Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Boden eingegraben, und die ans solche Weise gewonnene Erde gleich
einem Wall ebenfalls in der Höhe von i Fuß rings um den Rand der Ver¬
tiefung aufgeworfen. Ans diesen Erdrand hatte man Stangen von einer Seite
zur andern gelegt, diese mit Nasen bedeckt, und so ein plattes Dach erhalten.
Auch alle Außer- und Binnenwände der Erdhütten waren mit Rasenstücken be¬
kleidet, so daß dieselben, von Außer gesehen, niedrigen Erhöhungen des Bodens
glichen. An den beiden schmalen Seiten der Hütte waren Oeffnungen angebracht,
die als Thüren dienten, und mit einem dichten Geflechte von Zweigen zum Schutz
gegen Wind und Wetter verschlossen werden konnten. In der Mitte des
Daches war ein großes viereckiges Loch, welches dem innern Raum Helle
gab, und zugleich als Schornstein zum Abziehen des Rauches dienen mußte,
wenn etwa in der Hütte selbst gekocht werden sollte. Nur in außergewöhnlichen
Fällen, bei sehr schlechtem Wetter geschah dies, sonst befanden sich die Kochstellen
der Compagnien außerhalb im Freien, nahe an den Usern des Baches. Das
Innere der Hütten war ziemlich geräumig, hoch, luftig und bot einen kühlen
Aufenthalt dar. Das Lager der Soldaten bestand ans getrocknetem Grase, zum
Kopfkissen dienten geflochtene Grasbüudcl, zum Zudecken eine wollene Decke für
Jeden. Der Tornister, die Patrontasche und das Gewehr eines Jeden stand
unmittelbar hinter seiner Schlafstätte, so daß er im Fall einer nächtlichen Alar-
mirung alles Nöthige gleich mit dem ersten Griffe bekommen konnte. Aus ähn¬
liche Weise, nur etwas zierlicher erbaut, waren die Hütten der Cvmpagnieoffieiere,
von denen die beiden Lieutenants der Compagnie eine gemeinschaftlich besaßen,
der Hauptmann abe.r eine für sich allein hatte. Auch der Commandant des Ba¬
taillons wohnte in einer solchen geräumigen Erdhütte, doch waren der Boden und
die Wände derselben mit Strohmatten bedeckt, eine Art Divan ans Kissen ge¬
bildet, wie auch Feldtische und Stühle vorhanden waren. Für Militair im Felde
konnte man sich gar keine bessern und bequemer" Wohnungen wünschen. Da
das Lager zum wahrscheinlichen Gebrauch mehrerer Monate errichtet war, so
hatte man Alles solid und tüchtig eingerichtet, aber die äußere Zierlichkeit und
die vielfältigen Ausschmückungen, welche die Französischen Regimenter ihren Lagern
zu geben wissen, vermißte man gänzlich. Die Franzosen hätten bei nnr einigem
Aufenthalt in einem solchen Lager sich gleich kleine Gärten angelegt, Lauben ge¬
macht, Monumente aus Nasen ausgebaut, auf denen eine Gyps- oder Holzstatne
des Kaisers Napoleon aufgestellt wäre, kurz, für die äußere Zierlichkeit viel
gethan.

Das Bataillon war, als wir ans dem Lagerplatz ankamen, theils beim Exer-
ciren, theils bei den Arbeiten an einer Militairstraße beschäftigt. Nur die nöthigen
Wachen, die Koche und einige andere Soldaten waren zurückgeblieben, und das
Lager bot einen ziemlich öden Anblick dar. Bald jedoch kehrten die Exercirenden
mit lautem Trommclklang zurück. Die Uniformirung ist ganz wie die der Fran-


in den Boden eingegraben, und die ans solche Weise gewonnene Erde gleich
einem Wall ebenfalls in der Höhe von i Fuß rings um den Rand der Ver¬
tiefung aufgeworfen. Ans diesen Erdrand hatte man Stangen von einer Seite
zur andern gelegt, diese mit Nasen bedeckt, und so ein plattes Dach erhalten.
Auch alle Außer- und Binnenwände der Erdhütten waren mit Rasenstücken be¬
kleidet, so daß dieselben, von Außer gesehen, niedrigen Erhöhungen des Bodens
glichen. An den beiden schmalen Seiten der Hütte waren Oeffnungen angebracht,
die als Thüren dienten, und mit einem dichten Geflechte von Zweigen zum Schutz
gegen Wind und Wetter verschlossen werden konnten. In der Mitte des
Daches war ein großes viereckiges Loch, welches dem innern Raum Helle
gab, und zugleich als Schornstein zum Abziehen des Rauches dienen mußte,
wenn etwa in der Hütte selbst gekocht werden sollte. Nur in außergewöhnlichen
Fällen, bei sehr schlechtem Wetter geschah dies, sonst befanden sich die Kochstellen
der Compagnien außerhalb im Freien, nahe an den Usern des Baches. Das
Innere der Hütten war ziemlich geräumig, hoch, luftig und bot einen kühlen
Aufenthalt dar. Das Lager der Soldaten bestand ans getrocknetem Grase, zum
Kopfkissen dienten geflochtene Grasbüudcl, zum Zudecken eine wollene Decke für
Jeden. Der Tornister, die Patrontasche und das Gewehr eines Jeden stand
unmittelbar hinter seiner Schlafstätte, so daß er im Fall einer nächtlichen Alar-
mirung alles Nöthige gleich mit dem ersten Griffe bekommen konnte. Aus ähn¬
liche Weise, nur etwas zierlicher erbaut, waren die Hütten der Cvmpagnieoffieiere,
von denen die beiden Lieutenants der Compagnie eine gemeinschaftlich besaßen,
der Hauptmann abe.r eine für sich allein hatte. Auch der Commandant des Ba¬
taillons wohnte in einer solchen geräumigen Erdhütte, doch waren der Boden und
die Wände derselben mit Strohmatten bedeckt, eine Art Divan ans Kissen ge¬
bildet, wie auch Feldtische und Stühle vorhanden waren. Für Militair im Felde
konnte man sich gar keine bessern und bequemer» Wohnungen wünschen. Da
das Lager zum wahrscheinlichen Gebrauch mehrerer Monate errichtet war, so
hatte man Alles solid und tüchtig eingerichtet, aber die äußere Zierlichkeit und
die vielfältigen Ausschmückungen, welche die Französischen Regimenter ihren Lagern
zu geben wissen, vermißte man gänzlich. Die Franzosen hätten bei nnr einigem
Aufenthalt in einem solchen Lager sich gleich kleine Gärten angelegt, Lauben ge¬
macht, Monumente aus Nasen ausgebaut, auf denen eine Gyps- oder Holzstatne
des Kaisers Napoleon aufgestellt wäre, kurz, für die äußere Zierlichkeit viel
gethan.

Das Bataillon war, als wir ans dem Lagerplatz ankamen, theils beim Exer-
ciren, theils bei den Arbeiten an einer Militairstraße beschäftigt. Nur die nöthigen
Wachen, die Koche und einige andere Soldaten waren zurückgeblieben, und das
Lager bot einen ziemlich öden Anblick dar. Bald jedoch kehrten die Exercirenden
mit lautem Trommclklang zurück. Die Uniformirung ist ganz wie die der Fran-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0212" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280299"/>
          <p xml:id="ID_564" prev="#ID_563"> in den Boden eingegraben, und die ans solche Weise gewonnene Erde gleich<lb/>
einem Wall ebenfalls in der Höhe von i Fuß rings um den Rand der Ver¬<lb/>
tiefung aufgeworfen. Ans diesen Erdrand hatte man Stangen von einer Seite<lb/>
zur andern gelegt, diese mit Nasen bedeckt, und so ein plattes Dach erhalten.<lb/>
Auch alle Außer- und Binnenwände der Erdhütten waren mit Rasenstücken be¬<lb/>
kleidet, so daß dieselben, von Außer gesehen, niedrigen Erhöhungen des Bodens<lb/>
glichen. An den beiden schmalen Seiten der Hütte waren Oeffnungen angebracht,<lb/>
die als Thüren dienten, und mit einem dichten Geflechte von Zweigen zum Schutz<lb/>
gegen Wind und Wetter verschlossen werden konnten. In der Mitte des<lb/>
Daches war ein großes viereckiges Loch, welches dem innern Raum Helle<lb/>
gab, und zugleich als Schornstein zum Abziehen des Rauches dienen mußte,<lb/>
wenn etwa in der Hütte selbst gekocht werden sollte. Nur in außergewöhnlichen<lb/>
Fällen, bei sehr schlechtem Wetter geschah dies, sonst befanden sich die Kochstellen<lb/>
der Compagnien außerhalb im Freien, nahe an den Usern des Baches. Das<lb/>
Innere der Hütten war ziemlich geräumig, hoch, luftig und bot einen kühlen<lb/>
Aufenthalt dar. Das Lager der Soldaten bestand ans getrocknetem Grase, zum<lb/>
Kopfkissen dienten geflochtene Grasbüudcl, zum Zudecken eine wollene Decke für<lb/>
Jeden. Der Tornister, die Patrontasche und das Gewehr eines Jeden stand<lb/>
unmittelbar hinter seiner Schlafstätte, so daß er im Fall einer nächtlichen Alar-<lb/>
mirung alles Nöthige gleich mit dem ersten Griffe bekommen konnte. Aus ähn¬<lb/>
liche Weise, nur etwas zierlicher erbaut, waren die Hütten der Cvmpagnieoffieiere,<lb/>
von denen die beiden Lieutenants der Compagnie eine gemeinschaftlich besaßen,<lb/>
