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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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war eine liebenswürdige Dame, und der sie begleitete, war ich selbst. Sie hatte ein dop¬
peltes Interesse, in die Kammer zu gehen, denn erstens erwartete sie, daß ihr Vater,
der am Morgen nicht gesprochen hatte, Nachmittags das Wort nehmen würde, und
zweitens war sie sehr gespannt, den berühmten Simson, den Berichterstatter der Bot-
schastscommisston, einmal mit eigenen Ohren sprechen zu hören. Ich ging um so lieber
mit, als ich die zweite Kammer nur ein Mal im Leben mit eigenen Füßen betreten
hatte, und das gerade zu einer Zeit, wo ich bei dem Zudrange auf den Tribünen,
von den Rednern nichts hören noch sehen konnte: nämlich bei Gelegenheit einer der
parlamentarischen Vorstellungen des Herrn von Radowitz. -- Wir kamen heute fruht
genug an, um einen der besten Vorderplätze zu erzielen, und meine Begleiterin benutzte
die Zeit vor dem Beginn der Debatten, um mich mit einigen der Hauptpersonen des
Trauerspiels, welches unten aufgeführt werden sollte, bekannt zu machen. "Jener
starke, kurze Mann, mit dem geweckten, brillenüberzogenen Gesichte, der keinen Augen¬
blick ruhig sitzen kann, und trotz seines gewichtigen Körperumfangs so rührig umhcr-
schreitet, wie eine wandelnde Ironie auf seinen magern Gegner in der königlichen
Botschaftssrage, den Grafen Arnim -- ist Gras Dyhrn." -- "Herr von Bismark.
Schönhausen dort, mit dem ritterlichen Barte, er sieht seinem Portrait im Kladderadatsch
nicht unähnlich. Eben so wenig brauche ich Sie aus Dunker, Beckerath, Camphausen
und Simson aufmerksam zu machen, die haben Sie doch wohl Alle noch von Frank¬
furt her im Gedächtniß." Wir wurden unterbrochen durch die Glocke des Präsidenten;
die Sitzung wurde eröffnet. Allgemeine Stille. Herr Gras von Arnim-Boitzenburg
hat das Wort.

Auf die Tribüne steigt in vornehmsteifer Haltung eine hagere, lange Gestalt, mit
spärlichem Haar, beugt den Körper etwas nach vorn herüber, klemmt beide Hände vor
sich hin, als ob sie verwachsen sollten mit dem Tribünenpulte, und beharrt in dieser
Stellung über drei viertel Stunden, ohne etwas anderes zu rühren als den Mund.
Für Berichterstatter, welche täglich in der Kammer sein müssen, sind Herren von der
Art des Grafen Arnim wie geschaffen, denn es ist unmöglich in ihren Reden etwas Be¬
deutendes oder Pikantes zu überhören. Ich aber, der ich den Grafen zum
ersten Mal im Leben gehört, bin ihm mit mühevoller Aufmerksamkeit von Anfang bis
zu Ende seiner Rede gefolgt und habe ihn mit der größten Ernsthaftigkeit auseinander¬
setzen hören, daß bei der Zusammensetzung der ersten Kammer nach seinem Amendement,
der Adel durchaus nicht bevorzugt sei, serner, daß das von ihm vorgeschla¬
gene Provisorium durchaus keinen provisorischen Charakter habe, und endlich,
daß ein wesentlicher Unterschied zu machen sei zwischen den Leuten, welche früher auf
den Bänken der Linken gesessen, und den Herren, welche jetzt dort sitzen. Und eben
weil er (Graf Arnim) selbst gern anerkenne, daß sich zwischen seiner Partei und der
jetzigen Linken verschiedene Berührungspunkte finden ließen, hoffe und wünsche er, daß
die Linke, noch im letzten Augenblicke das wahre Heil des Vaterlandes erkennend, die
Allerhöchste Botschaft ohne Weiteres annehmen, oder doch wenigstens für das Amende¬
ment Arnim stimmen werde! Folgt eine erbauliche Hinweisung auf den der die Ge¬
schicke der Völker lenkt, und ohne dessen Willen sicherlich die Allerhöchste Botschaft der
hohen Kammer nicht vorgelegt wäre -- und die Rede ist zu Ende.
'"

Mir fielen unwillkürlich die Verse aus Heywoods "Brazen Age ein, wo es heißt:


"Nie sah ich einen Mann, des hagres Ich - - Sich so in dürren Worten wider¬
spiegelt!"

Nachdem Graf Arnim unter dem schüchternen Bravorus einiger Gesinnungsgenossen
seinen Platz wieder eingenommen hatte, betrat der Abgeordnete Harkort die Tribüne,
kreuzte in imposanter Stellung die Arme, warf einen flüchtigen Blick auf die Versamm¬
lung und sagte dann in lebendigem, kurzem und markigem Vortrage Alles was zu wissen
Noth that, um eine richtige Ansicht von der Sachlage zu gewinnen.


