Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band.ich sofort den Obristen Bulharhn und Major Jdzikvwski von jedem Commando Schon den 14. Juni erhielt ich wiederholt den Befehl, dein Dembinsti das ich sofort den Obristen Bulharhn und Major Jdzikvwski von jedem Commando Schon den 14. Juni erhielt ich wiederholt den Befehl, dein Dembinsti das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0040" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/85623"/> <p xml:id="ID_107" prev="#ID_106"> ich sofort den Obristen Bulharhn und Major Jdzikvwski von jedem Commando<lb/> zu entfernen hätte. Die Generale Döseöffy und Kazenezy sollten unter mir das<lb/> 9. und 10. Corps befehligen. Der Brief Kossuth's enthielt Klagen über den<lb/> Undank der Polen. Ich ging nun nach Damiaty zu Dembinski, der mir sagte,<lb/> daß er die nnangcmessenen Befehle der Regierung uicht ausführen könne und<lb/> deshalb die Entlassung gefordert, neuerdings aber noch einen neuen Plan vor¬<lb/> gelegt habe. Ich ergriff diese Erklärung, um ihm vorzustellen, das Commando<lb/> zu behalten, schrieb uun selbst für Dembinsti sehr dringend an die Regierung,<lb/> zeigte den Brief dem Adjutanten des Generals, Sigismund Jordan, vor dessen<lb/> Abgange. In der That hatte ich großen Widerwillen gegen dieses Commando,<lb/> da .die ausländischen Generale den Ungarn immer Mistrauen erregten, ferner<lb/> besaß Dembinsti großes Zutrauen bei seinem Corps und der Bevölkerung, und<lb/> gingen wir nach Galizien, so konnten wir nur vereint aus alle Parteien wirken.<lb/> Hieraus ging ich nach Mistvlcz zurück und ließ die Truppen täglich zweimal tüchtig<lb/> üben, hatte aber mit dem Mangel an Subordination so zu kämpfen, daß ich<lb/> einen Capitain und zwei Offiziere entlassen mußte, ihnen jedoch freistellte, als<lb/> Gemeine einzutreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_108"> Schon den 14. Juni erhielt ich wiederholt den Befehl, dein Dembinsti das<lb/> Commando abzunehmen. Der Brief Görgey's war trocken und bitter hinsichtlich<lb/> Dcmbinski's. Ich war seit jeher gegen das Zusammenstoßen verschiedener Natio¬<lb/> nalitäten, schrieb er, Ihr richtiger Tact, welcher den: Dembinski ganz fehlt, be¬<lb/> stimmt das Ministerium, Ihnen das Obercommando anzutragen, sollten Sie<lb/> Gründe haben, es abzulehnen, so übergeben Sie es dem General Döseöffy.<lb/> Anfangs war ich noch sehr unschlüssig, doch der Gedanke, daß ich meinem Vater¬<lb/> lands durch dieses Commando nützlich sein könne, bewog mich zur Annahme.<lb/> Den 15. Juni übernahm ich demnach das Commando. Dembinski theilte mir<lb/> mit Bereitwilligkeit bei der Uebergabe alle nöthigen Nachrichten über die Lage<lb/> seines Corps mit, war auch so edelmüthig, der Negierung nach seinem Abgange<lb/> zu erklären, daß, wenn das Corps nicht bedeutende Verstärkungen erhielte, es<lb/> sich unmöglich halten könne; ich von meiner Seite erzeigte ihm alle nur mögliche<lb/> Hochachtung und bat ihn in Gegenwart Döseöffy's, uns als jungen Generalen<lb/> mit seinem erfahrenen Rache beistehen zu wollen. Den Bulharyn und JdzikowSti<lb/> entfernte ich, trotz des Negieruugsbefehls, uicht, schlug sie vielmehr zum Avan¬<lb/> cement vor, obschon sie gegen mich nicht aufrichtig handelten, da sie Verdienste<lb/> hatten. Ich hatte 10,000 Mann nicht sehr geübter Truppe». Die Menge großer<lb/> und kleiner Uebergänge aus Galizien nach Ungarn erforderten mindestens<lb/> 30,000 Mann, um sie anch gegen sehr überwiegende Kräfte mit Erfolg zu ver¬<lb/> teidigen, und mit der Reserve anzugreifen und zu vernichten. 60,000 Russen<lb/> standen bei Dukla in Galizien und^ 18,000 waren bei Lubomla in Ungarn ein¬<lb/> gedrungen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
