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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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so möge Prag sich gratuliren; doch fürchte ich, es stehen ganz andere Leute unten in
dem Marionettenkasten und lassen Oben die indifferenten Männekens blos figuriren und
sich abnützen für Geld und gute Worte.

Dio Pepinivre aller retrograden Demonstrationen Prags ist von allem Anbeginn
der kaufmännische Verein, welcher auch seitdem sich die retrograde politische Richtung
dort so prägnant geltend machte, aus eine geringe Mitgliederzahl eingeschrumpft ist,
während im Hanse gegenüber die radikale fortschrittlvse Bürgerrcssource, in welcher leider
das Czcchenthnm zu sehr vorschlägt, bedeutend florirt. Die rothdüstern Oellampen des
kaufmännischen Vereins im Contraste zu den gascrlcuchteten Räumen der Bürgcrressource
bezeichnen charakteristisch alte und neue Zeit.

In jenem kaufmännischen Vereine ist, im Jahr 1848 die Petition um Fortsetzung
des Kriegszustandes, vor Kurzem eine Anerkennungsadresse an Fürsten Windischgrätz
in der Subscription zu einem Silberlvrbeerkranz für denselben, des Hradschins und des
Wiener Schanzgrabens, letztlich auch jener Protest gegen die Adresse und Petition deS
Stadtrathes zu Stande gekommen.

Außer wenigen Unterzeichnern dieses Protestes, welchen ich abgesehen vom Rcchts-
standpuuktc eine bürgerliche Ehrenhaftigkeit durchaus zugestehen muß, obwohl ich ihnen po¬
litischen Scharfsinn und selbst kaufmännischen Scharfblick unbedingt abspreche, sind die
übrigen egoistische, geistig beschränkte Kreaturen, mitunter anrüchig, theils auch ganz
obscure Subjecte, Handlungsdiener, Theatermaler, Spengler, Silberarbeiter, Schneider,
Wucherer, habsüchtige Advokaten mit und ohne Praxis, doch aber nennt die Regierungs¬
zeitung die Unterzeichner jener Adresse als zumal achtbare Einwohner der
Hauptstadt, wohlweislich ohne sie zu nennen. Das veröffentlichte Namensverzeichniß
gibt jener Achtbarkeit eine gewisse Beschränkung. So ergibt eS sich, daß zwei
Männer ans dieser Liste der Achtbaren stehen, deren einer, ein in der That acht¬
barer, aber etwas zu leidenschaftlicher Kaufmann, dem andern -- vor einiger Zeit als
präsumtiver halsgcrichtlicher Ankläger gegenüberstand.

Eben so figurirt ein Individuum auf der Liste, welches als motorischer Polizei¬
spion früher den kaufmännischen Verein hat meiden müssen, und heute sind doch Alle
mit einander auf derselben Liste der Achtbaren vereint zu finden; so weit führt Par-
teicifer. Daß jener kaufmännische Verein als Ganzes nnr ein Krämerthum repräsen-
tirt, wird daraus ziemlich klar, daß er dem Helden von Kapolna den Lorbeerkranz um
die Schläfen wand, ihm in einer Adresse die Anerkennung aussprach, der Heldenthaten
vor Prag und Wien. Abgesehen davon, daß im Bürgerkrieg erfochtene -- hier nur
erbombardirte -- Siege immer was Anrüchiges haben, abgesehen von der Feigheit die¬
ser Lobhudler, welche die schwüle Ruhe des Belagerungszustandes zu jener Demonstra¬
tion benutzten, um die geknebelte Fortschrittspartei zu höhnen, hat sich eben der Kauf¬
mannsstand als solcher in diesem Schritte besonders blamirt, indem er einen Kranz in
Devotion an einen Mann verschenkte, welcher durch sein negatives Feldherrntalent in
Ungarn, die russische Intervention zur unvermeidlichen Nothwendigkeit gemacht und
dadurch Oestreichs merkantilen Aufschwung für Jahrzehende, wo nicht für länger ge¬
lähmt hat. Nur im Osten hat Oestreichs Handel ergiebige, Chancen, die Donan ist
der natürliche Vermittler unsrer merkantilen Interessen, und diese eben verschließt uns
Rußland nun beliebig, ist und bleibt Herr der Donaufürstenthümer, und Oestreich darf
nicht mucksen, weil es sich von Rußland hat helfen lassen. - Dies alles aber, diese
halbe Souveränität Oestreichs danken wir, dankt der Handel Oestreichs jenem Helden-
marschall, und als Zeichen dieses Dankes hat man ihm den Lorbeerkranz behändigt, mit
der Inschrift: "Die dankbaren Bürger Prags, seinem edlen Fürsten W." und doch wa¬
ren es nnr einige dankbare Dütendreher, die solche Demonstrationen unternehmen, daher die
Bürger als Gesammtheit füglich gegen den Mißbrauch jener Colleetivbezcichnung prote-
stiren sollten und wohl auch protestiren werden: Jene Naturen haben keine Ahnung


so möge Prag sich gratuliren; doch fürchte ich, es stehen ganz andere Leute unten in
dem Marionettenkasten und lassen Oben die indifferenten Männekens blos figuriren und
sich abnützen für Geld und gute Worte.

Dio Pepinivre aller retrograden Demonstrationen Prags ist von allem Anbeginn
der kaufmännische Verein, welcher auch seitdem sich die retrograde politische Richtung
dort so prägnant geltend machte, aus eine geringe Mitgliederzahl eingeschrumpft ist,
während im Hanse gegenüber die radikale fortschrittlvse Bürgerrcssource, in welcher leider
das Czcchenthnm zu sehr vorschlägt, bedeutend florirt. Die rothdüstern Oellampen des
kaufmännischen Vereins im Contraste zu den gascrlcuchteten Räumen der Bürgcrressource
bezeichnen charakteristisch alte und neue Zeit.

In jenem kaufmännischen Vereine ist, im Jahr 1848 die Petition um Fortsetzung
des Kriegszustandes, vor Kurzem eine Anerkennungsadresse an Fürsten Windischgrätz
in der Subscription zu einem Silberlvrbeerkranz für denselben, des Hradschins und des
Wiener Schanzgrabens, letztlich auch jener Protest gegen die Adresse und Petition deS
Stadtrathes zu Stande gekommen.

Außer wenigen Unterzeichnern dieses Protestes, welchen ich abgesehen vom Rcchts-
standpuuktc eine bürgerliche Ehrenhaftigkeit durchaus zugestehen muß, obwohl ich ihnen po¬
litischen Scharfsinn und selbst kaufmännischen Scharfblick unbedingt abspreche, sind die
übrigen egoistische, geistig beschränkte Kreaturen, mitunter anrüchig, theils auch ganz
obscure Subjecte, Handlungsdiener, Theatermaler, Spengler, Silberarbeiter, Schneider,
Wucherer, habsüchtige Advokaten mit und ohne Praxis, doch aber nennt die Regierungs¬
zeitung die Unterzeichner jener Adresse als zumal achtbare Einwohner der
Hauptstadt, wohlweislich ohne sie zu nennen. Das veröffentlichte Namensverzeichniß
gibt jener Achtbarkeit eine gewisse Beschränkung. So ergibt eS sich, daß zwei
Männer ans dieser Liste der Achtbaren stehen, deren einer, ein in der That acht¬
barer, aber etwas zu leidenschaftlicher Kaufmann, dem andern — vor einiger Zeit als
präsumtiver halsgcrichtlicher Ankläger gegenüberstand.

Eben so figurirt ein Individuum auf der Liste, welches als motorischer Polizei¬
spion früher den kaufmännischen Verein hat meiden müssen, und heute sind doch Alle
mit einander auf derselben Liste der Achtbaren vereint zu finden; so weit führt Par-
teicifer. Daß jener kaufmännische Verein als Ganzes nnr ein Krämerthum repräsen-
tirt, wird daraus ziemlich klar, daß er dem Helden von Kapolna den Lorbeerkranz um
die Schläfen wand, ihm in einer Adresse die Anerkennung aussprach, der Heldenthaten
vor Prag und Wien. Abgesehen davon, daß im Bürgerkrieg erfochtene — hier nur
erbombardirte — Siege immer was Anrüchiges haben, abgesehen von der Feigheit die¬
ser Lobhudler, welche die schwüle Ruhe des Belagerungszustandes zu jener Demonstra¬
tion benutzten, um die geknebelte Fortschrittspartei zu höhnen, hat sich eben der Kauf¬
mannsstand als solcher in diesem Schritte besonders blamirt, indem er einen Kranz in
Devotion an einen Mann verschenkte, welcher durch sein negatives Feldherrntalent in
Ungarn, die russische Intervention zur unvermeidlichen Nothwendigkeit gemacht und
dadurch Oestreichs merkantilen Aufschwung für Jahrzehende, wo nicht für länger ge¬
lähmt hat. Nur im Osten hat Oestreichs Handel ergiebige, Chancen, die Donan ist
der natürliche Vermittler unsrer merkantilen Interessen, und diese eben verschließt uns
Rußland nun beliebig, ist und bleibt Herr der Donaufürstenthümer, und Oestreich darf
nicht mucksen, weil es sich von Rußland hat helfen lassen. - Dies alles aber, diese
halbe Souveränität Oestreichs danken wir, dankt der Handel Oestreichs jenem Helden-
marschall, und als Zeichen dieses Dankes hat man ihm den Lorbeerkranz behändigt, mit
der Inschrift: „Die dankbaren Bürger Prags, seinem edlen Fürsten W." und doch wa¬
ren es nnr einige dankbare Dütendreher, die solche Demonstrationen unternehmen, daher die
Bürger als Gesammtheit füglich gegen den Mißbrauch jener Colleetivbezcichnung prote-
stiren sollten und wohl auch protestiren werden: Jene Naturen haben keine Ahnung


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[0286] so möge Prag sich gratuliren; doch fürchte ich, es stehen ganz andere Leute unten in dem Marionettenkasten und lassen Oben die indifferenten Männekens blos figuriren und sich abnützen für Geld und gute Worte. Dio Pepinivre aller retrograden Demonstrationen Prags ist von allem Anbeginn der kaufmännische Verein, welcher auch seitdem sich die retrograde politische Richtung dort so prägnant geltend machte, aus eine geringe Mitgliederzahl eingeschrumpft ist, während im Hanse gegenüber die radikale fortschrittlvse Bürgerrcssource, in welcher leider das Czcchenthnm zu sehr vorschlägt, bedeutend florirt. Die rothdüstern Oellampen des kaufmännischen Vereins im Contraste zu den gascrlcuchteten Räumen der Bürgcrressource bezeichnen charakteristisch alte und neue Zeit. In jenem kaufmännischen Vereine ist, im Jahr 1848 die Petition um Fortsetzung des Kriegszustandes, vor Kurzem eine Anerkennungsadresse an Fürsten Windischgrätz in der Subscription zu einem Silberlvrbeerkranz für denselben, des Hradschins und des Wiener Schanzgrabens, letztlich auch jener Protest gegen die Adresse und Petition deS Stadtrathes zu Stande gekommen. Außer wenigen Unterzeichnern dieses Protestes, welchen ich abgesehen vom Rcchts- standpuuktc eine bürgerliche Ehrenhaftigkeit durchaus zugestehen muß, obwohl ich ihnen po¬ litischen Scharfsinn und selbst kaufmännischen Scharfblick unbedingt abspreche, sind die übrigen egoistische, geistig beschränkte Kreaturen, mitunter anrüchig, theils auch ganz obscure Subjecte, Handlungsdiener, Theatermaler, Spengler, Silberarbeiter, Schneider, Wucherer, habsüchtige Advokaten mit und ohne Praxis, doch aber nennt die Regierungs¬ zeitung die Unterzeichner jener Adresse als zumal achtbare Einwohner der Hauptstadt, wohlweislich ohne sie zu nennen. Das veröffentlichte Namensverzeichniß gibt jener Achtbarkeit eine gewisse Beschränkung. So ergibt eS sich, daß zwei Männer ans dieser Liste der Achtbaren stehen, deren einer, ein in der That acht¬ barer, aber etwas zu leidenschaftlicher Kaufmann, dem andern — vor einiger Zeit als präsumtiver halsgcrichtlicher Ankläger gegenüberstand. Eben so figurirt ein Individuum auf der Liste, welches als motorischer Polizei¬ spion früher den kaufmännischen Verein hat meiden müssen, und heute sind doch Alle mit einander auf derselben Liste der Achtbaren vereint zu finden; so weit führt Par- teicifer. Daß jener kaufmännische Verein als Ganzes nnr ein Krämerthum repräsen- tirt, wird daraus ziemlich klar, daß er dem Helden von Kapolna den Lorbeerkranz um die Schläfen wand, ihm in einer Adresse die Anerkennung aussprach, der Heldenthaten vor Prag und Wien. Abgesehen davon, daß im Bürgerkrieg erfochtene — hier nur erbombardirte — Siege immer was Anrüchiges haben, abgesehen von der Feigheit die¬ ser Lobhudler, welche die schwüle Ruhe des Belagerungszustandes zu jener Demonstra¬ tion benutzten, um die geknebelte Fortschrittspartei zu höhnen, hat sich eben der Kauf¬ mannsstand als solcher in diesem Schritte besonders blamirt, indem er einen Kranz in Devotion an einen Mann verschenkte, welcher durch sein negatives Feldherrntalent in Ungarn, die russische Intervention zur unvermeidlichen Nothwendigkeit gemacht und dadurch Oestreichs merkantilen Aufschwung für Jahrzehende, wo nicht für länger ge¬ lähmt hat. Nur im Osten hat Oestreichs Handel ergiebige, Chancen, die Donan ist der natürliche Vermittler unsrer merkantilen Interessen, und diese eben verschließt uns Rußland nun beliebig, ist und bleibt Herr der Donaufürstenthümer, und Oestreich darf nicht mucksen, weil es sich von Rußland hat helfen lassen. - Dies alles aber, diese halbe Souveränität Oestreichs danken wir, dankt der Handel Oestreichs jenem Helden- marschall, und als Zeichen dieses Dankes hat man ihm den Lorbeerkranz behändigt, mit der Inschrift: „Die dankbaren Bürger Prags, seinem edlen Fürsten W." und doch wa¬ ren es nnr einige dankbare Dütendreher, die solche Demonstrationen unternehmen, daher die Bürger als Gesammtheit füglich gegen den Mißbrauch jener Colleetivbezcichnung prote- stiren sollten und wohl auch protestiren werden: Jene Naturen haben keine Ahnung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/286>, abgerufen am 27.06.2024.