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war eine liebenswürdige Dame, und der sie begleitete, war ich selbst. Sie hatte ein dop¬
peltes Interesse, in die Kammer zu gehen, denn erstens erwartete sie, daß ihr Vater,
der am Morgen nicht gesprochen hatte, Nachmittags das Wort nehmen würde, und
zweitens war sie sehr gespannt, den berühmten Simson, den Berichterstatter der Bot-
schastscommisston, einmal mit eigenen Ohren sprechen zu hören. Ich ging um so lieber
mit, als ich die zweite Kammer nur ein Mal im Leben mit eigenen Füßen betreten
hatte, und das gerade zu einer Zeit, wo ich bei dem Zudrange auf den Tribünen,
von den Rednern nichts hören noch sehen konnte: nämlich bei Gelegenheit einer der
parlamentarischen Vorstellungen des Herrn von Radowitz. — Wir kamen heute fruht
genug an, um einen der besten Vorderplätze zu erzielen, und meine Begleiterin benutzte
die Zeit vor dem Beginn der Debatten, um mich mit einigen der Hauptpersonen des
Trauerspiels, welches unten aufgeführt werden sollte, bekannt zu machen. „Jener
starke, kurze Mann, mit dem geweckten, brillenüberzogenen Gesichte, der keinen Augen¬
blick ruhig sitzen kann, und trotz seines gewichtigen Körperumfangs so rührig umhcr-
schreitet, wie eine wandelnde Ironie auf seinen magern Gegner in der königlichen
Botschaftssrage, den Grafen Arnim — ist Gras Dyhrn." — „Herr von Bismark.
Schönhausen dort, mit dem ritterlichen Barte, er sieht seinem Portrait im Kladderadatsch
nicht unähnlich. Eben so wenig brauche ich Sie aus Dunker, Beckerath, Camphausen
und Simson aufmerksam zu machen, die haben Sie doch wohl Alle noch von Frank¬
furt her im Gedächtniß." Wir wurden unterbrochen durch die Glocke des Präsidenten;
die Sitzung wurde eröffnet. Allgemeine Stille. Herr Gras von Arnim-Boitzenburg
hat das Wort.

Auf die Tribüne steigt in vornehmsteifer Haltung eine hagere, lange Gestalt, mit
spärlichem Haar, beugt den Körper etwas nach vorn herüber, klemmt beide Hände vor
sich hin, als ob sie verwachsen sollten mit dem Tribünenpulte, und beharrt in dieser
Stellung über drei viertel Stunden, ohne etwas anderes zu rühren als den Mund.
Für Berichterstatter, welche täglich in der Kammer sein müssen, sind Herren von der
Art des Grafen Arnim wie geschaffen, denn es ist unmöglich in ihren Reden etwas Be¬
deutendes oder Pikantes zu überhören. Ich aber, der ich den Grafen zum
ersten Mal im Leben gehört, bin ihm mit mühevoller Aufmerksamkeit von Anfang bis
zu Ende seiner Rede gefolgt und habe ihn mit der größten Ernsthaftigkeit auseinander¬
setzen hören, daß bei der Zusammensetzung der ersten Kammer nach seinem Amendement,
der Adel durchaus nicht bevorzugt sei, serner, daß das von ihm vorgeschla¬
gene Provisorium durchaus keinen provisorischen Charakter habe, und endlich,
daß ein wesentlicher Unterschied zu machen sei zwischen den Leuten, welche früher auf
den Bänken der Linken gesessen, und den Herren, welche jetzt dort sitzen. Und eben
weil er (Graf Arnim) selbst gern anerkenne, daß sich zwischen seiner Partei und der
jetzigen Linken verschiedene Berührungspunkte finden ließen, hoffe und wünsche er, daß
die Linke, noch im letzten Augenblicke das wahre Heil des Vaterlandes erkennend, die
Allerhöchste Botschaft ohne Weiteres annehmen, oder doch wenigstens für das Amende¬
ment Arnim stimmen werde! Folgt eine erbauliche Hinweisung auf den der die Ge¬
schicke der Völker lenkt, und ohne dessen Willen sicherlich die Allerhöchste Botschaft der
hohen Kammer nicht vorgelegt wäre — und die Rede ist zu Ende.
'"

Mir fielen unwillkürlich die Verse aus Heywoods „Brazen Age ein, wo es heißt:


„Nie sah ich einen Mann, des hagres Ich - - Sich so in dürren Worten wider¬
spiegelt!"

Nachdem Graf Arnim unter dem schüchternen Bravorus einiger Gesinnungsgenossen
seinen Platz wieder eingenommen hatte, betrat der Abgeordnete Harkort die Tribüne,
kreuzte in imposanter Stellung die Arme, warf einen flüchtigen Blick auf die Versamm¬
lung und sagte dann in lebendigem, kurzem und markigem Vortrage Alles was zu wissen
Noth that, um eine richtige Ansicht von der Sachlage zu gewinnen.


