Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Unsern großen Kriegsdampferu an der Wesermündung lag, haben dies anerkannt.
In der That war ein Unterschied in der Disciplin und Handhabung des Schiffes im
Hafen zwischen der amerikanischen Fregatte und dem Flaggenschiff "Barbarossa"
auch für einen Seemann nicht zu sehn. Dieser kleine Brommy, mit den blitzenden
Augen, der hohen Stirn, den kurzen abgemessenen Schritten, weiß seine rauhen,
Matrosen -- und er hat die ungezähmtestcn Burschen, welche in deutscheu Hafen¬
städten nur zu finden waren -- am Bord gar vortrefflich in Ordnung zu halten!
Und doch sind die Strafen in unserer jungen Flotte verhältnißmäßig nur wenige,
und körperliche Züchtigungen, wie sie noch ans englischen, dänischen, ja selbst
nordamerikanischen Kriegsschissen vorkommen, sind ganz abgeschafft. Dunkles Ge¬
fängniß im untersten Raum des Schiffes, wo es freilich sehr unbehaglich ist,
pflegt die härteste Strafe zu sein.

Von den Schiffen, die gegenwärtig mit der schwarz-roth-goldenen Flagge
geschmückt sind, ist zuerst zu nennen, die große Dampffregatte "Hansa," von
800 Pferdekraft, ist vollständig ausgerüstet in New-Uork, wo sie uuter dem Namen
"United-States" in Achtung stand, für uns angekauft worden. Es ist ein schönes
stattliches Schiff, das zu den besten Dampfern Europas gehört. Dann die beiden
Dampfer "Barbarossa" und "Erzherzog Johann," jedes von 500 Pferdekraft.
Unter dem Namen "Britania" und "Acadia" fuhren beide Fahrzeuge früher als
Packetschiffe zwei Jahre vou Liverpool nach New-Uork, sind dann von der Central-
gewalt angekauft und vollständig für den Kriegsgebrauch ausgerüstet worden.
Die Armirung besteht in sehr schweren Geschützen, 64-Pfündern und großen Bomben¬
mörsern; der "Erzherzog Johann," der bei der Ueberfahrt auf den Strand kam,
bedarf noch einer Reparatur, um wieder seefähig zu werden. Man hat ihn zu
diesem Zweck in ein eigens dazu eingerichtetes Dock gebracht. Uebrigens stellt
sich der Schaden viel geringer heraus, wie man anfänglich glaubte, so daß die
Geldsumme, welche die Assecuranzkompaguie, bei welcher er versichert war, dafür
zahlte, kaum zur Reparatur verbraucht wird. Der Barbarossa ist das Flaggen¬
schiff des Admirals Brommy. Im Range folgt die große Dampscorvette "König
Ernst August" vou 400 Pferdekraft, ein herrliches neues Schiff, für unsere Flotte
auf der besten Werfte von Bristol gebaut, mit den bewährtesten neuesten Erfin¬
dungen für Dampfschiffe versehen. Ein fast gleiches zweites Fahrzeug ist für
deutsche Rechnung ebenfalls in Bristol vollendet und wird hoffentlich zum Früh¬
jahr beim Wiederbeginn der Schifffahrt schon in unsern Besitz kommen. Den
Beschluß unserer Dampfflottille machen die 3 Dampfcorvetten "Lübeck," "Hamburg"
und "Bremen" von je 300 Pferdekraft. Es waren dies früher Packetschiffe der
.Hamburg-Huller Linie, die im Frühling 48 ziemlich theuer von den Hamburgern
an den deutschen Bund verkauft sind. Mit vieler Mühe und nicht geringen Kosten
hat man diese Schisse in brauchbare Kriegsdampser umgewandelt, so daß jetzt


Grenzboten. i. 18S0. 8

Unsern großen Kriegsdampferu an der Wesermündung lag, haben dies anerkannt.