der Hauptmann abe.r eine für sich allein hatte. Auch der Commandant des Ba¬<lb/>
taillons wohnte in einer solchen geräumigen Erdhütte, doch waren der Boden und<lb/>
die Wände derselben mit Strohmatten bedeckt, eine Art Divan ans Kissen ge¬<lb/>
bildet, wie auch Feldtische und Stühle vorhanden waren. Für Militair im Felde<lb/>
konnte man sich gar keine bessern und bequemer» Wohnungen wünschen. Da<lb/>
das Lager zum wahrscheinlichen Gebrauch mehrerer Monate errichtet war, so<lb/>
hatte man Alles solid und tüchtig eingerichtet, aber die äußere Zierlichkeit und<lb/>
die vielfältigen Ausschmückungen, welche die Französischen Regimenter ihren Lagern<lb/>
zu geben wissen, vermißte man gänzlich. Die Franzosen hätten bei nnr einigem<lb/>
Aufenthalt in einem solchen Lager sich gleich kleine Gärten angelegt, Lauben ge¬<lb/>
macht, Monumente aus Nasen ausgebaut, auf denen eine Gyps- oder Holzstatne<lb/>
des Kaisers Napoleon aufgestellt wäre, kurz, für die äußere Zierlichkeit viel<lb/>
gethan.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_565" next="#ID_566"> Das Bataillon war, als wir ans dem Lagerplatz ankamen, theils beim Exer-<lb/>
ciren, theils bei den Arbeiten an einer Militairstraße beschäftigt. Nur die nöthigen<lb/>
Wachen, die Koche und einige andere Soldaten waren zurückgeblieben, und das<lb/>
Lager bot einen ziemlich öden Anblick dar. Bald jedoch kehrten die Exercirenden<lb/>
mit lautem Trommclklang zurück.  Die Uniformirung ist ganz wie die der Fran-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0212] in den Boden eingegraben, und die ans solche Weise gewonnene Erde gleich einem Wall ebenfalls in der Höhe von i Fuß rings um den Rand der Ver¬ tiefung aufgeworfen. Ans diesen Erdrand hatte man Stangen von einer Seite zur andern gelegt, diese mit Nasen bedeckt, und so ein plattes Dach erhalten. Auch alle Außer- und Binnenwände der Erdhütten waren mit Rasenstücken be¬ kleidet, so daß dieselben, von Außer gesehen, niedrigen Erhöhungen des Bodens glichen. An den beiden schmalen Seiten der Hütte waren Oeffnungen angebracht, die als Thüren dienten, und mit einem dichten Geflechte von Zweigen zum Schutz gegen Wind und Wetter verschlossen werden konnten. In der Mitte des Daches war ein großes viereckiges Loch, welches dem innern Raum Helle gab, und zugleich als Schornstein zum Abziehen des Rauches dienen mußte, wenn etwa in der Hütte selbst gekocht werden sollte. Nur in außergewöhnlichen Fällen, bei sehr schlechtem Wetter geschah dies, sonst befanden sich die Kochstellen der Compagnien außerhalb im Freien, nahe an den Usern des Baches. Das Innere der Hütten war ziemlich geräumig, hoch, luftig und bot einen kühlen Aufenthalt dar. Das Lager der Soldaten bestand ans getrocknetem Grase, zum Kopfkissen dienten geflochtene Grasbüudcl, zum Zudecken eine wollene Decke für Jeden. Der Tornister, die Patrontasche und das Gewehr eines Jeden stand unmittelbar hinter seiner Schlafstätte, so daß er im Fall einer nächtlichen Alar- mirung alles Nöthige gleich mit dem ersten Griffe bekommen konnte. Aus ähn¬ liche Weise, nur etwas zierlicher erbaut, waren die Hütten der Cvmpagnieoffieiere, von denen die beiden Lieutenants der Compagnie eine gemeinschaftlich besaßen, der Hauptmann abe.r eine für sich allein hatte. Auch der Commandant des Ba¬ taillons wohnte in einer solchen geräumigen Erdhütte, doch waren der Boden und die Wände derselben mit Strohmatten bedeckt, eine Art Divan ans Kissen ge¬ bildet, wie auch Feldtische und Stühle vorhanden waren. Für Militair im Felde konnte man sich gar keine bessern und bequemer» Wohnungen wünschen. Da das Lager zum wahrscheinlichen Gebrauch mehrerer Monate errichtet war, so hatte man Alles solid und tüchtig eingerichtet, aber die äußere Zierlichkeit und die vielfältigen Ausschmückungen, welche die Französischen Regimenter ihren Lagern zu geben wissen, vermißte man gänzlich. Die Franzosen hätten bei nnr einigem Aufenthalt in einem solchen Lager sich gleich kleine Gärten angelegt, Lauben ge¬ macht, Monumente aus Nasen ausgebaut, auf denen eine Gyps- oder Holzstatne des Kaisers Napoleon aufgestellt wäre, kurz, für die äußere Zierlichkeit viel gethan. Das Bataillon war, als wir ans dem Lagerplatz ankamen, theils beim Exer- ciren, theils bei den Arbeiten an einer Militairstraße beschäftigt. Nur die nöthigen Wachen, die Koche und einige andere Soldaten waren zurückgeblieben, und das Lager bot einen ziemlich öden Anblick dar. Bald jedoch kehrten die Exercirenden mit lautem Trommclklang zurück. Die Uniformirung ist ganz wie die der Fran-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/212
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/212>, abgerufen am 30.06.2024.