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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band.

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werden sogleich diese drollige Benennung entschuldigt finden) getheilt. Schon die Orga¬
nisation unserer politischen Behörden zeigt darauf hin, daß Ungarn, nachdem Kroatien,
Slavonien, Siebenbürgen und die Woiwodina davon getrennt wurden, und das beschnittene
Königreich als ein Kronland zurückblieb, in fünf von einander unabhängige Bezirke
getheilt werden soll, und wie gut unterrichtete Leute behaupten, soll jeder dieser Be¬
zirke einen eigenen Landtag bekommen; sür Galicien ist es bereits eine ausgemachte
Sache, daß dort drei Landtage: ein polnischer, ein russischer und eingemischter geschaffen
werden; auch in Siebenbürgen zweifelt Niemand mehr daran, daß die vier Nationen:
Magyaren, Sachsen, Szekler und Walachen besondere Kreise und besondere Landtage
erhalten werden, und im Sachsenlande haben sich bereits zwei Parteien gebildet, die
eine will nämlich jene Theile des Sachsenlandes, wie Broos, wo die Sachsen in bedeu¬
tender Minorität sind, ganz aufgeben, um nicht durch die große Mehrheit der Walachen
in ihrem gauzen Gebiete erdrückt zu werden; die andere will selbst die wenigen sächsischen
Gemeinden, welche in jenen Gegenden lebe", nicht dem Druck der Walachen preisgeben,
und lieber in der Gesammtheit deu Kampf gegen den massenhaften Feind aufnehmen.
Ich will hier nicht jene oft gestellte Frage wiederholen, was die Sachsen dachten, als sie
sich mit den Walachen gegen die Magyaren verbanden, denn diese Frage gehört bereits
der Geschichte an; ich erlaube mir nur, für die Gegenwart die Frage zu stellen: ob es
nicht besser mare, dahin zu wirken, daß Siebenbürgen nur einen Landtag bekomme, wo
die Sachsen im Verein mit dem kräftigen magyarischen Elemente dem rohen Walachenthum
sehr wohl die Spitze bieten könnten, als sich aus Furcht, wie eine Schnecke, in ihr
enges Haus zurückzuziehen, rin da von einem schweren Walachentritt erdrückt zu wer¬
den, oder doch einen großen Theil ihres Hauses gänzlich aufzugehen.

Uebrigens wissen wir sehr wohl, daß es mit der Landtagsdivision nur auf die
Zersplitterung der oppositionellen Kräfte abgesehen ist; aber die Landtage werden als
kleinste Bruchtheile noch immer so viel Geltung haben und so viel Gährungsstoff in
sich erzeugen, als ein vormärzliches Comitat in Ungarn; der Pesther Bezirkslandtag
wird im schlimmsten Falle die Rolle des weiland Pesther Comitats übernehmen, und
mit dem Schwerte der Opposition voranschreiteud, wird es anstatt 20 oder 30 unga¬
rische Comitate ebensoviele ungarische, italienische, polnische und siebenbürgische Land¬
tage gegen das Olmützer Fort anführen, und entweder siegen oder doch jedenfalls zer¬
stören.

Während sich so unsere Negierung vergebens abmüht, das Zivide et impera wie¬
der zur Geltung zu bringen, bildet sich von außen her ein Scheidungsproceß, der an
und für sich uur unbedeutende Folgen haben, aber doch nicht wenig beitragen kann,
unsere unhaltbare Gegenwart noch mißlicher zu machen. Auch haben unsere Blätter
den Gegenstand nach ihren Partei- und Commandoansichten vielfach gedeutet; ich will
also hier den wahren Sachverhalt zu erörtern suchen. In Paris ist eine Spaltung
zwischen den Mitgliedern der ungarischen Emigration eingetreten, die mit einer gänzli¬
chen Trennung enden zu wollen scheint. Als nämlich nach der Katastrophe mehrere
Emigranten in der Hauptstadt Frankreichs ihr Dominik aufschlugen, und die Zahl der¬
selben sich täglich vermehrte, bildete sich daselbst ein Comite unter der Leitung des
Grafen Ladislaus Teleki, der als früherer Bevollmächtigter der ungarischen Regierung
geeignet erschien, die Interessen der Emigration bei der französischen Regierung zu ver¬
treten. Dadurch übernahm Graf Teleki gewissermaßen die Verantwortung für das Be¬
nehmen der einzelnen Emigranten der französischen Regierung gegenüber, aber auch zu¬
gleich die Leitung jener Thätigkeit, welche die Emigration überhaupt im Interesse ihres
leidenden Vaterlandes entwickeln sollte. Die Stellung des Grafen war aber eine dop¬
pelt schwierige, da einerseits die französische Negierung, bei den jetzt/herrschenden Ten¬
denzen, die ungarischen Emigranten überhaupt als sehr unwillkommene Gäste betrachtete,
andererseits aber unter den Emigranten selbst die verschiedensten politischen Ansichten
vertreten waren, und Parteiungen wie bei der polnischen Emigration zu befürchten


werden sogleich diese drollige Benennung entschuldigt finden) getheilt. Schon die Orga¬
nisation unserer politischen Behörden zeigt darauf hin, daß Ungarn, nachdem Kroatien,
Slavonien, Siebenbürgen und die Woiwodina davon getrennt wurden, und das beschnittene
Königreich als ein Kronland zurückblieb, in fünf von einander unabhängige Bezirke
getheilt werden soll, und wie gut unterrichtete Leute behaupten, soll jeder dieser Be¬
zirke einen eigenen Landtag bekommen; sür Galicien ist es bereits eine ausgemachte
Sache, daß dort drei Landtage: ein polnischer, ein russischer und eingemischter geschaffen
werden; auch in Siebenbürgen zweifelt Niemand mehr daran, daß die vier Nationen:
Magyaren, Sachsen, Szekler und Walachen besondere Kreise und besondere Landtage
erhalten werden, und im Sachsenlande haben sich bereits zwei Parteien gebildet, die
eine will nämlich jene Theile des Sachsenlandes, wie Broos, wo die Sachsen in bedeu¬
tender Minorität sind, ganz aufgeben, um nicht durch die große Mehrheit der Walachen
in ihrem gauzen Gebiete erdrückt zu werden; die andere will selbst die wenigen sächsischen
Gemeinden, welche in jenen Gegenden lebe», nicht dem Druck der Walachen preisgeben,
und lieber in der Gesammtheit deu Kampf gegen den massenhaften Feind aufnehmen.
Ich will hier nicht jene oft gestellte Frage wiederholen, was die Sachsen dachten, als sie
sich mit den Walachen gegen die Magyaren verbanden, denn diese Frage gehört bereits
der Geschichte an; ich erlaube mir nur, für die Gegenwart die Frage zu stellen: ob es
nicht besser mare, dahin zu wirken, daß Siebenbürgen nur einen Landtag bekomme, wo
die Sachsen im Verein mit dem kräftigen magyarischen Elemente dem rohen Walachenthum
sehr wohl die Spitze bieten könnten, als sich aus Furcht, wie eine Schnecke, in ihr
enges Haus zurückzuziehen, rin da von einem schweren Walachentritt erdrückt zu wer¬
den, oder doch einen großen Theil ihres Hauses gänzlich aufzugehen.

Uebrigens wissen wir sehr wohl, daß es mit der Landtagsdivision nur auf die
Zersplitterung der oppositionellen Kräfte abgesehen ist; aber die Landtage werden als
kleinste Bruchtheile noch immer so viel Geltung haben und so viel Gährungsstoff in
sich erzeugen, als ein vormärzliches Comitat in Ungarn; der Pesther Bezirkslandtag
wird im schlimmsten Falle die Rolle des weiland Pesther Comitats übernehmen, und
mit dem Schwerte der Opposition voranschreiteud, wird es anstatt 20 oder 30 unga¬
rische Comitate ebensoviele ungarische, italienische, polnische und siebenbürgische Land¬
tage gegen das Olmützer Fort anführen, und entweder siegen oder doch jedenfalls zer¬
stören.

Während sich so unsere Negierung vergebens abmüht, das Zivide et impera wie¬
der zur Geltung zu bringen, bildet sich von außen her ein Scheidungsproceß, der an
und für sich uur unbedeutende Folgen haben, aber doch nicht wenig beitragen kann,
unsere unhaltbare Gegenwart noch mißlicher zu machen. Auch haben unsere Blätter
den Gegenstand nach ihren Partei- und Commandoansichten vielfach gedeutet; ich will
also hier den wahren Sachverhalt zu erörtern suchen. In Paris ist eine Spaltung
zwischen den Mitgliedern der ungarischen Emigration eingetreten, die mit einer gänzli¬
chen Trennung enden zu wollen scheint. Als nämlich nach der Katastrophe mehrere
Emigranten in der Hauptstadt Frankreichs ihr Dominik aufschlugen, und die Zahl der¬
selben sich täglich vermehrte, bildete sich daselbst ein Comite unter der Leitung des
Grafen Ladislaus Teleki, der als früherer Bevollmächtigter der ungarischen Regierung
geeignet erschien, die Interessen der Emigration bei der französischen Regierung zu ver¬
treten. Dadurch übernahm Graf Teleki gewissermaßen die Verantwortung für das Be¬
nehmen der einzelnen Emigranten der französischen Regierung gegenüber, aber auch zu¬
gleich die Leitung jener Thätigkeit, welche die Emigration überhaupt im Interesse ihres
leidenden Vaterlandes entwickeln sollte. Die Stellung des Grafen war aber eine dop¬
pelt schwierige, da einerseits die französische Negierung, bei den jetzt/herrschenden Ten¬
denzen, die ungarischen Emigranten überhaupt als sehr unwillkommene Gäste betrachtete,
andererseits aber unter den Emigranten selbst die verschiedensten politischen Ansichten
vertreten waren, und Parteiungen wie bei der polnischen Emigration zu befürchten


