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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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der Gottheit für den Ackerbau in einem dazu bestimmten Liede angerufen wird. Nach¬
dem dies geschehen, erfolgt die Krönung der beiden besten Weinbauer und die öffent¬
liche Preisvertheilung an 7-1 sonst um die Weincultur verdiente Landwirthe, und be¬
schließt diese Scene Gesang der Winzer und ein vaterländisches Lied. Nachdem
Pales dem Grvßpriester ein Blumenbouauet für die gekrönten Winzer überreicht
hat, ertönt die Anrufung der Gottheit des Frühjahrs durch die Oberpriester und
die begleitende Schaar; die Kinder des Frühlings führen Tänze um den Wagen
der Gottheit herum auf, und die Gärtner singen, während sie die Geschäfte ihres
Standes darstellen, heitere Lieder; Schäfer und Schäferinnen singen und tanzen
um eine Strohhütte; hierauf Tanz der Schnitter, Kuhreigen (in Patois), Dar¬
stellung der verschiedensten Arbeiten in den Sennhütten und Gesang. Nachdem
sich die Schaar der Pales zurückgezogen, erscheint die der Ceres; dieselbe Cere¬
monie mit dem Strauß an die Winzer erfolgt, eben so Gesang, Tanz und Spiel
zu Ehren der Gottheit des Sommers; die Schnitter, Pflüger, Säelcute, Dre¬
scher defiliren, indem sie uuter Gesaug ihre Arbeiten ausführen, und es wird diese
Scene durch ein launiges Lied -des ans dem Esel reitenden Müllers beschlossen. --
Statt des Blumenstraußes läßt Bacchus deu gekrönten Winzern natürlich den
vollen Becher darreichen, eine Ehre, die den guten Leuten bei der brennenden
Hitze jedenfalls eben so willkommen war, wie sie ihnen von tausend durstigen
Kehlen, die ihren Appetit zu stillen im Augenblicke nicht im Stande waren,
alles Ernstes mißgönnt wurde. Gesaug und bacchantische Tänze geben anch dieser
Scene ein freundliches Ansehen, die durch-Silens Gesang in eben so angenehmer
Weise beschlossen wird, wie sie begonnen hat. Die Winzer stellen ihre Arbeiten
vor, und singen geeignete Lieder und es fehlt Nichts an der Vollständigkeit der
Scenen, selbst uicht der Schleifer, der sein Gewerbe ausübt. -- Endlich zieht
die Hochzeit an den gekrönten Winzern vorüber; das Brautpaar überreicht ein
Blnmenbonquet, Lieder ertönen, die Gemsjäger singen von den Gefahren ihres
Gewerbes und die Holzhauer von der sauern aber friedlich lohnenden Beschäf¬
tigung, die sie treiben, Nichts unterlassend, was Einen an die schwere Beschäf¬
tigung des Hvlzmachens erinnern kann, selbst das Zusammenschlagen der Hände
in kalten Wintertagen nicht vergessend. -- Nachdem noch unter Beihilfe sämmt¬
licher Musikcorps ein Schlußlied gesungen, wird die Feier durch einen geordneten
Zug in die Straßen der Stadt beschlossen. --

So interessant auch die meisten Scenen und so gelungen die Ausführung
war, so war doch wol Niemand auf dem Platze, der beim Herannahen der eilften
Stunde den Schluß des Schauspiels ungern gesehen hätte, und selbst die Jn-
dier und sonstige leichtbekleidete Genossen des Bacchus, die noch dazu mit dem
Tränke ihres Gottes reichlich versehen waren, konnten sich nicht enthalten, seufzend
liegen die brennende Sonne zu blicken. Die Gesänge, die Darstellung der ver¬
schiedenen landwirthschaftlichen Arbeiten, die Tänze und Gruppen wurden mit


der Gottheit für den Ackerbau in einem dazu bestimmten Liede angerufen wird. Nach¬
dem dies geschehen, erfolgt die Krönung der beiden besten Weinbauer und die öffent¬
liche Preisvertheilung an 7-1 sonst um die Weincultur verdiente Landwirthe, und be¬
schließt diese Scene Gesang der Winzer und ein vaterländisches Lied. Nachdem
Pales dem Grvßpriester ein Blumenbouauet für die gekrönten Winzer überreicht
hat, ertönt die Anrufung der Gottheit des Frühjahrs durch die Oberpriester und
die begleitende Schaar; die Kinder des Frühlings führen Tänze um den Wagen
der Gottheit herum auf, und die Gärtner singen, während sie die Geschäfte ihres
Standes darstellen, heitere Lieder; Schäfer und Schäferinnen singen und tanzen
um eine Strohhütte; hierauf Tanz der Schnitter, Kuhreigen (in Patois), Dar¬
stellung der verschiedensten Arbeiten in den Sennhütten und Gesang. Nachdem
sich die Schaar der Pales zurückgezogen, erscheint die der Ceres; dieselbe Cere¬
monie mit dem Strauß an die Winzer erfolgt, eben so Gesang, Tanz und Spiel
zu Ehren der Gottheit des Sommers; die Schnitter, Pflüger, Säelcute, Dre¬
scher defiliren, indem sie uuter Gesaug ihre Arbeiten ausführen, und es wird diese
Scene durch ein launiges Lied -des ans dem Esel reitenden Müllers beschlossen. —
Statt des Blumenstraußes läßt Bacchus deu gekrönten Winzern natürlich den
vollen Becher darreichen, eine Ehre, die den guten Leuten bei der brennenden
Hitze jedenfalls eben so willkommen war, wie sie ihnen von tausend durstigen
Kehlen, die ihren Appetit zu stillen im Augenblicke nicht im Stande waren,
alles Ernstes mißgönnt wurde. Gesaug und bacchantische Tänze geben anch dieser
Scene ein freundliches Ansehen, die durch-Silens Gesang in eben so angenehmer
Weise beschlossen wird, wie sie begonnen hat. Die Winzer stellen ihre Arbeiten
vor, und singen geeignete Lieder und es fehlt Nichts an der Vollständigkeit der
Scenen, selbst uicht der Schleifer, der sein Gewerbe ausübt. — Endlich zieht
die Hochzeit an den gekrönten Winzern vorüber; das Brautpaar überreicht ein
Blnmenbonquet, Lieder ertönen, die Gemsjäger singen von den Gefahren ihres
Gewerbes und die Holzhauer von der sauern aber friedlich lohnenden Beschäf¬
tigung, die sie treiben, Nichts unterlassend, was Einen an die schwere Beschäf¬
tigung des Hvlzmachens erinnern kann, selbst das Zusammenschlagen der Hände
in kalten Wintertagen nicht vergessend. — Nachdem noch unter Beihilfe sämmt¬
licher Musikcorps ein Schlußlied gesungen, wird die Feier durch einen geordneten
Zug in die Straßen der Stadt beschlossen. —