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[0243] war eine liebenswürdige Dame, und der sie begleitete, war ich selbst. Sie hatte ein dop¬ peltes Interesse, in die Kammer zu gehen, denn erstens erwartete sie, daß ihr Vater, der am Morgen nicht gesprochen hatte, Nachmittags das Wort nehmen würde, und zweitens war sie sehr gespannt, den berühmten Simson, den Berichterstatter der Bot- schastscommisston, einmal mit eigenen Ohren sprechen zu hören. Ich ging um so lieber mit, als ich die zweite Kammer nur ein Mal im Leben mit eigenen Füßen betreten hatte, und das gerade zu einer Zeit, wo ich bei dem Zudrange auf den Tribünen, von den Rednern nichts hören noch sehen konnte: nämlich bei Gelegenheit einer der parlamentarischen Vorstellungen des Herrn von Radowitz. — Wir kamen heute fruht genug an, um einen der besten Vorderplätze zu erzielen, und meine Begleiterin benutzte die Zeit vor dem Beginn der Debatten, um mich mit einigen der Hauptpersonen des Trauerspiels, welches unten aufgeführt werden sollte, bekannt zu machen. „Jener starke, kurze Mann, mit dem geweckten, brillenüberzogenen Gesichte, der keinen Augen¬ blick ruhig sitzen kann, und trotz seines gewichtigen Körperumfangs so rührig umhcr- schreitet, wie eine wandelnde Ironie auf seinen magern Gegner in der königlichen Botschaftssrage, den Grafen Arnim — ist Gras Dyhrn." — „Herr von Bismark. Schönhausen dort, mit dem ritterlichen Barte, er sieht seinem Portrait im Kladderadatsch nicht unähnlich. Eben so wenig brauche ich Sie aus Dunker, Beckerath, Camphausen und Simson aufmerksam zu machen, die haben Sie doch wohl Alle noch von Frank¬ furt her im Gedächtniß." Wir wurden unterbrochen durch die Glocke des Präsidenten; die Sitzung wurde eröffnet. Allgemeine Stille. Herr Gras von Arnim-Boitzenburg hat das Wort. Auf die Tribüne steigt in vornehmsteifer Haltung eine hagere, lange Gestalt, mit spärlichem Haar, beugt den Körper etwas nach vorn herüber, klemmt beide Hände vor sich hin, als ob sie verwachsen sollten mit dem Tribünenpulte, und beharrt in dieser Stellung über drei viertel Stunden, ohne etwas anderes zu rühren als den Mund. Für Berichterstatter, welche täglich in der Kammer sein müssen, sind Herren von der Art des Grafen Arnim wie geschaffen, denn es ist unmöglich in ihren Reden etwas Be¬ deutendes oder Pikantes zu überhören. Ich aber, der ich den Grafen zum ersten Mal im Leben gehört, bin ihm mit mühevoller Aufmerksamkeit von Anfang bis zu Ende seiner Rede gefolgt und habe ihn mit der größten Ernsthaftigkeit auseinander¬ setzen hören, daß bei der Zusammensetzung der ersten Kammer nach seinem Amendement, der Adel durchaus nicht bevorzugt sei, serner, daß das von ihm vorgeschla¬ gene Provisorium durchaus keinen provisorischen Charakter habe, und endlich, daß ein wesentlicher Unterschied zu machen sei zwischen den Leuten, welche früher auf den Bänken der Linken gesessen, und den Herren, welche jetzt dort sitzen. Und eben weil er (Graf Arnim) selbst gern anerkenne, daß sich zwischen seiner Partei und der jetzigen Linken verschiedene Berührungspunkte finden ließen, hoffe und wünsche er, daß die Linke, noch im letzten Augenblicke das wahre Heil des Vaterlandes erkennend, die Allerhöchste Botschaft ohne Weiteres annehmen, oder doch wenigstens für das Amende¬ ment Arnim stimmen werde! Folgt eine erbauliche Hinweisung auf den der die Ge¬ schicke der Völker lenkt, und ohne dessen Willen sicherlich die Allerhöchste Botschaft der hohen Kammer nicht vorgelegt wäre — und die Rede ist zu Ende. '" Mir fielen unwillkürlich die Verse aus Heywoods „Brazen Age ein, wo es heißt: „Nie sah ich einen Mann, des hagres Ich - - Sich so in dürren Worten wider¬ spiegelt!" Nachdem Graf Arnim unter dem schüchternen Bravorus einiger Gesinnungsgenossen seinen Platz wieder eingenommen hatte, betrat der Abgeordnete Harkort die Tribüne, kreuzte in imposanter Stellung die Arme, warf einen flüchtigen Blick auf die Versamm¬ lung und sagte dann in lebendigem, kurzem und markigem Vortrage Alles was zu wissen Noth that, um eine richtige Ansicht von der Sachlage zu gewinnen. 30*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/243>, abgerufen am 02.10.2024.