In der That war ein Unterschied in der Disciplin und Handhabung des Schiffes im
Hafen zwischen der amerikanischen Fregatte und dem Flaggenschiff „Barbarossa"
auch für einen Seemann nicht zu sehn. Dieser kleine Brommy, mit den blitzenden
Augen, der hohen Stirn, den kurzen abgemessenen Schritten, weiß seine rauhen,
Matrosen — und er hat die ungezähmtestcn Burschen, welche in deutscheu Hafen¬
städten nur zu finden waren — am Bord gar vortrefflich in Ordnung zu halten!
Und doch sind die Strafen in unserer jungen Flotte verhältnißmäßig nur wenige,
und körperliche Züchtigungen, wie sie noch ans englischen, dänischen, ja selbst
nordamerikanischen Kriegsschissen vorkommen, sind ganz abgeschafft. Dunkles Ge¬
fängniß im untersten Raum des Schiffes, wo es freilich sehr unbehaglich ist,
pflegt die härteste Strafe zu sein.

Von den Schiffen, die gegenwärtig mit der schwarz-roth-goldenen Flagge
geschmückt sind, ist zuerst zu nennen, die große Dampffregatte „Hansa," von
800 Pferdekraft, ist vollständig ausgerüstet in New-Uork, wo sie uuter dem Namen
„United-States" in Achtung stand, für uns angekauft worden. Es ist ein schönes
stattliches Schiff, das zu den besten Dampfern Europas gehört. Dann die beiden
Dampfer „Barbarossa" und „Erzherzog Johann," jedes von 500 Pferdekraft.
Unter dem Namen „Britania" und „Acadia" fuhren beide Fahrzeuge früher als
Packetschiffe zwei Jahre vou Liverpool nach New-Uork, sind dann von der Central-
gewalt angekauft und vollständig für den Kriegsgebrauch ausgerüstet worden.
Die Armirung besteht in sehr schweren Geschützen, 64-Pfündern und großen Bomben¬
mörsern; der „Erzherzog Johann," der bei der Ueberfahrt auf den Strand kam,
bedarf noch einer Reparatur, um wieder seefähig zu werden. Man hat ihn zu
diesem Zweck in ein eigens dazu eingerichtetes Dock gebracht. Uebrigens stellt
sich der Schaden viel geringer heraus, wie man anfänglich glaubte, so daß die
Geldsumme, welche die Assecuranzkompaguie, bei welcher er versichert war, dafür
zahlte, kaum zur Reparatur verbraucht wird. Der Barbarossa ist das Flaggen¬
schiff des Admirals Brommy. Im Range folgt die große Dampscorvette „König
Ernst August" vou 400 Pferdekraft, ein herrliches neues Schiff, für unsere Flotte
auf der besten Werfte von Bristol gebaut, mit den bewährtesten neuesten Erfin¬
dungen für Dampfschiffe versehen. Ein fast gleiches zweites Fahrzeug ist für
deutsche Rechnung ebenfalls in Bristol vollendet und wird hoffentlich zum Früh¬
jahr beim Wiederbeginn der Schifffahrt schon in unsern Besitz kommen. Den
Beschluß unserer Dampfflottille machen die 3 Dampfcorvetten „Lübeck," „Hamburg"
und „Bremen" von je 300 Pferdekraft. Es waren dies früher Packetschiffe der
.Hamburg-Huller Linie, die im Frühling 48 ziemlich theuer von den Hamburgern
an den deutschen Bund verkauft sind. Mit vieler Mühe und nicht geringen Kosten
hat man diese Schisse in brauchbare Kriegsdampser umgewandelt, so daß jetzt


Grenzboten. i. 18S0. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0065" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92888"/>
          <p xml:id="ID_181" prev="#ID_180"> Unsern großen Kriegsdampferu an der Wesermündung lag, haben dies anerkannt.<lb/>
In der That war ein Unterschied in der Disciplin und Handhabung des Schiffes im<lb/>
