Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.
Grenzvoten. IV. 1850. 127
Grenzvoten. IV. 1850. 127
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0497" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92786"/> <quote> <lg xml:id="POEMID_26" type="poem"> <l> Ader, Icsefs, jammert nu' de Julchen,<lb/> Für was hab' isch denn zum heil'gen Christe<lb/> Su a' Buch gekrigt, als Einbeschärschcl,<lb/> Su a' dickes, Bibel heeßt's; für was denn,<lb/> Wenn isch nich' sol' drinne lasen dürfen?<lb/> Und was nützt mer'sah lasen in der Bibel,<lb/> Wenn mer'sah, das? mer'sah Keen's nich' wil' d'erklären?<lb/> Nächten war'n ber hie' im kleenen Stiebel,<lb/> Isch, Venditersch Liesel und de Tildel<lb/> Vum Partkrämer, wu a' seine Baude<lb/> Vur 'em Rathhaus' Hot bei der Staupsaule.<lb/> Und do ha' der fisch 'was vorgeläsen,<lb/> Haldig aus dazu al'en Testamente.<lb/> Oder da seist's ganz ansdrücklich drinne,<lb/> Daß se sullen armen jungen 'Farren<lb/> Ah'em Altar schlachten. Meiner Gütte ü<lb/> Und dir Mädel hätten weiter nischte<lb/> Einzuwenden wider das Geschlachte,<lb/> Wenn's nich' justement de jungen träfe.<lb/> Al'e 'Farren Hot's ja überflüssig<lb/> Und um fille wär'sah kee' grnßcr Schade,<lb/> Wenn se uf'a Kuttclhof se führten;<lb/> Worum Hot der Harr denn zu dam Mosus<lb/> Nich' gesa't: a' sol' de al'en schlachten?<lb/> Kummt a' nich' de jungen gihcn küssen?<lb/> Isch bihn eemal lieber in der Kerche,<lb/> Wenn de hübschen, jungen Kandidaten<lb/> Uf der Kanzel seyn, — nu' ja! — wie wenn der<lb/> Senejur und Suppcnsenejur,<lb/> Ader de Diakonnssc pret'gen.<lb/> Denn de jungen machen's wirklich schiener<lb/> Und es läßt i'n'n baldig eemol besser.<lb/> Warum sol' ma' denn de jungen schlachten?<lb/> Al'e seyn genung! Act furt derzune! —</l> <l> Du vcrflischte Krake, spricht der Gräupner,<lb/> Tirletanz Du kleener, drchniger,<lb/> Red'se Du Schund our Jung und Alt? Dir sollte<lb/> Alles Mannsvulk noch Partie cegal seyn.<lb/> Kümmst d'mer noch eemal mit Sitten Räder,<lb/> Kri'gst de sicherlich ein'n Schilg; isch wihl Disch<lb/> Schund versohlen, naseweise Boorschte!<lb/> Und zu Seiner sa't a: Si'se de, Lore,<lb/> Was derbeine 'rauskümmt, wenn de Kinder<lb/> In der Bibel lasen? Se verstihn's nich'!</l> </lg> </quote><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzvoten. IV. 1850. 127</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0497]
Ader, Icsefs, jammert nu' de Julchen,
Für was hab' isch denn zum heil'gen Christe
Su a' Buch gekrigt, als Einbeschärschcl,
Su a' dickes, Bibel heeßt's; für was denn,
Wenn isch nich' sol' drinne lasen dürfen?
Und was nützt mer'sah lasen in der Bibel,
Wenn mer'sah, das? mer'sah Keen's nich' wil' d'erklären?
Nächten war'n ber hie' im kleenen Stiebel,
Isch, Venditersch Liesel und de Tildel
Vum Partkrämer, wu a' seine Baude
Vur 'em Rathhaus' Hot bei der Staupsaule.
Und do ha' der fisch 'was vorgeläsen,
Haldig aus dazu al'en Testamente.
Oder da seist's ganz ansdrücklich drinne,
Daß se sullen armen jungen 'Farren
Ah'em Altar schlachten. Meiner Gütte ü
Und dir Mädel hätten weiter nischte
Einzuwenden wider das Geschlachte,
Wenn's nich' justement de jungen träfe.
Al'e 'Farren Hot's ja überflüssig
Und um fille wär'sah kee' grnßcr Schade,
Wenn se uf'a Kuttclhof se führten;
Worum Hot der Harr denn zu dam Mosus
Nich' gesa't: a' sol' de al'en schlachten?
Kummt a' nich' de jungen gihcn küssen?
Isch bihn eemal lieber in der Kerche,
Wenn de hübschen, jungen Kandidaten
Uf der Kanzel seyn, — nu' ja! — wie wenn der
Senejur und Suppcnsenejur,
Ader de Diakonnssc pret'gen.
Denn de jungen machen's wirklich schiener
Und es läßt i'n'n baldig eemol besser.
Warum sol' ma' denn de jungen schlachten?
Al'e seyn genung! Act furt derzune! — Du vcrflischte Krake, spricht der Gräupner,
Tirletanz Du kleener, drchniger,
Red'se Du Schund our Jung und Alt? Dir sollte
Alles Mannsvulk noch Partie cegal seyn.
Kümmst d'mer noch eemal mit Sitten Räder,
Kri'gst de sicherlich ein'n Schilg; isch wihl Disch
Schund versohlen, naseweise Boorschte!
Und zu Seiner sa't a: Si'se de, Lore,
Was derbeine 'rauskümmt, wenn de Kinder
In der Bibel lasen? Se verstihn's nich'!
Grenzvoten. IV. 1850. 127
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |