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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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90. Der miserable Zustand der Wege ist ein weiterer Beweis für den rohen
Naturzustand des Sinn- und talentlos dahin lebenden Magyaren; aber zu ihrem
Unabhäugigkeitssi.in (?!), zu ihrem bornirten, auf angeerbte Vorurtheile einge¬
wurzelten Eigendünkel, zu ihrer Hartnäckigkeit und Indolenz gesellt sich das Laster
der Trunksucht, welches den magyarischen Halbmenschen vollends zum Thiere er¬
niedrigt.

S. 99. werdeu die Magyaren asiatische Wollusttrinker genannt -- weil deutsch
ausgestellte Zeugnisse für ungillig erklärt wurden; es sei babylonische Verstandes-
verwirrung der Magyaren.

Ueber den magyarischen Landadel heißt es S. 105: Der Entwickelung gei¬
stiger und sittlicher Bildung stehen eingewurzelte Vorurtheile und bornirter Ueber¬
muth entgegen; Müßiggang, Leichtsinn, Leichtfertigkeit, Wildheit, grenzenlose Un¬
ordnung, Stolz, Herrschsucht, Aristocratie und anch in der Liebe zum schönen Ge¬
schlecht zeigt er keine Beharrlichkeit.

S. 107. Frauen und Töchter werden von den Ehegatten und Vätern wis¬
sentlich dem Verlangen Anderer hintangegeben.

Wir citiren diesen Satz, um darzuthun, daß uicht die politische Ansicht des
Verfassers zur schärfern Aburtheiluug seines Machwerkes auffordert; es ist dessen
sittliche Verworfenheit, welche es nicht scheut, eine Nation mit solcher Darstellung
zu brandmarken. Hr. v. Adlerstein trägt seinen erhabenen Groll sogar auf die
magyarische Sprache über, die er, nach seinem eigenen Geständnisse S. 110, nicht
kennt; er nennt sie "armselig und mangelhaft."

Sogar der Tanz entgeht nicht dem Scharfblick des Federzeichners, und im
Esurdils entdeckte er: bornirte Eigenliebe, Aufgeblasenheit, Verachtung alles fremd¬
ländischen und---Eutcivilisirung! Dieser Kerzentanz, der in allen Sa¬
lons getanzt wird, spricht allem sittlichen Gefühle Hohn und (S. 115 und 120) ent¬
deckt der Hr. v. Adlerstein im Cs-irdäs "einen jetzt zwar noch verborgenen, aber ge¬
wiß nicht eingebildeten politischen Zweck, welchen aber die hochnasigen Edelleute
vielleicht selbst noch nicht kennen, und so unbewußt durch diese in Folge der Cs-ir-
däsemancivutiou überall eingeleitete Frateruiflrung mit den Knechten und Kuhhir¬
ten ihrer Pußteu einem Vorhaben die Hände bieten."

Der Unsinn ist gigcmtesk. -- Nach der Autobiographie, welcher wir diese
Lichtpunkte entlehnten, ward die Pesther Nationalgarde gefederzeichnet.

Im März 1848 habe man der seit 800 Jahren bestandenen Constitution den
letzten Todesstoß gegeben, und (S. 135) die niedrigste Demoralisation, die Ver¬
höhnung der Dynastie, die frevelhafte Antastung aller göttlichen und menschlichen
Satzungen waren in der Person der Hetzer und Wühler die verkörperten Teufel."

Herr v. Adlerstein wird deu Teufel nicht los. Der Teufel hat die Presse
frei gemacht, der Teufel befreite politische Staatsgefangene und der Teufel errich-


Grenzbvten. i- 18S0. 44

90. Der miserable Zustand der Wege ist ein weiterer Beweis für den rohen
Naturzustand des Sinn- und talentlos dahin lebenden Magyaren; aber zu ihrem
Unabhäugigkeitssi.in (?!), zu ihrem bornirten, auf angeerbte Vorurtheile einge¬
wurzelten Eigendünkel, zu ihrer Hartnäckigkeit und Indolenz gesellt sich das Laster
der Trunksucht, welches den magyarischen Halbmenschen vollends zum Thiere er¬
niedrigt.

S. 99. werdeu die Magyaren asiatische Wollusttrinker genannt — weil deutsch
ausgestellte Zeugnisse für ungillig erklärt wurden; es sei babylonische Verstandes-
verwirrung der Magyaren.

Ueber den magyarischen Landadel heißt es S. 105: Der Entwickelung gei¬
stiger und sittlicher Bildung stehen eingewurzelte Vorurtheile und bornirter Ueber¬
muth entgegen; Müßiggang, Leichtsinn, Leichtfertigkeit, Wildheit, grenzenlose Un¬
ordnung, Stolz, Herrschsucht, Aristocratie und anch in der Liebe zum schönen Ge¬
schlecht zeigt er keine Beharrlichkeit.

S. 107. Frauen und Töchter werden von den Ehegatten und Vätern wis¬
sentlich dem Verlangen Anderer hintangegeben.

Wir citiren diesen Satz, um darzuthun, daß uicht die politische Ansicht des
Verfassers zur schärfern Aburtheiluug seines Machwerkes auffordert; es ist dessen
sittliche Verworfenheit, welche es nicht scheut, eine Nation mit solcher Darstellung
zu brandmarken. Hr. v. Adlerstein trägt seinen erhabenen Groll sogar auf die
magyarische Sprache über, die er, nach seinem eigenen Geständnisse S. 110, nicht
kennt; er nennt sie „armselig und mangelhaft."