Hafen zwischen der amerikanischen Fregatte und dem Flaggenschiff &#x201E;Barbarossa"<lb/>
auch für einen Seemann nicht zu sehn. Dieser kleine Brommy, mit den blitzenden<lb/>
Augen, der hohen Stirn, den kurzen abgemessenen Schritten, weiß seine rauhen,<lb/>
Matrosen &#x2014; und er hat die ungezähmtestcn Burschen, welche in deutscheu Hafen¬<lb/>
städten nur zu finden waren &#x2014; am Bord gar vortrefflich in Ordnung zu halten!<lb/>
Und doch sind die Strafen in unserer jungen Flotte verhältnißmäßig nur wenige,<lb/>
und körperliche Züchtigungen, wie sie noch ans englischen, dänischen, ja selbst<lb/>
nordamerikanischen Kriegsschissen vorkommen, sind ganz abgeschafft. Dunkles Ge¬<lb/>
fängniß im untersten Raum des Schiffes, wo es freilich sehr unbehaglich ist,<lb/>
pflegt die härteste Strafe zu sein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_182" next="#ID_183"> Von den Schiffen, die gegenwärtig mit der schwarz-roth-goldenen Flagge<lb/>
geschmückt sind, ist zuerst zu nennen, die große Dampffregatte &#x201E;Hansa," von<lb/>
800 Pferdekraft, ist vollständig ausgerüstet in New-Uork, wo sie uuter dem Namen<lb/>
&#x201E;United-States" in Achtung stand, für uns angekauft worden. Es ist ein schönes<lb/>
stattliches Schiff, das zu den besten Dampfern Europas gehört. Dann die beiden<lb/>
Dampfer &#x201E;Barbarossa" und &#x201E;Erzherzog Johann," jedes von 500 Pferdekraft.<lb/>
Unter dem Namen &#x201E;Britania" und &#x201E;Acadia" fuhren beide Fahrzeuge früher als<lb/>
Packetschiffe zwei Jahre vou Liverpool nach New-Uork, sind dann von der Central-<lb/>
gewalt angekauft und vollständig für den Kriegsgebrauch ausgerüstet worden.<lb/>
Die Armirung besteht in sehr schweren Geschützen, 64-Pfündern und großen Bomben¬<lb/>
mörsern; der &#x201E;Erzherzog Johann," der bei der Ueberfahrt auf den Strand kam,<lb/>
bedarf noch einer Reparatur, um wieder seefähig zu werden. Man hat ihn zu<lb/>
diesem Zweck in ein eigens dazu eingerichtetes Dock gebracht. Uebrigens stellt<lb/>
sich der Schaden viel geringer heraus, wie man anfänglich glaubte, so daß die<lb/>
Geldsumme, welche die Assecuranzkompaguie, bei welcher er versichert war, dafür<lb/>
zahlte, kaum zur Reparatur verbraucht wird. Der Barbarossa ist das Flaggen¬<lb/>
schiff des Admirals Brommy. Im Range folgt die große Dampscorvette &#x201E;König<lb/>
Ernst August" vou 400 Pferdekraft, ein herrliches neues Schiff, für unsere Flotte<lb/>
auf der besten Werfte von Bristol gebaut, mit den bewährtesten neuesten Erfin¬<lb/>
dungen für Dampfschiffe versehen. Ein fast gleiches zweites Fahrzeug ist für<lb/>
deutsche Rechnung ebenfalls in Bristol vollendet und wird hoffentlich zum Früh¬<lb/>
jahr beim Wiederbeginn der Schifffahrt schon in unsern Besitz kommen. Den<lb/>
Beschluß unserer Dampfflottille machen die 3 Dampfcorvetten &#x201E;Lübeck," &#x201E;Hamburg"<lb/>
und &#x201E;Bremen" von je 300 Pferdekraft. Es waren dies früher Packetschiffe der<lb/>
.Hamburg-Huller Linie, die im Frühling 48 ziemlich theuer von den Hamburgern<lb/>
an den deutschen Bund verkauft sind. Mit vieler Mühe und nicht geringen Kosten<lb/>
