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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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Kronen aus Glas und Bronze hangen von der Decke herab, und Jagdlieb¬
habern ist eine Krone aus Hirschgeweihen zu empfehlen, die mit erfindungsreichen
Sinn zusammengestellt wurde. Das Mobiliar wird durch eiserne Geldschränke
Vervollständigt, und für die Einrichinng eiuer Wohnung findet sich noch Mancher¬
lei, darunter viel Interessantes. Eine zweckmäßige Erfindung sind die patentirter
Lichtlampen, in denen ein Wachslicht unter Glascylinder "ut Glocke brennt. Je
weiter das Licht herabbrennt, um so weiter sinkt ganz von selbst auch der obere
Theil der Lampe, so daß die Unsicherheit der Beleuchtung verschwindet, und Be¬
quemlichkeit wie Reinlichkeit diese Lampenarl empfiehlt. Von deir zahlreichen
Klempncrarbeiten, nnter denen ich mancher neuen Form begegnete, will ich nur
eines großen Theebretes erwähnen, das ans seiner innern Fläche ein wirklich
künstlerisch durchgeführtes Gemälde zeigt. Es stellt eine weite und offene Land¬
schaft in freier Zeichnung dar, und giebt den gelblichen Ton älterer Oelmalerei,
sehr glücklich wieder. Der Preis von acht Thalern erschien mir ungemein wohl¬
feil. Für geschmackvolle Verzierung der Wohnungen biete" sich Fenstervorhänge,
mit hübsch ausgeführter Malerei geschmückt, plastische Arbeiten aus Stcinpappe,
Kasten ans den feinsten Hölzern; für die Wirthschaft fast Alles, was das Herz
einer guten Hausfrau erfreue" kann, von Silbergeräthschaften bis zum blan¬
ken Kupfergeschirr herab, mit welchem man die Küchen so freundlich und glänzend
aufzuputzen liebt. Ich sah hier zugleich eine Arbeit, welche' zuerst in Deutschland
einem Berliner Kupferschmied gelungen: einen kupfernen, innen verzinnten Kessel
nämlich, zu dem der Verfertiger sich -des Englischen Zinnö bediente. Der Werth
dieser Arbeit ist namentlich für diejenigen Gewerbszweige von Bedeutung, welche
zur Bereitung ihrer Stoffe, z. B. der Farben, auflösende Säuren gebrauchen.
Jeue Verzierung widersteht der ätzenden Schärfe aller Säuren, während verzinkte '
Gefäße der Zersetzung unterliegen. Als ein niedliches Curiosum erwähne ich eines
kleinen, kupfernen Theekessels von der Höhe eines halben Zolls, den der Sohn
eines hiesigen Kupferschmieds aus einem Pfennig getrieben. Um endlich von der
nothwendigen Ausrüstung eines Ehepaars der civilisirten Welt Nichts vermissen
zu lassen, finden wir vollständige Herren- und Damen-Garderoben, so daß, mit
Ausnahme der Nahrung, für alle Bedürfnisse des Lebens in diesem einzigen Local
gesorgt ist.

Ich will mich nicht noch weiter in die Einzelnheiten des Bazars vertiefen,
da bei so außerordentlicher Reichhaltigkeit kaum ein trockenes Auszählen möglich
wäre. Nur zweier trefflich gearbeiteter Werte zu Thumuchren sei noch gedacht,
deren feine Sauberkeit eben so sehr erfreut, wie der geringe Raum, den sie ein¬
nehmen, überraschen muß, da sie vermöge ihrer mechanischen Kraft im Stande
lind, die größten Uhren in Bewegung zu setzen. Es sind ein Paar Cabinets-
stücke der Uhrmacherkunst.

Man hat dem Institute der Gcwerbehalle von dieser und jener Seite her '


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Kronen aus Glas und Bronze hangen von der Decke herab, und Jagdlieb¬
habern ist eine Krone aus Hirschgeweihen zu empfehlen, die mit erfindungsreichen
Sinn zusammengestellt wurde. Das Mobiliar wird durch eiserne Geldschränke
Vervollständigt, und für die Einrichinng eiuer Wohnung findet sich noch Mancher¬
lei, darunter viel Interessantes. Eine zweckmäßige Erfindung sind die patentirter
Lichtlampen, in denen ein Wachslicht unter Glascylinder »ut Glocke brennt. Je
weiter das Licht herabbrennt, um so weiter sinkt ganz von selbst auch der obere
Theil der Lampe, so daß die Unsicherheit der Beleuchtung verschwindet, und Be¬
quemlichkeit wie Reinlichkeit diese Lampenarl empfiehlt. Von deir zahlreichen
Klempncrarbeiten, nnter denen ich mancher neuen Form begegnete, will ich nur
eines großen Theebretes erwähnen, das ans seiner innern Fläche ein wirklich
künstlerisch durchgeführtes Gemälde zeigt. Es stellt eine weite und offene Land¬
schaft in freier Zeichnung dar, und giebt den gelblichen Ton älterer Oelmalerei,
sehr glücklich wieder. Der Preis von acht Thalern erschien mir ungemein wohl¬
feil. Für geschmackvolle Verzierung der Wohnungen biete» sich Fenstervorhänge,
mit hübsch ausgeführter Malerei geschmückt, plastische Arbeiten aus Stcinpappe,
Kasten ans den feinsten Hölzern; für die Wirthschaft fast Alles, was das Herz
einer guten Hausfrau erfreue» kann, von Silbergeräthschaften bis zum blan¬
ken Kupfergeschirr herab, mit welchem man die Küchen so freundlich und glänzend
aufzuputzen liebt. Ich sah hier zugleich eine Arbeit, welche' zuerst in Deutschland
einem Berliner Kupferschmied gelungen: einen kupfernen, innen verzinnten Kessel
nämlich, zu dem der Verfertiger sich -des Englischen Zinnö bediente. Der Werth
dieser Arbeit ist namentlich für diejenigen Gewerbszweige von Bedeutung, welche
zur Bereitung ihrer Stoffe, z. B. der Farben, auflösende Säuren gebrauchen.
Jeue Verzierung widersteht der ätzenden Schärfe aller Säuren, während verzinkte '
Gefäße der Zersetzung unterliegen. Als ein niedliches Curiosum erwähne ich eines
kleinen, kupfernen Theekessels von der Höhe eines halben Zolls, den der Sohn
eines hiesigen Kupferschmieds aus einem Pfennig getrieben. Um endlich von der
nothwendigen Ausrüstung eines Ehepaars der civilisirten Welt Nichts vermissen
zu lassen, finden wir vollständige Herren- und Damen-Garderoben, so daß, mit
Ausnahme der Nahrung, für alle Bedürfnisse des Lebens in diesem einzigen Local
gesorgt ist.

Ich will mich nicht noch weiter in die Einzelnheiten des Bazars vertiefen,
da bei so außerordentlicher Reichhaltigkeit kaum ein trockenes Auszählen möglich
wäre. Nur zweier trefflich gearbeiteter Werte zu Thumuchren sei noch gedacht,
deren feine Sauberkeit eben so sehr erfreut, wie der geringe Raum, den sie ein¬
nehmen, überraschen muß, da sie vermöge ihrer mechanischen Kraft im Stande
lind, die größten Uhren in Bewegung zu setzen. Es sind ein Paar Cabinets-
stücke der Uhrmacherkunst.

Man hat dem Institute der Gcwerbehalle von dieser und jener Seite her '


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[0297] Kronen aus Glas und Bronze hangen von der Decke herab, und Jagdlieb¬ habern ist eine Krone aus Hirschgeweihen zu empfehlen, die mit erfindungsreichen Sinn zusammengestellt wurde. Das Mobiliar wird durch eiserne Geldschränke Vervollständigt, und für die Einrichinng eiuer Wohnung findet sich noch Mancher¬ lei, darunter viel Interessantes. Eine zweckmäßige Erfindung sind die patentirter Lichtlampen, in denen ein Wachslicht unter Glascylinder »ut Glocke brennt. Je weiter das Licht herabbrennt, um so weiter sinkt ganz von selbst auch der obere Theil der Lampe, so daß die Unsicherheit der Beleuchtung verschwindet, und Be¬ quemlichkeit wie Reinlichkeit diese Lampenarl empfiehlt. Von deir zahlreichen Klempncrarbeiten, nnter denen ich mancher neuen Form begegnete, will ich nur eines großen Theebretes erwähnen, das ans seiner innern Fläche ein wirklich künstlerisch durchgeführtes Gemälde zeigt. Es stellt eine weite und offene Land¬ schaft in freier Zeichnung dar, und giebt den gelblichen Ton älterer Oelmalerei, sehr glücklich wieder. Der Preis von acht Thalern erschien mir ungemein wohl¬ feil. Für geschmackvolle Verzierung der Wohnungen biete» sich Fenstervorhänge, mit hübsch ausgeführter Malerei geschmückt, plastische Arbeiten aus Stcinpappe, Kasten ans den feinsten Hölzern; für die Wirthschaft fast Alles, was das Herz einer guten Hausfrau erfreue» kann, von Silbergeräthschaften bis zum blan¬ ken Kupfergeschirr herab, mit welchem man die Küchen so freundlich und glänzend aufzuputzen liebt. Ich sah hier zugleich eine Arbeit, welche' zuerst in Deutschland einem Berliner Kupferschmied gelungen: einen kupfernen, innen verzinnten Kessel nämlich, zu dem der Verfertiger sich -des Englischen Zinnö bediente. Der Werth dieser Arbeit ist namentlich für diejenigen Gewerbszweige von Bedeutung, welche zur Bereitung ihrer Stoffe, z. B. der Farben, auflösende Säuren gebrauchen. Jeue Verzierung widersteht der ätzenden Schärfe aller Säuren, während verzinkte ' Gefäße der Zersetzung unterliegen. Als ein niedliches Curiosum erwähne ich eines kleinen, kupfernen Theekessels von der Höhe eines halben Zolls, den der Sohn eines hiesigen Kupferschmieds aus einem Pfennig getrieben. Um endlich von der nothwendigen Ausrüstung eines Ehepaars der civilisirten Welt Nichts vermissen zu lassen, finden wir vollständige Herren- und Damen-Garderoben, so daß, mit Ausnahme der Nahrung, für alle Bedürfnisse des Lebens in diesem einzigen Local gesorgt ist. Ich will mich nicht noch weiter in die Einzelnheiten des Bazars vertiefen, da bei so außerordentlicher Reichhaltigkeit kaum ein trockenes Auszählen möglich wäre. Nur zweier trefflich gearbeiteter Werte zu Thumuchren sei noch gedacht, deren feine Sauberkeit eben so sehr erfreut, wie der geringe Raum, den sie ein¬ nehmen, überraschen muß, da sie vermöge ihrer mechanischen Kraft im Stande lind, die größten Uhren in Bewegung zu setzen. Es sind ein Paar Cabinets- stücke der Uhrmacherkunst. Man hat dem Institute der Gcwerbehalle von dieser und jener Seite her ' GmijdvKtt, M> 5j?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/297>, abgerufen am 30.06.2024.