ich sofort den Obristen Bulharhn und Major Jdzikvwski von jedem Commando
zu entfernen hätte. Die Generale Döseöffy und Kazenezy sollten unter mir das
9. und 10. Corps befehligen. Der Brief Kossuth's enthielt Klagen über den
Undank der Polen. Ich ging nun nach Damiaty zu Dembinski, der mir sagte,
daß er die nnangcmessenen Befehle der Regierung uicht ausführen könne und
deshalb die Entlassung gefordert, neuerdings aber noch einen neuen Plan vor¬
gelegt habe. Ich ergriff diese Erklärung, um ihm vorzustellen, das Commando
zu behalten, schrieb uun selbst für Dembinsti sehr dringend an die Regierung,
zeigte den Brief dem Adjutanten des Generals, Sigismund Jordan, vor dessen
Abgange. In der That hatte ich großen Widerwillen gegen dieses Commando,
da .die ausländischen Generale den Ungarn immer Mistrauen erregten, ferner
besaß Dembinsti großes Zutrauen bei seinem Corps und der Bevölkerung, und
gingen wir nach Galizien, so konnten wir nur vereint aus alle Parteien wirken.
Hieraus ging ich nach Mistvlcz zurück und ließ die Truppen täglich zweimal tüchtig
üben, hatte aber mit dem Mangel an Subordination so zu kämpfen, daß ich
einen Capitain und zwei Offiziere entlassen mußte, ihnen jedoch freistellte, als
Gemeine einzutreten.
Schon den 14. Juni erhielt ich wiederholt den Befehl, dein Dembinsti das
Commando abzunehmen. Der Brief Görgey's war trocken und bitter hinsichtlich
Dcmbinski's. Ich war seit jeher gegen das Zusammenstoßen verschiedener Natio¬
nalitäten, schrieb er, Ihr richtiger Tact, welcher den: Dembinski ganz fehlt, be¬
stimmt das Ministerium, Ihnen das Obercommando anzutragen, sollten Sie
Gründe haben, es abzulehnen, so übergeben Sie es dem General Döseöffy.
Anfangs war ich noch sehr unschlüssig, doch der Gedanke, daß ich meinem Vater¬
lands durch dieses Commando nützlich sein könne, bewog mich zur Annahme.
Den 15. Juni übernahm ich demnach das Commando. Dembinski theilte mir
mit Bereitwilligkeit bei der Uebergabe alle nöthigen Nachrichten über die Lage
seines Corps mit, war auch so edelmüthig, der Negierung nach seinem Abgange
zu erklären, daß, wenn das Corps nicht bedeutende Verstärkungen erhielte, es
sich unmöglich halten könne; ich von meiner Seite erzeigte ihm alle nur mögliche
Hochachtung und bat ihn in Gegenwart Döseöffy's, uns als jungen Generalen
mit seinem erfahrenen Rache beistehen zu wollen. Den Bulharyn und JdzikowSti
entfernte ich, trotz des Negieruugsbefehls, uicht, schlug sie vielmehr zum Avan¬
cement vor, obschon sie gegen mich nicht aufrichtig handelten, da sie Verdienste
hatten. Ich hatte 10,000 Mann nicht sehr geübter Truppe». Die Menge großer
und kleiner Uebergänge aus Galizien nach Ungarn erforderten mindestens
30,000 Mann, um sie anch gegen sehr überwiegende Kräfte mit Erfolg zu ver¬
teidigen, und mit der Reserve anzugreifen und zu vernichten. 60,000 Russen
standen bei Dukla in Galizien und^ 18,000 waren bei Lubomla in Ungarn ein¬
gedrungen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |