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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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;u stellen. Von dem stets solid nvrmirten Verkaufspreise hat der Verfertiger nur
'fünf Procent dem Institute abzugeben, das dagegen dem mittellosen Arbeiter auf
seine eingelieferten Arbeiten Vorschüsse bis zum halben Werth derselben zahlt, um
ihm so den Ankauf von Material zu fortgesetzter Thätigkeit zu ermöglichen, und ihn
vor Schulden zu bewahren. .Der Zweck beschränkt sich jedoch nicht auf diesen^,
Theil der Gewerbetreibenden, sondern das Verkaufsloeal nimmt auch von bemit¬
telten Gewerbetreibenden Probestücke ihres Fleißes und ihrer Geschicklichkeit ans,
um so der heimischen Industrie nach allen Seiten hin nützlich zu werden und für
das Publicum deren Gesammtbild wie die Auswahl zu ergänzen. Jeder Auf¬
nahme von Waaren geht eine Prüfung durch Sachverständige voraus, und die
ununterbrochene Verbindung der Gewerbehalle mit sämmtlichen Gewerken setzt
das Institut in den Stand, jede Bestellung in kurzer Zeit auszuführen.

Durchstreifen wir den Bazar der Gewerbchalle, so erstellt uns die geschmack¬
volle Anordnung in den vorderen Räume", die freilich in den Hinterzimmern, wo
die Möbelmagazine mit den elegantesten, wie mit den einfachsten Möbeln ange¬
füllt sind, nicht mehr durchzuführen war. Hier sind es die einzelnen Formen
selbst, an deren Geschmack und Erfindung das Auge sich weidet. Sophas und
Chaiseslougues aller Art, Tische, Stühle, zierliche Tabourcts, Schränke, Büffels,
eiserne Bettstellen mit Uebermalung und Lackirung nach dem Muster polirter Hölzer,
Möbel von Birken, Maser, Nußbaum, Mahagoni und Palissander, glatt oder mit
Schnitzwerk oder Ornament von Steinpappe, ziehen bald hier bald dort den betrach-
tenden Blick auf sich. Unter ihnen ragen zwei Pälissandertische durch ihren technischen
Werth hervor. Der eine besteht aus einer kleinen runden Platte, die auf einem
Fuße ruht, und ist nicht allein mit verschiedenen Hölzern, sondern auch mit
Perlmutter ausgelegt, und reich mit arabeskenartig aufgetragenen Goldplätlchen
verziert. Das allegorische Mittelbild stellt die Wiederkehr des Siegeswagens
dar, welcher durch Napoleon von dem Brandenburger Thor noch Paris entführt
wurde, aber der Verfertiger hat die Göttin des Sieges von ihrem Amt als
Wagenlenkerin abgesetzt, "ut ihr einen Krieger in Römischer Tracht zum Nach¬
folger gegeben, welchem sie voranschwebt. Im Hintergründe erblickt man das
Brandenburger Thor. Eine weniger schwierige, aber für die Tischlerei ungleich
geeignetere nud auch in der Ausführung geschmackvollere Arbeit zeigt der zweite
Palissandertisch, dessen elegant geformte, länglich viereckige Platte ebenfalls aus
einer Mosaikarbeit, jedoch in einfacher Zusammensetzung scharf gezeichneter mathe¬
matischer Figuren besteht. Dreitausend Stücke, aus 03 verschiedenen Ameritani-
tanischen Hölzer", siud zu diesem Meisterwerke der Tischlerei verwendet, das um
so schöner ist, je mehr es sich in den Grenzen der besondere" Technik hält, nud
nicht auf das Gebiet der Malerei hinüberstreift, dem die Mosaik des erstern
Tisches bei aller Pracht sich doch nur immer sehr unvollkommen zU nähern
vermag.


;u stellen. Von dem stets solid nvrmirten Verkaufspreise hat der Verfertiger nur
'fünf Procent dem Institute abzugeben, das dagegen dem mittellosen Arbeiter auf
seine eingelieferten Arbeiten Vorschüsse bis zum halben Werth derselben zahlt, um
ihm so den Ankauf von Material zu fortgesetzter Thätigkeit zu ermöglichen, und ihn
vor Schulden zu bewahren. .Der Zweck beschränkt sich jedoch nicht auf diesen^,
Theil der Gewerbetreibenden, sondern das Verkaufsloeal nimmt auch von bemit¬
telten Gewerbetreibenden Probestücke ihres Fleißes und ihrer Geschicklichkeit ans,
um so der heimischen Industrie nach allen Seiten hin nützlich zu werden und für
das Publicum deren Gesammtbild wie die Auswahl zu ergänzen. Jeder Auf¬
nahme von Waaren geht eine Prüfung durch Sachverständige voraus, und die
ununterbrochene Verbindung der Gewerbehalle mit sämmtlichen Gewerken setzt
das Institut in den Stand, jede Bestellung in kurzer Zeit auszuführen.

Durchstreifen wir den Bazar der Gewerbchalle, so erstellt uns die geschmack¬
volle Anordnung in den vorderen Räume», die freilich in den Hinterzimmern, wo
die Möbelmagazine mit den elegantesten, wie mit den einfachsten Möbeln ange¬
füllt sind, nicht mehr durchzuführen war. Hier sind es die einzelnen Formen
selbst, an deren Geschmack und Erfindung das Auge sich weidet. Sophas und
Chaiseslougues aller Art, Tische, Stühle, zierliche Tabourcts, Schränke, Büffels,
eiserne Bettstellen mit Uebermalung und Lackirung nach dem Muster polirter Hölzer,
Möbel von Birken, Maser, Nußbaum, Mahagoni und Palissander, glatt oder mit
Schnitzwerk oder Ornament von Steinpappe, ziehen bald hier bald dort den betrach-
tenden Blick auf sich. Unter ihnen ragen zwei Pälissandertische durch ihren technischen
Werth hervor. Der eine besteht aus einer kleinen runden Platte, die auf einem
Fuße ruht, und ist nicht allein mit verschiedenen Hölzern, sondern auch mit
Perlmutter ausgelegt, und reich mit arabeskenartig aufgetragenen Goldplätlchen
verziert. Das allegorische Mittelbild stellt die Wiederkehr des Siegeswagens
dar, welcher durch Napoleon von dem Brandenburger Thor noch Paris entführt
wurde, aber der Verfertiger hat die Göttin des Sieges von ihrem Amt als
Wagenlenkerin abgesetzt, »ut ihr einen Krieger in Römischer Tracht zum Nach¬
folger gegeben, welchem sie voranschwebt. Im Hintergründe erblickt man das
Brandenburger Thor. Eine weniger schwierige, aber für die Tischlerei ungleich
geeignetere nud auch in der Ausführung geschmackvollere Arbeit zeigt der zweite
Palissandertisch, dessen elegant geformte, länglich viereckige Platte ebenfalls aus
einer Mosaikarbeit, jedoch in einfacher Zusammensetzung scharf gezeichneter mathe¬
matischer Figuren besteht. Dreitausend Stücke, aus 03 verschiedenen Ameritani-
tanischen Hölzer», siud zu diesem Meisterwerke der Tischlerei verwendet, das um
so schöner ist, je mehr es sich in den Grenzen der besondere» Technik hält, nud
nicht auf das Gebiet der Malerei hinüberstreift, dem die Mosaik des erstern
Tisches bei aller Pracht sich doch nur immer sehr unvollkommen zU nähern
vermag.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/296>, abgerufen am 02.07.2024.