Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.opfert, Reichthum und Seelenfrieden. Mistreß Maberly schildert dies in ergreifender Allgemeine Geschichte von den ältesten Zeiten an bis zur Auflösung des west¬ Die preussische Revolution. Von Adolf Stahr. IV. 1850, Oldenburg, opfert, Reichthum und Seelenfrieden. Mistreß Maberly schildert dies in ergreifender Allgemeine Geschichte von den ältesten Zeiten an bis zur Auflösung des west¬ Die preussische Revolution. Von Adolf Stahr. IV. 1850, Oldenburg, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0166" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/92455"/> <p xml:id="ID_544" prev="#ID_543"> opfert, Reichthum und Seelenfrieden. Mistreß Maberly schildert dies in ergreifender<lb/> Weise. Eine junge schöne Frau, die eine glänzende Heirath gemacht, bietet Alles auf,<lb/> um die Geltung der Fashion zu erlangen, sie verliert dabei fast ihren Ruf und wird<lb/> mit genauer Noth noch gerettet durch einen frühern Verehrer, einen vortrefflichen tugend¬<lb/> starken Mann, der von der Verf. dazu bestimmt scheint, neben den verschrobenen unna¬<lb/> türlichen Gesellschaftsmasken die versöhnende Wirkung eines gesunden fleckenlosen Cha¬<lb/> rakters zu machen. Neben dem eitlen, hochmüthigen und herzlosen Gatten seiner schönen<lb/> Geretteten nimmt er sich so gut aus, daß man eine Zeit lang befürchtet, die Verf.<lb/> werde in den gewöhnlichen Fehler der meisten Franenromane verfallen und einen der<lb/> abgedroschenen Conflicte zwischen einem guten Liebhaber und bösen Ehemann abspinnen,<lb/> aber sie geht mit vielem Tact darüber hinweg und zeigt im Verlauf ihres Romans,<lb/> daß die Fashion ihre Opfer so leichten Kaufs nicht losgibt. Die Eltern sündigen ihr<lb/> zu Liebe weiter an ihren Kindern. Eine höchst ergötzliche Entfnhrungsgeschichte ihrer<lb/> einzigen Tochter, durch einen falschen Herzog, bestraft und belehrt sie endlich; der Schluß<lb/> ist versöhnlicher, als zu erwarten war, weil diese Schmach vernichtet wird dadurch, daß<lb/> der Entführer ein verkleideter ältlicher Onkel des jungen Mädchens war, der sie nur<lb/> wirksam vou ihrer Thorheit Heilen will und schließlich die zerrütteten Nermögcnsverhält-<lb/> nisse der Eltern durch seine reiche Erbschaft wieder herstellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_545"> Allgemeine Geschichte von den ältesten Zeiten an bis zur Auflösung des west¬<lb/> römische» Reichs. Von Pölitz. In siebenter Auslage umgearbeitet von Dr. Karl<lb/> Zimmer. 1850. Leipzig, Hinrichs. — Bei einem Geschichtswerk, welches weder auf<lb/> deu Ruhm kritischer Forschung noch die Eigenthümlichkeit einer spirituellen Darstellung<lb/> Allspruch macht, das sich vielmehr darauf beschränkt, die Resultate der Wissenschaft en<lb/> kurzer Uebersicht zusammenzudrängen, ist die Kategorie der Brauchbarkeit das entschei¬<lb/> dende Kriterium. Ju solchem Fall wird das Geschäft der Kritik wesentlich durch den<lb/> Erfolg erleichtert. Ein Werk, welches bereits die siebente Auflage erlebt, hat sein Dasein<lb/> hinlänglich gerechtfertigt. — Die letzte Ausgabe ist eine Verbesserung; Herr Zimmer hat<lb/> von deu neuern Forschungen, was als ausgemachte Thatsache gelten kann, fleißig nach¬<lb/> getragen und viele Abschnitte zweckmäßiger umgearbeitet; daß er sich auf die Hypothesen<lb/> Niebuhr's und Anderer nicht eingelassen hat, ist bei der Anlage des Ganzen nur zu<lb/> billigen. — Das Buch enthält zuerst eine allgemeine Einleitung, dann China, Japan,<lb/> Indien (p. 32—68); die wcstasiatischen Staaten — die auf einer Seite abgemachte<lb/> Geschichte der Sassaniden mit eingeschlossen (p. 69—92); die semitischen Völker: Assyrien,<lb/> Babylonien, Syrien (bis zur römischen Eroberung), Phönicien, Juden bis zur Zerstörung<lb/> Jerusalems (p. 93 — 150); das übrige Asien; Aegypten bis zur Schlacht bei Antium,<lb/> mit einem Nachtrag über ägyptische Cultur (179—212), Karthago; Griechenland bis<lb/> zur Eroberung vou Korinth (226—329), Rom bis auf Augustus (336 — 401), die<lb/> Kaiserzeit bis 476 (402—422, also uicht sehr ausführlich), endlich die Literatur des<lb/> classischen Alterthums (423—456).</p><lb/> <p xml:id="ID_546" next="#ID_547"> Die preussische Revolution. Von Adolf Stahr. IV. 1850, Oldenburg,<lb/> Stalling. Mit diesem Heft, welches bis zur Auflösung der Nafionalversamlnlung geht,<lb/> schließt der „erste Act im Drama der Revolution". Ueber den Geist, in welchem<lb/> Stahr dieselbe betrachtet, haben wir uus schon bei Gelegenheit der früheren Hefte aus¬<lb/> gelassen. Natürlich wird die Darstellung umso bitterer, je deutlicher sich die Reaction</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0166]
opfert, Reichthum und Seelenfrieden. Mistreß Maberly schildert dies in ergreifender
Weise. Eine junge schöne Frau, die eine glänzende Heirath gemacht, bietet Alles auf,
um die Geltung der Fashion zu erlangen, sie verliert dabei fast ihren Ruf und wird
mit genauer Noth noch gerettet durch einen frühern Verehrer, einen vortrefflichen tugend¬
starken Mann, der von der Verf. dazu bestimmt scheint, neben den verschrobenen unna¬
türlichen Gesellschaftsmasken die versöhnende Wirkung eines gesunden fleckenlosen Cha¬
rakters zu machen. Neben dem eitlen, hochmüthigen und herzlosen Gatten seiner schönen
Geretteten nimmt er sich so gut aus, daß man eine Zeit lang befürchtet, die Verf.
werde in den gewöhnlichen Fehler der meisten Franenromane verfallen und einen der
abgedroschenen Conflicte zwischen einem guten Liebhaber und bösen Ehemann abspinnen,
aber sie geht mit vielem Tact darüber hinweg und zeigt im Verlauf ihres Romans,
daß die Fashion ihre Opfer so leichten Kaufs nicht losgibt. Die Eltern sündigen ihr
zu Liebe weiter an ihren Kindern. Eine höchst ergötzliche Entfnhrungsgeschichte ihrer
einzigen Tochter, durch einen falschen Herzog, bestraft und belehrt sie endlich; der Schluß
ist versöhnlicher, als zu erwarten war, weil diese Schmach vernichtet wird dadurch, daß
der Entführer ein verkleideter ältlicher Onkel des jungen Mädchens war, der sie nur
wirksam vou ihrer Thorheit Heilen will und schließlich die zerrütteten Nermögcnsverhält-
nisse der Eltern durch seine reiche Erbschaft wieder herstellt.
Allgemeine Geschichte von den ältesten Zeiten an bis zur Auflösung des west¬
römische» Reichs. Von Pölitz. In siebenter Auslage umgearbeitet von Dr. Karl
Zimmer. 1850. Leipzig, Hinrichs. — Bei einem Geschichtswerk, welches weder auf
deu Ruhm kritischer Forschung noch die Eigenthümlichkeit einer spirituellen Darstellung
Allspruch macht, das sich vielmehr darauf beschränkt, die Resultate der Wissenschaft en
kurzer Uebersicht zusammenzudrängen, ist die Kategorie der Brauchbarkeit das entschei¬
dende Kriterium. Ju solchem Fall wird das Geschäft der Kritik wesentlich durch den
Erfolg erleichtert. Ein Werk, welches bereits die siebente Auflage erlebt, hat sein Dasein
hinlänglich gerechtfertigt. — Die letzte Ausgabe ist eine Verbesserung; Herr Zimmer hat
von deu neuern Forschungen, was als ausgemachte Thatsache gelten kann, fleißig nach¬
getragen und viele Abschnitte zweckmäßiger umgearbeitet; daß er sich auf die Hypothesen
Niebuhr's und Anderer nicht eingelassen hat, ist bei der Anlage des Ganzen nur zu
billigen. — Das Buch enthält zuerst eine allgemeine Einleitung, dann China, Japan,
Indien (p. 32—68); die wcstasiatischen Staaten — die auf einer Seite abgemachte
Geschichte der Sassaniden mit eingeschlossen (p. 69—92); die semitischen Völker: Assyrien,
Babylonien, Syrien (bis zur römischen Eroberung), Phönicien, Juden bis zur Zerstörung
Jerusalems (p. 93 — 150); das übrige Asien; Aegypten bis zur Schlacht bei Antium,
mit einem Nachtrag über ägyptische Cultur (179—212), Karthago; Griechenland bis
zur Eroberung vou Korinth (226—329), Rom bis auf Augustus (336 — 401), die
Kaiserzeit bis 476 (402—422, also uicht sehr ausführlich), endlich die Literatur des
classischen Alterthums (423—456).
Die preussische Revolution. Von Adolf Stahr. IV. 1850, Oldenburg,
Stalling. Mit diesem Heft, welches bis zur Auflösung der Nafionalversamlnlung geht,
schließt der „erste Act im Drama der Revolution". Ueber den Geist, in welchem
Stahr dieselbe betrachtet, haben wir uus schon bei Gelegenheit der früheren Hefte aus¬
gelassen. Natürlich wird die Darstellung umso bitterer, je deutlicher sich die Reaction
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