Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.wollen annehmen, daß er sich der damals unter Nyäry entstandenen Friedens¬ Von nun an glaubte der alte Krieger ungestört leben zu können, aber das Nach dieser letzten und größten Niederlage kämpfte Moßüros an Dembins- MMros ist mittelhoher Statur, von kriegerisch ernstem Ansehen, ohne jene wollen annehmen, daß er sich der damals unter Nyäry entstandenen Friedens¬ Von nun an glaubte der alte Krieger ungestört leben zu können, aber das Nach dieser letzten und größten Niederlage kämpfte Moßüros an Dembins- MMros ist mittelhoher Statur, von kriegerisch ernstem Ansehen, ohne jene <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0021" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/280108"/> <p xml:id="ID_43" prev="#ID_42"> wollen annehmen, daß er sich der damals unter Nyäry entstandenen Friedens¬<lb/> partei zugeneigt habe, was allerdings viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. —<lb/> Seine Abdankung wurde von der Nationalversammlung mit Bedauern angenommen,<lb/> und er aus Paloczy'S Antrag zum General-Fcldniarschall-Lieutenant ernannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_44"> Von nun an glaubte der alte Krieger ungestört leben zu können, aber das<lb/> Schicksal und Szemere hatten ihm noch eine Blanc zugedacht. Am 2. Juli<lb/> erschien eine offene Verordnung folgenden Inhalts: „Verordnung von dem Ober¬<lb/> befehlshaber aller Armeen an den Gen.-F.-M,-L> Dcmbinsky, welcher gemäß<lb/> der Herr F.-M.-L. ermächtigt wird, über die Bewegung des Heeres, so wie über<lb/> die Dislvcirung und Verpflegung der Truppen n. s. w. Verordnungen zu erlas¬<lb/> sen u. s. w. Der Gesammtanncc aber und alle» Militairiudividuen höhern und<lb/> niedern Ranges wird hiermit nnter strengster Verantwortlichkeit anbefohlen, dem<lb/> oberwähnten Herr F.-M.-L. in Allem pünktlichen Gehorsam zu leisten, und seiue<lb/> Befehle zu vollziehen. MiMros, F.-M.-L. Diese Verordnung erregte Anfangs<lb/> Staunen, später aber die höchste Entrüstung im Publicum und in der Presse.<lb/> Meßäros war nicht im Ministerium, von seiner Ernennung zum „Oberfeldherrn<lb/> aller Armeen" war auch Nichts gehört worden, und nun ernennt er Dcmbinsky<lb/> zu seinem Generalquartiermeister?! — Die Verwirrung, welche bereits >dnrch die<lb/> damals ans Licht getretene Spaltung zwischen Kossuth und Gorgei hervorgebracht<lb/> wurde, erreichte durch diese» bis jetzt noch unerklärlichen Bock des Ministeriums<lb/> Szemere den höchsten Grad, und alle Welt bedauerte nur den guten Alten, der<lb/> sich zu einem solchen Spiel gebrauchen ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_45"> Nach dieser letzten und größten Niederlage kämpfte Moßüros an Dembins-<lb/> ky's Seite in den Schlachten von Szöreg und Temesvar, nud ging nach dem<lb/> unglücklichen Ausgang derselben mit ihm nach der Türkei, dessen Gebiet sie am<lb/> 16. Angust bei der Cvntnmazanstalt von Turnnl-Severin betraten. Die „beiden<lb/> Alten" waren die Ersten, welche den Ungarischen Boden verließen, und auch in<lb/> Witim und Schumla waren sie von einander unzertrennlich. Erst bei der Jnter-<lb/> nirung nach Kintahia blieb Dembiuöky in Brussa, und wurde im März dieses<lb/> Jahres als legitimirter Französischer Bürger entlassen; Meßäros theilte bis zum<lb/> Mai dieses Jahres die Verbannung mit Kossuth in Kintahia, wo er ebenfalls mit<lb/> 8S seiner Gefährten entlassen wurde, und vor einigen Tagen in England ankam,<lb/> wo er vorläufig zu bleiben gedenkt, und wo er nach den neuesten Berichten zum<lb/> Präses des Hilfscvmitv für Ungarische Flüchtlinge an Pnlsky's Stelle ernannt<lb/> wurde. —</p><lb/> <p xml:id="ID_46" next="#ID_47"> MMros ist mittelhoher Statur, von kriegerisch ernstem Ansehen, ohne jene<lb/> abschreckende Bomben- und Granatenmiene, die den ältern Oestreichischen Gene¬<lb/> ralen so sehr eigen ist. Seine Haltung zeigt jene Mischung von Bonhommie und<lb/> militairischem Tempo, welche den Ungarischen Soldaten und besonders den Hnßa-<lb/> ren charakteristrt. Seine Sprache ist etwas rauh, aber nicht ohne Klang; sein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0021]
wollen annehmen, daß er sich der damals unter Nyäry entstandenen Friedens¬
partei zugeneigt habe, was allerdings viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. —
Seine Abdankung wurde von der Nationalversammlung mit Bedauern angenommen,
und er aus Paloczy'S Antrag zum General-Fcldniarschall-Lieutenant ernannt.
