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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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Etwas versteht und kennt, wenn auch nur Persönlichkeiten. Er beginnt: Die
Fesseln der Presse waren gelöst, Israel freute sich mehr wie sonst, und die Dä¬
monen der Hölle schlugen eine teuflische Lache aus, denn es sollte dem Feuerpsuhl
der Verdammniß nun wieder reiche Beute versallen!!

Hierauf folgen die Schlagworte: der widerlichste, moralische Ekel, genoth¬
züchtigt von verbrecherischen Mörderhänden, tiefster Grad moralischer (?) Gesit¬
tung (?? S. 134), offen (?) aufgedeckte (??) Schamlosigkeit, grenzenlos beurkun¬
dete Frechheit, das Federvieh der Klasse malcontanter, miserabler Notizenscribler,
wühlerische subter, stupideste Verworfenheit, an Geist und Herz vermoderte
Schandbuben, Gauner, die mit den Gebeinen ihres Vaters Domino spielen und
seine Asche zum Streusand ihrer schamlosen Lügen nehmen, (S. l38) :c. ?c.

All diese Epitheta gelten der Pesther Zeitung, Redacteur Glajz; dem Ungar,
Red. Klein; der Opposition, Red. Chownitz; dem wahren Ungar, Red. Zerffi
und Bangya n. A.

Die Titel, welche der Ehrenmann Hr. v. Adlerstein diesen Journalisten bei¬
legt, sind unter Anderen: Schandscribler, Kornwucherer, Sobri der Literatur,
Jacobiner, literarischer Bandit, Jude, Deutschkatholik, Schaudcreatur, Gesudel, Lot¬
terbuben, Geifer der bestialischer Wuth und tiegerhasten Rache bis zur hochans-
wallendsten Siedhitze auskochend (S. 167).

Hundert Seiten sind mit ähnlichen Phrasen angefüllt; die Verunglimpfung
steigt zur offenen Denunziation, die besonders gegen Glatz gerichtet ist.

Wir sind zu Ende. Das wiederholte Durchlesen und Exccrpiren dieses Bu¬
ches hat uns mehr Ueberwindung gekostet, als vielleicht der Leser vermuthet. Wir
wollen aber zeigen, welche Feder durch die Militärgewalt nicht blos nicht gehemmt,
sondern begünstigt wird, wie trostlos es in jenen Kreisen aussieht, wo man dnrch
solche Erzeugnisse zu belehren und zu bekehren hofft. Die Sache Oestreichs gegen Un¬
garn zu vertheidigen, erfordert mehr als Genz'schen Geist; wie kann man sie durch
solchen Marodeur ein Kenntnissen, Gesinnung, Character und Moralität verfechten
lassen.

Wenn man das Geschriebene nicht versteht, so hätte die nur zu wohl be-
kannte Persönlichkeit des Hr. Janotyckh von Adlerstein der Censurbehörde Beden¬
ken einflößen sollen. Es bedürfte dazu nur die Coudniteliste des Genannten nachzu¬
schlagen, woraus wir zur Ergänzung der Biographie Einiges nachtragen.

In Prag geboren, zeigte Hr. Janotyckh v. Adlerstein so verdeckte Anlagen,
daß ihn sein Vater, ein Advocat, dem Militär widmete; daS östreichische Heer
ist bekanntlich die Strafanstalt für alle unverbesserlichen Kinder. Er trat als Ka¬
dett ein, allein hier traf den jungen Mann bald das Loos des Krnmmschließens
und ähnlicher Spielereien. En mußte Urlaub nehmen, und wurde dann zu einem
andern Regiments transferirt. Aber seine Conduite war derart, daß thu seine
eigenen Kameraden zurücksetzten (Thl. I. S. 7). -- Man weiß, welcher Protection


Etwas versteht und kennt, wenn auch nur Persönlichkeiten. Er beginnt: Die
Fesseln der Presse waren gelöst, Israel freute sich mehr wie sonst, und die Dä¬
monen der Hölle schlugen eine teuflische Lache aus, denn es sollte dem Feuerpsuhl
der Verdammniß nun wieder reiche Beute versallen!!

Hierauf folgen die Schlagworte: der widerlichste, moralische Ekel, genoth¬
züchtigt von verbrecherischen Mörderhänden, tiefster Grad moralischer (?) Gesit¬
tung (?? S. 134), offen (?) aufgedeckte (??) Schamlosigkeit, grenzenlos beurkun¬
dete Frechheit, das Federvieh der Klasse malcontanter, miserabler Notizenscribler,
wühlerische subter, stupideste Verworfenheit, an Geist und Herz vermoderte
Schandbuben, Gauner, die mit den Gebeinen ihres Vaters Domino spielen und
seine Asche zum Streusand ihrer schamlosen Lügen nehmen, (S. l38) :c. ?c.

All diese Epitheta gelten der Pesther Zeitung, Redacteur Glajz; dem Ungar,
Red. Klein; der Opposition, Red. Chownitz; dem wahren Ungar, Red. Zerffi
und Bangya n. A.

Die Titel, welche der Ehrenmann Hr. v. Adlerstein diesen Journalisten bei¬
legt, sind unter Anderen: Schandscribler, Kornwucherer, Sobri der Literatur,
Jacobiner, literarischer Bandit, Jude, Deutschkatholik, Schaudcreatur, Gesudel, Lot¬
terbuben, Geifer der bestialischer Wuth und tiegerhasten Rache bis zur hochans-
wallendsten Siedhitze auskochend (S. 167).