hat man diese Schisse in brauchbare Kriegsdampser umgewandelt, so daß jetzt</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. i. 18S0. 8</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0065] Unsern großen Kriegsdampferu an der Wesermündung lag, haben dies anerkannt. In der That war ein Unterschied in der Disciplin und Handhabung des Schiffes im Hafen zwischen der amerikanischen Fregatte und dem Flaggenschiff „Barbarossa" auch für einen Seemann nicht zu sehn. Dieser kleine Brommy, mit den blitzenden Augen, der hohen Stirn, den kurzen abgemessenen Schritten, weiß seine rauhen, Matrosen — und er hat die ungezähmtestcn Burschen, welche in deutscheu Hafen¬ städten nur zu finden waren — am Bord gar vortrefflich in Ordnung zu halten! Und doch sind die Strafen in unserer jungen Flotte verhältnißmäßig nur wenige, und körperliche Züchtigungen, wie sie noch ans englischen, dänischen, ja selbst nordamerikanischen Kriegsschissen vorkommen, sind ganz abgeschafft. Dunkles Ge¬ fängniß im untersten Raum des Schiffes, wo es freilich sehr unbehaglich ist, pflegt die härteste Strafe zu sein. Von den Schiffen, die gegenwärtig mit der schwarz-roth-goldenen Flagge geschmückt sind, ist zuerst zu nennen, die große Dampffregatte „Hansa," von 800 Pferdekraft, ist vollständig ausgerüstet in New-Uork, wo sie uuter dem Namen „United-States" in Achtung stand, für uns angekauft worden. Es ist ein schönes stattliches Schiff, das zu den besten Dampfern Europas gehört. Dann die beiden Dampfer „Barbarossa" und „Erzherzog Johann," jedes von 500 Pferdekraft. Unter dem Namen „Britania" und „Acadia" fuhren beide Fahrzeuge früher als Packetschiffe zwei Jahre vou Liverpool nach New-Uork, sind dann von der Central- gewalt angekauft und vollständig für den Kriegsgebrauch ausgerüstet worden. Die Armirung besteht in sehr schweren Geschützen, 64-Pfündern und großen Bomben¬ mörsern; der „Erzherzog Johann," der bei der Ueberfahrt auf den Strand kam, bedarf noch einer Reparatur, um wieder seefähig zu werden. Man hat ihn zu diesem Zweck in ein eigens dazu eingerichtetes Dock gebracht. Uebrigens stellt sich der Schaden viel geringer heraus, wie man anfänglich glaubte, so daß die Geldsumme, welche die Assecuranzkompaguie, bei welcher er versichert war, dafür zahlte, kaum zur Reparatur verbraucht wird. Der Barbarossa ist das Flaggen¬ schiff des Admirals Brommy. Im Range folgt die große Dampscorvette „König Ernst August" vou 400 Pferdekraft, ein herrliches neues Schiff, für unsere Flotte auf der besten Werfte von Bristol gebaut, mit den bewährtesten neuesten Erfin¬ dungen für Dampfschiffe versehen. Ein fast gleiches zweites Fahrzeug ist für deutsche Rechnung ebenfalls in Bristol vollendet und wird hoffentlich zum Früh¬ jahr beim Wiederbeginn der Schifffahrt schon in unsern Besitz kommen. Den Beschluß unserer Dampfflottille machen die 3 Dampfcorvetten „Lübeck," „Hamburg" und „Bremen" von je 300 Pferdekraft. Es waren dies früher Packetschiffe der .Hamburg-Huller Linie, die im Frühling 48 ziemlich theuer von den Hamburgern an den deutschen Bund verkauft sind. Mit vieler Mühe und nicht geringen Kosten hat man diese Schisse in brauchbare Kriegsdampser umgewandelt, so daß jetzt Grenzboten. i. 18S0. 8

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/65
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/65>, abgerufen am 24.07.2024.