Sogar der Tanz entgeht nicht dem Scharfblick des Federzeichners, und im
Esurdils entdeckte er: bornirte Eigenliebe, Aufgeblasenheit, Verachtung alles fremd¬
ländischen und---Eutcivilisirung! Dieser Kerzentanz, der in allen Sa¬
lons getanzt wird, spricht allem sittlichen Gefühle Hohn und (S. 115 und 120) ent¬
deckt der Hr. v. Adlerstein im Cs-irdäs „einen jetzt zwar noch verborgenen, aber ge¬
wiß nicht eingebildeten politischen Zweck, welchen aber die hochnasigen Edelleute
vielleicht selbst noch nicht kennen, und so unbewußt durch diese in Folge der Cs-ir-
däsemancivutiou überall eingeleitete Frateruiflrung mit den Knechten und Kuhhir¬
ten ihrer Pußteu einem Vorhaben die Hände bieten."

Der Unsinn ist gigcmtesk. — Nach der Autobiographie, welcher wir diese
Lichtpunkte entlehnten, ward die Pesther Nationalgarde gefederzeichnet.

Im März 1848 habe man der seit 800 Jahren bestandenen Constitution den
letzten Todesstoß gegeben, und (S. 135) die niedrigste Demoralisation, die Ver¬
höhnung der Dynastie, die frevelhafte Antastung aller göttlichen und menschlichen
Satzungen waren in der Person der Hetzer und Wühler die verkörperten Teufel."

Herr v. Adlerstein wird deu Teufel nicht los. Der Teufel hat die Presse
frei gemacht, der Teufel befreite politische Staatsgefangene und der Teufel errich-


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[0353] 90. Der miserable Zustand der Wege ist ein weiterer Beweis für den rohen Naturzustand des Sinn- und talentlos dahin lebenden Magyaren; aber zu ihrem Unabhäugigkeitssi.in (?!), zu ihrem bornirten, auf angeerbte Vorurtheile einge¬ wurzelten Eigendünkel, zu ihrer Hartnäckigkeit und Indolenz gesellt sich das Laster der Trunksucht, welches den magyarischen Halbmenschen vollends zum Thiere er¬ niedrigt. S. 99. werdeu die Magyaren asiatische Wollusttrinker genannt — weil deutsch ausgestellte Zeugnisse für ungillig erklärt wurden; es sei babylonische Verstandes- verwirrung der Magyaren. Ueber den magyarischen Landadel heißt es S. 105: Der Entwickelung gei¬ stiger und sittlicher Bildung stehen eingewurzelte Vorurtheile und bornirter Ueber¬ muth entgegen; Müßiggang, Leichtsinn, Leichtfertigkeit, Wildheit, grenzenlose Un¬ ordnung, Stolz, Herrschsucht, Aristocratie und anch in der Liebe zum schönen Ge¬ schlecht zeigt er keine Beharrlichkeit. S. 107. Frauen und Töchter werden von den Ehegatten und Vätern wis¬ sentlich dem Verlangen Anderer hintangegeben. Wir citiren diesen Satz, um darzuthun, daß uicht die politische Ansicht des Verfassers zur schärfern Aburtheiluug seines Machwerkes auffordert; es ist dessen sittliche Verworfenheit, welche es nicht scheut, eine Nation mit solcher Darstellung zu brandmarken. Hr. v. Adlerstein trägt seinen erhabenen Groll sogar auf die magyarische Sprache über, die er, nach seinem eigenen Geständnisse S. 110, nicht kennt; er nennt sie „armselig und mangelhaft." Sogar der Tanz entgeht nicht dem Scharfblick des Federzeichners, und im Esurdils entdeckte er: bornirte Eigenliebe, Aufgeblasenheit, Verachtung alles fremd¬ ländischen und---Eutcivilisirung! Dieser Kerzentanz, der in allen Sa¬ lons getanzt wird, spricht allem sittlichen Gefühle Hohn und (S. 115 und 120) ent¬ deckt der Hr. v. Adlerstein im Cs-irdäs „einen jetzt zwar noch verborgenen, aber ge¬ wiß nicht eingebildeten politischen Zweck, welchen aber die hochnasigen Edelleute vielleicht selbst noch nicht kennen, und so unbewußt durch diese in Folge der Cs-ir- däsemancivutiou überall eingeleitete Frateruiflrung mit den Knechten und Kuhhir¬ ten ihrer Pußteu einem Vorhaben die Hände bieten." Der Unsinn ist gigcmtesk. — Nach der Autobiographie, welcher wir diese Lichtpunkte entlehnten, ward die Pesther Nationalgarde gefederzeichnet. Im März 1848 habe man der seit 800 Jahren bestandenen Constitution den letzten Todesstoß gegeben, und (S. 135) die niedrigste Demoralisation, die Ver¬ höhnung der Dynastie, die frevelhafte Antastung aller göttlichen und menschlichen Satzungen waren in der Person der Hetzer und Wühler die verkörperten Teufel." Herr v. Adlerstein wird deu Teufel nicht los. Der Teufel hat die Presse frei gemacht, der Teufel befreite politische Staatsgefangene und der Teufel errich- Grenzbvten. i- 18S0. 44

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/353>, abgerufen am 27.06.2024.