Hundert Seiten sind mit ähnlichen Phrasen angefüllt; die Verunglimpfung
steigt zur offenen Denunziation, die besonders gegen Glatz gerichtet ist.

Wir sind zu Ende. Das wiederholte Durchlesen und Exccrpiren dieses Bu¬
ches hat uns mehr Ueberwindung gekostet, als vielleicht der Leser vermuthet. Wir
wollen aber zeigen, welche Feder durch die Militärgewalt nicht blos nicht gehemmt,
sondern begünstigt wird, wie trostlos es in jenen Kreisen aussieht, wo man dnrch
solche Erzeugnisse zu belehren und zu bekehren hofft. Die Sache Oestreichs gegen Un¬
garn zu vertheidigen, erfordert mehr als Genz'schen Geist; wie kann man sie durch
solchen Marodeur ein Kenntnissen, Gesinnung, Character und Moralität verfechten
lassen.

Wenn man das Geschriebene nicht versteht, so hätte die nur zu wohl be-
kannte Persönlichkeit des Hr. Janotyckh von Adlerstein der Censurbehörde Beden¬
ken einflößen sollen. Es bedürfte dazu nur die Coudniteliste des Genannten nachzu¬
schlagen, woraus wir zur Ergänzung der Biographie Einiges nachtragen.

In Prag geboren, zeigte Hr. Janotyckh v. Adlerstein so verdeckte Anlagen,
daß ihn sein Vater, ein Advocat, dem Militär widmete; daS östreichische Heer
ist bekanntlich die Strafanstalt für alle unverbesserlichen Kinder. Er trat als Ka¬
dett ein, allein hier traf den jungen Mann bald das Loos des Krnmmschließens
und ähnlicher Spielereien. En mußte Urlaub nehmen, und wurde dann zu einem
andern Regiments transferirt. Aber seine Conduite war derart, daß thu seine
eigenen Kameraden zurücksetzten (Thl. I. S. 7). — Man weiß, welcher Protection


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[0356] Etwas versteht und kennt, wenn auch nur Persönlichkeiten. Er beginnt: Die Fesseln der Presse waren gelöst, Israel freute sich mehr wie sonst, und die Dä¬ monen der Hölle schlugen eine teuflische Lache aus, denn es sollte dem Feuerpsuhl der Verdammniß nun wieder reiche Beute versallen!! Hierauf folgen die Schlagworte: der widerlichste, moralische Ekel, genoth¬ züchtigt von verbrecherischen Mörderhänden, tiefster Grad moralischer (?) Gesit¬ tung (?? S. 134), offen (?) aufgedeckte (??) Schamlosigkeit, grenzenlos beurkun¬ dete Frechheit, das Federvieh der Klasse malcontanter, miserabler Notizenscribler, wühlerische subter, stupideste Verworfenheit, an Geist und Herz vermoderte Schandbuben, Gauner, die mit den Gebeinen ihres Vaters Domino spielen und seine Asche zum Streusand ihrer schamlosen Lügen nehmen, (S. l38) :c. ?c. All diese Epitheta gelten der Pesther Zeitung, Redacteur Glajz; dem Ungar, Red. Klein; der Opposition, Red. Chownitz; dem wahren Ungar, Red. Zerffi und Bangya n. A. Die Titel, welche der Ehrenmann Hr. v. Adlerstein diesen Journalisten bei¬ legt, sind unter Anderen: Schandscribler, Kornwucherer, Sobri der Literatur, Jacobiner, literarischer Bandit, Jude, Deutschkatholik, Schaudcreatur, Gesudel, Lot¬ terbuben, Geifer der bestialischer Wuth und tiegerhasten Rache bis zur hochans- wallendsten Siedhitze auskochend (S. 167). Hundert Seiten sind mit ähnlichen Phrasen angefüllt; die Verunglimpfung steigt zur offenen Denunziation, die besonders gegen Glatz gerichtet ist. Wir sind zu Ende. Das wiederholte Durchlesen und Exccrpiren dieses Bu¬ ches hat uns mehr Ueberwindung gekostet, als vielleicht der Leser vermuthet. Wir wollen aber zeigen, welche Feder durch die Militärgewalt nicht blos nicht gehemmt, sondern begünstigt wird, wie trostlos es in jenen Kreisen aussieht, wo man dnrch solche Erzeugnisse zu belehren und zu bekehren hofft. Die Sache Oestreichs gegen Un¬ garn zu vertheidigen, erfordert mehr als Genz'schen Geist; wie kann man sie durch solchen Marodeur ein Kenntnissen, Gesinnung, Character und Moralität verfechten lassen. Wenn man das Geschriebene nicht versteht, so hätte die nur zu wohl be- kannte Persönlichkeit des Hr. Janotyckh von Adlerstein der Censurbehörde Beden¬ ken einflößen sollen. Es bedürfte dazu nur die Coudniteliste des Genannten nachzu¬ schlagen, woraus wir zur Ergänzung der Biographie Einiges nachtragen. In Prag geboren, zeigte Hr. Janotyckh v. Adlerstein so verdeckte Anlagen, daß ihn sein Vater, ein Advocat, dem Militär widmete; daS östreichische Heer ist bekanntlich die Strafanstalt für alle unverbesserlichen Kinder. Er trat als Ka¬ dett ein, allein hier traf den jungen Mann bald das Loos des Krnmmschließens und ähnlicher Spielereien. En mußte Urlaub nehmen, und wurde dann zu einem andern Regiments transferirt. Aber seine Conduite war derart, daß thu seine eigenen Kameraden zurücksetzten (Thl. I. S. 7). — Man weiß, welcher Protection

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/356>, abgerufen am 24.07.2024.