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[0120] werden sogleich diese drollige Benennung entschuldigt finden) getheilt. Schon die Orga¬ nisation unserer politischen Behörden zeigt darauf hin, daß Ungarn, nachdem Kroatien, Slavonien, Siebenbürgen und die Woiwodina davon getrennt wurden, und das beschnittene Königreich als ein Kronland zurückblieb, in fünf von einander unabhängige Bezirke getheilt werden soll, und wie gut unterrichtete Leute behaupten, soll jeder dieser Be¬ zirke einen eigenen Landtag bekommen; sür Galicien ist es bereits eine ausgemachte Sache, daß dort drei Landtage: ein polnischer, ein russischer und eingemischter geschaffen werden; auch in Siebenbürgen zweifelt Niemand mehr daran, daß die vier Nationen: Magyaren, Sachsen, Szekler und Walachen besondere Kreise und besondere Landtage erhalten werden, und im Sachsenlande haben sich bereits zwei Parteien gebildet, die eine will nämlich jene Theile des Sachsenlandes, wie Broos, wo die Sachsen in bedeu¬ tender Minorität sind, ganz aufgeben, um nicht durch die große Mehrheit der Walachen in ihrem gauzen Gebiete erdrückt zu werden; die andere will selbst die wenigen sächsischen Gemeinden, welche in jenen Gegenden lebe», nicht dem Druck der Walachen preisgeben, und lieber in der Gesammtheit deu Kampf gegen den massenhaften Feind aufnehmen. Ich will hier nicht jene oft gestellte Frage wiederholen, was die Sachsen dachten, als sie sich mit den Walachen gegen die Magyaren verbanden, denn diese Frage gehört bereits der Geschichte an; ich erlaube mir nur, für die Gegenwart die Frage zu stellen: ob es nicht besser mare, dahin zu wirken, daß Siebenbürgen nur einen Landtag bekomme, wo die Sachsen im Verein mit dem kräftigen magyarischen Elemente dem rohen Walachenthum sehr wohl die Spitze bieten könnten, als sich aus Furcht, wie eine Schnecke, in ihr enges Haus zurückzuziehen, rin da von einem schweren Walachentritt erdrückt zu wer¬ den, oder doch einen großen Theil ihres Hauses gänzlich aufzugehen. Uebrigens wissen wir sehr wohl, daß es mit der Landtagsdivision nur auf die Zersplitterung der oppositionellen Kräfte abgesehen ist; aber die Landtage werden als kleinste Bruchtheile noch immer so viel Geltung haben und so viel Gährungsstoff in sich erzeugen, als ein vormärzliches Comitat in Ungarn; der Pesther Bezirkslandtag wird im schlimmsten Falle die Rolle des weiland Pesther Comitats übernehmen, und mit dem Schwerte der Opposition voranschreiteud, wird es anstatt 20 oder 30 unga¬ rische Comitate ebensoviele ungarische, italienische, polnische und siebenbürgische Land¬ tage gegen das Olmützer Fort anführen, und entweder siegen oder doch jedenfalls zer¬ stören. Während sich so unsere Negierung vergebens abmüht, das Zivide et impera wie¬ der zur Geltung zu bringen, bildet sich von außen her ein Scheidungsproceß, der an und für sich uur unbedeutende Folgen haben, aber doch nicht wenig beitragen kann, unsere unhaltbare Gegenwart noch mißlicher zu machen. Auch haben unsere Blätter den Gegenstand nach ihren Partei- und Commandoansichten vielfach gedeutet; ich will also hier den wahren Sachverhalt zu erörtern suchen. In Paris ist eine Spaltung zwischen den Mitgliedern der ungarischen Emigration eingetreten, die mit einer gänzli¬ chen Trennung enden zu wollen scheint. Als nämlich nach der Katastrophe mehrere Emigranten in der Hauptstadt Frankreichs ihr Dominik aufschlugen, und die Zahl der¬ selben sich täglich vermehrte, bildete sich daselbst ein Comite unter der Leitung des Grafen Ladislaus Teleki, der als früherer Bevollmächtigter der ungarischen Regierung geeignet erschien, die Interessen der Emigration bei der französischen Regierung zu ver¬ treten. Dadurch übernahm Graf Teleki gewissermaßen die Verantwortung für das Be¬ nehmen der einzelnen Emigranten der französischen Regierung gegenüber, aber auch zu¬ gleich die Leitung jener Thätigkeit, welche die Emigration überhaupt im Interesse ihres leidenden Vaterlandes entwickeln sollte. Die Stellung des Grafen war aber eine dop¬ pelt schwierige, da einerseits die französische Negierung, bei den jetzt/herrschenden Ten¬ denzen, die ungarischen Emigranten überhaupt als sehr unwillkommene Gäste betrachtete, andererseits aber unter den Emigranten selbst die verschiedensten politischen Ansichten vertreten waren, und Parteiungen wie bei der polnischen Emigration zu befürchten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92288/120>, abgerufen am 24.08.2024.