Volkszählung schon mitgerechnet worden, bezwefl
ich', denn ich athme die abwechselnd waarendurchdüstctc, geschäftdurchlärmtc oder bora-
erschüttcrte Luft von Trieft erst seit Februar d. I., und war daher gerade zurecht¬
gekommen, um während der letzten Carnavalstage den schon im Voraus mir viclscmg
angepriesenen Corsosahrten beiwohnen zu können. Unter dem noch nicht verwischten,
vielmehr aufgefrischten Eindrucke, welchen die Lesung von Andersens Schilderung °c
Römischen Carnavals kurze Zeit vorher aus mich gemacht hatte, eilte ich am letzten


riß des wirklichen Verhältnisses hervorgehende Bezeichnung, indeß sind Gneisenau,
Grollmann, Boyen, Clausewitz — gemeint), volle Gerechtigkeit widerfahren." Nur
auf diesen Irrthum habe ich hinweisen wollen, damit mit dem Gegenstände Unbekannte,
aus die Autorität Ihres vielgelesenen und geachteten Journals hin, nicht die Urtheile
und versteckten Angriffe Müffling's für gemünztes Gold annehmen."


NeichslttMiittelbare Briefe.
"

I. — „'s giebt nur ein' Kaiserstadt, 's
giebt nur ein Wien, diese Worte haben, seit der König von Preußen die ihm ange¬
tragene Deutsche Kaiserkrone ausgeschlagen hat, nach wie vor ihre Geltung behalten.
Insofern nun unsren sogenannten freien Reichsstädten das „Reich" in Verlust gerathen
ist, dürste es auch dem Schreiber dieser Zeilen erlaubt sein, zu sagen und zu singen:
„'s giebt mir eine Rcichsunmittelbarc, 's giebt nur ein Trieft!" Damit wissen jetzt
Ihre Leser, woher diese Briefe kommen, und wovon sie handeln werden.

Nun müssen Sie aber nicht erwarten, daß ich Sie gleichsam bei der Hand nehmen
und wie ein Cicerone planmäßige Wanderungen durch Stadt und Umgegend mit Ihnen
antreten werde; auch dem Reisenden, der in Person hier eintrifft (und zwar hab' ich
immer den Deutschen Reisenden im Auge), wird solche Gunst nicht zu Theil. Ver¬
geblich erkundigt er sich, touristisch verwöhnt, in den hiesigen Buchhandlungen nach einem
„Fremdenführer durch Trieft," oder nach einer Topographie unter dem beliebten Zich-
titel: „Ganz Trieft für so und so viel Kreuzer!" — eben so vergeblich würde er wahr¬
scheinlich auch an einen ortskundigen Freund oder irgend Jemand, an den er empfohlen,
sich wenden; denn wie es Quellen giebt, die Alles versteinern, wenigstens inerustirc»,
was darein getaucht wird, so wird Alles, was in Trieft ans einige Zeit sich ansässig
macht, sei es Handwerker, Künstler, Literat oder was immer, je länger je mehr, zuletzt
durch und durch verkausmannt, und hat daher keine Zeit zu solchen Wanderungen die
Kreuz und Quer — denn tun« is moriex. Desto glücklicher ist der hier ankommende
Reisende, wenn er Italienisch versteht; alsdann kann er von schönen Lippen die Ge¬
schichte Triests sich erzählen, und von schöner Hand in Stadt und Umgegend sich um-
herführen lassen, denn er findet ans der vis api porilv i'ys80 im Schaufenster der Bnch-
hawdlung Colombo Coan ausgestellt: Nati/is slnrivlio <U Iriösw o ^uicia p^' Is Villa
i'goooUk (Is Kiovannin» KsnclMj, Irwslina." Dieses Werkchen, auch erst im Laufe
dieses Jahres aus der Presse hervorgegangen, und für Deutschland durch die Wiener
Buchhandlung Jaspcr, Hügel und Manz zu beziehen, hat wenigstens nach einer Seite
hin dem Mangel einer vollständigen Topographie von Trieft abgeholfen, und giebt in¬
teressante Aufsätze. So drängt sich z. B., um für jetzt nur Eines herauszuheben, dem
das Büchlein Durchblätternden als besonders in die Augen fallend ans: „Uovimönlo äöH»
popols/loue al Iriesto," und wir werden an den Aufschwung der Amerikanischen Städte
erinnert, ja, wir fühlen, mit einem befriedigten Seitenblicke über's Meer, gewissermaßen
unserm Europäischen Ehrgeiz geschmeichelt, wenn wir lesen, wie Trieft im Jahre -l70-i
ein Städtchen von 3000 Einwohnern war, genan 80 Jahre später es auch nur erst
aus 17,600 gebracht hatte, 178» aber schon 20,600, -1809 30,000, 1823 40,000,
,83ö 30.000, 18is — 60,000, und im Jahre 1849 (die Campagnen »ut,
Militair und Fremde nicht mit eingerechnet) 82,200 Seelen zählte, eine Volksmenge,
die dermalen nach allgemeiner Versicherung auf eine an die 90,000 weit näher grenzende
Seelenzahl angewachsen sein dürste. .„
ie