Von nun an glaubte der alte Krieger ungestört leben zu können, aber das
Schicksal und Szemere hatten ihm noch eine Blanc zugedacht. Am 2. Juli
erschien eine offene Verordnung folgenden Inhalts: „Verordnung von dem Ober¬
befehlshaber aller Armeen an den Gen.-F.-M,-L> Dcmbinsky, welcher gemäß
der Herr F.-M.-L. ermächtigt wird, über die Bewegung des Heeres, so wie über
die Dislvcirung und Verpflegung der Truppen n. s. w. Verordnungen zu erlas¬
sen u. s. w. Der Gesammtanncc aber und alle» Militairiudividuen höhern und
niedern Ranges wird hiermit nnter strengster Verantwortlichkeit anbefohlen, dem
oberwähnten Herr F.-M.-L. in Allem pünktlichen Gehorsam zu leisten, und seiue
Befehle zu vollziehen. MiMros, F.-M.-L. Diese Verordnung erregte Anfangs
Staunen, später aber die höchste Entrüstung im Publicum und in der Presse.
Meßäros war nicht im Ministerium, von seiner Ernennung zum „Oberfeldherrn
aller Armeen" war auch Nichts gehört worden, und nun ernennt er Dcmbinsky
zu seinem Generalquartiermeister?! — Die Verwirrung, welche bereits >dnrch die
damals ans Licht getretene Spaltung zwischen Kossuth und Gorgei hervorgebracht
wurde, erreichte durch diese» bis jetzt noch unerklärlichen Bock des Ministeriums
Szemere den höchsten Grad, und alle Welt bedauerte nur den guten Alten, der
sich zu einem solchen Spiel gebrauchen ließ.
Nach dieser letzten und größten Niederlage kämpfte Moßüros an Dembins-
ky's Seite in den Schlachten von Szöreg und Temesvar, nud ging nach dem
unglücklichen Ausgang derselben mit ihm nach der Türkei, dessen Gebiet sie am
16. Angust bei der Cvntnmazanstalt von Turnnl-Severin betraten. Die „beiden
Alten" waren die Ersten, welche den Ungarischen Boden verließen, und auch in
Witim und Schumla waren sie von einander unzertrennlich. Erst bei der Jnter-
nirung nach Kintahia blieb Dembiuöky in Brussa, und wurde im März dieses
Jahres als legitimirter Französischer Bürger entlassen; Meßäros theilte bis zum
Mai dieses Jahres die Verbannung mit Kossuth in Kintahia, wo er ebenfalls mit
8S seiner Gefährten entlassen wurde, und vor einigen Tagen in England ankam,
wo er vorläufig zu bleiben gedenkt, und wo er nach den neuesten Berichten zum
Präses des Hilfscvmitv für Ungarische Flüchtlinge an Pnlsky's Stelle ernannt
wurde. —
MMros ist mittelhoher Statur, von kriegerisch ernstem Ansehen, ohne jene
abschreckende Bomben- und Granatenmiene, die den ältern Oestreichischen Gene¬
ralen so sehr eigen ist. Seine Haltung zeigt jene Mischung von Bonhommie und
militairischem Tempo, welche den Ungarischen Soldaten und besonders den Hnßa-
ren charakteristrt. Seine Sprache ist etwas rauh, aber nicht ohne Klang; sein
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