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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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will aber nichts Anderes sagen, als daß wir die Beseitigung des Soldaten, des
Duellanten, des Mörders und des Scharfrichters anstreben.

Elihu Burritt, der schlichte Waffenschmied aus Amerika, der erste Friedens¬
apostel, sprach für die achte und letzte Prvpositivn, welche allen Freunden des
Friedens empfiehlt, die öffentliche Meinung ans die Zweckmäßigkeit eines Kon¬
gresses von Abgeordneten aller Staaten hinzulenken, dessen Aufgabe es wäre,
ein völkerrechtliches Statut für internationale Beziehungen zu entwerfen. Er er¬
klärte: "daß endlich mich für die Arbeit der Tag gekommen sei, für jene duldende,
friedliche Arbeit, welche bleich und hungrig um Brosamen bettelte an den Thor-
steineu derselben Paläste, die ihre schwieligen Hände mit mehr Schätzen und Lecker¬
bissen gefüllt hatten, als das Ange und der Appetit undankbarer Genußsucht er¬
regen konnte; für jene Arbeit, die sich mühsam den Weg bahnte durch die
Barbarei der Vergangenheit, die Fesselspnren der Knechtschaft noch frisch und
hochroth an ihren wurden Gliedern" ....

Ein nicht gewöhnliches Interesse erregte einer der nächsten Sprecher, Herr
Francisqne Bouvet (Volksvertreter), durch deu eigenthümlichen Umstand, daß sich
derselbe voriges Jahr, obschon Mitglied der Gesellschaft der Friedcussreunde, in
Paris duellirt hatte. -- Er kam reuig in den Schooß der Gemeinde zurück, in seiner
Entschnldiguugsrede darauf hinweisend, wie auch Daniel O'Concil und Girardin
sich ähnlicher Vergehungen schuldig gemacht, und diese durch ihre spätern Thaten
gesühnt hätten.

Der letzte Sprecher war der Schreiber dieser Zeilen. Wir würden diese
Thatsache gewiß nicht der Aufzeichnung werth erachten, gäbe sie uns nicht die
Gelegenheit, unsern Deutschen Brüdern zu sagen, wie sie jenseits des Canals
sehr stark im Rufe eiuer friedensseiudlicheu, tampflüsternen Nation stehen. (! !)
Als wir die Tribune in der Exeterhalle bestiegen, hatten wir keine andere Absicht,
als unsre Deutschen Stammgenossen in einem friedlichem Lichte zu schildern, und
ZU zeigen, wie eS mehr in den Verhältnissen, in der gewaltsamen Aufreizung der
Presse und einzelner ehrgeizigen, ruhmsüchtigen Naturen, als in der Gemüths-
verfassung des Deutschen Volkes lag, wenn vorigen Herbst zwei Bruderstämme
die Schwerter gegen einander zuckten. -- Wir wollten die Wahrheit geltend ge¬
macht wissen, daß der eigentliche Kern der Deutschen Nation, nur meinen die
Männer der Arbeit, die Männer des Handels, die Männer der Intelligenz, mit
allen Poren ihres Herzens den Frieden des Vaterlandes ersehnen, wenn er nicht
mit dem Verlust der Freiheit, der Ehre und der sittlichen Würde erkauft sein
will, ohne welche es kein Leben und keinen Frieden giebt."


or, Carl Scherzer.


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will aber nichts Anderes sagen, als daß wir die Beseitigung des Soldaten, des
Duellanten, des Mörders und des Scharfrichters anstreben.

Elihu Burritt, der schlichte Waffenschmied aus Amerika, der erste Friedens¬
apostel, sprach für die achte und letzte Prvpositivn, welche allen Freunden des
Friedens empfiehlt, die öffentliche Meinung ans die Zweckmäßigkeit eines Kon¬
gresses von Abgeordneten aller Staaten hinzulenken, dessen Aufgabe es wäre,
ein völkerrechtliches Statut für internationale Beziehungen zu entwerfen. Er er¬
klärte: „daß endlich mich für die Arbeit der Tag gekommen sei, für jene duldende,
friedliche Arbeit, welche bleich und hungrig um Brosamen bettelte an den Thor-
steineu derselben Paläste, die ihre schwieligen Hände mit mehr Schätzen und Lecker¬
bissen gefüllt hatten, als das Ange und der Appetit undankbarer Genußsucht er¬
regen konnte; für jene Arbeit, die sich mühsam den Weg bahnte durch die
Barbarei der Vergangenheit, die Fesselspnren der Knechtschaft noch frisch und
hochroth an ihren wurden Gliedern" ....

Ein nicht gewöhnliches Interesse erregte einer der nächsten Sprecher, Herr
Francisqne Bouvet (Volksvertreter), durch deu eigenthümlichen Umstand, daß sich
derselbe voriges Jahr, obschon Mitglied der Gesellschaft der Friedcussreunde, in
Paris duellirt hatte. — Er kam reuig in den Schooß der Gemeinde zurück, in seiner
Entschnldiguugsrede darauf hinweisend, wie auch Daniel O'Concil und Girardin
sich ähnlicher Vergehungen schuldig gemacht, und diese durch ihre spätern Thaten
gesühnt hätten.

Der letzte Sprecher war der Schreiber dieser Zeilen. Wir würden diese
Thatsache gewiß nicht der Aufzeichnung werth erachten, gäbe sie uns nicht die
Gelegenheit, unsern Deutschen Brüdern zu sagen, wie sie jenseits des Canals
sehr stark im Rufe eiuer friedensseiudlicheu, tampflüsternen Nation stehen. (! !)
Als wir die Tribune in der Exeterhalle bestiegen, hatten wir keine andere Absicht,
als unsre Deutschen Stammgenossen in einem friedlichem Lichte zu schildern, und
ZU zeigen, wie eS mehr in den Verhältnissen, in der gewaltsamen Aufreizung der
Presse und einzelner ehrgeizigen, ruhmsüchtigen Naturen, als in der Gemüths-
verfassung des Deutschen Volkes lag, wenn vorigen Herbst zwei Bruderstämme
die Schwerter gegen einander zuckten. — Wir wollten die Wahrheit geltend ge¬
macht wissen, daß der eigentliche Kern der Deutschen Nation, nur meinen die
Männer der Arbeit, die Männer des Handels, die Männer der Intelligenz, mit
allen Poren ihres Herzens den Frieden des Vaterlandes ersehnen, wenn er nicht
mit dem Verlust der Freiheit, der Ehre und der sittlichen Würde erkauft sein
will, ohne welche es kein Leben und keinen Frieden giebt."


or, Carl Scherzer.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/275>, abgerufen am 30.06.2024.