Ob meine Seele bei der letzten Volkszählung schon mitgerechnet worden, bezwefl
ich', denn ich athme die abwechselnd waarendurchdüstctc, geschäftdurchlärmtc oder bora-
erschüttcrte Luft von Trieft erst seit Februar d. I., und war daher gerade zurecht¬
gekommen, um während der letzten Carnavalstage den schon im Voraus mir viclscmg
angepriesenen Corsosahrten beiwohnen zu können. Unter dem noch nicht verwischten,
vielmehr aufgefrischten Eindrucke, welchen die Lesung von Andersens Schilderung °c
Römischen Carnavals kurze Zeit vorher aus mich gemacht hatte, eilte ich am letzten


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[0366] riß des wirklichen Verhältnisses hervorgehende Bezeichnung, indeß sind Gneisenau, Grollmann, Boyen, Clausewitz — gemeint), volle Gerechtigkeit widerfahren." Nur auf diesen Irrthum habe ich hinweisen wollen, damit mit dem Gegenstände Unbekannte, aus die Autorität Ihres vielgelesenen und geachteten Journals hin, nicht die Urtheile und versteckten Angriffe Müffling's für gemünztes Gold annehmen." NeichslttMiittelbare Briefe. " I. — „'s giebt nur ein' Kaiserstadt, 's giebt nur ein Wien, diese Worte haben, seit der König von Preußen die ihm ange¬ tragene Deutsche Kaiserkrone ausgeschlagen hat, nach wie vor ihre Geltung behalten. Insofern nun unsren sogenannten freien Reichsstädten das „Reich" in Verlust gerathen ist, dürste es auch dem Schreiber dieser Zeilen erlaubt sein, zu sagen und zu singen: „'s giebt mir eine Rcichsunmittelbarc, 's giebt nur ein Trieft!" Damit wissen jetzt Ihre Leser, woher diese Briefe kommen, und wovon sie handeln werden. Nun müssen Sie aber nicht erwarten, daß ich Sie gleichsam bei der Hand nehmen und wie ein Cicerone planmäßige Wanderungen durch Stadt und Umgegend mit Ihnen antreten werde; auch dem Reisenden, der in Person hier eintrifft (und zwar hab' ich immer den Deutschen Reisenden im Auge), wird solche Gunst nicht zu Theil. Ver¬ geblich erkundigt er sich, touristisch verwöhnt, in den hiesigen Buchhandlungen nach einem „Fremdenführer durch Trieft," oder nach einer Topographie unter dem beliebten Zich- titel: „Ganz Trieft für so und so viel Kreuzer!" — eben so vergeblich würde er wahr¬ scheinlich auch an einen ortskundigen Freund oder irgend Jemand, an den er empfohlen, sich wenden; denn wie es Quellen giebt, die Alles versteinern, wenigstens inerustirc», was darein getaucht wird, so wird Alles, was in Trieft ans einige Zeit sich ansässig macht, sei es Handwerker, Künstler, Literat oder was immer, je länger je mehr, zuletzt durch und durch verkausmannt, und hat daher keine Zeit zu solchen Wanderungen die Kreuz und Quer — denn tun« is moriex. Desto glücklicher ist der hier ankommende Reisende, wenn er Italienisch versteht; alsdann kann er von schönen Lippen die Ge¬ schichte Triests sich erzählen, und von schöner Hand in Stadt und Umgegend sich um- herführen lassen, denn er findet ans der vis api porilv i'ys80 im Schaufenster der Bnch- hawdlung Colombo Coan ausgestellt: Nati/is slnrivlio <U Iriösw o ^uicia p^' Is Villa i'goooUk (Is Kiovannin» KsnclMj, Irwslina." Dieses Werkchen, auch erst im Laufe dieses Jahres aus der Presse hervorgegangen, und für Deutschland durch die Wiener Buchhandlung Jaspcr, Hügel und Manz zu beziehen, hat wenigstens nach einer Seite hin dem Mangel einer vollständigen Topographie von Trieft abgeholfen, und giebt in¬ teressante Aufsätze. So drängt sich z. B., um für jetzt nur Eines herauszuheben, dem das Büchlein Durchblätternden als besonders in die Augen fallend ans: „Uovimönlo äöH» popols/loue al Iriesto," und wir werden an den Aufschwung der Amerikanischen Städte erinnert, ja, wir fühlen, mit einem befriedigten Seitenblicke über's Meer, gewissermaßen unserm Europäischen Ehrgeiz geschmeichelt, wenn wir lesen, wie Trieft im Jahre -l70-i ein Städtchen von 3000 Einwohnern war, genan 80 Jahre später es auch nur erst aus 17,600 gebracht hatte, 178» aber schon 20,600, -1809 30,000, 1823 40,000, ,83ö 30.000, 18is — 60,000, und im Jahre 1849 (die Campagnen »ut, Militair und Fremde nicht mit eingerechnet) 82,200 Seelen zählte, eine Volksmenge, die dermalen nach allgemeiner Versicherung auf eine an die 90,000 weit näher grenzende Seelenzahl angewachsen sein dürste. .„ ie Ob meine Seele bei der letzten Volkszählung schon mitgerechnet worden, bezwefl ich', denn ich athme die abwechselnd waarendurchdüstctc, geschäftdurchlärmtc oder bora- erschüttcrte Luft von Trieft erst seit Februar d. I., und war daher gerade zurecht¬ gekommen, um während der letzten Carnavalstage den schon im Voraus mir viclscmg angepriesenen Corsosahrten beiwohnen zu können. Unter dem noch nicht verwischten, vielmehr aufgefrischten Eindrucke, welchen die Lesung von Andersens Schilderung °c Römischen Carnavals kurze Zeit vorher aus mich gemacht hatte, eilte ich am letzten

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/366>, abgerufen am 30.06.2024.