So interessant auch die meisten Scenen und so gelungen die Ausführung
war, so war doch wol Niemand auf dem Platze, der beim Herannahen der eilften
Stunde den Schluß des Schauspiels ungern gesehen hätte, und selbst die Jn-
dier und sonstige leichtbekleidete Genossen des Bacchus, die noch dazu mit dem
Tränke ihres Gottes reichlich versehen waren, konnten sich nicht enthalten, seufzend
liegen die brennende Sonne zu blicken. Die Gesänge, die Darstellung der ver¬
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[0309] der Gottheit für den Ackerbau in einem dazu bestimmten Liede angerufen wird. Nach¬ dem dies geschehen, erfolgt die Krönung der beiden besten Weinbauer und die öffent¬ liche Preisvertheilung an 7-1 sonst um die Weincultur verdiente Landwirthe, und be¬ schließt diese Scene Gesang der Winzer und ein vaterländisches Lied. Nachdem Pales dem Grvßpriester ein Blumenbouauet für die gekrönten Winzer überreicht hat, ertönt die Anrufung der Gottheit des Frühjahrs durch die Oberpriester und die begleitende Schaar; die Kinder des Frühlings führen Tänze um den Wagen der Gottheit herum auf, und die Gärtner singen, während sie die Geschäfte ihres Standes darstellen, heitere Lieder; Schäfer und Schäferinnen singen und tanzen um eine Strohhütte; hierauf Tanz der Schnitter, Kuhreigen (in Patois), Dar¬ stellung der verschiedensten Arbeiten in den Sennhütten und Gesang. Nachdem sich die Schaar der Pales zurückgezogen, erscheint die der Ceres; dieselbe Cere¬ monie mit dem Strauß an die Winzer erfolgt, eben so Gesang, Tanz und Spiel zu Ehren der Gottheit des Sommers; die Schnitter, Pflüger, Säelcute, Dre¬ scher defiliren, indem sie uuter Gesaug ihre Arbeiten ausführen, und es wird diese Scene durch ein launiges Lied -des ans dem Esel reitenden Müllers beschlossen. — Statt des Blumenstraußes läßt Bacchus deu gekrönten Winzern natürlich den vollen Becher darreichen, eine Ehre, die den guten Leuten bei der brennenden Hitze jedenfalls eben so willkommen war, wie sie ihnen von tausend durstigen Kehlen, die ihren Appetit zu stillen im Augenblicke nicht im Stande waren, alles Ernstes mißgönnt wurde. Gesaug und bacchantische Tänze geben anch dieser Scene ein freundliches Ansehen, die durch-Silens Gesang in eben so angenehmer Weise beschlossen wird, wie sie begonnen hat. Die Winzer stellen ihre Arbeiten vor, und singen geeignete Lieder und es fehlt Nichts an der Vollständigkeit der Scenen, selbst uicht der Schleifer, der sein Gewerbe ausübt. — Endlich zieht die Hochzeit an den gekrönten Winzern vorüber; das Brautpaar überreicht ein Blnmenbonquet, Lieder ertönen, die Gemsjäger singen von den Gefahren ihres Gewerbes und die Holzhauer von der sauern aber friedlich lohnenden Beschäf¬ tigung, die sie treiben, Nichts unterlassend, was Einen an die schwere Beschäf¬ tigung des Hvlzmachens erinnern kann, selbst das Zusammenschlagen der Hände in kalten Wintertagen nicht vergessend. — Nachdem noch unter Beihilfe sämmt¬ licher Musikcorps ein Schlußlied gesungen, wird die Feier durch einen geordneten Zug in die Straßen der Stadt beschlossen. — So interessant auch die meisten Scenen und so gelungen die Ausführung war, so war doch wol Niemand auf dem Platze, der beim Herannahen der eilften Stunde den Schluß des Schauspiels ungern gesehen hätte, und selbst die Jn- dier und sonstige leichtbekleidete Genossen des Bacchus, die noch dazu mit dem Tränke ihres Gottes reichlich versehen waren, konnten sich nicht enthalten, seufzend liegen die brennende Sonne zu blicken. Die Gesänge, die Darstellung der ver¬ schiedenen landwirthschaftlichen Arbeiten, die Tänze und Gruppen wurden mit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/309>, abgerufen am 04.07.2024.